Hallo Krabü,
ich muss zugeben, dass ich diesen Text erst zu simpel, dann zu kompliziert fand, um direkt anzubeißen. Jetzt begreife ich langsam, wie raffiniert dieser Köder ist und habe mich fast schon in ihn verbissen...
Ich kann nicht behaupten, dass ich alles verstanden habe, aber bei lautem Lesen (Audioversion!) erschließen sich mir die Wortspiele als sehr genaue Selbstreflexionen über den eigenen Weg. "grau" -"grauenvoll" könnte man oberflächlich als Kalauer lesen (ich musste auch schmunzeln) ... aber das Ich wird dabei weder flapsig noch selbstmitleidig, es analysiert sich selbst-bewußt in seinem Nirgendwoankommen.
Die Dämmerung, die das Ich beschreibt, ist die eigene Dämmerung, und es läßt offen, ob es eine Abend- oder Morgendämmerung ist. Nach der Dämmerung kommt die Nacht oder der Tag, in jedem Fall etwas Anderes. Dem Ich scheint zu genügen, dass es überhaupt eine Veränderung gibt. Es fällt kein Urteil darüber, wie sein Leben ist oder sein soll. Hier wird nichts aufgelöst in Schwarz oder Weiss. Das Ich deutet auf die unendlich vielen Töne, die dazwischen sind, und mögen sie andere grau nennen - sie machen das eigentliche volle unaufhaltsame Leben aus.
Nach Novals "Hymnen an die Nacht" die längst fällige Verteidigung des Grau!
(jetzt dämmert es draußen tatsächlich, und mir dämmert, dass ich noch etwas erledigen muss...)
Gute Dämmerung, Ulli