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#1
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Schwarzer Tee im Tangocafé
in Ausgezeichnete Lyrik 06.05.2006 16:44von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Schwarzer Tee im Tangocafé
Nachmittag
Tanzen und Trinken
mit Sahneschlag,
eine Teekanne voll Tränen,
erst aufgebrüht,
dann abgebrüht,
nachgezogen - schwarz - bemüht -
Wange an Wange.
Bloß nicht versinken,
bloß nicht spülen!
Denn die Kruste
sorgt noch lange
für das bewusste
Fühlen.
Der Abend wird lang,
und die Sahne muss ranzen.
Wir folgen der Sehnsucht
im sinnlichen Gang
hinaus aus der heimlichen Ecke.
Die tanzenden Hüften
und schmiegenden Arme
drehen im Strudel,
im Bogen der Schnecke
gen Mitte gezogen
vom schleichenden Rudel
ins Auge des Windes
- ein waches, doch blindes -
den Tanz zu beenden,
zur Bitte bewogen,
den Namen zu schreiben
oder zu gehn,
die Lenden zu reiben,
noch weiter zu gehn
und es sogar in den
eigenen Wänden zu treiben
oder nur erstmal zu sehn
und so zu verbleiben -
Verführung in Scheiben.
Die Sonne erscheint
belebend und klar.
Der Tee ist geweint,
der Strudel gegessen,
und alles was war
war nicht so gemeint.
Am seidenen Haar
hängt schwarzes Vergessen.
Nachmittag
Tanzen und Trinken
mit Sahneschlag,
eine Teekanne voll Tränen,
erst aufgebrüht,
dann abgebrüht,
nachgezogen - schwarz - bemüht -
Wange an Wange.
Bloß nicht versinken,
bloß nicht spülen!
Denn die Kruste
sorgt noch lange
für das bewusste
Fühlen.
Der Abend wird lang,
und die Sahne muss ranzen.
Wir folgen der Sehnsucht
im sinnlichen Gang
hinaus aus der heimlichen Ecke.
Die tanzenden Hüften
und schmiegenden Arme
drehen im Strudel,
im Bogen der Schnecke
gen Mitte gezogen
vom schleichenden Rudel
ins Auge des Windes
- ein waches, doch blindes -
den Tanz zu beenden,
zur Bitte bewogen,
den Namen zu schreiben
oder zu gehn,
die Lenden zu reiben,
noch weiter zu gehn
und es sogar in den
eigenen Wänden zu treiben
oder nur erstmal zu sehn
und so zu verbleiben -
Verführung in Scheiben.
Die Sonne erscheint
belebend und klar.
Der Tee ist geweint,
der Strudel gegessen,
und alles was war
war nicht so gemeint.
Am seidenen Haar
hängt schwarzes Vergessen.
Hallo GW,
der Text gefällt mir ausgesprochen gut - so etwas haben sicher schon einige Leute erlebt (ich nicht!). Irgendwie treibt Sehnsucht durch den Text, sucht nach Erfüllung, die scheinbar auch gefunden wird...aber letztlich ist es halt doch nicht das Wahre. Das Einzige, was mir nicht so zusagt, sind folgende Zeilen:
"Da, plötzlich ein Gähnen.
Wir senken die Fahne
und brechen die Lanzen"
Das Gähnen macht die Spannung, die sich zwischen den Beiden aufgebaut hat, irgendwie kaputt (so empfinde ich es jedenfalls) und Fahne bzw. Lanze passen mir begrifflich nicht so recht in den Text.
Ansonsten klasse geschrieben.
LG, yamaha
der Text gefällt mir ausgesprochen gut - so etwas haben sicher schon einige Leute erlebt (ich nicht!). Irgendwie treibt Sehnsucht durch den Text, sucht nach Erfüllung, die scheinbar auch gefunden wird...aber letztlich ist es halt doch nicht das Wahre. Das Einzige, was mir nicht so zusagt, sind folgende Zeilen:
"Da, plötzlich ein Gähnen.
Wir senken die Fahne
und brechen die Lanzen"
Das Gähnen macht die Spannung, die sich zwischen den Beiden aufgebaut hat, irgendwie kaputt (so empfinde ich es jedenfalls) und Fahne bzw. Lanze passen mir begrifflich nicht so recht in den Text.
Ansonsten klasse geschrieben.
LG, yamaha
#3
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Schwarzer Tee im Tangocafé
in Ausgezeichnete Lyrik 09.05.2006 14:50von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
#4
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Schwarzer Tee im Tangocafé
in Ausgezeichnete Lyrik 09.05.2006 22:31von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Also ich habe den Text gleich nachdem du ihn gepostet hast gelesen und er hat mir auch gut gefallen. Nur vermutete ich dahinter ein ausgeklügeltes Reimschema und ich wollte mich nicht schon wieder zum Narren machen. Das Gedicht liest sich tatsächlich wie in einem eigenen Rhytmus. Ich weiß ja, dass du in einen Tango-Kurs gehst. Woher weiß ich momentan gar nicht...
Interessantes Gedicht
LG Gem
Interessantes Gedicht
LG Gem
Hallo GW,
dein Gedicht liest sich ein bisschen wie ein Tango, da kann ich Gem nur voll Recht geben. Da ist Rhythmus drin, da ist Musik drin, Leidenschaft und auch Wehmut. Sehr gut gefallen haben mir die eingestreuten Reime, fast beiläufig wirken sie und geben dem Gedicht dennoch erst den richtigen Schliff.
Hat mir ausgezeichnet gefallen!
Grüße
Thomas
dein Gedicht liest sich ein bisschen wie ein Tango, da kann ich Gem nur voll Recht geben. Da ist Rhythmus drin, da ist Musik drin, Leidenschaft und auch Wehmut. Sehr gut gefallen haben mir die eingestreuten Reime, fast beiläufig wirken sie und geben dem Gedicht dennoch erst den richtigen Schliff.
Hat mir ausgezeichnet gefallen!
Grüße
Thomas
Tja, Gem, ich weiß auch nicht mehr als du aber im Gegensatz zu dir gelingt es mir nicht, den Schnabel zu halten. Immer wieder versuche ich, bei den Erwachsenen mitzureden. Irgendwann werde ich wohl noch gekreuzigt wegen Klugscheißerei oder so ...
Grüße
Thomas
Grüße
Thomas
#8
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Schwarzer Tee im Tangocafé
in Ausgezeichnete Lyrik 18.05.2006 17:02von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hi Rod, Gem,
1000 Dank für Eure Kommentare und dass Ihr ob meiner unhöflicherweise ausbleibenden Reaktion mir noch keine pupsenden PNs geschickt habt.
Dass Ihr da einen Tango-Rhytmus erkennt finde ich interessant. War nicht intendiert, aber was passiert da nicht alles unbewußt.
Gereimt ist es natürlich relativ wild. Allerdings ist meinem neuen Bestreben mich textlich nicht zum Sklaven der Reime zu machen, rechnung getragen worden, daher sind da auch schon mal einpaar Ungereimtheiten drin.
Vielen Dank Euch beiden.
GW
1000 Dank für Eure Kommentare und dass Ihr ob meiner unhöflicherweise ausbleibenden Reaktion mir noch keine pupsenden PNs geschickt habt.
Dass Ihr da einen Tango-Rhytmus erkennt finde ich interessant. War nicht intendiert, aber was passiert da nicht alles unbewußt.
Gereimt ist es natürlich relativ wild. Allerdings ist meinem neuen Bestreben mich textlich nicht zum Sklaven der Reime zu machen, rechnung getragen worden, daher sind da auch schon mal einpaar Ungereimtheiten drin.
Vielen Dank Euch beiden.
GW
#9
von Mattes • | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Schwarzer Tee im Tangocafé
in Ausgezeichnete Lyrik 16.06.2006 13:38von Mattes • | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Hallo GerateWohl!
Das Werk ist ein wahrer Hammer. Du tanzt mit dem Leser sprachlich, verslich, reimtechnisch einen Tango, dass es seine Art hat. Mir fehlen die Worte und ich zitiere daher kurz aus Wikipedia (wegen copy&paste so schön bequem): ...die abrupten Wechsel von Tempo und Bewegungsform: Lange, schleichende Gehschritte wechseln sich mit kleinen, zackigen Schritten ab, fließende mit abgehackten Bewegungen, das ruhige Dahingleiten der Oberkörper bildet einen Gegenpol zu den ruckartigen Drehungen der Köpfe. Ein besonderes Merkmal des Tango ist seine gleichmäßige Schrittstruktur. Die Oberkörper bleiben während des Tanzes ruhig, alle Effekte werden nur aus der Körperhaltung des Paares zueinander erzeugt.
Hier gibt es nur ganz kleine Irritationen, wie z.B. die allzu stark aufgesetzte Teekanne voll(er) Tränen, wobei das in den Tanz natürlich passt. Zum Schluss kommst du darauf ja auch zurück (der Tee ist geweint). Das Spülen der ersten Strophe kann einem erst gar nicht nicht gefallen, wobei man durch das bewusste Fühlen in der Kruste mehr als versöhnt wird. Die zweite Strophe ist der Tanz selbst und tatsächlich eine Verführung in Scheiben. Du spielst gekonnt mit den Bildern, streust wie zufällig Reime an unerwarteten Stellen ein, wechselst von simplen Beschreibungen (tanzende Hüften und schmiegende Arme) zu erstaunlichen Metaphern (vom schleichenden Rudel im Bogen der Schnecke gen Mitte ins Auge des Windes gezogen – ganz großes Tennis!) und treibst es immer weiter, ohne zu übertreiben. Das ist ein inspirierter Tanz, den du da vorführst.
Und die dritte Strophe, die so schlicht und erhellend, gar nicht mal unfroh beginnt und mich an laternesingende Kinder erinnert (Der Tanz ist aus, wir gehn nach Haus...), macht dann aber gerade nicht Rabimmel-Rabammel, sondern nur Rabumm, und das rabenschwarz. Übler Downer. Gefällt mir sehr gut! Gerade die Nüchternheit der Sprache, die mit einer kleinen Metapher (der geweinte Tee) dezent gewürzt wird, lässt einen keine so stark versalzene Suppe befürchten, wie sie dann mit dem schwarzen Vergessen über einem ausgeschüttet wird. Vielleicht übertreibe ich ja, ich empfinde diese letzte Strophe als saustark und krönende Spitze eines spannungsreichen Gedichtes.
Sehr gerne gelesen!
Gruß
Mattes
Das Werk ist ein wahrer Hammer. Du tanzt mit dem Leser sprachlich, verslich, reimtechnisch einen Tango, dass es seine Art hat. Mir fehlen die Worte und ich zitiere daher kurz aus Wikipedia (wegen copy&paste so schön bequem): ...die abrupten Wechsel von Tempo und Bewegungsform: Lange, schleichende Gehschritte wechseln sich mit kleinen, zackigen Schritten ab, fließende mit abgehackten Bewegungen, das ruhige Dahingleiten der Oberkörper bildet einen Gegenpol zu den ruckartigen Drehungen der Köpfe. Ein besonderes Merkmal des Tango ist seine gleichmäßige Schrittstruktur. Die Oberkörper bleiben während des Tanzes ruhig, alle Effekte werden nur aus der Körperhaltung des Paares zueinander erzeugt.
Hier gibt es nur ganz kleine Irritationen, wie z.B. die allzu stark aufgesetzte Teekanne voll(er) Tränen, wobei das in den Tanz natürlich passt. Zum Schluss kommst du darauf ja auch zurück (der Tee ist geweint). Das Spülen der ersten Strophe kann einem erst gar nicht nicht gefallen, wobei man durch das bewusste Fühlen in der Kruste mehr als versöhnt wird. Die zweite Strophe ist der Tanz selbst und tatsächlich eine Verführung in Scheiben. Du spielst gekonnt mit den Bildern, streust wie zufällig Reime an unerwarteten Stellen ein, wechselst von simplen Beschreibungen (tanzende Hüften und schmiegende Arme) zu erstaunlichen Metaphern (vom schleichenden Rudel im Bogen der Schnecke gen Mitte ins Auge des Windes gezogen – ganz großes Tennis!) und treibst es immer weiter, ohne zu übertreiben. Das ist ein inspirierter Tanz, den du da vorführst.
Und die dritte Strophe, die so schlicht und erhellend, gar nicht mal unfroh beginnt und mich an laternesingende Kinder erinnert (Der Tanz ist aus, wir gehn nach Haus...), macht dann aber gerade nicht Rabimmel-Rabammel, sondern nur Rabumm, und das rabenschwarz. Übler Downer. Gefällt mir sehr gut! Gerade die Nüchternheit der Sprache, die mit einer kleinen Metapher (der geweinte Tee) dezent gewürzt wird, lässt einen keine so stark versalzene Suppe befürchten, wie sie dann mit dem schwarzen Vergessen über einem ausgeschüttet wird. Vielleicht übertreibe ich ja, ich empfinde diese letzte Strophe als saustark und krönende Spitze eines spannungsreichen Gedichtes.
Sehr gerne gelesen!
Gruß
Mattes
#10
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Schwarzer Tee im Tangocafé
in Ausgezeichnete Lyrik 21.06.2006 14:28von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
#11
von Fabian Probst (gelöscht)
Schwarzer Tee im Tangocafé
in Ausgezeichnete Lyrik 22.06.2006 10:22von Fabian Probst (gelöscht)
da ist ja schon alles gesagt worden.
Ich kann mich nur anschließen.
Es hat etwas ganz Eigenes und fließt sehr schön, auch, wenn ich mit Tango nichts anfangen kann.
Trotzdem sehr gelungen.
lg,Fabian
Ich kann mich nur anschließen.
Es hat etwas ganz Eigenes und fließt sehr schön, auch, wenn ich mit Tango nichts anfangen kann.
Trotzdem sehr gelungen.
lg,Fabian
#12
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Schwarzer Tee im Tangocafé
in Ausgezeichnete Lyrik 22.06.2006 12:47von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
#13
von Arno Boldt • | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
Schwarzer Tee im Tangocafé
in Ausgezeichnete Lyrik 25.06.2006 20:07von Arno Boldt • | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
#15
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Schwarzer Tee im Tangocafé
in Ausgezeichnete Lyrik 26.06.2006 00:02von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Huraa!! Ich habe ein Gedicht des Monats!
Uououo!!
Danke ihr Lieben. Ich bin gerührt. Wirklich.
Ich danke natürlich von allem meinen Eltern und allen die dies möglich gemacht haben und mich unterstützend auf diesem nicht immer asphaltierten Weg begleitet haben. (Schnief) Danke.
Ich schmeiße eine Runde in der Kneipe.
Uououo!!
Danke ihr Lieben. Ich bin gerührt. Wirklich.
Ich danke natürlich von allem meinen Eltern und allen die dies möglich gemacht haben und mich unterstützend auf diesem nicht immer asphaltierten Weg begleitet haben. (Schnief) Danke.
Ich schmeiße eine Runde in der Kneipe.
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