#1

Selbst

in Diverse 15.03.2006 20:36
von kein Name angegeben • ( Gast )
Und irgendwie findet man sein Lächeln wieder
Es gleicht einem funkelnden Glasscherbenhaufen
Und wenn du es an dich nimmst
Wird unweigerlich Blut fließen müssen
Denn selbst die Lüge ist nicht ohne Preis

Und wenn man sein Augenlicht verliert
Weil die Realität nur allzu grau ist und langsam verschwimmt
Gleicht es eher einem Traum als einer Wahrheit
Ein verzerrter Traum, auf dessen Ende man hofft
Doch das Ende kommt nicht

Und irgendwann umfängt einen diese Art Taubheit
Die man von einer Narkose noch eine Weile mit sich zieht
Dann scheint die Sonne nicht mehr so hell
Und auch die Schatten sind nicht mehr zu dunkel
Alles ist irgendwie gleich

Und alles ist irgendwie viel zu kompliziert
Ein Mensch kann nicht alle Facetten eines Gefühls wahrnehmen
Und niemand kann beschreiben, welche Facette seine ist
So ist es mit der Liebe, dem Leben, der Trauer und der Angst
Oder kannst du es erklären?

Und in der Nacht eines viel zu heißen Tages
Formen die Gedanken Windmühlenräder, die sich drehen
Unaufhörlich vom Wind der Zeit angetrieben und unfassbar geworden
Tatsächlich ist man es selbst, der taumelnd vorm Spiegel steht
Und eigentlich ist man nie zu hundert Prozent man selbst

Und eigentlich ist doch ein Lächeln
Gar kein Blut wert, oder?

02-05-05

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#2

Selbst

in Diverse 17.03.2006 07:50
von Olaf Piecho (gelöscht)
avatar
pseudokreativ? Gibt es das?

Hallo Narr,

ziemlich depressiv ein Text und doch sehr innovativ. Ohne Frage, so wie du das Gedicht aufgebaut hast, wirkt es sehr geschlossen und gekonnt. In den letzten beiden Zeilen habe ich eine Notbremseung hingelegt. Hatte ich was überlesen? Wo kommt denn auf einmal das Blut her? Also nochmal lesen.. So schafftst du esjedenfalls, dass sich die Lesart eines Gedichtes länger als vielleicht üblich mit ihm beschäftigen.

Grüße von Olaf

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#3

Selbst

in Diverse 17.03.2006 08:23
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Das Blut fließt, wenn man das Lächeln aus den Scherben klaubt.

Hallo Narr

Den Text finde ich nicht so schlecht, nur im vorletzten Absatz richtet sich der Erzähler direkt an mich und das stellt meiner Meinung nach den Schluss dar. Ich glaube, ich hätte den überhaupt weggelassen, da sich der Leser ohnehin nachher selbst hinterfragen soll.

LG Gem

Ps.: Wieso schreibst du pseudokreativ? Wir Anderen schreiben das auch nicht extra jedesmal darunter.

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#4

Selbst

in Diverse 17.03.2006 08:45
von kein Name angegeben • ( Gast )
Danke sehr für eure beiden Antworten...
Das Pseudokreativ steht nur da, weil dieses Gedicht in einem anderen Forum mal so ähnlich betitelt (oder einfach mal wieder überlesen) wurde..


Zitat:

Tatsächlich ist man es selbst, der taumelnd vorm Spiegel steht


Meinst du diese Stelle, Gemini?
Hmm... sicher hätte man da wunderbar aufhören können... aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich zuvor noch den Rahmen zum Scherbenhaufen schließen wollte... daher noch die folgenden Zeilen..
Zur Erklärung nochmal: eigentlich meinte ich den Sprecher selbst, bzw. einfach die Allgemeinheit, nicht den Leser an sich... ich wusste es irgendwie nicht besser auszudrücken..

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