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Tauwetter
Jetzt tropft es von den kahlen Bäumen
und Regenschirme wandern durch die Stadt.
Die braunbespritzten Wälle säumen
die dunklen Gassen, wo’s noch Kälte hat.
Das Gurgeln dringt durchs Eisengitter;
von einem Dach fällt müd der letzte Schnee.
Ein Besen sammelt Kieselsplitter
und aus der offnen Tür riecht’s nach Kaffee.
Man spricht nun wieder etwas länger.
Zuweilen sieht man, wie ein Lächeln fällt,
und selbst der alte Einzelgänger
zieht einen neuen Strich um seine Welt.
Audioversion
(c) Margot S. Baumann
Hallo Marge,
ich finde auch, dass Dir hier mal wieder ein sehr schönes, sprachliches Stimmungsbild gelungen ist, auch wenn ich nach Diskussionen in einem anderen Faden hier bei "braunbespritzten Wällen" etwas zusammenzucke. Dafür kann aber Dein Gedicht nichts.
Ich habe ja auch immer wieder mal ein Problem mit dem einen oder anderen Bild das Du verwendest. Diesmal kann ich das Gurgeln nicht einordnen. Ich verstehe einfach nicht, was es ist.
Ansonsten sehr stimmungsvolle Verse zum sich reinwickeln und genießen. Ich wünschte, wir hätten so schönes Tauwetter hier in Berlin.
Lieben Gruß,
GerateWohl
ich finde auch, dass Dir hier mal wieder ein sehr schönes, sprachliches Stimmungsbild gelungen ist, auch wenn ich nach Diskussionen in einem anderen Faden hier bei "braunbespritzten Wällen" etwas zusammenzucke. Dafür kann aber Dein Gedicht nichts.
Ich habe ja auch immer wieder mal ein Problem mit dem einen oder anderen Bild das Du verwendest. Diesmal kann ich das Gurgeln nicht einordnen. Ich verstehe einfach nicht, was es ist.
Ansonsten sehr stimmungsvolle Verse zum sich reinwickeln und genießen. Ich wünschte, wir hätten so schönes Tauwetter hier in Berlin.
Lieben Gruß,
GerateWohl
Hi Leute
@ Franzi
Oh, zu viel der Ehre. Es sind nur ein paar Beobachtungen in diesen Tagen. Freut mich, dass es dir gefällt.
@ Fabian
Wir hatten noch nicht das Vergnügen. Ein Willkommen auch von meiner Seite. Danke für das Lob, das hört man doch gerne. Die letzte Zeile sollte eigentlich ein kleines (melancholisches) Witzchen sein. Weil alles taut und sich für den Frühling rüstet, macht selbst der Einzelgänger einen neuen Strich bzw. eine neue Grenze um seine kleine Welt.
@ GW
Kann sein, dass wir Schweizer zur Farbe braun ein etwas anderes Verhältnis haben, als ihr. Wir setzen sie nicht automatisch mit Nationalsozialismus gleich, aber ich verstehe schon, dass man (ihr) da vielleicht automatisch daran denkt. Nur ist eben alter Schnee braun, tja.... Das Gurgeln ist bloss das Wasser, das durch die Gulis abläuft. Jetzt im Moment, wo's so extrem wärmer geworden ist, macht das eben solche Geräusche.
Besten Dank für die Rückmeldungen und natürlich fürs Schönfinden.
Beste Grüsse
Margot
@ Franzi
Oh, zu viel der Ehre. Es sind nur ein paar Beobachtungen in diesen Tagen. Freut mich, dass es dir gefällt.
@ Fabian
Wir hatten noch nicht das Vergnügen. Ein Willkommen auch von meiner Seite. Danke für das Lob, das hört man doch gerne. Die letzte Zeile sollte eigentlich ein kleines (melancholisches) Witzchen sein. Weil alles taut und sich für den Frühling rüstet, macht selbst der Einzelgänger einen neuen Strich bzw. eine neue Grenze um seine kleine Welt.
@ GW
Kann sein, dass wir Schweizer zur Farbe braun ein etwas anderes Verhältnis haben, als ihr. Wir setzen sie nicht automatisch mit Nationalsozialismus gleich, aber ich verstehe schon, dass man (ihr) da vielleicht automatisch daran denkt. Nur ist eben alter Schnee braun, tja.... Das Gurgeln ist bloss das Wasser, das durch die Gulis abläuft. Jetzt im Moment, wo's so extrem wärmer geworden ist, macht das eben solche Geräusche.
Besten Dank für die Rückmeldungen und natürlich fürs Schönfinden.
Beste Grüsse
Margot
Hallo Margot,
wenn du dich der Natur widmest, ist das für mich immer am Besten, denn dann verstehe ich dich wenigstens ...
Ich kann mich meinen Vorrednern hier nur bedingungslos anschließen - ein wirklich sehr schönes, sehr stimmiges, sehr hoffnungsvolles Werk. Auch mir hat die letzte Strophe besonders zugesagt - und ich habe sogar die Sache mit dem Einzelgänger gleich verstanden *stolz guck* (jetzt will ich ein paar Schulterklopfer bekommen und ein "Gut gemacht, Rodi" hören )
Hat mir jedenfalls sehr gut gefallen, dein Tauwetter. Formal und stilistisch brauche ich bei dir ja keine großen Worte verlieren - da passt ohnehin alles wie aus einem Guss.
Viele Grüße
Thomas
wenn du dich der Natur widmest, ist das für mich immer am Besten, denn dann verstehe ich dich wenigstens ...
Ich kann mich meinen Vorrednern hier nur bedingungslos anschließen - ein wirklich sehr schönes, sehr stimmiges, sehr hoffnungsvolles Werk. Auch mir hat die letzte Strophe besonders zugesagt - und ich habe sogar die Sache mit dem Einzelgänger gleich verstanden *stolz guck* (jetzt will ich ein paar Schulterklopfer bekommen und ein "Gut gemacht, Rodi" hören )
Hat mir jedenfalls sehr gut gefallen, dein Tauwetter. Formal und stilistisch brauche ich bei dir ja keine großen Worte verlieren - da passt ohnehin alles wie aus einem Guss.
Viele Grüße
Thomas
Hi Vel
Ich bin ganz platt, ob der vielen Zustimmung, ehrlich. Es freut mich natürlich, dass diese kleinen Verse gefallen, jedoch .... ach nein, lassen wir das! *g Danke fürs Lob.
Gruss
Margot
P.S. Ja, ich denke immer noch, dass ich keine typische Naturdichtung hinkriege. Irgendwo ist immer eine zweite Sinnebene drin. Zu reiner Beschreibung kann ich mich einfach nicht "aufraffen".
Ich bin ganz platt, ob der vielen Zustimmung, ehrlich. Es freut mich natürlich, dass diese kleinen Verse gefallen, jedoch .... ach nein, lassen wir das! *g Danke fürs Lob.
Gruss
Margot
P.S. Ja, ich denke immer noch, dass ich keine typische Naturdichtung hinkriege. Irgendwo ist immer eine zweite Sinnebene drin. Zu reiner Beschreibung kann ich mich einfach nicht "aufraffen".
Hallo Margot!
Wo alles lobt, kann Muh nicht meckern? Von wegen!
Natürlich ist das sauber gereimt und gedichtet, du verstehst dein Handwerk. Man ist ja immer wieder versucht, das einfach auszublenden, sollte das aber nicht tun. Das Gedicht kreuzreimt sich durch ein durch und durch trochäisches Maß mit durchgängigem Auftakt und männlichen Kadenzen und 5 statt 4 Hebungen im Gegenvers. Das fallende Metrum, zusammen mit Wortwahl und Bildern, ergibt für mich eine sehr melancholische Simmung, die im Widerspruch zum Titel und zum gewollten Inhalt steht. Denn erst zum Schluss hin wird ein Lächeln erwähnt und die Möglichkeit zur Erneuerung. Und hier finden dann auch die männlichen Kadenzen ihre Berechtigung: Hinter der Wehmut, die bei diesem Übergang, diesem Verlust des Winters auch enthalten ist, steckt die Hoffnung auf Besseres, auf den Frühling.
Dennoch, und das ist mein Kritikpunkt, überwiegt der schwermütige Grundton: Kahle Bäume, Regenschirme, Schmutz, dunkle Gassen, Kälte, Gurgeln, Gitter, müd, letzter Schnee, Splitter... erst ab S2Z4 kommt durch den Kaffeeduft so etwas wie Aufbruchsstimmung auf . Aber auch die ist noch arg müd, die Gespräche werden nur „etwas“ länger und für ein Lachen reicht es noch nicht, nur für ein Lächeln. Und diesen Einzelgänger, den kann man auch nur ziemlich schwerblütig sehen, denn wo der Schnee ihm eine natürliche Barriere baute, da zieht er bei Tauwetter schnell eine Grenze um seine Welt.
Also, du merkst, ich bin da zwiespältig. Von der melancholischen Melodie wäre ich grundsätzlich hingerissen, wenn ich da nicht diesen Widerspruch sähe. Ich halte es daher für etwas schief, da es eher ein Downer, als ein Upper geworden ist. Der Winter ist nicht mehr Winter, der Frühling aber auch noch nicht da, die Stimmung eher auf dem Nullpunkt, als indifferent.
Wahrscheinlich bin ich ungerecht, subjektiv ja sowieso. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass ich dieses Matschwetter hasse.
DG
Mattes
P.S.: Ich höre immer Natur. Wo kommt die hier denn vor, außer ziemlich kahl in Z1 und der Tatsache, dass es für Schnee etwas zu warm geworden ist?
Wo alles lobt, kann Muh nicht meckern? Von wegen!
Natürlich ist das sauber gereimt und gedichtet, du verstehst dein Handwerk. Man ist ja immer wieder versucht, das einfach auszublenden, sollte das aber nicht tun. Das Gedicht kreuzreimt sich durch ein durch und durch trochäisches Maß mit durchgängigem Auftakt und männlichen Kadenzen und 5 statt 4 Hebungen im Gegenvers. Das fallende Metrum, zusammen mit Wortwahl und Bildern, ergibt für mich eine sehr melancholische Simmung, die im Widerspruch zum Titel und zum gewollten Inhalt steht. Denn erst zum Schluss hin wird ein Lächeln erwähnt und die Möglichkeit zur Erneuerung. Und hier finden dann auch die männlichen Kadenzen ihre Berechtigung: Hinter der Wehmut, die bei diesem Übergang, diesem Verlust des Winters auch enthalten ist, steckt die Hoffnung auf Besseres, auf den Frühling.
Dennoch, und das ist mein Kritikpunkt, überwiegt der schwermütige Grundton: Kahle Bäume, Regenschirme, Schmutz, dunkle Gassen, Kälte, Gurgeln, Gitter, müd, letzter Schnee, Splitter... erst ab S2Z4 kommt durch den Kaffeeduft so etwas wie Aufbruchsstimmung auf . Aber auch die ist noch arg müd, die Gespräche werden nur „etwas“ länger und für ein Lachen reicht es noch nicht, nur für ein Lächeln. Und diesen Einzelgänger, den kann man auch nur ziemlich schwerblütig sehen, denn wo der Schnee ihm eine natürliche Barriere baute, da zieht er bei Tauwetter schnell eine Grenze um seine Welt.
Also, du merkst, ich bin da zwiespältig. Von der melancholischen Melodie wäre ich grundsätzlich hingerissen, wenn ich da nicht diesen Widerspruch sähe. Ich halte es daher für etwas schief, da es eher ein Downer, als ein Upper geworden ist. Der Winter ist nicht mehr Winter, der Frühling aber auch noch nicht da, die Stimmung eher auf dem Nullpunkt, als indifferent.
Wahrscheinlich bin ich ungerecht, subjektiv ja sowieso. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass ich dieses Matschwetter hasse.
DG
Mattes
P.S.: Ich höre immer Natur. Wo kommt die hier denn vor, außer ziemlich kahl in Z1 und der Tatsache, dass es für Schnee etwas zu warm geworden ist?
Hi Mattes
Lach …. ja, der schwermütige Grundton überwiegt. Ich wollte ja auch keinen Schenkelklopfer produzieren. Tauwetter an sich hat – zumindest für mich – nicht unbedingt einen fröhlichen Aspekt. Es ist lediglich ein Wort dafür, dass sich ein Zustand ändert. Mein Erzähler zählt ja auch einfach auf, was ihm – beim Spazieren – für Veränderungen auffallen.
Das war exakt meine Intention, ansonsten hätte ich wohl irgendwo noch ein Schneeglöckchen eingebaut.
Und wegen der Natur, ich sag ja, dass ich immer (noch) zwei Sinnebenen einbaue. Reine Naturdichtung will mir einfach nicht gelingen. Aber Natur hat doch auch was mit dem Wechsel von Jahreszeiten zu tun, dem steten Wandel, nicht? Von daher finde ich diese Rubrik schon passend, aber darüber kann man sich streiten, wenn man denn will.
Ich danke dir für den Kommentar, die Analyse und den „Downer“, sonst hätte ich womöglich noch den GW bekommen (nicht zu verwechseln mit dem Dichter gleichnamiger Initialen).
Sei gegrüsst, du Meckerkuh! (ykwim)
Margot
P.S. @ Non: Langweile? Nö, wollen wir doch nicht.
Lach …. ja, der schwermütige Grundton überwiegt. Ich wollte ja auch keinen Schenkelklopfer produzieren. Tauwetter an sich hat – zumindest für mich – nicht unbedingt einen fröhlichen Aspekt. Es ist lediglich ein Wort dafür, dass sich ein Zustand ändert. Mein Erzähler zählt ja auch einfach auf, was ihm – beim Spazieren – für Veränderungen auffallen.
Zitat: |
Der Winter ist nicht mehr Winter, der Frühling aber auch noch nicht da, die Stimmung eher auf dem Nullpunkt, als indifferent. |
Das war exakt meine Intention, ansonsten hätte ich wohl irgendwo noch ein Schneeglöckchen eingebaut.
Und wegen der Natur, ich sag ja, dass ich immer (noch) zwei Sinnebenen einbaue. Reine Naturdichtung will mir einfach nicht gelingen. Aber Natur hat doch auch was mit dem Wechsel von Jahreszeiten zu tun, dem steten Wandel, nicht? Von daher finde ich diese Rubrik schon passend, aber darüber kann man sich streiten, wenn man denn will.
Ich danke dir für den Kommentar, die Analyse und den „Downer“, sonst hätte ich womöglich noch den GW bekommen (nicht zu verwechseln mit dem Dichter gleichnamiger Initialen).
Sei gegrüsst, du Meckerkuh! (ykwim)
Margot
P.S. @ Non: Langweile? Nö, wollen wir doch nicht.
Von wegen Meckerkuh (ikwym): Ich habe ja glatt vergessen, was mich so richtig in Meckerstimmung gebracht hatte:
S1Z4: Die braun bespritzten Wälle will ich mundartlich ja durchgehen laasen, weil ich auch keine Ahnung habe, wie man diese Matschhaufen benennen soll, aber "die wo es noch Kälte hat", die gehören nach Schwaben und gefallen mir schon da nicht. Oder ist das im Schwyzerdütsch so sehr verankert, dass man das lassen kann?
Ich weiß es nicht, mich alte Meckerkuh hat es jedenfalls angesprungen.
DG
Mattes
S1Z4: Die braun bespritzten Wälle will ich mundartlich ja durchgehen laasen, weil ich auch keine Ahnung habe, wie man diese Matschhaufen benennen soll, aber "die wo es noch Kälte hat", die gehören nach Schwaben und gefallen mir schon da nicht. Oder ist das im Schwyzerdütsch so sehr verankert, dass man das lassen kann?
Ich weiß es nicht, mich alte Meckerkuh hat es jedenfalls angesprungen.
DG
Mattes
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