#1

Zwischen jedem Schritte

in Liebe und Leidenschaft 25.05.2006 18:29
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
Zwischen jedem Schritte


Mit deinem Ohr auf meiner
Brust ließ ich dich
zungenfertig
gehn

bis mir das Herz im Herzen
sprang und zu dir
wollte an die Wände
schlug

und seither
zwischen jedem Schritte
schweigt

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#2

Zwischen jedem Schritte

in Liebe und Leidenschaft 25.05.2006 22:30
von Krabü2 (gelöscht)
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Hhhhmmm.... Hi Ulli,
klingt irgendwie nach Herzschrittmacher... Muss ich noch öfters lesen?!
Ohr auf der Brust könnte auch das Stethoskop sein, zungenfertig(keit) hört sich nach Kommentar, Redefluss, Stellungnahme an... Herzrhythmusstörungen in der 2. Strophe? 3. Strophe?: Keine Zukunft planbar?
Oder sehe ich das zu düster?
LG
Uschi,
die das Gedicht sehr gut geschrieben empfindet.

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#3

Zwischen jedem Schritte

in Liebe und Leidenschaft 25.05.2006 23:46
von Maya (gelöscht)
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An einen Herzschrittmacher habe ich zwar nicht gedacht, aber traurig klingen die Zeilen allemal.

Ich denke eher, dass das Ich nicht imstande war, seine Gefühle dem Du gegenüber auszudrücken, entweder, weil es die tiefen Gefühle erst realisierte, als das Du bereits fort war, oder weil es zum rechten Zeitpunkt (als das Du ihm noch gegenüber stand) nicht die richtigen Worte fand und schwieg.

Das Du versuchte, in das Ich hineinzuhorchen, sein Herz auszuloten (Ohr auf meiner Brust), sprach und sprach sich „zungenfertig“. Ohne Erfolg. Es ging. Im Nachhinein bemerkt das Ich „das Herz (des Du) im Herzen“.
Doch ist es bereits zu spät, das Du ist weg und die Gefühle des lyrIchs finden kein Ventil, bleiben in ihm gefangen, schlagen gegen die eigene (Herz-)wand.

Die letzte Strophe zu deuten, ist schwierig. Man könnte sie so verstehen, dass das Du immer noch ein Teil des Ichs ausmacht und es auf seinen Wegen schweigend begleitet, weil es nicht mehr aktiv in seinem Leben vorhanden ist.
Die zentralen Themen des Gedichtes sind für mich Reden und Schweigen.

Gefällt mir ebenfalls.

LG, yam

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#4

Zwischen jedem Schritte

in Liebe und Leidenschaft 26.05.2006 12:17
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte


Zitat:

yamaha schrieb am 25.05.2006 23:46 Uhr:

Die zentralen Themen des Gedichtes sind für mich Reden und Schweigen.





So ist es, und deine Interpretation trifft das meiste. "Zungenfertig" kann man grammatisch auf das "Du" beziehen, gemeint war aber, dass das Ich redet, während das Du dem Herzen lauscht (und zwar nicht nur bildlich, sondern leibhaftig mit dem Ohr auf der Brust liegt). Das Ich ist "zungenfertig", d.h. es ist sprachgewandt und hat die Fähigkeit sich etwas einzureden, sich etwas "fertig" zurechtzutlegen. Es redet einer Trennung das Wort. Das Du, das dem Herzen lauscht, weiß, dass das Ich sich belügt, geht aber dennoch. Erst als das Du weg ist, schlägt das Gefühl im Herzschlag durch. Im heftig pochenden Herz begreift das Ich sein heftiges Verlangen - und im genauen Hören auf diesen Rhythmus lernt es, dass zum Gehen das Innehalten gehört, zum Reden das Schweigen, zur Liebe die Möglichkeit, dass sie aussetzt...

Und geht seitdem bewußter, trauriger, aber wahrer durchs Leben...

Oh, hätte ich doch meine Herzklappe gehalten!

Gruß, Ulli

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#5

Zwischen jedem Schritte

in Liebe und Leidenschaft 26.05.2006 12:55
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Ulli,

ich bin Dir für Deine Erläuterungen sehr dankbar, denn so hat mein Rätseln ein Ende und ich kriege einen Faden rein, denn mein Interesse haben Deine Zeilen auf jeden Fall bei mir geweckt. Und nun nach Deiner Auflösung sehe ich auch klar, was mich davon grundlegend davon abhielt, Deine Zeilen richtig deuten zu können. Nämlich in der ersten Strophe ist das lyr. Ich aktiv zungenfertig, lässt das Du aber passiv gehen. Daher bekam ich da keinen Zusammenhang zwischen dem Gesprochenen und dem getanen hin. Das finde ich sehr irreführend. Wenn Du nur einen Buchstaben ändern würdest, wäre ich wieder voll und ganz bei Dir, nämlich:

Mit deinem Ohr auf meiner
Brust hieß ich dich
zungenfertig
gehn


Glaube mir, es liegt mir fern, nun als neues Hobby eigenmächtig in Deinen Gedichten rumzuschreiben. Aber das ist mein Empfinden. So verstehe ich es besser.

Aber der schönste Kern des Gedichtes, der mich so ansprach ist eh die zweite Strophe und die ist eindeutig, klar und ganz nach meinem Geschmack. Schön.

Liebe Grüße,
GW

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#6

Zwischen jedem Schritte

in Liebe und Leidenschaft 26.05.2006 14:55
von Maya (gelöscht)
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Also, mir würde es nicht gefallen, wenn Du dem Vorschlag von GW folgen würdest - denn so lässt sich das Gedicht aus beiden Richtungen interpretieren. Klar wäre es dann eindeutig, was gemeint ist, aber es wäre auch um eine Sichtweise ärmer.

LG, yam

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#7

Zwischen jedem Schritte

in Liebe und Leidenschaft 26.05.2006 16:03
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte

Zitat:

GerateWohl schrieb am 26.05.2006 12:55 Uhr:

Glaube mir, es liegt mir fern, nun als neues Hobby eigenmächtig in Deinen Gedichten rumzuschreiben.




Das glaube ich dir gerne, aber ich kenne schlimmere Hobbys!l

Ich fand deinen Vorschlag auf Anhieb sehr verlockend, geradezu genial einfach. Nur liegt in dem Wort "heißen" etwas sehr Aktives, nämlich Aufforderndes, beinah Befehlendes. Das von mir gemeinte plappernde Ich aber handelt nur ins stolzer Reaktion auf das Du, das horchend nachfragt, ob eine Trennung nicht vielleicht das beste sei. Es redet einer Trennung das Wort, aber so halbherzig, ja ohneherzig, dass das Wörtchen "hieß" in eine falsche Richtung führt. Von daher lasse ich lieber das "ließ".

Glaube mir, Yam, es liegt mir fern, nun als neues Hobby in deine Interpretationen hineinzureden. Du darfst aus dem Gedicht herauslesen, was es hergibt. Daß aber das Du in das Ich hineinhorcht und gleichzeitig auf das Ich einredet, kann und mag ich mir nicht recht vorstellen. (Auch wenn man Frauen nachsagt, dass sie alles gleichzeitig können!)

Dass das Gedicht so viel in der Schwebe hält, habe ich beim Schreiben gar nicht für möglich halten. Aber wenn es denn so ist, und ihr fühlt euch in die beschrieben Situation anders hinein - da wäre es wirkloich armselig, würde ich auf meine Vor-Stellung pochen.
Danke fürs Mitlesen

LG, Ulli

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#8

Zwischen jedem Schritte

in Liebe und Leidenschaft 26.05.2006 16:11
von Maya (gelöscht)
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Von Gleichzeitigkeit steht da aber nix. Man kann ja erst die Zunge lahm reden und dann lauschen - was spricht also gegen meine Interpretation (außer der Tatsache, dass Du es als Autor anders intendiert hast? ) .

LG, yam


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#9

Zwischen jedem Schritte

in Liebe und Leidenschaft 26.05.2006 18:43
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
Aha, verstehe: erst voll-labern, dann erschöpft den Kopf auf die Brust legen, getröstet werden wollen - kein Wunder, dass das Ich Schluß machen will!

Nichts, meine Liebe, spricht gegen deine Interpretation
nur meine Erinnerung!!!

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