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Immer, wenn du bei mir warst,
kleide ich mich nachher
in dein sanftes Wesen,
das du zurückließest,
wie einen Mantel,
der leicht auf mir lastet
und ich gehe darin umher
am liebsten nackt
und fühle mich betastet.
Wenn ich meinen Kopf
in den Nacken lege,
bedeckst du mein Gesicht;
dann fällt mein Haar
in dagewesene Hände,
solang ich mich nicht rege,
um die Luft zu trinken,
versucht sie meinen Mund.
Dann spür ich deine Lippen
erlösend niedersinken.
(ursprünglich 2. Strophe:
Wenn ich meinen Kopf
in den Nacken wende
bedeckst du mein Gesicht,
dann fällt mein Haar
in dagewesene Hände,
die klamme Luft beirrt,
versucht meinen Mund
und halb erlösend sinkt
darauf dein Lippenpaar.)
kleide ich mich nachher
in dein sanftes Wesen,
das du zurückließest,
wie einen Mantel,
der leicht auf mir lastet
und ich gehe darin umher
am liebsten nackt
und fühle mich betastet.
Wenn ich meinen Kopf
in den Nacken lege,
bedeckst du mein Gesicht;
dann fällt mein Haar
in dagewesene Hände,
solang ich mich nicht rege,
um die Luft zu trinken,
versucht sie meinen Mund.
Dann spür ich deine Lippen
erlösend niedersinken.
(ursprünglich 2. Strophe:
Wenn ich meinen Kopf
in den Nacken wende
bedeckst du mein Gesicht,
dann fällt mein Haar
in dagewesene Hände,
die klamme Luft beirrt,
versucht meinen Mund
und halb erlösend sinkt
darauf dein Lippenpaar.)
Moing Motte,
die Anwesenheit des Abwesenden habe ich selten so zart und sinnlich beschrieben gefunden. Das gefällt mir sehr. Auch das Zwiespältige kommt gut heraus: er ist da und nicht da. Sanft unkleidend und doch auch leicht (be)lastend (weil nicht wirklich da). Die Luft, die Leere des Alleinseins, versucht sich dazwischenzuschieben, die Wahrnehmung des Geliebten zu beirren. Aber die Präsens des Dagewesenen ist so stark, dass sie sich durchsetzt, freilich nicht ganz, die Erlösung gelingt nur halb.
Das Gedicht gelingt ganz, wenn du auf den Reim in der ersten Strophe verzichtet (lastet -betastet). Ich finde ihn in diesen zarten Satzgebilden zu aufdringlich. Vielleicht kannst du dabei auch den optischen Störenfried, die Klammer, auflösen...?
Nur ein spontaner Voschlag, auf den ich selbstverständlich nicht bestehe
Lieben Gruß, Ulli
die Anwesenheit des Abwesenden habe ich selten so zart und sinnlich beschrieben gefunden. Das gefällt mir sehr. Auch das Zwiespältige kommt gut heraus: er ist da und nicht da. Sanft unkleidend und doch auch leicht (be)lastend (weil nicht wirklich da). Die Luft, die Leere des Alleinseins, versucht sich dazwischenzuschieben, die Wahrnehmung des Geliebten zu beirren. Aber die Präsens des Dagewesenen ist so stark, dass sie sich durchsetzt, freilich nicht ganz, die Erlösung gelingt nur halb.
Das Gedicht gelingt ganz, wenn du auf den Reim in der ersten Strophe verzichtet (lastet -betastet). Ich finde ihn in diesen zarten Satzgebilden zu aufdringlich. Vielleicht kannst du dabei auch den optischen Störenfried, die Klammer, auflösen...?
Nur ein spontaner Voschlag, auf den ich selbstverständlich nicht bestehe
Lieben Gruß, Ulli
#3
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Nachher
in Liebe und Leidenschaft 28.05.2006 22:59von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Motte,
ich werfe hier mal ein einfaches "dito" dem Ulli hinterher, was seinen ersten Satz betrifft.
Ich bin wiedermal schwer begeistert von Deinem Werk.
Entschuldige, mehr fällt mir gerade echt nicht dazu ein.
Ich lese einfach Dein Gedicht nochmal. Dmit verbringe ich die Zeit besser.
Grüße,
GerateWohl
ich werfe hier mal ein einfaches "dito" dem Ulli hinterher, was seinen ersten Satz betrifft.
Ich bin wiedermal schwer begeistert von Deinem Werk.
Entschuldige, mehr fällt mir gerade echt nicht dazu ein.
Ich lese einfach Dein Gedicht nochmal. Dmit verbringe ich die Zeit besser.
Grüße,
GerateWohl
Hallo Motte,
ich kann mich den begeisterten Huldigungen meiner Vorschreiber eigentlich nur anschließen. Sehr zart, sehr poetisch, dein Werk, das auch bei mir Spuren hinterlassen hat. Zwar kann die zweite Strophe nicht so ganz mit der ersten mithalten, wie ich finde, aber das tut der Freude keinen Abbruch, da auch die zweite Strophe gut ist. Sie kommt halt ein wenig gestelzter daher als die erste.
Einen Vorschlag für die letzte Zeile der ersten Strophe, um den von Ulli beanstandeten Reim wegzukriegen:
und fühle mich begriffen
Die Zweideutigkeit des Wortes würde vielleicht ein weiteres Spannungselement hinzufügen. Aber nur so eine spontane Idee, die du bei Nichtgefallen gerne in der Luft zerreißen darfst.
Jedenfalls habe ich dein Gedicht sehr gern gelesen und ich werde es wohl noch öfter lesen.
Grüße
Thomas
ich kann mich den begeisterten Huldigungen meiner Vorschreiber eigentlich nur anschließen. Sehr zart, sehr poetisch, dein Werk, das auch bei mir Spuren hinterlassen hat. Zwar kann die zweite Strophe nicht so ganz mit der ersten mithalten, wie ich finde, aber das tut der Freude keinen Abbruch, da auch die zweite Strophe gut ist. Sie kommt halt ein wenig gestelzter daher als die erste.
Einen Vorschlag für die letzte Zeile der ersten Strophe, um den von Ulli beanstandeten Reim wegzukriegen:
und fühle mich begriffen
Die Zweideutigkeit des Wortes würde vielleicht ein weiteres Spannungselement hinzufügen. Aber nur so eine spontane Idee, die du bei Nichtgefallen gerne in der Luft zerreißen darfst.
Jedenfalls habe ich dein Gedicht sehr gern gelesen und ich werde es wohl noch öfter lesen.
Grüße
Thomas
Lieben Dank auch dreien für das dicke Lob!
Und auch für die Verbesserungsvorschläge, obwohl ich noch nicht so richig weiß, ob ich sie annehme. In beiden Strophen sind ja zwei Reimpaare und mir erschließt sich nicht so ganz, warum dir, Ulli, der eine in der ersten missfällt. Nun ja, die Reime sollten eigentlich schon beiläufig rüberkommen, nicht strukturgebend sein, sondern das Gedicht ein bißchen zum klingen bringen.. J Gerade in der ersten Strophe hatte ich irgendwas von Rilke im Ohr..
Aber eher würde ich auf den ganzen Vers der leicht auf mir lastet (nachträglich eingefügt) verzichten, weil dein Alternativvorschlag begriffen Rod, nicht so sehr das sinnliche Wahrnehmen ausdrückt, sondern eher ein geistiges, das ganze Menschwesen erfassendes. Soviel wollte ich garnicht..
Ich hatte eher bedenken bei der zweiten Strophe, dass man einen Reim auf den letzten Vers erwarten würde und der Reim Haar-Paar zu weit auseinanderliegt.
Liebe Grüße euch,
Motte
Hallo Motte,
auch ich finde Dein Gedicht sehr zart und sinnlich. Der Partner ist weg und hat etwas hinterlassen, dem nachgespürt werden kann - Zärtlichkeit und Geborgenheit umhüllt den/die 'Alleingelassene/n' noch eine ganz Weile, vielleicht wie ein Rauschzustand, eine Beseeltheit vielleicht, besser gesagt. Ich sehe das lyr. Ich mit einem *mmmmmm*-Mund vor mir, wie nach einer Speise, die köstlich war, oder wie nach einer Massage oder einem Duftbad.... Ja, wirklich schön das.
LG U
auch ich finde Dein Gedicht sehr zart und sinnlich. Der Partner ist weg und hat etwas hinterlassen, dem nachgespürt werden kann - Zärtlichkeit und Geborgenheit umhüllt den/die 'Alleingelassene/n' noch eine ganz Weile, vielleicht wie ein Rauschzustand, eine Beseeltheit vielleicht, besser gesagt. Ich sehe das lyr. Ich mit einem *mmmmmm*-Mund vor mir, wie nach einer Speise, die köstlich war, oder wie nach einer Massage oder einem Duftbad.... Ja, wirklich schön das.
LG U
Danke Uschi,
ja, so wie etwas intensiv ausgekostetes sein kann, wenn es halb bewusst und halb konzentriert weiterwirken kann. Ich wollte eigentlich das rein pysische, sinnliche Gefühl beschreiben, aber vielleicht habt ihr alle recht, wenn ihr von Beseeltheit und Begriffensein sprecht, weil es das ja sein muss, wenn das direkte pysische Erleben schon vorbei ist..
Zitat: |
Motte schrieb am 29.05.2006 12:21 Uhr: In beiden Strophen sind ja zwei Reimpaare und mir erschließt sich nicht so ganz, warum dir, Ulli, der eine in der ersten missfällt. |
Einmal erwischt, denn den zweiten Reim hab ich glatt überlesen so schön beiläufig kam er daher. Zum zweiten ist Mißfallen fast schon zubiel gesagt, ich finde ihn etwas zu tönend, aber da er Sinn macht, ja Sinnlichkeit, lass ihn um Dichters Willen...
Übrigens ist in der zweiten Strophe keine Klammer und mir erschließt sich nicht so ganz, warum dir, Motte. das Weglassen der Klammer so mißfällt.
Okay.. *räusper*, zu der Klammer hatte ich mich ja noch garnicht geäußert! ;-) Ich hab sie nichtmal mit einer besondern Absicht eingefügt, dachte nur, dass diese zwei Zeilen dadurch vielleicht noch etwas beiläufiger daherkämen, so wie eine Anmerkung, etwas, das man leise gesprochen nachschiebt.
Wirkt das so nicht? Gut, überredet.. (oder ist es eher eine optische Störung?)
Nächtliche Grüße,
Motte
Wirkt das so nicht? Gut, überredet.. (oder ist es eher eine optische Störung?)
Nächtliche Grüße,
Motte
Hi Motte!
Es tut mir leid aber ich kann mich der allgemeinen Begeisterung nicht anschließen, im Gegenteil. Ich kann nicht einmal nachvollziehen, was hier so einen Taumel verursacht, Massenhysterie wird es doch wohl nicht sein!? Ich habe eher den Verdacht, dass die beschriebene Situation von den meisten so oder so ähnlich beschrieben und mit positiven Gefühlen besetzt ist, dass eher die Erinnerung an die Situationen den Schauer auslöst und weniger das geschriebene Wort.
Als jemand, der solch seltsamen Nachhall nicht kennt, bin ich auf das Geschriebene angewiesen und da teilt sich mir Folgendes mit:
Da lässt einer sein Wesen zurück wie einen Mantel und ein anderer zieht den dann an, fühlt sich belastet und betastet. Dieser Andere ist ein Uhu, denn er wendet seinen Kopf um 180°, um anschließend das Gesicht bedeckt zu bekommen. Kein Wunder, dass die klamme Luft beirrt. Die negativen Konnotationen geben sich die Klinke in die Hand und es passt ins schiefe Bild, dass das lyrische Du nur ein halber Erlöser ist.
Zu diesen seltsamen Bildern gesellt sich der Eindruck sprachlicher Herausforderung:
Das Gedicht heißt „Nachher“ und bezieht sich also auf etwas Zukünftiges. Im Gedicht selbst ist das aber bereits geschehen, immer wieder zwar, aber doch geschehen. Und insofern müsste es danach oder hinterher heißen und In Zeile 4 erwarte ich das Perfekt. Das lyrI kleidet sich am liebsten auf nackte Haut, wer tut das nicht? Die Konstruktion „dagewesener“ Hände versucht auch meinen Mund, aber ich halte den jetzt im Zaum.
Ich stelle einfach fest, dass man die Präsenz Abwesender offenbar spüren können muss, um zu verstehen und zu genießen, was wie gemeint ist. Bei mir kommt das nicht an.
Gruß
Matte
Es tut mir leid aber ich kann mich der allgemeinen Begeisterung nicht anschließen, im Gegenteil. Ich kann nicht einmal nachvollziehen, was hier so einen Taumel verursacht, Massenhysterie wird es doch wohl nicht sein!? Ich habe eher den Verdacht, dass die beschriebene Situation von den meisten so oder so ähnlich beschrieben und mit positiven Gefühlen besetzt ist, dass eher die Erinnerung an die Situationen den Schauer auslöst und weniger das geschriebene Wort.
Als jemand, der solch seltsamen Nachhall nicht kennt, bin ich auf das Geschriebene angewiesen und da teilt sich mir Folgendes mit:
Da lässt einer sein Wesen zurück wie einen Mantel und ein anderer zieht den dann an, fühlt sich belastet und betastet. Dieser Andere ist ein Uhu, denn er wendet seinen Kopf um 180°, um anschließend das Gesicht bedeckt zu bekommen. Kein Wunder, dass die klamme Luft beirrt. Die negativen Konnotationen geben sich die Klinke in die Hand und es passt ins schiefe Bild, dass das lyrische Du nur ein halber Erlöser ist.
Zu diesen seltsamen Bildern gesellt sich der Eindruck sprachlicher Herausforderung:
Das Gedicht heißt „Nachher“ und bezieht sich also auf etwas Zukünftiges. Im Gedicht selbst ist das aber bereits geschehen, immer wieder zwar, aber doch geschehen. Und insofern müsste es danach oder hinterher heißen und In Zeile 4 erwarte ich das Perfekt. Das lyrI kleidet sich am liebsten auf nackte Haut, wer tut das nicht? Die Konstruktion „dagewesener“ Hände versucht auch meinen Mund, aber ich halte den jetzt im Zaum.
Ich stelle einfach fest, dass man die Präsenz Abwesender offenbar spüren können muss, um zu verstehen und zu genießen, was wie gemeint ist. Bei mir kommt das nicht an.
Gruß
Matte
#11
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Nachher
in Liebe und Leidenschaft 16.06.2006 16:54von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Zitat: |
Motte schrieb am 27.05.2006 23:02 Uhr: Immer, wenn du bei mir warst, kleide ich mich nachher in dein sanftes Wesen, das du zurückließest, wie einen Mantel, der leicht auf mir lastet und ich gehe darin umher am liebsten nackt und fühle mich betastet. Wenn ich meinen Kopf in den Nacken wende bedeckst du mein Gesicht, dann fällt mein Haar in dagewesene Hände, die klamme Luft beirrt, versucht meinen Mund und halb erlösend sinkt darauf dein Lippenpaar. |
XxXxXxX
XxXxXx
XxXxXx
XxxXxx
XxxXx
xXxxXx
xxXxxXxX
xXxX
xXxxxXx (oder: xXxXxXx aber dann wird "mich" betont, was unschön klingt))
XxXxX (alternativ: xxXxX)
xxXxXx
xXxXxX
xXxX
xXxXxxXx
xXxXxX
xXxxX
xXxXxX
xXxXxX
(x=unbetonte, X=betonte Silben)
hallo Motte
deine erste Strophe beschreibt und bewirkt zugleich einen sinnlichen Hochgenuss,
den ich mehrmals hintereinander auskosten musste, so aussergewöhnlich berauschten mich deine herrlichen Zeilen und der überaus gelungene Vergleich mit dem Mantel. lass dich da bloss nicht von Mattes verunsichern. es ist ein erheblicher Unterschied ob man einen Mantel auf der blossen Haut trägt, oder sonstige Kleidung. gerade wir Männer haben oft einen Blick dafür, ob eine Frauenkörper sich unmittelbar an die Oberbekleidung anschmiegt oder ob sonstiges Trennmaterial vorhanden ist. diese sinnliche Komponente trägst du mit deinem genialen Vergleich, wie einen erotischen Hauch zwischen die Zeilen.
es ist auch wunderbar gemacht: ein sauberer Trochäus kommt mit kühler Eleganz daher, eskaliert in einen dreifachen Daktylus (ab Zeile 4) um dann mit dem Adjektiv "leicht" regelrecht umzuschlagen in Jamben und Anapäste.
die Reimpaare nachher-umher, sowie lastet-betastet erscheinen mir gelungen und störten mich nicht im geringsten.
Kritik hab ich nur zu der zweiten Strophe:
nach "Gesicht" gehört wenn nicht ein Punkt, so doch mindestens ein Semikolon.
das Verb "wenden" impliziert gerade im Präsens eine eher unpassende Abkehr, ein abwenden womöglich, das ist wahrscheinlich nicht von dir beabsichtigt.
würdest du das bekannte Kopf-in-den-Nacken-legen-Verhaltensmuster verwenden, würde man dagegen nach dieser ersten starken Strophe eher ein erwartetes wohliges Empfinden ableiten. wie bei einem Sonnenbad im März, einem ersehnten Sommerregen oder eben einem Kuss. Nasenbluten würden die wenigsten assozieren. ich verstehe deshalb nicht warum du nicht "legen" verwendest.
Zeile6 könnte man meiner Ansicht nach komplett streichen. dann rückt das schöne Reimpaar, das ja auch sexuelle Schlüsselreize beinhaltet, näher zueinander. oder aber durch eine Reimkonstruktion auf "Gesicht" ersetzen -> "Luft bewegt sich nicht" oder ähnlich. es darf bloss kein unschönes Füllmaterial werden.
über die Wirkung von "halb erlösend" solltest du auch nachdenken. das geht so wenig wie ein bisschen schwanger und dergleichen. ob in der gleiche Zeile unmittelbar das "und" auf Mund folgen muss?
es wirkt ein wenig (da unbetont) wie ein zaghaftes Echo. auf jeden Fall wird ein eventueller positiver Effekt durch die mehr als halbierte "Erlösung" zunichte gemacht.
was möchtest du an der Stelle beschreiben? etwas das einem Oxymoron gleichkommt: einen angenehmen Phantomschmerz? oder die kaum mehr wahrnehmbare Reizung der Nervenenden unseres Tastorgans, die vom geliebten Menschen rühren, die mit geschlossenen Augen verstärkt werden sollen, ja regelrecht reaktiviert von den Berührungen des eigenen Haares?
Gruß
Alcedo
mir gefällt das Gedicht sehr gut. Es wurde auch schon alles dazu gesagt.
Allerdings machst du meiner Meinung nach einen Fehler in der Erzählzeit in der ersten Strophe.
Immer, wenn du bei mir warst,
kleide ich mich nachher
in dein sanftes Wesen,
das du zurückließest,
wie einen Mantel,
der leicht auf mir lastet
und ich gehe darin umher
am liebsten nackt
und fühle mich betastet
Ich denke, es müsste so heißen:
Immer, wenn du bei mir gewesen bist,
kleide ich mich nachher
in dein sanftes Wesen,
das du zurück gelassen hast,
wie einen Mantel,
der leicht auf mir lastet
und ich gehe darin umher
am liebsten nackt
und fühle mich betastet.
In deiner Version beschreibst du den Moment, in dem er da war, nicht den danach. Daran ändert auch das "nachher" nichts.
lg,Fabian
Allerdings machst du meiner Meinung nach einen Fehler in der Erzählzeit in der ersten Strophe.
Immer, wenn du bei mir warst,
kleide ich mich nachher
in dein sanftes Wesen,
das du zurückließest,
wie einen Mantel,
der leicht auf mir lastet
und ich gehe darin umher
am liebsten nackt
und fühle mich betastet
Ich denke, es müsste so heißen:
Immer, wenn du bei mir gewesen bist,
kleide ich mich nachher
in dein sanftes Wesen,
das du zurück gelassen hast,
wie einen Mantel,
der leicht auf mir lastet
und ich gehe darin umher
am liebsten nackt
und fühle mich betastet.
In deiner Version beschreibst du den Moment, in dem er da war, nicht den danach. Daran ändert auch das "nachher" nichts.
lg,Fabian
Mattes' Kritik kommt mir stellenweise etwas haarspalterisch vor, so als suche er sein (ja auch offen bekundetes und vielleicht kaum begründbares) Unbehagen (am Sujet) nachträglich mit Argumenten abzusichern.
Ich kann mir z. B. auch eine halbe Wendung in den Nacken vorstellen.
Auch finde ich: ein Gedicht, das an der Umgangssprache orientiert ist, sollte nicht zu sehr mit hochsprachlichen Ansprüchen bemessen werden. Das "Nachher" läßt sich vielleicht noch schnell durch ein "Danach" ersetzen. Aber der Perfekt reißt das Gedicht nicht nur aus der Form, er fügt der Bildaussage, die hier im Zentrum steht, bloß pädagogische Pingeligkeit hinzu.
Das heißt nicht, dass ich diese Diskussion überflüssig finde. Dafür sind wir hier ja hier, um unserem Geschmck nachzuspüren und zu verfeinern und wenn möglich auf den Grund zu gehen.
Ich fand das Gedicht vorher gut und finde es jetzt trotz der kleinen Zungenirritationen immer noch sehr gelungen. Und wenn es das Gedicht des Monats wird, werde ich nachher nicht meckern. Oder danach?
Ich kann mir z. B. auch eine halbe Wendung in den Nacken vorstellen.
Auch finde ich: ein Gedicht, das an der Umgangssprache orientiert ist, sollte nicht zu sehr mit hochsprachlichen Ansprüchen bemessen werden. Das "Nachher" läßt sich vielleicht noch schnell durch ein "Danach" ersetzen. Aber der Perfekt reißt das Gedicht nicht nur aus der Form, er fügt der Bildaussage, die hier im Zentrum steht, bloß pädagogische Pingeligkeit hinzu.
Das heißt nicht, dass ich diese Diskussion überflüssig finde. Dafür sind wir hier ja hier, um unserem Geschmck nachzuspüren und zu verfeinern und wenn möglich auf den Grund zu gehen.
Ich fand das Gedicht vorher gut und finde es jetzt trotz der kleinen Zungenirritationen immer noch sehr gelungen. Und wenn es das Gedicht des Monats wird, werde ich nachher nicht meckern. Oder danach?
Wie bitte? Ich möchte doch darum bitten, mit Kritik an der Kritik etwas vorsichtiger umzugehen. Weder spalte ich Haare, noch habe ich Unbehagen am Sujet, noch wäre mein Unbehagen am Gedicht unbegründet oder gar kaum begründbar. Bei Letzterem widersprichst du dir übrigens selbst, wenn du schreibst, ich würde das Unbehagen mit Argumenten absichern.
Mein Unbehagen begründet sich in den Dingen, die ich begründet habe und da sind das Perfekt und die Wendung (eine halbe Wendung ist wie ein bißchen schwanger, oder wie?) nur zwei von mehreren Gründen. Und ich würde auch och weitere finden, wenn ich meinem Missfallen noch intensiver auf die Spur kommen müsste. Muss ich ja aber nicht.
Will ich auch nicht mehr, knuddelt nur weiter, ihr Lieben. Denn wenn Unbehagen an sprachlichen Unfertigkeiten pädagogischer Pingeligkeit gleichgestellt wird, dann sind wir nur noch einen Halbsatz davon entfernt, dass es in Gedichten um Gefühle geht und nicht um Sprache. Ich habe fertig.
Mein Unbehagen begründet sich in den Dingen, die ich begründet habe und da sind das Perfekt und die Wendung (eine halbe Wendung ist wie ein bißchen schwanger, oder wie?) nur zwei von mehreren Gründen. Und ich würde auch och weitere finden, wenn ich meinem Missfallen noch intensiver auf die Spur kommen müsste. Muss ich ja aber nicht.
Will ich auch nicht mehr, knuddelt nur weiter, ihr Lieben. Denn wenn Unbehagen an sprachlichen Unfertigkeiten pädagogischer Pingeligkeit gleichgestellt wird, dann sind wir nur noch einen Halbsatz davon entfernt, dass es in Gedichten um Gefühle geht und nicht um Sprache. Ich habe fertig.
Aber bitte auch in der Kritik an der Kritik der Kritik genau sein! Das "haarspalterisch" bezog sich auf die in meinen Augen kleinliche Kritik an dem Wörtchen "nachher". Da hab ich dir schon ganz andere Wörtchen durchgehen lassen (wenn das Gesamtbild stimmte! ). Und dann sagte ich nicht, du "würdest" dein Unbehagen mit Argumenten absichern, sondern du "suchtest"! Will sagen: weil für dich eben offensichtlich das Ganze nicht "stimmt", aus Gründen, die du selbst andeutest (weil du die Präsenz des Abwesenden nicht nachvollziehen kannst), machst du dein Unbehagen an vergleichsweisen Kleinigkeiten fest. Wer sucht, der findet, und ich zweifle nicht, dass du noch viel fündiger werden kannst. Sprache oder Gefühl ist hier auch nicht die Alternative. Beim Lesen von einem Gedicht entwickeln wir spontan ein "Gefühl" zu dem Beschriebenen, das sich aus sehr vielem zusammensetzt, jedenfalls tue ich das, und bilde mir nicht ein, die Gründe meiner unwillkürlichen Sympathien oder Antipathien jeweils vollständig aufspüren zu können. Den Versuch hast du gemacht, und das rechne ich dir hoch an, trotzdem bleibe ich meiner These, dass die Gründe für deinen Widerstand ebenso wie die Gründe für unsere "Euphorie" nicht allein und vielleicht nicht einmal primär in der sprachlichen Verfasstheit dieses Gedichts liegen. Wenn dem Waldi sein Weizenbier schmeckt, kann der Rudi ihm das auch nicht mit dem Verweis auf schlechte Inhaltsstoffe ausreden... Und wenn dem Trappi kein Weizenbier schmeckt, hilft auch kein Reinheitsgebot. Vielleicht sollten wir abwarten, ob wir von dem Gedicht einen Kater kriegen, das wäre zumindest auch ein Kriterium...
...jede noch so "kleinliche" Kritik von Dir ist mir allemal lieber als die verbreiteten "Find-ich-gut" "Find-ich-nicht-gut" -Kurzkommentare. Aber der polemische Unterton, der deine Textkritik begleitet, hat mich stutzen lassen, ob da nicht noch andere Motive mitschwingen ... ich nehme für mich jedenfalls keine Obektivität in Anspruch, warum auch, sie ist eine Hure, sie geht mit jedem ... (Zitat geklaut
Liebes Ulli!
Du findest meine Kritik kleinlich, das sei dir unbenommen. Ich empfinde das anders, auch das muss wohl zulässig sein.
Untertöne sind so eine Sache für sich, insbesondere beim geschriebenen Wort. Du empfindest meine Kritik durch diese Untertöne als polemisch. Wenn du damit „scharf“ und „streitbar“ meinen solltest, akzeptierte ich das zur Not, auch weil es meinen Eindruck einer zunehmenden Softlanisierung des Tümpels unterstützte. Solltest du aber Unsachlichkeit andeuten wollen, was ich befürchte, bitte ich um Konkretisierung. Bei dieser Gelegenheit könntest du auch die von dir geargwöhnten Motive erläutern.
Und deine Formulierung, dass du für dich „jedenfalls keine Objektivität in Anspruch“ nimmst, ehrt dich. Darf ich davon ausgehen, dass du nicht etwa meintest, ich täte ein solches?
Liebe Grüße
Mattes
Du findest meine Kritik kleinlich, das sei dir unbenommen. Ich empfinde das anders, auch das muss wohl zulässig sein.
Untertöne sind so eine Sache für sich, insbesondere beim geschriebenen Wort. Du empfindest meine Kritik durch diese Untertöne als polemisch. Wenn du damit „scharf“ und „streitbar“ meinen solltest, akzeptierte ich das zur Not, auch weil es meinen Eindruck einer zunehmenden Softlanisierung des Tümpels unterstützte. Solltest du aber Unsachlichkeit andeuten wollen, was ich befürchte, bitte ich um Konkretisierung. Bei dieser Gelegenheit könntest du auch die von dir geargwöhnten Motive erläutern.
Und deine Formulierung, dass du für dich „jedenfalls keine Objektivität in Anspruch“ nimmst, ehrt dich. Darf ich davon ausgehen, dass du nicht etwa meintest, ich täte ein solches?
Liebe Grüße
Mattes
Liebes Mattes,
danke, dass du es so genau wissen bist, das zwingt mich dazu, auch noch mal genauer hinzusehen. Ich habe den folgenden Absatz als "Polemik" gelesen: als eine Kritik, die ihre Gründe anführt, in diesem Sinne nicht "unsachlich" vorgeht, im Tonfall jedoch nach meinem Sprachempfinden spitz ("Uhu") und ironisch ("kein Wunder...") ist:
Wenn du erklärst, dass das ganz ohne Spitzen gemeint und gesagt wurde, werde ich sofort von meiner Lesart ablassen, denn du musst es besser wissen. Ich verweigere mich auch nicht deinen Kritikpunkten, finde sie aber aufs Ganze gesehen nicht so bedeutend, als dass sie meinen positiven Gesamteindruck schmälern könnten.
Und da, in dieser Grundwahrnehmung, liegt, wie mir scheint, die Differenz unserer beiden Positionen: Wo du ein "schiefes Bild" siehst, sehe ich ein "rundes" und "zartes". Auch andere Leser haben diesen Eindruck gehabt. Du nicht. Du gebrauchtest die Worte "Taumel" und "Massenhysterie" (mit Fragezeichen). Daraus kann man eine Abwertung lesen (muss man aber nicht). Für mich klang es so, als fändest du deine Argumentation gegen das Gedicht schon deswegen "sachgemäßer", weil du mehr "sachliche" Argumente für dein Unbehagen formulieren kannst als unsereins für sein Behagen. Dem konnte und kann ich nicht folgen. Zwar bin auch ich für Präzierung, schon deshalb, um nicht im Dunkeln zu tappen. Aber die Sache "Text" löst im Leser auch Gefühle aus, von denen ich nicht glaube, dass er sie übersieht. Und deshalb finde ich deine Grundthese, dass es hier im Forum vor allem darum geht, bei der Sache = der Sprache zu bleiben, zu kurz gegriffen. Natürlich habe ich den Anspruch an mich, ein Gedicht nicht deshalb zu loben, weil ich die Autorin gerne einmal knuddeln möchte oder mir ihre Meinung so sympathisch ist. Aber natürlich unterliege ich auch allen möglichen Befangenheiten. Und selbst wenn es mir gelingen würde, mein Wissen über die Person, ihre Aussage und die Sprachgestalt des Gedichtes vollkommen voneinander zu trennen:
die Unterscheidung "Sprache" und "Gefühl" trägt schon deshalb nicht weit, weil es vor allem mein "Sprach-Gefühl" ist, das mich meist schon beim ersten Lesen für oder gegen ein Gedicht einimmt. Und dieses Gefühl ist nichts Duseliges, Unreflektiertes. sondern etwas in langen Jahren Gewachsenes, das ich in vielen Fällen begründen kann, in vielen aber auch nicht. Warum zum Beispiel die Formulierung "dagewesene Hände" deinen Mund versucht, mir dagegen absolut stimmig erscheint, werden wir vielleicht auch in seitenlangen Argumentationsketten nicht klären können. Warum quälen dich bestimmte Ellisionen, die mir gar nicht aufallen, warum kannst du dich für Passagen aus meinem Gedicht "Eisblumen im März" so begeistern, während andere sie vollkommen kalt lassen... ?
Langer Rede, schwacher Sinn: ich habe Untertöne aus deiner Kritk herausgelesen, die offenbar von dir dort nicht hineingelegt wurden. Das tut mir leid. Am liebsten würde ich dich jetzt knuddeln, aber ich will nicht wieder zur Frau mutieren
Mit verschärften Grüßen, Ulli
danke, dass du es so genau wissen bist, das zwingt mich dazu, auch noch mal genauer hinzusehen. Ich habe den folgenden Absatz als "Polemik" gelesen: als eine Kritik, die ihre Gründe anführt, in diesem Sinne nicht "unsachlich" vorgeht, im Tonfall jedoch nach meinem Sprachempfinden spitz ("Uhu") und ironisch ("kein Wunder...") ist:
Zitat: |
Da lässt einer sein Wesen zurück wie einen Mantel und ein anderer zieht den dann an, fühlt sich belastet und betastet. Dieser Andere ist ein Uhu, denn er wendet seinen Kopf um 180°, um anschließend das Gesicht bedeckt zu bekommen. Kein Wunder, dass die klamme Luft beirrt. Die negativen Konnotationen geben sich die Klinke in die Hand und es passt ins schiefe Bild, dass das lyrische Du nur ein halber Erlöser ist. |
Wenn du erklärst, dass das ganz ohne Spitzen gemeint und gesagt wurde, werde ich sofort von meiner Lesart ablassen, denn du musst es besser wissen. Ich verweigere mich auch nicht deinen Kritikpunkten, finde sie aber aufs Ganze gesehen nicht so bedeutend, als dass sie meinen positiven Gesamteindruck schmälern könnten.
Und da, in dieser Grundwahrnehmung, liegt, wie mir scheint, die Differenz unserer beiden Positionen: Wo du ein "schiefes Bild" siehst, sehe ich ein "rundes" und "zartes". Auch andere Leser haben diesen Eindruck gehabt. Du nicht. Du gebrauchtest die Worte "Taumel" und "Massenhysterie" (mit Fragezeichen). Daraus kann man eine Abwertung lesen (muss man aber nicht). Für mich klang es so, als fändest du deine Argumentation gegen das Gedicht schon deswegen "sachgemäßer", weil du mehr "sachliche" Argumente für dein Unbehagen formulieren kannst als unsereins für sein Behagen. Dem konnte und kann ich nicht folgen. Zwar bin auch ich für Präzierung, schon deshalb, um nicht im Dunkeln zu tappen. Aber die Sache "Text" löst im Leser auch Gefühle aus, von denen ich nicht glaube, dass er sie übersieht. Und deshalb finde ich deine Grundthese, dass es hier im Forum vor allem darum geht, bei der Sache = der Sprache zu bleiben, zu kurz gegriffen. Natürlich habe ich den Anspruch an mich, ein Gedicht nicht deshalb zu loben, weil ich die Autorin gerne einmal knuddeln möchte oder mir ihre Meinung so sympathisch ist. Aber natürlich unterliege ich auch allen möglichen Befangenheiten. Und selbst wenn es mir gelingen würde, mein Wissen über die Person, ihre Aussage und die Sprachgestalt des Gedichtes vollkommen voneinander zu trennen:
die Unterscheidung "Sprache" und "Gefühl" trägt schon deshalb nicht weit, weil es vor allem mein "Sprach-Gefühl" ist, das mich meist schon beim ersten Lesen für oder gegen ein Gedicht einimmt. Und dieses Gefühl ist nichts Duseliges, Unreflektiertes. sondern etwas in langen Jahren Gewachsenes, das ich in vielen Fällen begründen kann, in vielen aber auch nicht. Warum zum Beispiel die Formulierung "dagewesene Hände" deinen Mund versucht, mir dagegen absolut stimmig erscheint, werden wir vielleicht auch in seitenlangen Argumentationsketten nicht klären können. Warum quälen dich bestimmte Ellisionen, die mir gar nicht aufallen, warum kannst du dich für Passagen aus meinem Gedicht "Eisblumen im März" so begeistern, während andere sie vollkommen kalt lassen... ?
Langer Rede, schwacher Sinn: ich habe Untertöne aus deiner Kritk herausgelesen, die offenbar von dir dort nicht hineingelegt wurden. Das tut mir leid. Am liebsten würde ich dich jetzt knuddeln, aber ich will nicht wieder zur Frau mutieren
Mit verschärften Grüßen, Ulli
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