#1

Tagebucheintrag

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 09.03.2006 18:15
von Krabü2 (gelöscht)
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SIMPLIFIZIERT
(mit einer Ergänzung, von der ich nicht weiß, ob Arno es so oder so ähnlich meinte... den Kern, den praktischen.)


Obwohl ich doch immer sagte: 'Es ist ein Glück, enttäuscht zu werden, schließlich bedeutet eine Enttäuschung die Befreiung von einer Täuschung, also ist sie etwas Gewinnbringendes'...
kann ich gerade keinen Gewinn empfinden.
Nüchternheit?
Naja, das wäre schön, das hielte den Kopf klar oder wüsche ihn zumindest.
(Aber nüchtern bin ich nicht, schon mal ganz abgesehen davon, dass ich jetzt gerade Sekt trinke. Ich stoß mit mir selbst an auf die Enttäuschung, will sie abstoßen, wie eine Bleikristallkugel aus meinem Bauch.)

Täuschung – kommt das eigentlich von Tausch?
Habe ich reinen Geist gegen Illusion getauscht?
Mit mir selbst? Mit einem Anteil in mir? Mit welchem?
Mit dem träumenden, illusorischen, wünschenden, kindlichen Glauben, der Hoffnung?
Welcher Anteil hat mit welchem Anteil verhandelt in diesem Geschäft?
Welche Motivation stand dahinter?

Ich gebe erst der Motivation einen Namen zur Kenntlichmachung.
Ich nenne sie 'Leben'. Leben ist, glaube ich, die Hauptmotvation, die jeder hat. Leben und Überleben.

Gebe ich der Motivation einen Namen und der Täuschung und der Enttäuschung nicht, dann habe ich keine Mitspieler, keine Bezüge.

Die Täuschung also. Hmmm. Ich gebe ihr den Namen 'Traumbild'.
Traumbild deshalb, weil nur ein Traumbild, wie ich meine, nur ein tiefer Wunsch mich fehlleiten kann von meiner Intuition. Die Täuschung ist ein Gaukler. Illusion tauscht also mit Intuition.
(Iintuitiv weiß ich doch, was mir widerfährt. Intuitiv weiß ich, was mir gut und was mir nicht gut tut.)

Fehlt nur noch die Enttäuschung. Welchen Namen sollte sie tragen?
Diese Namensvergabe fällt mir schwer. Wenn ich nun also das Leben als Motivation sehe und die Täuschung als Traumbild, dann fehlt mir einzig der Tod. Wessen Tod?
Natürlich! Der Tod des Traumbildes. Also die Intuition.
Ich kann den Tod also auch Intuition nennen. Enttäuschung wäre dann Tod oder Intuition.

Ich überlege, ob ich Dich willentlich getäuscht habe, dass Du einer Enttäuschung bedurftest. Worin könnte ich Dich getäuscht haben – was ist es, was Dich bewog, Dich in mir zu täuschen? Womit habe ich Dich getötet? Nein, dann hast Du Dich ja selbst getötet, in mir getötet. Also warst Du ein potentieller Selbstmörder, genau wie ich.

Schließlich hieße das, dass wir für das Leben (für die Motivation) Traumbilder, Illusion benötigen. Da aber auf jede Täuschung letztlich eine Enttäuschung folgt – auf kurz oder lang – erreicht uns wieder die Intuition. Nur mit ihr können wir wahr sein. Das hieße dann, nur im Tod seien wir auf die Wahrheit zurückgeworfen.

Sollte ich lieber den Fernseher einschalten? Oder was kaufen? Träume kaufen? GEZ-Traumgebühren hätt' ich schon bezahlt. Da gibt es viele Illusionen, viele Täuschungen zu sehen. Illusionen über das Leben.
Wortklauberei?!

So komme ich nicht weiter. Ich will mich ja nicht trennen von Dir, ich will uns ja noch eine Chance geben. Und wenn ich ehrlich bin, kann ich auch meine Gefühle nicht verdenken, auch mir nicht. Wütend bin ich allemale.
Immer die gleichen Gespräche, und nie ändert sich etwas. Ich schreibe Dir einfach ein Gedicht, so dass Du erkennst, dass ich mir viele Gedanken gemacht habe. Ich schicke es Dir per Email, obwohl
Du nur ein paar Zimmer weiter sitzt... vielleicht solltest Du auch das wissen.
In Liebe


Wärest Du
noch streng,
wenn Du
zusehen könntest,
wie ich den Teller
dekorierte mit einem
Samenstrang rechts,
dem anderen links
neben deinen pikant
zubereiteten Hoden?


Hörtest Du dann
wie ich
die Zwischentöne?
Sähest Du dann
wie ich
die Nebenfarben?
Röchest Du dann
wie ich
die Innendüfte?
Schmecktest Du dann
wie ich
die Bitternis aus jedem
Kompromiss?

(SO, ARNO, MEHR FÄLLT MIR JETZT ABER NICHT MEHR EIN, AUCH WENN ES JETZT SCHON UNTER GLOSSEN, ESSAYS UND HASTENICHGESEHEN WAHRSCHEINLICH FALSCH STEHT... *ZWINKER*)

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#2

Tagebucheintrag

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 09.03.2006 18:49
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
Hallo Kratzbürste,

habe deinen Text gerade überflogen. Mein allererster Eindruck: interessantes Gedankenkonstrukt.

Aber: Die Frage für mich von Anfang an ist: Um welche Enttäuschung handelt es sich? Es klingt an, dass es sich evtl. um eine Beziehungs-Enttäuschung handeln könnte - aber es bleibt lediglich bei diesem Hauch der Ahnung. Mir persönlich würde die Antwort in einem Schlusssatz gefallen. Meinetwegen auch als inhaltvollere Andeutung in (rhetorisch und vielleicht auch ironischer) Frageform. Aber so fehlt mir hier DER Stein des Anstoßes - der Aufhänger, oder, um es besser auszudrücken: das Praktische für den theoretischen Inhalt.

Mit Sicherheit habe ich etwas beim Überfliegen Überlesen. Ich freue mich deshalb auf Antwort.

BG,
AB.

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#3

Tagebucheintrag

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 09.03.2006 19:03
von Krabü2 (gelöscht)
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Hhhmm,
danke für Deinen Kommentar, Arno. Ja, ich fand es jetzt gar nicht sooo wichtig, den Stein des Anstoßes im Detail zu nennen. Beziehung betrifft es auf jeden Fall. Ob es nun eine Liebebeziehung ist - das sei dahingestellt. Da der Text älter ist - um jetzt mal nicht so in Rätseln zu antworten... und um ehrlich zu sein - weiß ich es gar nicht mehr genau. Es gibt doch tatsächlich vielerlei gefühlte Enttäuschungen zwischen Menschen (sag' ich mal.... entschuldigend). Ich will jetzt auch nichts Hohles, Dahergeplappertes schreiben... ich weiß es nicht mehr. Sorry.
LG
KB

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#4

Tagebucheintrag

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 09.03.2006 20:29
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
Hallo Kratzbü.

Also ich meinte jetzt nicht den Grund für diesen Text, sondern eher einen praktischen Bezug innerhalb dessen durch den Erzähler. Gut - es ist ein Tagebucheintrag, da ist dieser Gedanke von mir höchstwahrscheinlich irrelevant.

Macht nüscht.

Grüße,
AB.

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#5

Tagebucheintrag

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 09.03.2006 20:35
von Krabü2 (gelöscht)
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Huuuh, ja, verstehe jetzt. Ja. Macht nüscht? Okay... wär aber wohl ne Komplettierung wert.
Grüße auch,
KB

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#6

Tagebucheintrag

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 12.03.2006 21:18
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
Stimme aus dem Hintergrund: "So, Arno, jetzt musst du dich entscheiden.. "

Hallo U.

Das hast du dir jetzt also aus den Fingern gesaugt, ja? Ist es dann noch ein Tagebucheintrag? Wie weit kann man Genres treiben - wo noch alles den Pürierstab ansetzen, die Grenzen zu verquirlen? Es gehört vielleicht nicht in die inhaltliche Diskussion, aber ich finde, dass das Genre zeigt, wo der Text hinkommen kann.

Mit den gewählten Zusätzen wirkt er - der Text - nicht wie ein theoretischer Abriss, der in zwei Abschnitte gepresst wurde. Es wird vielmehr eine Geschichte erzählt, was ich persönlich immer favorisiere. Da ich dich nun anscheinend dazu zwang, Geschichtenhintergrund aus dem Fantasieraum zu holen, stülpte man dem Text etwas über, was ihn näher am Leben erscheinen lässt: eben die genannte Geschichte, die mehr in den Vordergrund rückt, und das theoretische des Textes als Grundlage gebraucht, um existieren zu können. Die Theorie ist nunmehr nicht mehr nahe dem Selbstzweck, sondern Bestandteil des Inhalts.

Insofern: ja, gelungener.

LG,
AB.

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#7

Tagebucheintrag

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 12.03.2006 21:28
von Krabü2 (gelöscht)
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*schwitz* - ehrlich. :-) pffffff
Danke, vielen Dank für so eine konstruktive Kritik!
Mit derartigen Auseinandersetzungen kann frau umgehen und auch weiterkommen. Lernen - weil ein Schreiber nur ein Schreiber ist und ohne Kommentare im eigenen Buchstabenschlamm steckenbliebe.
Liebe Grüße - diesmal ausgeschrieben...
Uschi

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#8

Tagebucheintrag

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 12.03.2006 21:33
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
Missbrauchst du die liebe, werte Frau Ironie, um den armen Arno zu verwirren?

Verständlich wäre es.

Liebe Grüße.
arno.

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#9

Tagebucheintrag

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 14.03.2006 13:56
von Krabü2 (gelöscht)
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So! Jetzt kann ich das rein werbetechnisch *quiek* endlich wieder hoch holen.
Findest Du den 'Bruch' jetzt zu krass?

Nein Arno, ich war nicht ironisch.


Allerdings würde ich das - so wie ich mich kenne - auch nicht offen zugeben *lach*
LG - U

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