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#1
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
blaue Flecke
in Liebe und Leidenschaft 12.03.2006 12:29von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
blaue Flecke
Ich stand - der Frühling blies sich in die rauen Hände –
an meiner Haltestelle, las in einem Buch,
da sprach mich jemand an und bat um eine Spende,
s’war eine junge Frau in einem roten Tuch.
Und als ich in die Börse griff – in jedem Frühjahr
sind Herzen einfach milder, nicht? - da sah ich dich
im schnellen Schritt, doch wurde ich dir erst gewahr,
als ich verlegen durch die langen Haare strich.
Es ist schon komisch, was wir Menschen dann so sagen,
wenn eine alte Liebe plötzlich vor dir steht.
Ich gab mich heiter - nur nicht jammern oder klagen –
und sprach vom kalten Wind, der noch so heftig weht.
Und all die vielen Fragen, die doch heimlich lauern,
die schluckt man einfach weg, und klebt sich ins Gesicht
ein dummes Lachen. Ach, wer wird denn jetzt noch trauern?!
Doch irgendwo fühlt man die Scherbe, die so sticht.
Ich gab der Frau dann mehr, als man normalerweise
gibt. Sie dankte mir und war schon um die Ecke.
Du müsstest auch. Wir sagten tschüss, da sprach ich leise:
In meinem Herzen sind noch immer blaue Flecke.
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neue Version
blaue Flecke
Ich stand - der Frühling blies sich in die rauen Hände –
an meiner Haltestelle, las in einem Buch,
da sprach mich jemand an und bat um eine Spende,
s’war eine junge Frau in einem roten Tuch.
Und als ich in die Börse griff – in jedem Frühjahr
sind die Herzen einfach milder - da sah ich dich
im schnellen Schritt, doch wurde ich dir erst gewahr,
als ich verlegen durch die langen Haare strich.
Es ist schon komisch, was wir Menschen meist so sagen,
wenn eine alte Liebe plötzlich vor dir steht.
Ich gab mich heiter - nur nicht jammern oder klagen –
und sprach vom kalten Wind, der noch so heftig weht.
Und all die vielen Fragen, die so heimlich lauern,
die schluckt man einfach weg, und klebt sich ins Gesicht
ein dummes Lachen. Ach, wer wird denn jetzt noch trauern?
Doch irgendwo fühlt man den Splitter, der noch sticht.
Ich gab der Frau dann mehr, als man normalerweise
gibt. Sie dankte mir und war schon um die Ecke.
Du müsstest auch - wir sagten Tschüss - da sprach ich leise:
In meinem Herzen sind noch immer blaue Flecke.
Audioversion
(c) Margot S. Baumann
#2
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
blaue Flecke
in Liebe und Leidenschaft 12.03.2006 15:40von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Einfach herrlich, zum Schwelgen, was soll man sonst dazu sagen?
Das vielleicht:
und klebt sich ins Gesicht ein... Lachen
Dudenverdächtig
Wie die Umstände ineinander münden und diese Situation für das lyrIch heraufbeschwören, das klingt nicht wie konstruiert, sondern wie passiert.
s’war eine junge Frau in einem roten Tuch.
Sogar dieser kleine Behelf passt in die bestechende Alltäglichkeit dieses Bildes und unterstreicht die Entlehnung aus den Wirren des lebens.
Wieder eine unverwechselbare Margot
Grüßle, und danke dafür,
Willi
Das vielleicht:
und klebt sich ins Gesicht ein... Lachen
Dudenverdächtig
Wie die Umstände ineinander münden und diese Situation für das lyrIch heraufbeschwören, das klingt nicht wie konstruiert, sondern wie passiert.
s’war eine junge Frau in einem roten Tuch.
Sogar dieser kleine Behelf passt in die bestechende Alltäglichkeit dieses Bildes und unterstreicht die Entlehnung aus den Wirren des lebens.
Wieder eine unverwechselbare Margot
Grüßle, und danke dafür,
Willi
#3
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
blaue Flecke
in Liebe und Leidenschaft 12.03.2006 15:53von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Willi
Freut mich, wenn's dir gefällt. Ja, es ist mehr eine Erzählung, als ein Gedicht, ich nahm's auch mit den Silben (diesmal) nicht ganz so genau. Wobei mir jetzt gerade auffällt, dass die Mehrzahl von Fleck wohl Flecken heisst. *g .... ach, diese blöde Mundart immer! Mal schaun, ob ich das noch deichseln kann, sonst stürzen sich die Geier wieder drauf.
Danke fürs Kommentieren.
Gruss back
Margot
Freut mich, wenn's dir gefällt. Ja, es ist mehr eine Erzählung, als ein Gedicht, ich nahm's auch mit den Silben (diesmal) nicht ganz so genau. Wobei mir jetzt gerade auffällt, dass die Mehrzahl von Fleck wohl Flecken heisst. *g .... ach, diese blöde Mundart immer! Mal schaun, ob ich das noch deichseln kann, sonst stürzen sich die Geier wieder drauf.
Danke fürs Kommentieren.
Gruss back
Margot
#4
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
blaue Flecke
in Liebe und Leidenschaft 12.03.2006 16:00von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
#5
von Richard III • | 868 Beiträge | 871 Punkte
blaue Flecke
in Liebe und Leidenschaft 12.03.2006 16:06von Richard III • | 868 Beiträge | 871 Punkte
#6
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
blaue Flecke
in Liebe und Leidenschaft 12.03.2006 17:24von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
#7
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
blaue Flecke
in Liebe und Leidenschaft 12.03.2006 17:51von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Marge,
xXxXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXxXx
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xXxXxXxXxXxXx
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xXxXxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXxXx
Bis auf den drittletzten Vers durchgehender Jambus. Dennoch wollte es beim Lesen nicht so fließen. Es ist Dir hier eine schöne Erzählung gelungen mit relativ langen Versen, was dazu passt. Dennoch stören mich die Inversionen etwas beim Lesen. Dadurch wirkt es für mein Gefühl etwas zu verschachtelt.
Dein lyrisches Ich erinnert mich ein wenig an diese jungen Frauen aus den Märchen wie Sternentaler oder Aschenputtel, die Zuhause verdroschen wurden, aber im Herzen gütig sind und den Bettlern ihr letztes Hemd geben. Jedoch der Prinz und der Goldregen bleiben aus. Das ist das wahre Leben. [8]
Schöne Formulierung enthält Dein Gedicht gewohntermaßen könnte man schon fast sagen. Aber so ein schönes "und klebt sich ins Gesicht ein dummes Lachen" könnte bei kurzen Versen mit kurzen Sätzen wunderbar bestehen. Hier fällt so eine verdrehte Satzstellung mir als etwas unschön auf.
Auch kann ich mich aus dem gleichen Grund für das "s'war" nicht so erwärmen. Aber diese Punkte fallen mir gewiss nur deshalb so auf, weil es ansonsten eigentlich schön erzählt ist. Wie gesagt, hat etwas von einem neuzeitlichen Märchenansatz ohne Happy End.
Lieben Gruß,
GW
xXxXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXxXx
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Bis auf den drittletzten Vers durchgehender Jambus. Dennoch wollte es beim Lesen nicht so fließen. Es ist Dir hier eine schöne Erzählung gelungen mit relativ langen Versen, was dazu passt. Dennoch stören mich die Inversionen etwas beim Lesen. Dadurch wirkt es für mein Gefühl etwas zu verschachtelt.
Dein lyrisches Ich erinnert mich ein wenig an diese jungen Frauen aus den Märchen wie Sternentaler oder Aschenputtel, die Zuhause verdroschen wurden, aber im Herzen gütig sind und den Bettlern ihr letztes Hemd geben. Jedoch der Prinz und der Goldregen bleiben aus. Das ist das wahre Leben. [8]
Schöne Formulierung enthält Dein Gedicht gewohntermaßen könnte man schon fast sagen. Aber so ein schönes "und klebt sich ins Gesicht ein dummes Lachen" könnte bei kurzen Versen mit kurzen Sätzen wunderbar bestehen. Hier fällt so eine verdrehte Satzstellung mir als etwas unschön auf.
Auch kann ich mich aus dem gleichen Grund für das "s'war" nicht so erwärmen. Aber diese Punkte fallen mir gewiss nur deshalb so auf, weil es ansonsten eigentlich schön erzählt ist. Wie gesagt, hat etwas von einem neuzeitlichen Märchenansatz ohne Happy End.
Lieben Gruß,
GW
#8
von Richard III • | 868 Beiträge | 871 Punkte
blaue Flecke
in Liebe und Leidenschaft 12.03.2006 18:20von Richard III • | 868 Beiträge | 871 Punkte
#9
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
blaue Flecke
in Liebe und Leidenschaft 12.03.2006 22:13von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi GW
Ich weiss, es ist recht verschachtelt, ich baue hier auch sehr aufs Sprechen. Zuerst war's eine Geschichte und erst später wurde ein Gedicht daraus. Ich hab's zuerst auch heftig gekürzt, war dann aber damit nicht zufrieden, weil die Aussagen zu "sec" aufeinander folgten und ich lieber etwas ausführlicher sein wollte. Kann sein, dass ich auch einfach zu faul war, so lange daran zu feilen, bis es flutscht. Ich sehe das jeweils (bei mir) nicht gar so eng.... *g .... Modernes Märchen? Hm .... interessanter Gedanken, aber wer glaubt schon an Märchen?
Danke für die Analyse und die Rückmeldung.
Dir auch einen lieben Gruss.
Margot
@ Ric
Je n'ai rien compris!
Ich weiss, es ist recht verschachtelt, ich baue hier auch sehr aufs Sprechen. Zuerst war's eine Geschichte und erst später wurde ein Gedicht daraus. Ich hab's zuerst auch heftig gekürzt, war dann aber damit nicht zufrieden, weil die Aussagen zu "sec" aufeinander folgten und ich lieber etwas ausführlicher sein wollte. Kann sein, dass ich auch einfach zu faul war, so lange daran zu feilen, bis es flutscht. Ich sehe das jeweils (bei mir) nicht gar so eng.... *g .... Modernes Märchen? Hm .... interessanter Gedanken, aber wer glaubt schon an Märchen?
Danke für die Analyse und die Rückmeldung.
Dir auch einen lieben Gruss.
Margot
@ Ric
Je n'ai rien compris!
#10
von Richard III • | 868 Beiträge | 871 Punkte
blaue Flecke
in Liebe und Leidenschaft 12.03.2006 22:24von Richard III • | 868 Beiträge | 871 Punkte
Sehr gekonnt! Erstaunlich, wie du diese kleine Geschichte "verreimst". Die vorletzte Zeile will nicht gefallen, Du "müsstest auch"...Das fällt aus der Sprache, erst recht, wenn man dann die schöne letzte Zeile liest. Wenn ich mal muss (und noch dazu um die Ecke...)
Aber dennoch stark.
Aber dennoch stark.
#13
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
blaue Flecke
in Liebe und Leidenschaft 15.03.2006 11:38von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Olaf
Danke fürs Lesen, Kommentieren und natürlich fürs Lob.
In der Tat, das Müssen setzt man für gewöhnlich mit dem Gang aufs Klo gleich. War so nicht gewollt, aber vielleicht ist das der Grund, weshalb das lyr. Du so schnell abgehauen ist. Scherz beiseite, hier kommt mir (wieder mal) der Dialekt in die Quere. Bei uns ist die Formulierung: Ich muss ..... gang und gäbe und alle wissen, dass derjenige keine Zeit mehr hat, weil er einen Termin wahr nehmen muss oder Ähnliches. Im Text nimmt das lyr. Du das Verschwinden der jungen Frau zum Anlass, sich auch zu verdrücken. Ist vielleicht sogar froh, dass es das Zusammentreffen beenden kann. Aber natürlich verstehe ich deinen Einwand. Mal sehen, ob ich das vielleicht noch etwas eleganter formulieren kann.
Beste Grüsse
Margot
Danke fürs Lesen, Kommentieren und natürlich fürs Lob.
In der Tat, das Müssen setzt man für gewöhnlich mit dem Gang aufs Klo gleich. War so nicht gewollt, aber vielleicht ist das der Grund, weshalb das lyr. Du so schnell abgehauen ist. Scherz beiseite, hier kommt mir (wieder mal) der Dialekt in die Quere. Bei uns ist die Formulierung: Ich muss ..... gang und gäbe und alle wissen, dass derjenige keine Zeit mehr hat, weil er einen Termin wahr nehmen muss oder Ähnliches. Im Text nimmt das lyr. Du das Verschwinden der jungen Frau zum Anlass, sich auch zu verdrücken. Ist vielleicht sogar froh, dass es das Zusammentreffen beenden kann. Aber natürlich verstehe ich deinen Einwand. Mal sehen, ob ich das vielleicht noch etwas eleganter formulieren kann.
Beste Grüsse
Margot
Hi Marge.
Mich stört das ausXen von GW
1. Strophe
4. Zeile
"s’war eine junge Frau in einem roten Tuch."
Ich lese das so:
xXxxXxXxXxXxX
oder:
xXxXxXXxXxXxX
Aber auf keinen Fall:
xXxXxXxXxXxX
Lg sEweil
Mich stört das ausXen von GW
1. Strophe
4. Zeile
"s’war eine junge Frau in einem roten Tuch."
Ich lese das so:
xXxxXxXxXxXxX
oder:
xXxXxXXxXxXxX
Aber auf keinen Fall:
xXxXxXxXxXxX
Lg sEweil
#15
von Arno Boldt • | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
blaue Flecke
in Liebe und Leidenschaft 15.03.2006 11:54von Arno Boldt • | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
#17
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
blaue Flecke
in Liebe und Leidenschaft 15.03.2006 12:20von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hi Margot,
ich muss gestehen, dass ich mit Deinen Zeilen so meine liebe Not habe. Einige Formulierungen finde ich große Klasse, vor allem wirkt Dein Gedicht tatsächlich wie eine kleine Erzählung, das gefällt mir wirklich sehr gut.
Zum "aber":
Es liest es sich, da schließe ich mich Geratewohl an, nicht sonderlich gut. Ich vermute, es liegt daran, dass Du viele Enjambements benutzt und man an diesen Stellen die zeilen zusammenhängend lesen möchte - zumindest an den Stellen, an denen eine weibliche Kadenz vorausgeht, lesen sich die durch den nachfolgenden Jambus bedingten beiden Senkungen schwer und nehmen den Schwung, den man ja eigentlich aufgrund des Enjambements von der vorigen Zeile mitnimmt, gleich wieder weg. Ich fühle mich wie ein Fahrschüler, der ständig beschleunigt und wieder abrupt bremst, das schlaucht ganz schön.
Auch der Reim Frühjahr/gewahr gefällt mir nicht wegen der unterschiedlichen Betonung. Die Elision zu Beginn der Z4 der ersten Strophe finde ich auch unglücklich. Ich weiß, gerade ich sollte da nicht mit Steinen werfen, aber das trägt zu meiner schlechten Lesbarkeit bei.
Die "stechende" Scherbe überzeugt mich nicht. Natürlich versetzen gerade diese Art von Beziehungsschmerzen einen Stich, aber Scherben schneiden oder ritzen dann doch eher, als dass sie stechen. Und das fragende "nicht" in der 2. Strophe mag ich auch nicht, dass ist mir zu vertraulich ^^. Der Einschub "in jedem Frühjahr sind Herzen einfach milder" ist dabei toll, ich mag die Unterbrechung der Erzählstruktur, das "nicht" passt aber nicht.
Inhalt und Stimmung sind dabei sehr ansprechend, ich kann mich sehr gut in diese Situation hineinversetzen. Sehr schön auch, wie das lyrIch im Gespräch aufs Wetter ausweicht (wer kennt das nicht), obwohl es doch ganz anderes mitzuteilen gäbe. Fast schade finde ich, dass das lyrIch am Ende dem lyrDu dann doch noch von den blauen Flecken erzählt und dies nicht nur für sich denkt.
Es ist ein schönes Gedicht, keine Frage, und vor allem ein gelungener, weil emotional ansprechender Inhalt. Aber so richtig überzeugen konntest Du mich hier nicht... da würde ich lieber andere Deiner Werke mit auf eine einsame Insel nehmen.
Don
P.S.: Ich finde "Flecke" völlig in Ordnung. Umgangssprachlich spricht man doch - zumindest wenn sie blau sind - eben von "die blauen Flecke" und nicht "die blauen Flecken". Witzig, im Dativ Plural sind es dann doch Flecken, ansonsten Flecke. Wie man sich die Sprache so zurechmogelt
ich muss gestehen, dass ich mit Deinen Zeilen so meine liebe Not habe. Einige Formulierungen finde ich große Klasse, vor allem wirkt Dein Gedicht tatsächlich wie eine kleine Erzählung, das gefällt mir wirklich sehr gut.
Zum "aber":
Es liest es sich, da schließe ich mich Geratewohl an, nicht sonderlich gut. Ich vermute, es liegt daran, dass Du viele Enjambements benutzt und man an diesen Stellen die zeilen zusammenhängend lesen möchte - zumindest an den Stellen, an denen eine weibliche Kadenz vorausgeht, lesen sich die durch den nachfolgenden Jambus bedingten beiden Senkungen schwer und nehmen den Schwung, den man ja eigentlich aufgrund des Enjambements von der vorigen Zeile mitnimmt, gleich wieder weg. Ich fühle mich wie ein Fahrschüler, der ständig beschleunigt und wieder abrupt bremst, das schlaucht ganz schön.
Auch der Reim Frühjahr/gewahr gefällt mir nicht wegen der unterschiedlichen Betonung. Die Elision zu Beginn der Z4 der ersten Strophe finde ich auch unglücklich. Ich weiß, gerade ich sollte da nicht mit Steinen werfen, aber das trägt zu meiner schlechten Lesbarkeit bei.
Die "stechende" Scherbe überzeugt mich nicht. Natürlich versetzen gerade diese Art von Beziehungsschmerzen einen Stich, aber Scherben schneiden oder ritzen dann doch eher, als dass sie stechen. Und das fragende "nicht" in der 2. Strophe mag ich auch nicht, dass ist mir zu vertraulich ^^. Der Einschub "in jedem Frühjahr sind Herzen einfach milder" ist dabei toll, ich mag die Unterbrechung der Erzählstruktur, das "nicht" passt aber nicht.
Inhalt und Stimmung sind dabei sehr ansprechend, ich kann mich sehr gut in diese Situation hineinversetzen. Sehr schön auch, wie das lyrIch im Gespräch aufs Wetter ausweicht (wer kennt das nicht), obwohl es doch ganz anderes mitzuteilen gäbe. Fast schade finde ich, dass das lyrIch am Ende dem lyrDu dann doch noch von den blauen Flecken erzählt und dies nicht nur für sich denkt.
Es ist ein schönes Gedicht, keine Frage, und vor allem ein gelungener, weil emotional ansprechender Inhalt. Aber so richtig überzeugen konntest Du mich hier nicht... da würde ich lieber andere Deiner Werke mit auf eine einsame Insel nehmen.
Don
P.S.: Ich finde "Flecke" völlig in Ordnung. Umgangssprachlich spricht man doch - zumindest wenn sie blau sind - eben von "die blauen Flecke" und nicht "die blauen Flecken". Witzig, im Dativ Plural sind es dann doch Flecken, ansonsten Flecke. Wie man sich die Sprache so zurechmogelt
Zitat: |
sEweil schrieb am 15.03.2006 11:50 Uhr: Hi Marge. Mich stört das ausXen von GW 1. Strophe 4. Zeile "s’war eine junge Frau in einem roten Tuch." Ich lese das so: xXxxXxXxXxXxX oder: xXxXxXXxXxXxX Aber auf keinen Fall: xXxXxXxXxXxX Lg sEweil |
Doch, genau so stimmt es aber.
Das "s'war ist nur eine Silbe und unbetont. Das ist ja überhaupt der Sinn der Verkürzung, aus dem "Es war" nur einen Auftakt zu machen.
--------------
Ich finde das Gedicht klasse. Man merkt, dass du Rilke magst, auch wenn das nicht heißen soll, dass du ihn kopierst. Das wollte ich nicht damit sagen.
Die inhaltlichen Zeilenumbrüche finde ich gerade spannend und der Lesefluss ist absolut in Ordnung, jedenfalls für mich.
Eine Sache fand ich nicht passend.
"In meinem Herzen sind noch immer blaue Flecke"
Ich habe überlegt, wie man blaue Flecke sonst beschreibt. Dabei ist mir aufgefallen, dass man nie sagen würde: "Ich habe einen blauen Fleck IN meinem Ellenbogen/Knie/Arm/etc.
Würde das "in" durch ein "an" oder "auf". Wobei ich persönlich zu "auf" tendieren würde.
Ansonsten absolut gelungen.
lg,Fabian
#19
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
blaue Flecke
in Liebe und Leidenschaft 15.03.2006 13:47von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
@ sEweil + AB
Jupp, ‚s’war’ ist nur 1 Silbe.
@ DC
Oho, das wollte ja noch keiner, Werke von mir auf eine Insel mit nehmen! Auch wenn es nicht dieses ist, nehme ich das doch mal als Kompliment, danke. Übrigens kann man sie auch - in handlichem Format - kaufen ....
Ja, ich weiss, es liest sich nicht flüssig, das gebe ich ja auch zu, aber es spricht sich wunderbar. Ich hab’s letzthin eingesprochen, sogar mir Musik .... er braucht etwas Schauspielerei. Nicht, dass ich da sehr geübt wäre, aber ich hab’s mal versucht und mir persönlich gefällt’s. Aber ihr werdet mich sicher wieder auslachen. *g Und die Enjabements sind gar kein so grosses Problem, wie sie es beim Lesen wohl sind. Lediglich die Reime „leiden“ an den besagten Stellen, aber das tun sie ja immer, wenn man zeilenübergreifend rezitiert.
Das ‚nicht’, ja – da habe ich auch lange überlegt, ob ich’s drin lassen soll. Wie du sagst, ist es „vertraulich“. Das lyr. Ich heischt um die Zustimmung des Lesers. Irgendwie ist das etwas dämlich, auf der anderen Seite finde/fand ich’s auch wieder recht witzig. Beim Sprechen fällt es praktisch nicht auf, aber ich werde sowieso noch mal „drüber gehen“, kann sein, dass es dann weg fällt.
Bei den Scherben verstehe ich deinen Einwand, aber es gibt eben auch spitze Scherben und so eine hatte ich – beim Schreiben - vor meinem geistigen Auge. Zerbrochenes, das eben irgendwo noch rumliegt und bei bestimmten Bewegungen schmerzt. Das werde ich wohl so lassen..... hm...
Zu den blauen Flecken (*g) am Ende. Da das lyr. Ich es leise sagt, der Wind weht, es an einer Haltestelle steh, das lyr. Du pressiert ist ...... wenn du das alles berücksichtigst, glaubst du wirklich, dass das lyr. Du das noch mitbekommen hat? Moi pas!
@Fabian
Vielen Dank fürs Lob. Ja, da hast du Recht, man sagt nicht, ich habe in meinem Bein einen blauen Fleck, aber hier ist halt ein wenig Dichtung im Spiel. Es hat ja auch niemand einen blauen Fleck im Herzen - oder vielleicht müssen wir da apple fragen *g - es soll ja auch heissen, dass für das lyr. Ich diese Beziehung noch nicht verdaut ist. Ich glaube, diese "falsche" Formulierung darf man mir durch gehen lassen. Und ja, Rilke - hach und seufz!
Ich danke dir – und den anderen natürlich auch – ganz herzlich für die vielen Anregungen und Tipps. Der Text hat mich viel Mühe gekostet und einen heissen Kopf beschert. Ich habe also den Ehrgeiz, ihn so gut es geht nochmals zu überarbeiten.
Grüsse
Margot
Jupp, ‚s’war’ ist nur 1 Silbe.
@ DC
Oho, das wollte ja noch keiner, Werke von mir auf eine Insel mit nehmen! Auch wenn es nicht dieses ist, nehme ich das doch mal als Kompliment, danke. Übrigens kann man sie auch - in handlichem Format - kaufen ....
Ja, ich weiss, es liest sich nicht flüssig, das gebe ich ja auch zu, aber es spricht sich wunderbar. Ich hab’s letzthin eingesprochen, sogar mir Musik .... er braucht etwas Schauspielerei. Nicht, dass ich da sehr geübt wäre, aber ich hab’s mal versucht und mir persönlich gefällt’s. Aber ihr werdet mich sicher wieder auslachen. *g Und die Enjabements sind gar kein so grosses Problem, wie sie es beim Lesen wohl sind. Lediglich die Reime „leiden“ an den besagten Stellen, aber das tun sie ja immer, wenn man zeilenübergreifend rezitiert.
Das ‚nicht’, ja – da habe ich auch lange überlegt, ob ich’s drin lassen soll. Wie du sagst, ist es „vertraulich“. Das lyr. Ich heischt um die Zustimmung des Lesers. Irgendwie ist das etwas dämlich, auf der anderen Seite finde/fand ich’s auch wieder recht witzig. Beim Sprechen fällt es praktisch nicht auf, aber ich werde sowieso noch mal „drüber gehen“, kann sein, dass es dann weg fällt.
Bei den Scherben verstehe ich deinen Einwand, aber es gibt eben auch spitze Scherben und so eine hatte ich – beim Schreiben - vor meinem geistigen Auge. Zerbrochenes, das eben irgendwo noch rumliegt und bei bestimmten Bewegungen schmerzt. Das werde ich wohl so lassen..... hm...
Zu den blauen Flecken (*g) am Ende. Da das lyr. Ich es leise sagt, der Wind weht, es an einer Haltestelle steh, das lyr. Du pressiert ist ...... wenn du das alles berücksichtigst, glaubst du wirklich, dass das lyr. Du das noch mitbekommen hat? Moi pas!
@Fabian
Vielen Dank fürs Lob. Ja, da hast du Recht, man sagt nicht, ich habe in meinem Bein einen blauen Fleck, aber hier ist halt ein wenig Dichtung im Spiel. Es hat ja auch niemand einen blauen Fleck im Herzen - oder vielleicht müssen wir da apple fragen *g - es soll ja auch heissen, dass für das lyr. Ich diese Beziehung noch nicht verdaut ist. Ich glaube, diese "falsche" Formulierung darf man mir durch gehen lassen. Und ja, Rilke - hach und seufz!
Ich danke dir – und den anderen natürlich auch – ganz herzlich für die vielen Anregungen und Tipps. Der Text hat mich viel Mühe gekostet und einen heissen Kopf beschert. Ich habe also den Ehrgeiz, ihn so gut es geht nochmals zu überarbeiten.
Grüsse
Margot
Keine Ursache.
Es macht ja Spaß, deine Werke zu lesen, insofern brauchst du dich nicht zu bedanken.
Mir ist natürlich klar, dass hier Dichtung dazu kommt, und es übertragener gemeint ist. Dass du sie noch im Herzen spürst und gespeichert hast.
Das ist ja kein Fehler, und wer wollte das überhaupt festlegen, das ginge gar nicht.
Es ist nur mein persönlicher Eindruck, dass bei der Formulierung mit "in" eine inhaltliche bzw. gedankliche Dissonanz entsteht. Mir ging es so. Und ich finde das Bild des roten Herzens mit einen blauen Fleck darauf ziemlich gut. Es würde auch vom Kontrast her sehr schön passen.
Der andere "dichterische" Sinn würde dabei sowieso nicht verloren gehen.
Aber es sind immer subjektive Empfindungen und das war eben meine.
Selbstverständlich verzeihe ich dir diesen Fehler auch, ohne dass du ihn korrigierst.
lg,Fabian
Es macht ja Spaß, deine Werke zu lesen, insofern brauchst du dich nicht zu bedanken.
Mir ist natürlich klar, dass hier Dichtung dazu kommt, und es übertragener gemeint ist. Dass du sie noch im Herzen spürst und gespeichert hast.
Das ist ja kein Fehler, und wer wollte das überhaupt festlegen, das ginge gar nicht.
Es ist nur mein persönlicher Eindruck, dass bei der Formulierung mit "in" eine inhaltliche bzw. gedankliche Dissonanz entsteht. Mir ging es so. Und ich finde das Bild des roten Herzens mit einen blauen Fleck darauf ziemlich gut. Es würde auch vom Kontrast her sehr schön passen.
Der andere "dichterische" Sinn würde dabei sowieso nicht verloren gehen.
Aber es sind immer subjektive Empfindungen und das war eben meine.
Selbstverständlich verzeihe ich dir diesen Fehler auch, ohne dass du ihn korrigierst.
lg,Fabian
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