#1

Ödland

in Düsteres und Trübsinniges 07.05.2006 12:05
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte



    Ödland


    Fernab vom Grollen
    summt die Röhre
    und ein Gedanke bleibt
    der sich im Kreise dreht

    Zu spät
    kreischt irgendwo ein Leben
    zerschellt am Monogramm
    das über allem schwebt

    So war es gestern
    ist es heute
    ein Treiben in
    Vergissmeinnicht

    Und wo die Bäche
    kopulieren
    fällt ein Versprechen
    durch das Licht




    © Margot S. Baumann

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#2

Ödland

in Düsteres und Trübsinniges 07.05.2006 16:16
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hallo Margot

Ich möchte hier der Erste sein, der sich mit seiner Interpretation lächerlich macht.

Im Großen und Ganzen, sehe ich hier den Kreislauf des Lebens dargestellt.

Fern ab vom Grollen
summt die Röhre
und ein Gedanke bleibt
der sich im Kreise dreht

Die Röhre, sehe ich hier als einen Abfluss. Die Seele wird in die Tiefe gerissen. Der Gedanke ist die Erinnerung der Menschen, die zurückbleiben.

Zu spät
kreischt irgendwo ein Leben
zerschellt am Monogramm
das über allem schwebt

Der erste Satz deutet auf die Kürze des Lebens und das Monigramm würde ich als das Kreuz oder den Namen des Herrn sehen, der über allem schwebt.

So war es gestern
ist es heute
ein Treiben in
Vergissmeinnicht

Diese Strophe untermauert meine Theorie. Hier wird der Kreislauf des Lebens deutlich.

Und wo die Bäche
kopulieren
fällt ein Versprechen
durch das Licht

Hier entsteht das neue Leben. Das Versprechen hier als die Wiedergeburt.

Ich hoffe ich habe hier einen Treffer gelandet. Wenn nicht, stört mich das auch nicht, da es so wie ich es gesehen habe ein durchgängiges Bild ist.

Sprachlich gefällt es mir gut. Inhaltlich sehe ich vieles etws anders. Das setzt natürlich voraus, dass ich Recht hatte.

LG Gem

Ps.: Das Ödland ist hier das Jenseits.

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#3

Ödland

in Düsteres und Trübsinniges 08.05.2006 18:08
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte

Zitat:

Gemini schrieb am 07.05.2006 16:16 Uhr:

Ich möchte hier der Erste sein, der sich mit seiner Interpretation lächerlich macht.



Wie's aussieht, bist du auch der Einzige.

Hi Gem

Besten Dank für deine Interpretation. Sie gefällt mir ... aber meine Intention war (natürlich) eine andere. Ich weiss, es ist recht kryptisch, aber, wie du sagst, spielt das kaum eine Rolle... Hauptsache, man sieht irgendetwas in den Zeilen.

Gruss
Margot

P.S. Das Ödland ist das Diesseits.

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#4

Ödland

in Düsteres und Trübsinniges 09.05.2006 00:12
von Fabian Probst (gelöscht)
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Das gefällt mir sehr gut. Bis auf das "Vergissmeinnicht." Auch, wenn es hier negativ gemint zu sein scheint, vielleicht eine Anspielung auf die Poesiealbummentalität.

Ich sehe hier jemanden, der sich am Aufgesetzten, der Oberflächlichkeit einer lauten und rasenden Welt reibt. Sich darin verliert, weil er doch nie so sein wollte, und dann doch in dieselbe Zwickmühle geraten ist.
Ein Verlust der wahren Identität. Das Monogram steht hier zentral, vielleicht für die Falschheit, die Etikette bzw. Fassade, die nach Außen strahlen soll. Flasche Ziele und darin ein großer Verlust.

Na ja, das waren meine Gedanken dazu. Wahrscheinlich auch nicht die, die du gehabt hast, aber dieses Bild hat sich in mir erschlossen.

Mag ich.

lg,Fabian

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#5

Ödland

in Düsteres und Trübsinniges 09.05.2006 06:05
von Maya (gelöscht)
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Hallo Margot,
auch mich sprechen Deine Zeilen an, obwohl ich sie weder wie Gem noch wie Fabian interpretiere und wahrscheinlich genauso daneben liege.
Für mich wird in der ersten Strophe die Stumpfsinnigkeit des Lebens sichtbar, alles dreht sich im Kreis, kein neuer Gedanke, lediglich Ablenkung durch den Fernseher. In der zweiten Strophe ist das Leben so fade geworden, dass ein Mensch vor den kreischenden Zug springt und dort zerschellt. Strophe drei verdeutlicht nur, dass es schon immer Menschen gab, die sich treiben und ihr Leben öde werden ließen. Sie gestalten es nicht selbst, leben das Leben banal vor sich hin(Vergissmeinnicht). Die kopulierenden Bäche der letzten Strophe deute ich als Leben / Tod bzw. den Übergang vom Leben in den Tod.
Warum ich die Zeilen so negativ deute? Keine Ahnung, ist vielleicht noch etwas früh .

LG, yamaha

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#6

Ödland

in Düsteres und Trübsinniges 09.05.2006 09:50
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Marge,

das ist nun aber wirklich kein leichter Stoff. Da scheint sich eine sehr nachdenkliche Seele große Sorgen um die Erfüllung ihres Daseins zu machen. Das ganze ist schon sehr symbolträchtig, was mich immer dazu verleitet, das ganze einfach so stehen zu lassen und mich wie eine Alice im Wunderland von der surrealen Wirklichkeit verzaubern zu lassen.
Ist geschehen und macht Freude. Schönes Gemälde.

Liebe Grüße,
GW

P.S. Damit ziehe ich mich natürlich ganz schäbig aus der Interpretationsaffäre, aber ... was soll ich sagen.
Die Vergissmeinicht gefallen MIR besonders.

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#7

Ödland

in Düsteres und Trübsinniges 09.05.2006 11:26
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Leute

@ Fabian
Freut mich, wenn du es magst. Ja, deine Interpretation folgt in Vielem meinen Gedanken, die ich zu Papier bringen wollte. Bezgl. des Vergissmeinnichts ... ich dache mir auch, dass es vielleicht stört, es ist extrem süss, und doch zeigt es eben genau das, was ich ausdrücken wollte. Wobei ich mir immer noch nicht sicher bin, ob ich ‚in’ (wären die Blumen) oder ‚im’ (wäre die Erinnerung) wählen soll..... bin da noch etwas unschlüssig.

@ yam
Oh, noch jemand, den es anspricht. Ich bin wirklich etwas überrascht, aber natürlich positiv. Man kann bei Interprationen nicht „falsch“ liegen und die deine ist gar nicht so weit weg von den anderen. Du siehst ja auch das Negative in den Zeilen (ok, die Rubrik ist natürlich wegweisend *g) und welche Assoziationen sich dabei einstellen, hängt natürlich immer stark vom Leser ab. Manchmal spricht sowas an und dann wieder gar nicht. Das ist immer das "Risiko" bei dieser Art.

@ Alice
Auch dir ein Dank für die Rückmeldung. Du siehst - bzw. eben nicht- was ich persönlich aussagen wollte, das ist verständlich, weil die Verse – wie ich oben schon erwähnte – zu kryptisch sind, als dass man sie entschlüsseln könnte. Ich müsste dazu, praktisch jedes Wort erklären, was auch nicht gerade interessant für euch wäre. Es kam mir, beim Schreiben, auch nicht darauf an, dass man mich jetzt zu 100 Pro versteht, sondern ich wollte mehr, dass man daraus das Negative, die Sinnlosigkeit und das Scheitern herausspürt. Du ziehst dich also nicht aus der Affäre, sondern beschreibst genau das, worauf ich hoffte.

Euch allen recht herzlichen Dank für die aufschlussreichen Kommentare.

Beste Grüsse
Margot

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#8

Ödland

in Düsteres und Trübsinniges 09.05.2006 23:14
von Roderich (gelöscht)
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Hallo Margot,

ich entdecke drei Aspekte an deinem Gedicht, die ich richtig fies finde:

1. Dein Gedicht ist ziemlich kryptisch und mit der nachfolgenden Interpretation werde ich mich lächerlich machen.
2. Ich habe selbst schon einmal ein Gedicht mit dem Titel "Ödland" geschrieben.
3. Dein Gedicht ist um Welten besser als meines.



Zu der angedrohten Interpretation: Ich sehe, ähnlich wie Yam, die Verblödung/Abstumpfung durch den Fernseher und ähnlich stupide Freizeitgestaltungsalternativen in der ersten Strophe. Der Gedanke, der bleibt und sich im Kreise dreht, ist meiner Ansicht nach der von den Medien ins Hirn gesetzte, der nicht weiter als bis zu der eigenen Nasenspitze reicht.

Strophe 2 ist für mich in diesem Zusammenhang selbsterklärend. Wir sind abgestumpft und ein letztes Aufflackern zerschellt an unserer eigenen medial erschaffenen, künstlichen Wertewelt.

Das Vergissmeinnicht in Strophe 3 ist für mich ein sehr intteressantes Bild, da es mich doch an den Film "Vergissmeinnicht" (Eternal Sunshine of the Spotless Mind) mit Jim Carrey und Kate Winslet erinnert - womit wir wieder beim Fernsehen wären. Auch inhaltlich sehe ich Parallelen zwischen dem Film und deinem Gedicht. Im Film werden Erinnerungen (an gescheiterte Beziehungen beispielsweise) aus dem Gedächtnis gelöscht - eine in der heutigen Zeit (auch, wenn der Film natürlich rein fiktiv ist) fast schon nachvollziehbare Reaktion auf Probleme. Nicht mehr damit zu tun haben wollen, sondern sich weiter dem Stumpfsinn ergeben und so tun, als ob alles eitel Wonne wäre. Einfach löschen, was nicht mehr in das System passt.

Die letzte Strophe ist für mich so etwas wie ein Hoffnungsschimmer, wenngleich mir das "kopulieren" an dieser Stelle nicht so richtig gefallen will. Die Bäche stehen für mich für die Natur, für das Echte und Wirkliche abseits unserer Plastikwelt. Das Versprechen, das durch das Licht fällt, ist eben meiner Ansicht nach jener Hoffnungsschimmer, das wir noch nicht ganz verloren sind.

Soweit jedenfalls meine Sicht der Dinge. Hat mir ausgezeichnet gefallen, dein Gedicht.

Grüße

Thomas

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#9

Ödland

in Düsteres und Trübsinniges 10.05.2006 18:44
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Tom

Vielen Dank für die Interpretation. Ich kann sie sogar nachvollziehen, du machst dich also nicht lächerlich. *g Den Film kenne ich übrigens, hat mir gut gefallen. Daran habe ich - beim Schreiben - aber nicht gedacht, könnte aber dazu passen. Kopulieren steht vielleicht etwas einsam da, hat aber (für mich zumindest) schon seinen Sinn.

Danke für die Rückmeldung und es freut mich natürlich, dass dir (mein) Ödland gefällt. Wahrscheinlich gehen mir langsam die Titel aus, dass ich sie schon klauen muss.

Gruss
Margot

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#10

Ödland

in Düsteres und Trübsinniges 11.05.2006 23:30
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Liebe Margot!

Ich war leider einige Tage nicht hier.
Einige befürchteten nicht richtig zu interpretieren.
Mir geht es ähnlich oder noch ärger!
Nur will ich mich nicht an Worte klammern, versuche es
gefühlsmäßig aufzufassen.
(Nebenbei: fernab hätte ich zusammen geschrieben)

Was mir gefällt sind die knappen gezielten Worte,
selbst wenn deren Aussage nicht klar erkennbar,
so doch fast erfühlbar ist.

Die Röhre kann sowohl eine Umschreibung sein
als auch tatsächlich eine solche, sogar jene eines
Atomreaktors kommt mir in den Sinn.

Wesentlich scheint mir die Aussage,
ferne vom Grollen, weiters, daß ein Gedanke bleibt,
der sich im Kreise dreht. (Kein Ergebnis, keine Lösung
eines Problems)

Das Monogramm, das über allem schwebt, scheint mir
ein Synonym zu sein für etwas Gewaltiges Mächtiges,
an dem man zerbrechen muß.

Es ist eine Ohnmacht da, keine Möglichkeit, es zu ändern,
ein nicht änderbarer Bestandteil in dieser Zeit.

Konkreter kann ich es derzeit nicht beschreiben.
Wesentlich erscheint mir die Deutung der
letzten Strophe.
Die Bäche, die sich vereinen, (vor dem Meer? vor dem Ziel?
Ort der Erfüllung?)
Hier fällt ein Versprechen durch das Licht - es blieb im Dunkel,
ein Versprechen wurde nicht wahr.

Ich bin kein guter Deuter auf diesem Gebiete, auch sehr ungeübt.
Zu sehr nehme ich nur gefühlsmäßig auf, messe nicht jedem Wort
die ureigentlichste Bedeutung bei. Lasse oft das Werk wirken und
tiefere grüblerische Gedanken dazu kommen oft später.

Zu mehr reicht es bei mir nicht.

Freundlichen Gruß
Joame

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#11

Ödland

in Düsteres und Trübsinniges 11.05.2006 23:36
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Joame

Du musst dich ganz sicher nicht entschuldigen, du hast das nämlich sehr gut "erfühlt". Ich habe nie gedacht, dass man dem Inhalt dieser kryptischen Zeilen so nahe kommen kann. *schluck* Und ich wollte doch ganz, ganz wenig verraten....

Besten Dank für deine Gedanken dazu, und allen anderen natürlich auch.

Gruss zurück
Margot

P.S. Danke für den Tipp zu fernab

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#12

Ödland

in Düsteres und Trübsinniges 12.05.2006 00:03
von pringles (gelöscht)
avatar
ich möchte auch mal versuchen


Fern ab vom Grollen
summt die Röhre
und ein Gedanke bleibt
der sich im Kreise dreht

ein unwetter ist weit in der ferne zu beobachten/hören
neben dem lyr.ich scheint eine windkraftmaschine sich zu drehen
lyr.ich kommt der gedanke an den kreislauf des lebens? und der sinn darin...

Zu spät
kreischt irgendwo ein Leben
zerschellt am Monogramm
das über allem schwebt

ein entschluss wurde getroffen
eine möwe scheint irgendwo zu kreisen und gegen die rotierende windkraftanlage zu fliegen,vestas?repower?(hardcore version ^^)
die rotorblätter drehen sich unbeirrt weiter,weit über dem boden

So war es gestern
ist es heute
ein Treiben in
Vergissmeinnicht

lyr.ich kommt zum entschluss dass das leben vergänglich ist
es wird heute so sein und auch in nächster zukunft und alles was bleibt ist die erinnerung und die hoffnung nicht in vergessenheit zu geraten

Und wo die Bäche
kopulieren
fällt ein Versprechen
durch das Licht

korpulieren mit einem "r" bitte ^^
in der ferne wo das licht herab kommt bricht es sich im wasser und verspricht
wo dunkelheit ist,da ist auch licht

klingt im großen und ganzen für mich wie ein kampf gegen eine bevorstehende depression(aufegführt durch das nahende unwetter) und den lichtblick welcher darauf erhofft wird aber in weiter ferne liegt
gern gelesen,schöne bilder und hat viel spaß gemacht,danke schön fürs lesen lassen
glg pringles

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#13

Ödland

in Düsteres und Trübsinniges 12.05.2006 08:51
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi pringles, wir hatten noch nicht das Vergnügen, also ein Willkommen hier

Vielen Dank für deinen Kommentar. Bei deiner Interpretation der 1. Str. musste ich unwillkürlich an Amerika denken.... Kansas, weite Kornfelder, in der Ferne zieht ein Sturm auf, ein metallenes Windrad beginnt sich kreischend zu drehen, die alte Neonbeleuchtung an der Tankstelle summt und knistert ..... he, he ... ich lese grad 'kaltblütig, von Capote.

Wie's aussieht, vermögen die wenigen Zeilen die Phantasie anzuregen .... das sehe ich als grosses Kompliment an und freue mich natürlich darüber.

Nochmals herzlichen Dank fürs Kommentieren.
Gruss
Margot

P.S. Ja, klar - korpulieren ... kommt sicher von Körper!

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