#1

schwären

in Düsteres und Trübsinniges 17.06.2006 09:30
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
schwären

Wenns lange währt
wirds ein Geschwür
mit steilem Kraterrand
es jährt und jährt
und drückt die Tür
dem Eiter in die Hand


Das Fleisch verfault
die Wunde blüht
und schreit nach fetten Maden
die grasen sauber
alles ab
es brodelt in der Lava

Komm riech daran
es stinkt nicht mehr
du brauchst dich nicht zu kümmern
es tut nicht weh
ist alles raus
marodes darf verheilen

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#2

schwären

in Düsteres und Trübsinniges 17.06.2006 14:32
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Hallo Alcedo!

Tut mir leid, das ist ein echtes Geschwür geworden. Da sind so viele Schwachstellen drin, dass ich gar nicht wüsste, wo ich den Eiter zuerst ausdrücken sollte. Daher nur schnell aufgelistet:

- Inkonsequente, nicht nachvollziehabre Groß-/Kleinschreibung
- Subtitel in klarem Widerspruch zur Conclusio
- Eiternde Elisionen, zum Teil nach nur 15 Sek. Redaktion überflüssig
- Würmen?-Türmen?
- Geschwüre-Eiter-blühende Wunden oder doch faulendes Fleisch, an dem die Würmer sich laben?

Selbst wenn erst geeitert und dann verfault werden soll und das finale Verheilen dann also in der kompletten Verwesung bestehen soll, kann es mich inhaltlich nicht überzeugen. Mir ist der Kraterrand offenbar zu steil, um einen erhellenden Blick in die Wunde zu erlangen.

Gruß
Mattes

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#3

schwären

in Düsteres und Trübsinniges 17.06.2006 22:48
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hi Alcedo

Insgesamt gefällt mir die Idee, den Seelenschmerz so drastisch als Wunde darzustellen.
Ein paar Änderungen würde ich dennoch durchführen. Da du ja die Reime beiläufig einstreust und dich nicht an eine starre Struktur hältst, würde es mir besser gefallen, wenn du aus den Würmen, Würmer machen würdest.
Auch in der zweiten Strophe letzte Zeile, könntest du das "und's" durch "es" ersetzen. Das Alte wird abgegrast und etwas Neues kann entstehen. Die Idee mit den Würmern finde ich gut.
Es ist zwar ein wenig ekelig, aber so bleibt es doch auch eher im Gedächtnis. Alles in Allem hat es mir gut gefallen.

LG Gem

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#4

schwären

in Düsteres und Trübsinniges 18.06.2006 01:27
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
hallo Mattes,
hallo Gemini

nun, es soll ja auch ein echtes Geschwür sein, ein möglichst großflächiges.
wo willst du denn Seelenpein ausmachen, Gemini?

es ist nirgends von Tod und Verwesung die Rede, Mattes, allenfalls von abgestorbenem Gewebe. du unterstellst mir, von sprechenden Skeletten, oder Mumien zu schreiben? das hat mich jetzt doch etwas enttäuscht.

wie beim konzentrierten Schachspielen tat sich mir beim Schreiben dieser Verse eine Kombinationsmöglichkeit auf, mit der sich vielleicht konventionelle Vorgehensweisen aufbrechen lassen (mit der Betonung auf vielleicht).

ursprünglich wollte ich die drastische Beschreibung bloss als metaphorisches Konstrukt verwenden um seelisches marodieren zu veranschaulichen.
aber manchmal, wenn man das Brett dreht, ergeben sich ganz andere, neue Perspektiven und ich wähle das Risiko.
so kann ich eine auktoriale Erzählweise anklingen lassen, habe aber einen realen Todgeweihten vor Augen, mit offenem Rücken und Beinen -meinen Großvater- der seine aussichtslose Lage versucht schönzureden.

kippt nun das Vexierbild?
wenn nicht, dann bitte die oder-Zeile nicht als Subtitel sehen, sondern als Alternative zur letzten Gedichtzeile. ich weiß dass dies alles grenzwertig ist und hoffe ihr empfindet es nicht als Zumutung.

das man aus Würmen nicht schlau werden kann, ist mir auch bewusst. ich möchte mich auch nicht mit dem Hinweis auf einen bestimmten Dialekt herausreden. umgangssprachlich habe ich geglaubt, dank Bill Gates, eine Tendenz zu "Viren und Würmen" aufzuspüren. aber eigentlich sind es gar keine Würmer, sondern Maden (Larven von Schmeissfliegen). ursprünglich hatte ich einen Maden/Waben-Reim, den ich wegen seiner Unreinheit verwarf. oder weil mir Waben zu kleine Öffnungen haben.

Mattes, ich weiß nicht ob ein Perfektionist wie du, sich mit solchen Reimen je wird anfreunden können. deine erste Reaktion war, den unschönen Eiter zu beseitigen.
Gemini, blieb wegen Ekels eher auf Distanz.
ich habe aber für das Feedback zu danken. mir dämmert dass ich da zu viel reinpacken wollte. die Reime in den letzten beiden Strophen sind wohl nicht zu halten. da überleg ich mir noch was. eine Elision hab ich beseitigt.

lediglich bei Punkt eins von Mattes Schwachstellenaufzählung wurde ich ziemlich verunsichert. ist es so schlimm den Titel als Verb stehen zu haben?
ich kann keine Inkonsequenz bei Groß- und Kleinschreibung feststellen.

liebe Grüße
Alcedo








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#5

schwären

in Düsteres und Trübsinniges 18.06.2006 09:13
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
So kannst du das aber nicht abtun. Da mir natürlich der reale Backround hier fehlt, also, da ich keinen Großvater habe dem ähnliches widerfahren ist, kann ich für mich nur einen seelischen Schmerz ausmachen. Für mich als Leser ist es metaphorisch zu verstehen.
Wegen dem Ekel, brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Ich bin ja nicht auf Distanz gegangen.

LG Gem

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#6

schwären

in Düsteres und Trübsinniges 18.06.2006 09:27
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
gut,
ich sehs ein.
ich werd die Vexierbildspielerei aufgeben und mich aufs wesentliche festlegen.

Gruß
Alcedo

ursprüngliche Variante:
Zitat:

Alcedo schrieb am 17.06.2006 09:30 Uhr:

schwären
oder
ich kann nicht mehr verheilen

Wenns lange währt
wirds ein Geschwür
mit steilem Kraterrand
es jährt und jährt
und drückt die Tür
dem Eiter in die Hand

Das Fleisch verfault
die Wunde blüht
und schreit nach fetten Würmen
die grasen sauber
alles ab
es brodelt in den Türmen

Komm riech daran
es stinkt nicht mehr
du brauchst dich nicht beeilen
es tut nicht weh
ist alles raus
ab jetzt kann ich verheilen


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