|
|
Treibsand
Der wüsten Hoffnung Untergang geweiht,
ich Narr, der ins gelobte Land wollt’ ziehen,
ein letztes Mal der Wirklichkeit entfliehen –
wo lieg’ ich nun? Zum Sterben ist’s schon Zeit?
Ich bin doch schon mein ganzes Leben lang
gestorben, Tag für Tag im Sand gekrochen,
im Treibsand deiner Wünsche eingebrochen –
was bleibt, ist nur dein Text und mein Gesang.
Nun, hörst du sie, die Wüstenmelodie?
Ich sing’ sie fröhlicher als du’s je konntest,
da du – nicht so wie ich – die Stimme schontest.
Mit mir zusammen rauscht Melancholie
den leeren Grund hinab. Finaler Akt;
Crescendo – und mein Herz im letzten Takt.
Der wüsten Hoffnung Untergang geweiht,
ich Narr, der ins gelobte Land wollt’ ziehen,
ein letztes Mal der Wirklichkeit entfliehen –
wo lieg’ ich nun? Zum Sterben ist’s schon Zeit?
Ich bin doch schon mein ganzes Leben lang
gestorben, Tag für Tag im Sand gekrochen,
im Treibsand deiner Wünsche eingebrochen –
was bleibt, ist nur dein Text und mein Gesang.
Nun, hörst du sie, die Wüstenmelodie?
Ich sing’ sie fröhlicher als du’s je konntest,
da du – nicht so wie ich – die Stimme schontest.
Mit mir zusammen rauscht Melancholie
den leeren Grund hinab. Finaler Akt;
Crescendo – und mein Herz im letzten Takt.
#2
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Treibsand
in Diverse 13.05.2006 01:24von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Auch hier möchte ich mal die Runde einläuten.
Wie hat euch dieses Gedicht gefallen, fandet ihr die Kritiken und die Platzierung in Ordnung? (Diese Frage richtet sich natürlich auch an den Autor.)
Mir hat das Gedicht beim ersten Lesen sofort zugesagt. Ich hätte auch hierin einen würdigen Sieger gesehen.
Es geht mir einfach auch darum jetzt Feedback zu bekommen, damit wir für den nächsten Wettbewerb wertvolle Erkenntnisse sammeln können. Wenn die Diskussion nämlich einschläft, wird keiner mehr den Wettbewerb ansprechen, also jetzt oder nie!
Wie hat euch dieses Gedicht gefallen, fandet ihr die Kritiken und die Platzierung in Ordnung? (Diese Frage richtet sich natürlich auch an den Autor.)
Mir hat das Gedicht beim ersten Lesen sofort zugesagt. Ich hätte auch hierin einen würdigen Sieger gesehen.
Es geht mir einfach auch darum jetzt Feedback zu bekommen, damit wir für den nächsten Wettbewerb wertvolle Erkenntnisse sammeln können. Wenn die Diskussion nämlich einschläft, wird keiner mehr den Wettbewerb ansprechen, also jetzt oder nie!
In diesem Falle werde ich keine große Hilfe sein.
Liegt es an der langen Nacht und meinen noch so müden Augen?
Vermutlich daran, daß ich mich derzeit nicht richtig in Deine Gedankengänge hineinfühlen kann.
Für mich ein Thema, dem zu entfliehen, mir bisher nicht gelang. Wenngleich ich hier damit auch noch verschonte.
Düsteres und Schweres ist nicht jedermanns Sache. Es sollte auch bei der Betrachtung der Qualität keinen Einfluß darauf haben.
Auf den ersten Blick ordnungsgemäß gereimt.
Längst kein besonderer Freund mehr von Kryptischem und unzähligen Metaphern, die mancherorts den Lesefluß sehr störend stocken lassen, bis hin zur Unverständlichkeit der Aussage, fühle ich mich befangen und zu wenig objektiv.
Wenngleich ich auch hier kein Problem sehe;
lediglich bleibe ich stets hängen bei Str.2,Z 4
'dein Text', wo ich mein korrektes Verständnis anzweifle.
Nicht besonders gefällt mir der Reim von konntest : schontest,
der auf mich etwas gekünstelt wirkt.
Wenn auch insgesamt deutlich ein überdurchschnittliches Niveau
gegenüber vielen Dichtungen erreicht ist,
bietet sich mir ein (sicher durch Aussage, Reimkürze und Interpunktion bedingtes) unruhiges Bild, so daß zwar meine Wertschätzung vorhanden ist, ich aber nicht eindeutig von einem richtigen Lesegenuß berichten kann.
Mit Gruß Joame
Liegt es an der langen Nacht und meinen noch so müden Augen?
Vermutlich daran, daß ich mich derzeit nicht richtig in Deine Gedankengänge hineinfühlen kann.
Für mich ein Thema, dem zu entfliehen, mir bisher nicht gelang. Wenngleich ich hier damit auch noch verschonte.
Düsteres und Schweres ist nicht jedermanns Sache. Es sollte auch bei der Betrachtung der Qualität keinen Einfluß darauf haben.
Auf den ersten Blick ordnungsgemäß gereimt.
Längst kein besonderer Freund mehr von Kryptischem und unzähligen Metaphern, die mancherorts den Lesefluß sehr störend stocken lassen, bis hin zur Unverständlichkeit der Aussage, fühle ich mich befangen und zu wenig objektiv.
Wenngleich ich auch hier kein Problem sehe;
lediglich bleibe ich stets hängen bei Str.2,Z 4
'dein Text', wo ich mein korrektes Verständnis anzweifle.
Nicht besonders gefällt mir der Reim von konntest : schontest,
der auf mich etwas gekünstelt wirkt.
Wenn auch insgesamt deutlich ein überdurchschnittliches Niveau
gegenüber vielen Dichtungen erreicht ist,
bietet sich mir ein (sicher durch Aussage, Reimkürze und Interpunktion bedingtes) unruhiges Bild, so daß zwar meine Wertschätzung vorhanden ist, ich aber nicht eindeutig von einem richtigen Lesegenuß berichten kann.
Mit Gruß Joame
Ich finde es schwer in Ordnung, dass wir hier Meinungsfreiheit haben und jeder für sich die Freiheit, seine eigene Meinung immer wieder korrigieren zu können. Wenn ich manche Kritiken lese, könnte man meinen, hier lägen drei verschiedene Gedichte vor, so unterschiedlich ist der Fokus und der Deutungsansatz.
Die Gretchenfrage bei diesem Gedicht: Wer ist das DU, das den Text schrieb, zu dem das Ich die Melodie singt? Es muss schon eine sehr starke Macht sein, die so vorschreibend sein kann, deswegen sind "Herr", "Bibel", die oder der "Geliebte", die Mutter als mögliches Du denkbar. Doch selbst wenn es sich hier konkret um einen "Kreuzfahrer" handelt, oder Moses? (wer war das noch mal, der bei dem Auszug aus Ägypten die Ankunft in Israel nicht erlebte?) - die Geschichte gibt mir nur dann etwas, wenn ich sie auf mein eigenes Dasein beziehen kann. Deswegen deute ich das Du (schon deshalb weil ich den Kosmos alias Gott nicht als "Diktator" sehen kann) mehr an ein moralisches alter ego, ein Über-Ich, oder ein Wünsche produzierendes Super-Ego. Diese Illusionsmaschine drängt "einen" immer wieder dazu, der Wirklichkeit zu enfliehen. Es sind die "treibenden Kräfte" (Gautama), die am Ende in der Erkenntnis münden: du hast immer nur auf Sand gebaut.
Die Hoffnung ist "wüst" - gleich in den ersten Worten ist das Motiv des Gedichts umrissen. Alles weitere lese ich als eine Variation dieses Thema, dessen bildliche Entfaltung konsequent und beeindruckend ist. Denn dieser Hoffnungsleere tritt als Kontrapunkt am Ende der 2. Strophe das Leben selbst entgegen, die Melodie. Weil sie sich selbst genügt und weil sie fröhlich ist, triumphiert sie letzlich über den Plan (den Text). Der Takt des Herzens schlägt in die Leere, aber er macht dies mit einer freudig-melancholischen Trotzigkeit, ja Steigerungslust, dass selbst die Christen aus ihren Gräbern lugen und miteinstimmen: Tod, wo ist dein Stachel?
Die paar formalen Unebenheiten sind benannt, deswegen muss ich hier nicht kleinlich werden. Dies ist definitiv das Gedicht, das mir am tiefsten eingegangen ist. Ob das ein Bewertungsmerkmal ist, weiß ich nicht, aber das möchte ich dir, lieber Thomas, doch einmal gesagt haben.
Die Gretchenfrage bei diesem Gedicht: Wer ist das DU, das den Text schrieb, zu dem das Ich die Melodie singt? Es muss schon eine sehr starke Macht sein, die so vorschreibend sein kann, deswegen sind "Herr", "Bibel", die oder der "Geliebte", die Mutter als mögliches Du denkbar. Doch selbst wenn es sich hier konkret um einen "Kreuzfahrer" handelt, oder Moses? (wer war das noch mal, der bei dem Auszug aus Ägypten die Ankunft in Israel nicht erlebte?) - die Geschichte gibt mir nur dann etwas, wenn ich sie auf mein eigenes Dasein beziehen kann. Deswegen deute ich das Du (schon deshalb weil ich den Kosmos alias Gott nicht als "Diktator" sehen kann) mehr an ein moralisches alter ego, ein Über-Ich, oder ein Wünsche produzierendes Super-Ego. Diese Illusionsmaschine drängt "einen" immer wieder dazu, der Wirklichkeit zu enfliehen. Es sind die "treibenden Kräfte" (Gautama), die am Ende in der Erkenntnis münden: du hast immer nur auf Sand gebaut.
Die Hoffnung ist "wüst" - gleich in den ersten Worten ist das Motiv des Gedichts umrissen. Alles weitere lese ich als eine Variation dieses Thema, dessen bildliche Entfaltung konsequent und beeindruckend ist. Denn dieser Hoffnungsleere tritt als Kontrapunkt am Ende der 2. Strophe das Leben selbst entgegen, die Melodie. Weil sie sich selbst genügt und weil sie fröhlich ist, triumphiert sie letzlich über den Plan (den Text). Der Takt des Herzens schlägt in die Leere, aber er macht dies mit einer freudig-melancholischen Trotzigkeit, ja Steigerungslust, dass selbst die Christen aus ihren Gräbern lugen und miteinstimmen: Tod, wo ist dein Stachel?
Die paar formalen Unebenheiten sind benannt, deswegen muss ich hier nicht kleinlich werden. Dies ist definitiv das Gedicht, das mir am tiefsten eingegangen ist. Ob das ein Bewertungsmerkmal ist, weiß ich nicht, aber das möchte ich dir, lieber Thomas, doch einmal gesagt haben.
#5
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Treibsand
in Diverse 13.05.2006 14:21von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Hallöle,
so, dann wollen wir mal.
@ Willi: Wie ich die Kritiken fand? Sehr fundiert, sehr berechtigt, aber auch überraschend angetan. Habe mit ärgeren Zerpflückungen gerechnet, da das mein erstes Sonett war und ich dachte, dass man ihm das ansieht. Die Platzierung finde ich angesichts des Gedichtes von Ulli nicht in ganz in Ordnung, ich habe mich aber wahnsinnig über den dritten Platz gefreut. Das ist zumindest ein großer Ansporn, mich weiter zu entwickeln, da ich mir selbst nun ein Grundpotential nicht abstreiten kann.
Es freut mich jedenfalls, wenn das Gedicht dich schon beim ersten Lesen angesprochen hat - das hört man als eitler Autor gerne.
@ Joame: Vielen Dank für dein ehrliches und konstruktives Feedback. Ja, das Gedicht ist eher düster und schwermütig, aber ich hoffe, doch, dass es nicht allzu sehr hinunter zieht und die ein wenig trotzigen letzten Strophen auch ein wenig Aufbruchstimmung - trotz des Finales - vermitteln. Denn hier ist S3 auch ein wenig als Aufbäumen und Loslösen gedacht.
"Dein Text" ist übrigens schon richtig. Verständlich ist es vielleicht, wenn man sich die eigentliche Intention des Gedichtes (die in den verschiedenen Interpretationen bereits angedeutet, aber noch nicht punktgenau getroffen wurde) betrachtet: Im Prinzip geht es um eine vernichtende Liebesbeziehung. Natürlich hat es mir auch die Kreuzritterinterpretation angetan (deshalb war ich so frei, und habe das Gedicht unter "Diverse" und nicht, wie ursprünglich geplant, unter "Liebe" gestellt), aber ich hatte beim Schreiben eine gescheiterte Beziehung vor Augen, die das lyr. Ich in den Abgrund reißt. Das lyr. Du ist in diesem Fall klarerweise der Partner, das gelobte Land ist als dauerhaftes Glück (Ehehafen) gedacht, das durch Selbstbetrug (siehe S1Z3) nicht erreicht werden kann. Es geht um eine längerfristige Beziehung, in der sich das lyr. Ich wie auch sonst im Leben verausgabt und aufgeopfert hat, wie Strophe 2 verdeutlichen soll. Vielleicht wird nun S2Z4 klarer: Das lyr. Du hat den Text zu dieser Beziehung beigesteuert (dh es hat die Beziehung bestimmt), gesungen hat letztendlich aber das lyr. Ich - nämlich die Worte des lyr. Dus. In der Folge ist die Wüstenmelodie sozusagen das Requiem der Beziehung, vom lyr. Ich gesungen, da das lyr. Du sich beim Singen eben immer zurückgehalten hat und nur den Text selbst beigetragen hat. Ich hoffe, ich kann mich halbwegs verständlich ausdrücken.
Bezüglich des Reims konntest/schontest: Das ist auch meine eigene Achillesferse bei dem Gedicht. Immer wieder, wenn ich an mögliche Wettbewerbsbewertungen und -kritiken gedacht habe, ist mir dieser vermaldedeite Reim in den Sinn gekommen und habe ihn als Strick gesehen, an dem man mich aufknüpfen wird. Es gibt zwar Schlimmeres, aber er ist halt nun mal nicht ganz sauber.
Die Unruhe in dem Gedicht hat übrigens auch Arno in seiner Kritik angesprochen. Und wo er Recht hat, hat er Recht. Zwar wollte ich schon ein wenig Unruhe reinbringen, da es schließlich um eine gescheiterte Beziehung und den Fall des lyr. Ichs in ein tiefes Loch geht, aber es ist dann doch unruhiger geworden, als ich es vorhatte. Ich kann hier leider nur hilflos mit den Schultern zucken und es auf meine mangelnde Routine schieben.
Es freut mich aber, wenn du dieses Gedicht als überdurchschnittlich betrachtest. Das ist verdammt viel für so einen kleinen Molketrinker, wie ich es bin.
@ Ulli: Wow, was für ein Lob! Da werde ich ja ganz rot!
Zu deinem Deutungsansatz: Der gefällt mir ausgesprochen gut, ist vor allem sehr schlüssig, auch, wenn er meine Intention nicht ganz trifft. Ich finde die Einbringung des Super-Egos aber wirklich beachtenswert - eine Richtung, in die ich selbst nicht einmal ansatzweise gedacht habe, die aber durchaus ihre Berechtigung hat.
Das Wüstenmotiv wurde von mir übrigens gewählt, weil ich damit ganz gut eine austrocknende Beziehung darstellen konnte. Das nur nebenbei. Und schön, dass du die Trotzigkeit der dritten Strophe ansprichst. Wie ich vorhin bei meiner Antwort zu Joames Kommentar schon geschrieben habe: Es geht hier auch um ein finales Aufbäumen, um sich von der alten Beziehung emotional zu lösen. Auch, wenn das lyr. Ich schließlich daran zu Grunde geht, ist es letztlich die eigene Entscheidung des lyr. Ichs und nicht eine, die durch den Partner (um bei meiner Intention zu bleiben) aufgezwungene, wodurch dem lyr. Ich letztlich doch noch eine Art Befreiung gelingt. So war's jedenfalls gedacht.
Es freut mich jedenfalls ungemein, wenn das Gedicht so tief bei dir eingegangen ist. Das ehrt mich sehr, schätze ich dich als Dichter doch enorm und als einen der Begnadesten hier.
Viele Grüße
Thomas
so, dann wollen wir mal.
@ Willi: Wie ich die Kritiken fand? Sehr fundiert, sehr berechtigt, aber auch überraschend angetan. Habe mit ärgeren Zerpflückungen gerechnet, da das mein erstes Sonett war und ich dachte, dass man ihm das ansieht. Die Platzierung finde ich angesichts des Gedichtes von Ulli nicht in ganz in Ordnung, ich habe mich aber wahnsinnig über den dritten Platz gefreut. Das ist zumindest ein großer Ansporn, mich weiter zu entwickeln, da ich mir selbst nun ein Grundpotential nicht abstreiten kann.
Es freut mich jedenfalls, wenn das Gedicht dich schon beim ersten Lesen angesprochen hat - das hört man als eitler Autor gerne.
@ Joame: Vielen Dank für dein ehrliches und konstruktives Feedback. Ja, das Gedicht ist eher düster und schwermütig, aber ich hoffe, doch, dass es nicht allzu sehr hinunter zieht und die ein wenig trotzigen letzten Strophen auch ein wenig Aufbruchstimmung - trotz des Finales - vermitteln. Denn hier ist S3 auch ein wenig als Aufbäumen und Loslösen gedacht.
"Dein Text" ist übrigens schon richtig. Verständlich ist es vielleicht, wenn man sich die eigentliche Intention des Gedichtes (die in den verschiedenen Interpretationen bereits angedeutet, aber noch nicht punktgenau getroffen wurde) betrachtet: Im Prinzip geht es um eine vernichtende Liebesbeziehung. Natürlich hat es mir auch die Kreuzritterinterpretation angetan (deshalb war ich so frei, und habe das Gedicht unter "Diverse" und nicht, wie ursprünglich geplant, unter "Liebe" gestellt), aber ich hatte beim Schreiben eine gescheiterte Beziehung vor Augen, die das lyr. Ich in den Abgrund reißt. Das lyr. Du ist in diesem Fall klarerweise der Partner, das gelobte Land ist als dauerhaftes Glück (Ehehafen) gedacht, das durch Selbstbetrug (siehe S1Z3) nicht erreicht werden kann. Es geht um eine längerfristige Beziehung, in der sich das lyr. Ich wie auch sonst im Leben verausgabt und aufgeopfert hat, wie Strophe 2 verdeutlichen soll. Vielleicht wird nun S2Z4 klarer: Das lyr. Du hat den Text zu dieser Beziehung beigesteuert (dh es hat die Beziehung bestimmt), gesungen hat letztendlich aber das lyr. Ich - nämlich die Worte des lyr. Dus. In der Folge ist die Wüstenmelodie sozusagen das Requiem der Beziehung, vom lyr. Ich gesungen, da das lyr. Du sich beim Singen eben immer zurückgehalten hat und nur den Text selbst beigetragen hat. Ich hoffe, ich kann mich halbwegs verständlich ausdrücken.
Bezüglich des Reims konntest/schontest: Das ist auch meine eigene Achillesferse bei dem Gedicht. Immer wieder, wenn ich an mögliche Wettbewerbsbewertungen und -kritiken gedacht habe, ist mir dieser vermaldedeite Reim in den Sinn gekommen und habe ihn als Strick gesehen, an dem man mich aufknüpfen wird. Es gibt zwar Schlimmeres, aber er ist halt nun mal nicht ganz sauber.
Die Unruhe in dem Gedicht hat übrigens auch Arno in seiner Kritik angesprochen. Und wo er Recht hat, hat er Recht. Zwar wollte ich schon ein wenig Unruhe reinbringen, da es schließlich um eine gescheiterte Beziehung und den Fall des lyr. Ichs in ein tiefes Loch geht, aber es ist dann doch unruhiger geworden, als ich es vorhatte. Ich kann hier leider nur hilflos mit den Schultern zucken und es auf meine mangelnde Routine schieben.
Es freut mich aber, wenn du dieses Gedicht als überdurchschnittlich betrachtest. Das ist verdammt viel für so einen kleinen Molketrinker, wie ich es bin.
@ Ulli: Wow, was für ein Lob! Da werde ich ja ganz rot!
Zu deinem Deutungsansatz: Der gefällt mir ausgesprochen gut, ist vor allem sehr schlüssig, auch, wenn er meine Intention nicht ganz trifft. Ich finde die Einbringung des Super-Egos aber wirklich beachtenswert - eine Richtung, in die ich selbst nicht einmal ansatzweise gedacht habe, die aber durchaus ihre Berechtigung hat.
Das Wüstenmotiv wurde von mir übrigens gewählt, weil ich damit ganz gut eine austrocknende Beziehung darstellen konnte. Das nur nebenbei. Und schön, dass du die Trotzigkeit der dritten Strophe ansprichst. Wie ich vorhin bei meiner Antwort zu Joames Kommentar schon geschrieben habe: Es geht hier auch um ein finales Aufbäumen, um sich von der alten Beziehung emotional zu lösen. Auch, wenn das lyr. Ich schließlich daran zu Grunde geht, ist es letztlich die eigene Entscheidung des lyr. Ichs und nicht eine, die durch den Partner (um bei meiner Intention zu bleiben) aufgezwungene, wodurch dem lyr. Ich letztlich doch noch eine Art Befreiung gelingt. So war's jedenfalls gedacht.
Es freut mich jedenfalls ungemein, wenn das Gedicht so tief bei dir eingegangen ist. Das ehrt mich sehr, schätze ich dich als Dichter doch enorm und als einen der Begnadesten hier.
Viele Grüße
Thomas
Hallo Joame,
das ist ja ein Ding: Da spuckt der Treibsand des Tümpels mal ein Gedicht aus, anstatt es zu verschlucken! Vielen Dank für deine neuerliche Rückmeldung und es freut mich sehr, dass dir das Gedicht gut gefallen hat, wenngleich ich mit deiner Kritik natürlich viel anfangen konnte.
Viele Grüße
Thomas
das ist ja ein Ding: Da spuckt der Treibsand des Tümpels mal ein Gedicht aus, anstatt es zu verschlucken! Vielen Dank für deine neuerliche Rückmeldung und es freut mich sehr, dass dir das Gedicht gut gefallen hat, wenngleich ich mit deiner Kritik natürlich viel anfangen konnte.
Viele Grüße
Thomas
gefällt mir auch gut.
Was mich stört ist das "einbrechen" im Treibsand. Mag für meine Begriffe überhaupt nicht passen. Das Wiederholen von "Sand" innerhalb zweier Zeilen verstärkt das Ganze noch.
Aber das ist auch die einzige Kritik.
Insgesamt ein sehr schönes Sonett. Finde ich immer gut, wenn man solche klassischen Formen belebt, ohne es völlig zu vergeigen. Aber davon kann hier keine Rede sein.
Gruß, Fabian
Was mich stört ist das "einbrechen" im Treibsand. Mag für meine Begriffe überhaupt nicht passen. Das Wiederholen von "Sand" innerhalb zweier Zeilen verstärkt das Ganze noch.
Aber das ist auch die einzige Kritik.
Insgesamt ein sehr schönes Sonett. Finde ich immer gut, wenn man solche klassischen Formen belebt, ohne es völlig zu vergeigen. Aber davon kann hier keine Rede sein.
Gruß, Fabian
Hallo Fabian,
auch dir vielen Dank für die Kritik. Mit der Doppelung von Sand hast du sicher Recht, das ist mir bis dato gar nicht aufgefallen. Betriebsblindheit, kennt man ja. "Einbrechen": Hm ... ist vermutlich wirklich ein wenig stark, "versinken" wäre wohl passender. Andererseits gefällt mir die Heftigkeit des Einbrechens, das passt mir hier wieder ganz gut ins Konzept.
Ich werde allerdings hier nicht mehr herumpfuschen, dazu ist das Gedicht schon zu alt und für mich abgeschlossen. Es hat halt seine Schönheitsfehler, aber welches Gedicht hat das nicht? Perfekte Gedichte gibt es selten.
Freut mich, dass du meinen Versuch ein Sonett zu schreiben insgesamt als geglückt erachtest. Vielen Dank!
Viele Grüße
Thomas
auch dir vielen Dank für die Kritik. Mit der Doppelung von Sand hast du sicher Recht, das ist mir bis dato gar nicht aufgefallen. Betriebsblindheit, kennt man ja. "Einbrechen": Hm ... ist vermutlich wirklich ein wenig stark, "versinken" wäre wohl passender. Andererseits gefällt mir die Heftigkeit des Einbrechens, das passt mir hier wieder ganz gut ins Konzept.
Ich werde allerdings hier nicht mehr herumpfuschen, dazu ist das Gedicht schon zu alt und für mich abgeschlossen. Es hat halt seine Schönheitsfehler, aber welches Gedicht hat das nicht? Perfekte Gedichte gibt es selten.
Freut mich, dass du meinen Versuch ein Sonett zu schreiben insgesamt als geglückt erachtest. Vielen Dank!
Viele Grüße
Thomas
|
Forum Statistiken
Das Forum hat 8220
Themen
und
61619
Beiträge.
Heute waren 0 Mitglieder Online: Besucherrekord: 420 Benutzer (07.01.2011 19:53). |
Ein Kostenloses Forum | Einfach ein Forum erstellen |