#1

Evepart

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 11.03.2006 16:22
von Krabü2 (gelöscht)
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E 10, F 9, dein Schiff ist versenkt.
Du wühlst durch dein Haar.

Runzeln auf Deiner Stirn
Du kannst Dich nicht konzentrieren
Du sagst, mein Bildschirm sei kleiner als Deiner
Du fragst mich, warum ich lächle
Du schreibst eine Mail
ich frage mich - an wen?..
wenn Du runzelst
wenn Du trinkst
wenn Du lächelst
wenn Du neugierig
auf meinen Screen schaust.

'Buh - sagst `Du mit großem Blick, dann hustest Du
kriegst die Nusstüte kaum auf.. ein paar Kerne fallen über den Schalenrand; ich lache, und du sagst
'- ..das macht dir Spaß, ne? -'

Behendes Tippen, und Du schaufelst Nüsse in Deinen Mund. Du würdest sie am liebsten in hohem Bogen werfen und wie ein Akrobat mit offenem Mund auffangen.
Jetzt wieder ein Schluck des roten Weines zum Herabspülen der durchkauten Nüsse,
dann noch eine Handvoll...

Dein Blick - als rängest Du nach Gedanken
dabei willst Du nur knabbern. Ein Wort und zwanzig Nüsse dazu, und das mehrere Male in Folge.
Ich muss lachen über Dich und Du lachst mit
dann trinkst Du und greifst in die Tüte.

Laut höre ich dich kauen, sehe Deine Stirnrunzeln.
Du löschst etwas, schluckst Wein, wischst die Nusskrümel an Deine Hose, tippst - oh! einen ganzen Satz -
ich lache, Du lachst, doch Du weißt nicht, warum.

Enter-Taste, wir kichern, Kopf schütteln über mein Grinsen, die Augen auf den Screen gerichtet,
kauend durch das Haar wühlend,
noch einmal.... Glas abgestellt, Krümel abgewischt.
Ein dicker fetter Rülpser (ein Bäuerchen!), ich muss lachen, Du lachst mit.

Letzter Einwurf von Nüssen, die Hand hält die Schale fest, sie ist leer, Du gießt dein Glas voll, spülst die Reste hinunter, atmest laut, reibst einen Fleck aus der Decke, dann Deine Hände.

Blick auf Screen, Hand am Glas, schweres Atmen.
Du wühlst länger als sonst, wieder ein Rülpser... ernste Miene, einseitiges Haareraufen, Ohrkratzen auf der anderen. Runzeln auf der Stirn beim Lesen,
eine Zigarette - ich zünde sie Dir an.

Wir lachen, ich sage:
wetten, dass ich mehr geschrieben habe als Du?
'ja', sagst Du, 'ich denke ja auch darüber nach, was ich schreibe..' -
'ich nicht', antworte ich lächelnd, und fast sage ich,
- ich habe einen Direktlieferanten fürs Schreiben -,
aber ich bleibe still, sehe, wie Du den jetzt sechsten Zug aus der Zigarette nimmst, vorsichtig im Mundraum verteilter Rauch wird rasant ausgepustet, Kippe abgeascht. Du bist so süß, wenn Du rauchst, wie Du rauchst, amüsiert mich.

Ich lache und frage: '..woll'n wir Texte tauschen?'
'Du willst es mir vorlesen und willst, dass ich lese, stimmts ?'
(Zigarette im Mund)
'..ich bin aber noch nicht fertig', sagst du.
Ich schreibe wieder, Du trinkst, ziehst an der Zigarette, in hohem Bogen pustest Du laut '.... pfuh'.

Zeilenvorschub, konzentriertes Lesen, auf Deine Unterarme gestützt.
Du trinkst (das Glas ist leer!),
wackelst mit der Flasche vor meinem Screen,
genehmigst Dir mit ein paar Seufzern den Rest des Weines, lässt das Glas wieder nicht los
- oops - eine falsche Taste, es hat oöt gemacht, du schaust (die Nase juckt) auf den Screen.

'Wem schreibst Du eigentlich?' frage ich,
'Rüdiger', sagst Du, und wir lachen, trinkend schaust auf den Screen.
Oh nein, Rüdiger!
Du bekommst.. eine kleine witzig-spritzige Mail,....
Kinnreiben und Haareraufen, hoffentlich ist er mir nicht böse,
der Verfasser.... Er ist jetzt sehr ernst geworden,
tippt am Rand seiner Tastatur
wie ungeduldig...
An dieser Stelle sollte ich aufhören mitzuschreiben...
Ich kann schon die Masten auftauchen sehen.


(.... mit einem Riesen-Dankeschön an Don für sein aufmerksames Lesen)

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#2

Evepart

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 15.03.2006 07:49
von Olaf Piecho (gelöscht)
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Oha, da war es wohl spät geworden. An diesen Texten gibt es nichts auszusetzen, du zeigst uns die Innenansichten eines Online-Spielers (?), der sich virtuelle mit seinem Gegenüber auseinander setzt. Manchmal hatte ich den Eindruck Sie säßen nebeneinander. Vielleicht ist es ungewollt, aber das makabere diese Situation springt aus den Zeilen mir entgegen.

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#3

Evepart

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 15.03.2006 12:29
von Krabü2 (gelöscht)
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*kopfkratz* ööööhhhh
Erst mal wieder herzliche Emigrantengrüße, Olaf!
Also... nö, diesmal hast Du meinen Text nicht so erkannt, wie er sich widerspiegeln soll(te). Die Beiden sitzen sich gegenüber, ganz schlicht..., beide mit einem Laptop 'bewaffnet'. Der Protagonist beobachtet den Mail-Schreiber - einfach aus Lust und Spaß an der Sache, um (endlich mal) und in 'Echtzeit' Eindrücke festzuhalten.
Klar - sagt es über BEIDE Charaktere Einiges aus... :-), und das soll (auch) so rüberkommen. Oder... kommt es nicht rüber? *zweifel*
CU - U

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#4

Evepart

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 15.03.2006 12:39
von Olaf Piecho (gelöscht)
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Sie saßen also doch nebeneinder - gegenüber. Tja, man sieht die Bilder, die man in sich trägt. Emigrantengrüße - das muss ich mir merken....

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#5

Evepart

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 15.03.2006 13:05
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Ah, zwei Laptops, so macht das Sinn. Dass die beiden Protagonisten im selben Raum sind habe ich mir schon gedacht, allerdings bin ich von nur einem PC ausgegangen. Er, wie er gebannt und seine Umwelt kaum wahrnehmend auf den Monitor starrt und sie, wie sie ihn eingehend beobachtet.

Aber das Schreiben von beiden konnte ich so nicht zuordnen, dachte schon an ein Künstlerpaar, die sich gegenseitig damit anstacheln, wieviel sie jeweils geschafft haben von ihren jeweiligen Projekten - aber so richtig gefallen hat mir das nicht, denn dafür schienen mir sein Geschreibsel zu "reduziert". Aber mit zwei Laptops passt das besser...

Mir gefallen einige der Momentaufnahmen sehr gut, insbesondere dieses Lachen zwischendurch ist hübsch beschrieben. Und der Nussesser kommt bei mir insgesamt unsympathisch daher, "sie" scheint ihm gegenüber auch reichlich distanziert zu sein. Ich finde, dass ist die Art, einen Menschen zu beschreiben, den man einmal geliebt hat, aber wo von der früheren Liebe nichts mehr (oder wenig) geblieben ist. Plötzlich fallen einem diese unsympathischen Seiten auf... bemerkt hatte man dies schon vorher, aber die Wertung ist dennoch inzwischen eine andere. Hm, anderereits findet sie ihn süß, wie er so raucht. Anscheinend irre ich mich... hm, hm.

Was mir nicht ganz klar wird, ist nach welchem System Du Groß-und Kleinschreibung verwendest. Erst dachte ich, die indirekte Rede würdest Du konsequent klein schreiben und ansonsten alles korrekt. Stimmt aber nicht, insofern bleibt mir das System, sofern eines da ist, im Dunkeln.

Ist aber ein interessanter Text, der sich durchaus gut liest. Insbesondere wenn man bedenkt, wie wenig eigentlich geschieht und wie überschaubar die Handlung ist. Erstaunlich.

Don

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#6

Evepart

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 15.03.2006 13:17
von Krabü2 (gelöscht)
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Hallo Don!
Ach du *....* oooh, so'n Käse, na klar....
ja, Du hast ja völlig Recht, ich war sehr flüchtig, fast schlampig, vor allem die Du-s...
sorry... das ist natürlich unästhetisch.
Na, es ist nicht gesagt, nein, eigentlich liebt sie ihn schon ob seiner Eigenartigkeiten; er ist ihr einfach sehr vertraut geworden damit. Die romantische Ebene ist von der Vertrautheitsebene, die auch die Akzeptanz der Ecken und Kanten einschließt, abgelöst worden (im Sinne von: in sie übergegangen, meine ich).
Danke für Deine guten Augen, für Deine prüfenden Blicke, Deine Hinweise. Ich werde das ändern.
Liebe Grüße - Uschi

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