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Wieder einmal bei dir
#1
von Roderich (gelöscht)
Wieder einmal bei dir
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 01.06.2006 13:47von Roderich (gelöscht)
[b]Wieder einmal bei dir[/b]
Ich habe wieder einmal an deiner Tür geklopft und wieder einmal warst du nicht zu Hause. Ich stand unschlüssig ein paar Minuten auf deinem gelben Fußabtreter mit dem schwarzen Hundekopf drauf, war knapp dran, eine Zigarette anzuzünden und ging dann doch wieder, ohne die kalten Spuren einer verglimmten Zigarette auf dem Holz deiner Eingangstür zu hinterlassen.
Du weißt noch gar nicht, dass ich wieder angefangen habe. Aber ich konnte nicht anders. Schieb es auf eine orale Fixierung, aber nachdem mein Mund deine Lippen verloren hatte, brach eine Einsamkeit über ihn herein, die irgendwie bekämpft werden musste. Und auch, wenn du nach Erdbeeren geschmeckt hast und sich insofern Erdbeerkaugummis als logischer Ersatz angeboten hätten, habe ich doch wieder zu den Zigaretten gegriffen. Selbstverstümmelung spielt sicher auch eine Rolle.
Vielleicht steige ich demnächst auf Pfeifen um. Das nachdenkliche Paffen einer Pfeife in einem verdunkelten Raum am Nachmittag hat mehr Tragik. Und du wirst mich erkennen, wenn ich wieder einmal vor deiner Türe gestanden bin. Ich werde Tabak mit Vanillearoma rauchen. Riech an den Ritzen deiner Tür, riech an deinem Fußabtreter. Dort werde ich sein.
Weißt du, dass ich auch jeden Tag die Todesanzeigen in der Zeitung überfliege? So weit hast du mich gebracht. Vielleicht bist du nur auf Urlaub, vielleicht bist du in eine andere Wohnung gezogen, aber vielleicht lese ich auch einmal deinen Namen in der Zeitung. Ich bin schon zu oft vor deiner verschlossenen Tür gestanden um diese Möglichkeit zu verwerfen. Ich hoffe, dass es dir gut geht, aber ich wäre nicht überrascht, wenn ich eines Tages vor deinem Grab stehen müsste.
Ich würde natürlich kommen. Vielleicht nicht unbedingt zum Begräbnis. Ich denke, dass dein Vater immer noch wütend auf mich ist, zu Recht. Du hast ihm nie etwas gesagt, aber er ahnt etwas, da bin ich mir sicher. Ich würde seine Trauer stören. Ich würde wahrscheinlich auch deine Trauer stören. Die Trauer darüber, nicht mehr am Leben zu sein. Denn wenn du mich spüren würdest, dort bei der Beerdigung, am Sarg, dann hättest du wohl einen Grund, nicht in Trauer, sondern mit einer gewissen Erleichterung aus dieser Welt zu scheiden. Und das würde mich umbringen.
Nein, ich würde später einmal kommen. Am Abend, wenn es schon dunkel wird und die Friedhofsgeher langsam ihre letzten Runden um die Gräber kreisen. Dann würde ich kommen und mit dir reden. Unter vier Augen. Nur wir zwei. Ich würde meine Pfeife rauchen. Du kannst mich ja nicht sehen, aber vielleicht kannst du mich da unten riechen. Vanille, du weißt. Ich würde dir dann sagen, dass es mir leid tut. Dass ich nicht ungeschehen machen kann, was geschehen ist. Dass ich nun ein anderer Mensch bin, der sich seiner Verantwortung bewusst ist, der sie kennt und wahrnimmt. Ich habe dazugelernt. Unser Kind kann ich natürlich nicht zurückbringen, aber ich kann es nun zumindest betrauern. Ich liege oft mit wachen Augen und müdem Geist im Bett, schlaflos, traumlos, und frage mich, ob es wohl die guten Eigenschaften von dir bekommen hätte und was ich ihm mitgeben hätte können.
Ich hätte dich nicht drängen dürfen. Ich war unsensibel, das gebe ich nun zu. Und nachdem du stur geblieben bist, bin ich wütend geworden. Und grausam. Nie hätte ich früher gedacht, dass ich zu derartigen Gräueltaten fähig bin. Aber ich bin es. Den Beweis spülte ich damals in der Toilette hinab, aber die Konsequenz daraus sehe ich jeden Tag vor mir in Form einer verschlossenen Tür.
Ich habe lange nachgedacht. Ich wäre nun bereit, ein Kind zu adoptieren und es als das meine anzunehmen. Wirklich. Gib mir nur eine Chance, dann bekommst du das Kind, das ich dir in meiner Angst vor dieser neuen, scheinbar viel zu großen Verantwortung zunächst verwehrt habe. Es muss nicht von dir geboren werden, um deines zu sein. Wir können Kinder haben. Du kannst Kinder haben.
Ich werde morgen wieder zu dir fahren. Nachdem ich die Todesanzeigen durchgeblättert habe.
So wie jeden Tag.
Ich habe wieder einmal an deiner Tür geklopft und wieder einmal warst du nicht zu Hause. Ich stand unschlüssig ein paar Minuten auf deinem gelben Fußabtreter mit dem schwarzen Hundekopf drauf, war knapp dran, eine Zigarette anzuzünden und ging dann doch wieder, ohne die kalten Spuren einer verglimmten Zigarette auf dem Holz deiner Eingangstür zu hinterlassen.
Du weißt noch gar nicht, dass ich wieder angefangen habe. Aber ich konnte nicht anders. Schieb es auf eine orale Fixierung, aber nachdem mein Mund deine Lippen verloren hatte, brach eine Einsamkeit über ihn herein, die irgendwie bekämpft werden musste. Und auch, wenn du nach Erdbeeren geschmeckt hast und sich insofern Erdbeerkaugummis als logischer Ersatz angeboten hätten, habe ich doch wieder zu den Zigaretten gegriffen. Selbstverstümmelung spielt sicher auch eine Rolle.
Vielleicht steige ich demnächst auf Pfeifen um. Das nachdenkliche Paffen einer Pfeife in einem verdunkelten Raum am Nachmittag hat mehr Tragik. Und du wirst mich erkennen, wenn ich wieder einmal vor deiner Türe gestanden bin. Ich werde Tabak mit Vanillearoma rauchen. Riech an den Ritzen deiner Tür, riech an deinem Fußabtreter. Dort werde ich sein.
Weißt du, dass ich auch jeden Tag die Todesanzeigen in der Zeitung überfliege? So weit hast du mich gebracht. Vielleicht bist du nur auf Urlaub, vielleicht bist du in eine andere Wohnung gezogen, aber vielleicht lese ich auch einmal deinen Namen in der Zeitung. Ich bin schon zu oft vor deiner verschlossenen Tür gestanden um diese Möglichkeit zu verwerfen. Ich hoffe, dass es dir gut geht, aber ich wäre nicht überrascht, wenn ich eines Tages vor deinem Grab stehen müsste.
Ich würde natürlich kommen. Vielleicht nicht unbedingt zum Begräbnis. Ich denke, dass dein Vater immer noch wütend auf mich ist, zu Recht. Du hast ihm nie etwas gesagt, aber er ahnt etwas, da bin ich mir sicher. Ich würde seine Trauer stören. Ich würde wahrscheinlich auch deine Trauer stören. Die Trauer darüber, nicht mehr am Leben zu sein. Denn wenn du mich spüren würdest, dort bei der Beerdigung, am Sarg, dann hättest du wohl einen Grund, nicht in Trauer, sondern mit einer gewissen Erleichterung aus dieser Welt zu scheiden. Und das würde mich umbringen.
Nein, ich würde später einmal kommen. Am Abend, wenn es schon dunkel wird und die Friedhofsgeher langsam ihre letzten Runden um die Gräber kreisen. Dann würde ich kommen und mit dir reden. Unter vier Augen. Nur wir zwei. Ich würde meine Pfeife rauchen. Du kannst mich ja nicht sehen, aber vielleicht kannst du mich da unten riechen. Vanille, du weißt. Ich würde dir dann sagen, dass es mir leid tut. Dass ich nicht ungeschehen machen kann, was geschehen ist. Dass ich nun ein anderer Mensch bin, der sich seiner Verantwortung bewusst ist, der sie kennt und wahrnimmt. Ich habe dazugelernt. Unser Kind kann ich natürlich nicht zurückbringen, aber ich kann es nun zumindest betrauern. Ich liege oft mit wachen Augen und müdem Geist im Bett, schlaflos, traumlos, und frage mich, ob es wohl die guten Eigenschaften von dir bekommen hätte und was ich ihm mitgeben hätte können.
Ich hätte dich nicht drängen dürfen. Ich war unsensibel, das gebe ich nun zu. Und nachdem du stur geblieben bist, bin ich wütend geworden. Und grausam. Nie hätte ich früher gedacht, dass ich zu derartigen Gräueltaten fähig bin. Aber ich bin es. Den Beweis spülte ich damals in der Toilette hinab, aber die Konsequenz daraus sehe ich jeden Tag vor mir in Form einer verschlossenen Tür.
Ich habe lange nachgedacht. Ich wäre nun bereit, ein Kind zu adoptieren und es als das meine anzunehmen. Wirklich. Gib mir nur eine Chance, dann bekommst du das Kind, das ich dir in meiner Angst vor dieser neuen, scheinbar viel zu großen Verantwortung zunächst verwehrt habe. Es muss nicht von dir geboren werden, um deines zu sein. Wir können Kinder haben. Du kannst Kinder haben.
Ich werde morgen wieder zu dir fahren. Nachdem ich die Todesanzeigen durchgeblättert habe.
So wie jeden Tag.
#2
von Maya (gelöscht)
Wieder einmal bei dir
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 01.06.2006 15:13von Maya (gelöscht)
Oh man, Rod, das ist schwer verdaulich – aber gut geschrieben und spannend bis zum Schluss.
Nenn es Eingebung oder sonst was, aber als die Stelle mit dem Vater erwähnt wurde, der wütend auf den jungen Mann sein würde, sähe er ihn am Grabe, dachte ich zuerst an ein abgetriebenes Kind.
Nur ist die Geschichte noch viel tragischer, der Mann verprügelt wohl seine Frau, als sie nicht abtreiben möchte und verliert so das Kind, oder? Vielleicht hat er ihr aber auch „nur“ heimlich Tabletten verabreicht.
Jedenfalls bereut das Ich diese Tat nun zutiefst – es fühlt sich schuldig, steht jeden Tag bei ihr auf der Matte. Ist sie umgezogen? Wohl eher nicht, wäre dann die gelbe Fußmatte nicht fort, sind die Gardinen die gleichen? Was sagen die Nachbarn, man könnte sie doch befragen…das ist das, was ich an der Geschichte nicht recht verstehe, weil es ein Leichtes wäre, das herauszufinden. Also gehe ich davon aus, dass die Frau tatsächlich tot ist und das Ich das auch weiß, nur nicht so klar ausdrücken will/kann.
Was ich sehr gelungen finde, ist, wie das Ich ständig beabsichtigt, Spuren des Dagewesenseins zu hinterlassen, ähnlich wie die Spuren, die in ihm selbst die Frau und das tote Kind hinterlassen haben. Die entscheidendste Spur, die sein eigenes Dasein hätte hinterlassen können - nämlich das Kind - hat er selbst verwischt. Und dieses nach Spuren suchen und Spuren hinterlassen wollen durchzieht den ganzen Text.
Der einzige Satz, der mir nicht so passt: „Und auch, wenn du nach Erdbeeren geschmeckt hast und sich insofern Erdbeerkaugummis als logischer Ersatz angeboten hätten, habe ich doch wieder zu den Zigaretten gegriffen.“ Klingt etwas kitschig in diesem tragischen Zusammenhang.
Sehr gut geschrieben.
LG, yam
Edit:
Obwohl – eigentlich muss sie nicht tot sein, es wird wohl eher darauf angespielt, dass die Frau das Ganze so schwer verkraftet hat, dass er nun damit rechnen muss, dass sie selbst nicht mehr leben möchte. Daher auch das Durchblättern der Todesanzeigen.
Nenn es Eingebung oder sonst was, aber als die Stelle mit dem Vater erwähnt wurde, der wütend auf den jungen Mann sein würde, sähe er ihn am Grabe, dachte ich zuerst an ein abgetriebenes Kind.
Nur ist die Geschichte noch viel tragischer, der Mann verprügelt wohl seine Frau, als sie nicht abtreiben möchte und verliert so das Kind, oder? Vielleicht hat er ihr aber auch „nur“ heimlich Tabletten verabreicht.
Jedenfalls bereut das Ich diese Tat nun zutiefst – es fühlt sich schuldig, steht jeden Tag bei ihr auf der Matte. Ist sie umgezogen? Wohl eher nicht, wäre dann die gelbe Fußmatte nicht fort, sind die Gardinen die gleichen? Was sagen die Nachbarn, man könnte sie doch befragen…das ist das, was ich an der Geschichte nicht recht verstehe, weil es ein Leichtes wäre, das herauszufinden. Also gehe ich davon aus, dass die Frau tatsächlich tot ist und das Ich das auch weiß, nur nicht so klar ausdrücken will/kann.
Was ich sehr gelungen finde, ist, wie das Ich ständig beabsichtigt, Spuren des Dagewesenseins zu hinterlassen, ähnlich wie die Spuren, die in ihm selbst die Frau und das tote Kind hinterlassen haben. Die entscheidendste Spur, die sein eigenes Dasein hätte hinterlassen können - nämlich das Kind - hat er selbst verwischt. Und dieses nach Spuren suchen und Spuren hinterlassen wollen durchzieht den ganzen Text.
Der einzige Satz, der mir nicht so passt: „Und auch, wenn du nach Erdbeeren geschmeckt hast und sich insofern Erdbeerkaugummis als logischer Ersatz angeboten hätten, habe ich doch wieder zu den Zigaretten gegriffen.“ Klingt etwas kitschig in diesem tragischen Zusammenhang.
Sehr gut geschrieben.
LG, yam
Edit:
Obwohl – eigentlich muss sie nicht tot sein, es wird wohl eher darauf angespielt, dass die Frau das Ganze so schwer verkraftet hat, dass er nun damit rechnen muss, dass sie selbst nicht mehr leben möchte. Daher auch das Durchblättern der Todesanzeigen.
#3
von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Wieder einmal bei dir
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 01.06.2006 15:40von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Lieber Roderich!
Du hast die Gedankengänge gut geschrieben und faszinierst mit der schlichten Wiedergabe, die im Leser keine Langeweile aufkommen läßt.
Zum Thema selbst braucht ja wohl gar nichts erwähnt werden.
Es interessiert alleine die Art des Schreibens, die ich als gelungen bezeichne und die Du beherrscht.
Auf diese Art, wie Du Interesse geschickt erweckst und den Leser an die Zeilen fesselst, käme Dir jeses Thema gelegen.
So hoffe ich bald, mehr von Dir zu lesen!
Mit Gruß
Joame
Du hast die Gedankengänge gut geschrieben und faszinierst mit der schlichten Wiedergabe, die im Leser keine Langeweile aufkommen läßt.
Zum Thema selbst braucht ja wohl gar nichts erwähnt werden.
Es interessiert alleine die Art des Schreibens, die ich als gelungen bezeichne und die Du beherrscht.
Auf diese Art, wie Du Interesse geschickt erweckst und den Leser an die Zeilen fesselst, käme Dir jeses Thema gelegen.
So hoffe ich bald, mehr von Dir zu lesen!
Mit Gruß
Joame
#4
von Roderich (gelöscht)
Wieder einmal bei dir
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 02.06.2006 12:34von Roderich (gelöscht)
Hallo,
vielen lieben Dank für eure netten und hilfreichen Kommentare.
@ Yam: Freut mich, wenn du es für spannend erachtet hast. Eine Sogwirkung beim Leser zu erzeugen ist eine verdammt harte Sache - manchmal gelingt es, manchmal nicht. Wenn es tatsächlich mal gelingt, freue ich mich sehr.
Zu deiner Verständnisproblematik: Ich sehe es eher so, dass der Protagonist im Grunde gar nicht zu seiner Exfreundin zurück will - daher diese halbherzigen Versuche, die eher als Alibi gelten. Er hat Schuldgefühle, die ein Ventil brauchen - er setzt sich mit dem Problem auseinander, ist aber bei weitem (auch, wenn er sich selbst das einredet) noch nicht so weit, sich die Schuld in vollem Umfang einzugestehen und alles zu tun, um diese abzutragen. Lieber versinkt er in Selbstmitleid (schreibt von "sich umbringen", von dunklen Räumen, in denen er sich verkriecht). Das tagtägliche Stehen vor der Tür seiner Exfreundin (die wahrscheinlich zu den Eltern gezogen ist - zumindest vermute ich das) als eine Art Schutzhandlung, um sich nicht selbst bis auf Blut verachten zu müssen.
Ich hoffe, ich habe dir ein paar neue Einsichten gewähren können und dass die Sache nun ein wenig klarer für dich ist.
Bezüglich des Erdbeersatzes: Vielleicht ist der wirklich zu viel des Guten, aber irgendwie mag ich ihn.
@ Joame: Auch dir ein Riesendankeschön für deinen so wohlwollenden Kommentar und es freut mich, wenn dir meine Art des Schreibens zusagt. Was die Themen betrifft, so streune ich ohnehin in verschiedenen Bereichen herum. Allerdings auch noch stilistisch, aber es wird schon mit der Zeit. Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass ich mit einer schlichten, selbstreflektierenden Sprache wohl das Meiste aus mir herausholen kann.
Viele Grüße euch beiden
Thomas
vielen lieben Dank für eure netten und hilfreichen Kommentare.
@ Yam: Freut mich, wenn du es für spannend erachtet hast. Eine Sogwirkung beim Leser zu erzeugen ist eine verdammt harte Sache - manchmal gelingt es, manchmal nicht. Wenn es tatsächlich mal gelingt, freue ich mich sehr.
Zu deiner Verständnisproblematik: Ich sehe es eher so, dass der Protagonist im Grunde gar nicht zu seiner Exfreundin zurück will - daher diese halbherzigen Versuche, die eher als Alibi gelten. Er hat Schuldgefühle, die ein Ventil brauchen - er setzt sich mit dem Problem auseinander, ist aber bei weitem (auch, wenn er sich selbst das einredet) noch nicht so weit, sich die Schuld in vollem Umfang einzugestehen und alles zu tun, um diese abzutragen. Lieber versinkt er in Selbstmitleid (schreibt von "sich umbringen", von dunklen Räumen, in denen er sich verkriecht). Das tagtägliche Stehen vor der Tür seiner Exfreundin (die wahrscheinlich zu den Eltern gezogen ist - zumindest vermute ich das) als eine Art Schutzhandlung, um sich nicht selbst bis auf Blut verachten zu müssen.
Ich hoffe, ich habe dir ein paar neue Einsichten gewähren können und dass die Sache nun ein wenig klarer für dich ist.
Bezüglich des Erdbeersatzes: Vielleicht ist der wirklich zu viel des Guten, aber irgendwie mag ich ihn.
@ Joame: Auch dir ein Riesendankeschön für deinen so wohlwollenden Kommentar und es freut mich, wenn dir meine Art des Schreibens zusagt. Was die Themen betrifft, so streune ich ohnehin in verschiedenen Bereichen herum. Allerdings auch noch stilistisch, aber es wird schon mit der Zeit. Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass ich mit einer schlichten, selbstreflektierenden Sprache wohl das Meiste aus mir herausholen kann.
Viele Grüße euch beiden
Thomas
#5
von Maya (gelöscht)
Wieder einmal bei dir
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 02.06.2006 13:45von Maya (gelöscht)
Schuldgefühle, Selbstmitleid habe ich aus den Zeilen herausgelesen, die halbherzigen Versuche nicht so ganz, denn es ist doch schon ein ziemlicher Aufwand, ständig an diesen Ort zurückzukehren (jedenfalls wäre ich wohl zu faul dafür )...
LG, yam
P.S. Na, das sollte ja nicht heißen, dass Du den Erdbeersatz streichen sollst, nur dass er mir halt nicht so gefällt.
LG, yam
P.S. Na, das sollte ja nicht heißen, dass Du den Erdbeersatz streichen sollst, nur dass er mir halt nicht so gefällt.
#6
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Wieder einmal bei dir
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 03.06.2006 21:32von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hi Rod
Natürlich ist es unverschämt, wenn ich dich kritisiere, da das Fundament meiner Kritik ja lediglich mein persönlicher Geschmack ist. Technisch kann ich dir ohnehin nichts erzählen. Was mich hier stört, ist die Farblosigkeit der Figur. Der Pro. ist mir nicht symphatisch. Dass du am Ende sehr oft mit Ich beginnst, soll möglicherweise die Ich bezogenheit des Pros. verdeutlichen. Das ist dann doch gelungen. Möglicherweise tu ich dir hier gerade doch unrecht. Vielleicht ist es nur die Situation, die mir selbst nicht richtig zusagt. Aber ich messe dich natürlich an deinen anderen Werken und dieser Text ist nicht dein Bester. Das muss ich schon sagen. Auch ist er etwas vorhersagbar. Dabei finde ich gerade den Vergleich mit den Kaugummis noch am Besten.
Ich würde sagen, dass der Text sehr technisch und akkurat verfasst ist und es dadurch an Frische fehlt.
Nicht böse sein oldboy
Man kann ja nicht immer punkten und ich bin ja hier auch der Einzige dem die Story nicht so recht gefällt. Also, was heißt das schon groß.
LG Gem
Natürlich ist es unverschämt, wenn ich dich kritisiere, da das Fundament meiner Kritik ja lediglich mein persönlicher Geschmack ist. Technisch kann ich dir ohnehin nichts erzählen. Was mich hier stört, ist die Farblosigkeit der Figur. Der Pro. ist mir nicht symphatisch. Dass du am Ende sehr oft mit Ich beginnst, soll möglicherweise die Ich bezogenheit des Pros. verdeutlichen. Das ist dann doch gelungen. Möglicherweise tu ich dir hier gerade doch unrecht. Vielleicht ist es nur die Situation, die mir selbst nicht richtig zusagt. Aber ich messe dich natürlich an deinen anderen Werken und dieser Text ist nicht dein Bester. Das muss ich schon sagen. Auch ist er etwas vorhersagbar. Dabei finde ich gerade den Vergleich mit den Kaugummis noch am Besten.
Ich würde sagen, dass der Text sehr technisch und akkurat verfasst ist und es dadurch an Frische fehlt.
Nicht böse sein oldboy
Man kann ja nicht immer punkten und ich bin ja hier auch der Einzige dem die Story nicht so recht gefällt. Also, was heißt das schon groß.
LG Gem
#7
von Roderich (gelöscht)
Wieder einmal bei dir
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 03.06.2006 23:17von Roderich (gelöscht)
Hallo Gem,
vielen Dank für deine ehrliche Kritik. Nur verstehe ich nicht ganz, was daran unverschämt sein soll. Schließlich beruhen im Prinzip unsere Kritiken zu einem sehr großen Teil auf persönlichem Geschmack. Und wenn's dir nicht schmeckt, ist es dein gutes Recht, das zu sagen.
Die Ich-Bezogenheit des Protagonisten hast du gut rausgelesen. Vielleicht ist er tatsächlich ein wenig farblos, aber eigentlich finde ich ihn persönlich nicht farbloser als andere Figuren in meinen Erzählungen. Was das nun wieder für meine anderen Geschichten heißt? Zumindest ist dir der Protagonist nicht sympathisch. Mir nämlich auch nicht. Und das würde im Prinzip ganz gut passen. Wahrscheinlich steche ich mir so aber auch meine Leser ab. Denn wer will schon von unsympathischen Dreckskerlen lesen? Okay - wenn ich so darüber nachdenke, dann schon viele. Aber egal. Ich weiß sowieso nicht mehr, was ich eigentlich sagen will.
Vorhersagbar? Da hast du vermutlich Recht. Das hat ja auch schon Maya a.k.a. Yam geschrieben. Obwohl mich das, ehrlich gesagt, nun nicht sonderlich stört. Da für mich (muss natürlich nicht für andere zutreffen) die Story hier nicht im Vordergrund steht, sondern eher die Beschreibung des Zustandes des Protagonisten. Was die Sache für dich aber wohl nicht besser macht.
Jedenfalls noch einmal vielen Dank für deine offene Kritik. Man kann ja nicht immer einen Treffer landen. Vielleicht gelingt es mir ja beim nächsten Mal wieder besser. Ich werde mir Mühe geben.
Grüße
Thomas
vielen Dank für deine ehrliche Kritik. Nur verstehe ich nicht ganz, was daran unverschämt sein soll. Schließlich beruhen im Prinzip unsere Kritiken zu einem sehr großen Teil auf persönlichem Geschmack. Und wenn's dir nicht schmeckt, ist es dein gutes Recht, das zu sagen.
Die Ich-Bezogenheit des Protagonisten hast du gut rausgelesen. Vielleicht ist er tatsächlich ein wenig farblos, aber eigentlich finde ich ihn persönlich nicht farbloser als andere Figuren in meinen Erzählungen. Was das nun wieder für meine anderen Geschichten heißt? Zumindest ist dir der Protagonist nicht sympathisch. Mir nämlich auch nicht. Und das würde im Prinzip ganz gut passen. Wahrscheinlich steche ich mir so aber auch meine Leser ab. Denn wer will schon von unsympathischen Dreckskerlen lesen? Okay - wenn ich so darüber nachdenke, dann schon viele. Aber egal. Ich weiß sowieso nicht mehr, was ich eigentlich sagen will.
Vorhersagbar? Da hast du vermutlich Recht. Das hat ja auch schon Maya a.k.a. Yam geschrieben. Obwohl mich das, ehrlich gesagt, nun nicht sonderlich stört. Da für mich (muss natürlich nicht für andere zutreffen) die Story hier nicht im Vordergrund steht, sondern eher die Beschreibung des Zustandes des Protagonisten. Was die Sache für dich aber wohl nicht besser macht.
Jedenfalls noch einmal vielen Dank für deine offene Kritik. Man kann ja nicht immer einen Treffer landen. Vielleicht gelingt es mir ja beim nächsten Mal wieder besser. Ich werde mir Mühe geben.
Grüße
Thomas
#9
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Wieder einmal bei dir
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 04.06.2006 10:35von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Ich habe nun etwas nachgedacht und sehe die Sache nun so:
Warum mir dieses Bild nicht gefallen mag, liegt womöglich daran, dass ich diese winselnde Seite an mir nicht wahrhaben will. Genau genommen konnte ich mich in den Text doch ein wenig erkennen, nur sind dies eben erinnerungen, welche man womöglich nicht gerne zulässt. Auch das Absurde durchlesen der Todesanzeigen kann ich verstehen. Ich habe schon weit dümmere Sachen gemacht. Womöglich ist der Text deswegen vorhersehbar, weil er einfach von mir schon vorgelebt wurde. So gesehen, gefällt mir der Text immer noch nicht. Die Gründe, warum dies so ist, haben sich aber geändert.
Ich denke, dass ich das so gut formuliert habe.
LG Gem
Warum mir dieses Bild nicht gefallen mag, liegt womöglich daran, dass ich diese winselnde Seite an mir nicht wahrhaben will. Genau genommen konnte ich mich in den Text doch ein wenig erkennen, nur sind dies eben erinnerungen, welche man womöglich nicht gerne zulässt. Auch das Absurde durchlesen der Todesanzeigen kann ich verstehen. Ich habe schon weit dümmere Sachen gemacht. Womöglich ist der Text deswegen vorhersehbar, weil er einfach von mir schon vorgelebt wurde. So gesehen, gefällt mir der Text immer noch nicht. Die Gründe, warum dies so ist, haben sich aber geändert.
Ich denke, dass ich das so gut formuliert habe.
LG Gem
#10
von Maya (gelöscht)
Wieder einmal bei dir
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 04.06.2006 16:08von Maya (gelöscht)
Zitat: |
Vorhersagbar? Da hast du vermutlich Recht. Das hat ja auch schon Maya a.k.a. Yam geschrieben. |
Aber ich meinte nur die eine Stelle, die ich in meinem Komm erwähnt hatte und nicht den ganzen Verlauf der Geschichte. Für mich war es auch weniger Vorhersagbarkeit (für mich ist die Story das nicht), als Zufallsidee.
#11
von Roderich (gelöscht)
Wieder einmal bei dir
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 07.06.2006 12:29von Roderich (gelöscht)
Hallo noch einmal,
danke, Gem, für deine Erläuterung. Oft ist es so, dass einem ein Text aus persönlichen Gründen nicht gefällt, da kann man wohl nichts dagegen machen. Ist mir auch schon passiert.
PS: Hoffe, du bist mittlerweile wieder gesund.
@ Yam (oder soll ich lieber Maya schreiben - bin ja schon ganz verwirrt ...): Danke für deine Klarstellung. Habe ich wohl falsch verstanden.
Grüße
Thomas
danke, Gem, für deine Erläuterung. Oft ist es so, dass einem ein Text aus persönlichen Gründen nicht gefällt, da kann man wohl nichts dagegen machen. Ist mir auch schon passiert.
PS: Hoffe, du bist mittlerweile wieder gesund.
@ Yam (oder soll ich lieber Maya schreiben - bin ja schon ganz verwirrt ...): Danke für deine Klarstellung. Habe ich wohl falsch verstanden.
Grüße
Thomas
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