#1

Gestern

in Düsteres und Trübsinniges 31.05.2006 09:05
von kein Name angegeben • ( Gast )
Dein Haar aus schmutzig' Schnee
Reglos im kühlen Morgenatem
Fast unsichtbar ist dein Gesicht
Unter zart ergrünten Ranken

Fast möcht ich eine Träne dort
Auf deiner kalten Wange sehen
Das Haupt, den Blick wachend gesenkt
Doch blicklos schauen diese Augen

Und braune Erde ist durchdrungen
Von dünnen Kräutern, grauen Blumen
Für deine Hand stets unerreichbar
Zum Schutz, zum Trutze bist du nur

So steht deine Gestalt dort oben
Geleitend, warnend, zugewandt
Die letzte Wache zu bestreiten
Und reglos liegt dein Haar im Wind
...


29.05.2006

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#2

Gestern

in Düsteres und Trübsinniges 31.05.2006 13:28
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Na, Narr?

Bei Deinen Zeilen musste ich am Schluss an eine Vogelscheuche denken, denn das strohene Haar ist wohl auch das einzige, das reglos im Wind sein könnte. Zudem scheint sie schon etwas überwuchert. Drumherum wachsen jedenfalls Pflanzen.
Dann dachte ich, hm, das passt aber so schlecht mit dem Haar aus schmutzig' Schnee.
Schwierig. Denn der schmutzige Schnee ist weder wie Stroh, noch passt der zu den grünen Kräutern und den zarten grünen Ranken. Aber vielleicht wird hier ja so eine Art April-Situation aus noch Schnee und schon grün beschrieben.
Die Letzte Wache würde zu einer Vogelscheuche auf einem Friedhof passen, weniger auf eine Scheuche, die neu Wachsendes bewacht, was auch zu der Trauer in dem Bild passen würde.
Wahrscheinlich beschreibst Du, und das wähne ich ob des Titels, eine gesehene Szenerie, daher wird das alles stimmen.
Zumindest sehe ich hier eine umrankte dreckige Vogelscheuche auf einem Friedhof im April.
Atmosphärisch gefällt mir der Text übrigens recht gut. Ich werde allerdings, wie gesagt, nicht ganz komplett schlau draus. Trotzdem gerne gelesen.

Lieben Gruß,
GerateWohl

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#3

Gestern

in Düsteres und Trübsinniges 31.05.2006 13:36
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hi Narr

Ich sehe hier eine Statue, welche einen Ort bewacht. Der Schnee+Blumen könnte Frühling sein. Die Büste hat noch ein Schneehäubchen. Das Haar reglos ist wohl auch einer Statue zuzuschreiben.
Ein paar Mal kommt man schon aus dem Rhytmus.
So beginnst du in der ersten Strophe betont, dann unbetont.
Auch das "wachend" bewirkt ein Stocken.
Vielleicht kannst du die erste Strophe noch etwas abändern.
Insgesamt gefällt mir dieses Bild sehr gut.

Lg Gem

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#4

Gestern

in Düsteres und Trübsinniges 31.05.2006 15:03
von kein Name angegeben • ( Gast )

Zitat:

GerateWohl schrieb am 31.05.2006 13:28 Uhr:
Zumindest sehe ich hier eine umrankte dreckige Vogelscheuche auf einem Friedhof im April.


Da musste ich wirklich schmunzeln...
Was man da drin so alles sehen kann..

Aber ich muss sagen: Gemini ist näher dran. Auf einem unserer Friedhöfe (wir haben 3... Nord-, Süd- und Waldfriedhof) steht eine große Engelsstatue. Über die wollt ich schon lange mal was schreiben...

Der "schmutzig' Schnee" scheint bei dir, GerateWohl, ja ziemliche Verwirrung ausgelöst zu haben... dabei ging es mir doch nur um die farbliche Beschreibung der Haare

Aber eine aprilhafte Vogelscheuche, die die Reste des Winters noch auf sich trägt, wo doch schon auf dem Feld um sie herum alles schon sprießt... das ist auch eine tolle Idee Naja, aber wie du selbst schon bemerktest, passt das mit der letzten Wache dann nicht ganz. Dennoch sehr interessant!

Gemini, das "wachend" gefällt mir auch nicht ganz... mir fiel allerdings dafür nichts besseres ein für diese Zeile... vielleicht hast du ja eine Idee?
Was den Rhythmus angeht - ich hab mal wieder nicht aufs Metrum geachtet, von daher kann das schon mal vorkommen... mal gucken, wann ich wieder Zeit hab, dann schau ich noch mal drüber.

Danke euch beiden, eure Kommentare haben mich sehr gefreut

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#5

Gestern

in Düsteres und Trübsinniges 31.05.2006 15:26
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Ah, verstehe. Ich wurde von dem "zum Schutz, zum Trutze bist du nur" auf die Scheuchenfärte gelockt. Aber Du hast natürlich völlig recht.

Zwei Sachen noch. Insgesamt vielleicht wirklich etwas viel über die Haare. In der ersten Strophe könntest Du auch sowas wie "Dein Rock aus schmutzig' Schnee" schreiben. Aber wahrscheinlich willst Du die Haare am Schluss extra wieder aufgreifen, um nach der Vermenschlichung in der Mitte sie wieder als Statue erstarren zu lassen. Würde aber auch so funktionieren. Also für mein Gefühl etwas viel Haare. Trotzdem aber schön.

2. eine metrische Unebenheit, die sich für mich nicht so schön liest:

So steht deine Gestalt dort oben
Geleitend, warnend, zugewandt


xXXxxXxXx (Autsch!)
xXxXxXxX

Lieben Gruß,
GW

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#6

Gestern

in Düsteres und Trübsinniges 31.05.2006 16:14
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Die erste Strophe würde ich so machen:


Dein Haar gleich schmutzig grauem Schnee,
liegt Reglos kühl im Morgenatem
Fast unsichtbar ist dein Gesicht,
liegt unter zart ergrünten Ranken

Aber was man da weiter unten drechseln kann, weiß ich selbst nicht. Ich habe mir vorher schon den Kopf nach einer anderen Formulierung zerbrochen.

edit: Oh, hoppla. Zweimal liegt ist nicht schön.

Vielleicht: Verbirgt sich unter grünen Ranken?

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#7

Gestern

in Düsteres und Trübsinniges 31.05.2006 17:14
von kein Name angegeben • ( Gast )
ist wohl ne HAARige angelegenheit, nicht wahr, GerateWohl?

Und Gemini... dsa Wort "grau" wollte ich ja gerade vermeiden... nagut, kannst du nicht wissen, aber ich danke dir schon einmal für den Vorschlag! Klingt besser als oben, gebe ich zu.. aber im Moment muss ich mich leider auf andere Dinge (Bewerbungen zum Beispiel) konzentrieren, sonst würd ich es gleich nochmal durchsehen

Danke für eure Hinweise und Tipps, das bringt mich weiter

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