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Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. »
In aller Liebe
#1
von Krabü2 (gelöscht)
In aller Liebe
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 21.06.2006 23:32von Krabü2 (gelöscht)
In aller Liebe
Vor dem Windlicht erwischte er sie und bot ihr an, mit ihm zu fahren, um ihre Siebensachen abzuholen. Nein, erst wollte sie nicht. Er musst ihr sämtliche Vorbehalte nehmen, sie gewinnend anlächeln – und siehe da, es klappte. Sie stieg ein, endlich, es war ihm ziemlich gleichgültig, ob es an seinem Charme oder an der klirrenden Kälte lag, dass sie nachgegeben hatte.
Er konnte sie sowieso nicht verstehen, ihre Anflüge von Unberechenbarkeit, ihre Launen, die plötzliche Ablehnung und den Grund, warum sie ihm plötzlich nicht mehr traute. Wahrscheinlich hatte sie wieder eine ihrer Panikattacken. Er konnte damit nicht umgehen, wenn sie von einem Moment zum anderen umschaltete, vielleicht sogar unansprechbar wurde, nicht mehr von dieser Welt schien. Es machte ihn wütend, traurig eigentlich, wenn er sich das überlegte.
Aber sie saß ja nun neben ihm, er würde ihr schon die Angst zu nehmen wissen. Immer wieder ihre Meckerei, es sei ihr zu kalt, jetzt schon wieder. Er presste seine Schenkel ans Lenkrad, quetschte die Weinflasche in seinen Schritt, öffnete sie und trank einen ordentlichen Schluck. Wie sie ihn wieder ansah – der stechende Blick, voller Vorwürfe, immer wieder fühlte er dieses Stechen in der Magengrube, selbst jetzt. Jetzt, wo alles wieder gut werden würde.
Wein? - Selbstredend wollte sie nicht. Er sollte sich lieber auf den Straßenverkehr konzentrieren. Er lachte in sich hinein, Verkehr... ja, keine schlechte Vorstellung. Sie saß dort mit versteinerter Mine, sprach kein Wort. Diese arrogante Zicke. Langsam fuhr er auf den Hof. Es war niemand dort, seine Eltern waren verreist, sein Bruder krank, oben im Haus, in seinem Zimmer, im Bett. Er drehte den Zündschlüssel zurück, zog ihn ab.
'Lass uns noch mal drüber reden'. 'Es gibt nichts zu reden, nichts zu besprechen, ich will meine Sachen, mehr nicht'. Er grinste. Ihr Gesicht blieb regungslos. In ihm wallte die Wut. In ihr sog die Angst. 'Okay, steig aus', befahl er. Sie stieg aus. 'Du willst nicht mehr?' - 'Nein, ich will nicht mehr, nerv mich nicht, gib mir meine Sachen.' Wie sie da stand, zitternd vor Frost und Furcht und mit dieser Unnachgiebigkeit in ihrer leisen und verhaltenen Art.. er konnte nicht anders.
Seine Faust landete in ihrem Gesicht, einmal, zweimal, noch einmal, und als sie fliehen wollte, rutschte sie aus, fiel in den schmutzigen Schnee. Seine Rage kannte keine Grenzen, als er auf ihr saß und sie wieder und wieder schlug, und sie schrie und weinte, bis er die Nase voll hatte und die ihre blutete, bis er sie an den Haaren durch den Schnee schleifte. Bis in die ehemaige Scheune zog er seine Freundin. Hier war nun ein Partyraum, dessen Wände sie mit Eierpappen beklebt hatten – für einen besseren Sound.
Sie war klitschnass, wie sie da vor ihm stand, zitterte und heulte, ließ sich nicht anrühren und nicht beruhigen. Er versuchte sie zu umarmen, sie tat ihm leid, doch sie stieß ihn von sich. Die Tür! – jemand öffnete die Scheunentür. Norbert! 'Hau ab!' schrie er - 'Hilfe!' sie – Norbert nickte, sichtlich erschrocken, verstand, reagierte sehr schnell - war sofort wieder auf und davon.
'Ich hole Dir trockene Klamotten von mir, ja? Warte! Ja?' 'Ja', wimmerte sie, und wie er sie so sah, fiel er vor ihr auf die Kniee, umfasste ihre Beine, sah zu ihr auf und sagte: 'Ich habe das nur aus Liebe getan. Ich liebe Dich. Bleib bei mir', und nun weinte auch er, sie zitterte weiterhin vor Kälte, vor Angst. Er ging, lief, preschte los und brachte trockene Kleidung.
Sie saß auf einer der feuchten Matratzen und bibberte. In ihrem rechten Auge war eine Ader geplatzt, das sah er erst jetzt. Was hatte er angerichtet? Er gab ihr die trockene Jeans und einen Skipullover, hockte sich vor sie. 'Danke', flüsterte sie, und mit klammen Händen zog sie ihre Jeans aus dem Schaft, befreite sich mühsam vom ersten Stiefel, der polternd auf dem Steinboden zu liegen kam.
Während er ihr zusah, dachte er: 'Was habe ich getan?', beobachtete, wie ihre Hände in den zweiten Schaft griffen. Es hatte ein fürchterlichen Knall gegeben, Ein halboffener Mund, aus dem Blutfäden sickerte, ein ungläuber Blick, und, ja, er war langsam zur Seite gekippt. Über ihn gebeugt, strich sie zärtlich durch sein Haar. 'Ich hab es aus Liebe getan' raunte sie ihm mit zarter Stimme ins Ohr.
Vor dem Windlicht erwischte er sie und bot ihr an, mit ihm zu fahren, um ihre Siebensachen abzuholen. Nein, erst wollte sie nicht. Er musst ihr sämtliche Vorbehalte nehmen, sie gewinnend anlächeln – und siehe da, es klappte. Sie stieg ein, endlich, es war ihm ziemlich gleichgültig, ob es an seinem Charme oder an der klirrenden Kälte lag, dass sie nachgegeben hatte.
Er konnte sie sowieso nicht verstehen, ihre Anflüge von Unberechenbarkeit, ihre Launen, die plötzliche Ablehnung und den Grund, warum sie ihm plötzlich nicht mehr traute. Wahrscheinlich hatte sie wieder eine ihrer Panikattacken. Er konnte damit nicht umgehen, wenn sie von einem Moment zum anderen umschaltete, vielleicht sogar unansprechbar wurde, nicht mehr von dieser Welt schien. Es machte ihn wütend, traurig eigentlich, wenn er sich das überlegte.
Aber sie saß ja nun neben ihm, er würde ihr schon die Angst zu nehmen wissen. Immer wieder ihre Meckerei, es sei ihr zu kalt, jetzt schon wieder. Er presste seine Schenkel ans Lenkrad, quetschte die Weinflasche in seinen Schritt, öffnete sie und trank einen ordentlichen Schluck. Wie sie ihn wieder ansah – der stechende Blick, voller Vorwürfe, immer wieder fühlte er dieses Stechen in der Magengrube, selbst jetzt. Jetzt, wo alles wieder gut werden würde.
Wein? - Selbstredend wollte sie nicht. Er sollte sich lieber auf den Straßenverkehr konzentrieren. Er lachte in sich hinein, Verkehr... ja, keine schlechte Vorstellung. Sie saß dort mit versteinerter Mine, sprach kein Wort. Diese arrogante Zicke. Langsam fuhr er auf den Hof. Es war niemand dort, seine Eltern waren verreist, sein Bruder krank, oben im Haus, in seinem Zimmer, im Bett. Er drehte den Zündschlüssel zurück, zog ihn ab.
'Lass uns noch mal drüber reden'. 'Es gibt nichts zu reden, nichts zu besprechen, ich will meine Sachen, mehr nicht'. Er grinste. Ihr Gesicht blieb regungslos. In ihm wallte die Wut. In ihr sog die Angst. 'Okay, steig aus', befahl er. Sie stieg aus. 'Du willst nicht mehr?' - 'Nein, ich will nicht mehr, nerv mich nicht, gib mir meine Sachen.' Wie sie da stand, zitternd vor Frost und Furcht und mit dieser Unnachgiebigkeit in ihrer leisen und verhaltenen Art.. er konnte nicht anders.
Seine Faust landete in ihrem Gesicht, einmal, zweimal, noch einmal, und als sie fliehen wollte, rutschte sie aus, fiel in den schmutzigen Schnee. Seine Rage kannte keine Grenzen, als er auf ihr saß und sie wieder und wieder schlug, und sie schrie und weinte, bis er die Nase voll hatte und die ihre blutete, bis er sie an den Haaren durch den Schnee schleifte. Bis in die ehemaige Scheune zog er seine Freundin. Hier war nun ein Partyraum, dessen Wände sie mit Eierpappen beklebt hatten – für einen besseren Sound.
Sie war klitschnass, wie sie da vor ihm stand, zitterte und heulte, ließ sich nicht anrühren und nicht beruhigen. Er versuchte sie zu umarmen, sie tat ihm leid, doch sie stieß ihn von sich. Die Tür! – jemand öffnete die Scheunentür. Norbert! 'Hau ab!' schrie er - 'Hilfe!' sie – Norbert nickte, sichtlich erschrocken, verstand, reagierte sehr schnell - war sofort wieder auf und davon.
'Ich hole Dir trockene Klamotten von mir, ja? Warte! Ja?' 'Ja', wimmerte sie, und wie er sie so sah, fiel er vor ihr auf die Kniee, umfasste ihre Beine, sah zu ihr auf und sagte: 'Ich habe das nur aus Liebe getan. Ich liebe Dich. Bleib bei mir', und nun weinte auch er, sie zitterte weiterhin vor Kälte, vor Angst. Er ging, lief, preschte los und brachte trockene Kleidung.
Sie saß auf einer der feuchten Matratzen und bibberte. In ihrem rechten Auge war eine Ader geplatzt, das sah er erst jetzt. Was hatte er angerichtet? Er gab ihr die trockene Jeans und einen Skipullover, hockte sich vor sie. 'Danke', flüsterte sie, und mit klammen Händen zog sie ihre Jeans aus dem Schaft, befreite sich mühsam vom ersten Stiefel, der polternd auf dem Steinboden zu liegen kam.
Während er ihr zusah, dachte er: 'Was habe ich getan?', beobachtete, wie ihre Hände in den zweiten Schaft griffen. Es hatte ein fürchterlichen Knall gegeben, Ein halboffener Mund, aus dem Blutfäden sickerte, ein ungläuber Blick, und, ja, er war langsam zur Seite gekippt. Über ihn gebeugt, strich sie zärtlich durch sein Haar. 'Ich hab es aus Liebe getan' raunte sie ihm mit zarter Stimme ins Ohr.
#2
von sEweil (gelöscht)
In aller Liebe
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 18.07.2006 15:48von sEweil (gelöscht)
Hallo Uschi.
Ich dachte es sei aktueller? Ausgedruckt und mitgenommen, Roderich muss auf seine Paranoia noch warten, dir will ich natürlich gleich antworten. (Weils im Gegensatz zu Rods Paranoia so schön kurz ist. [1] )
[I]Vor dem Windlicht erwischte er sie und bot ihr an, mit ihm zu fahren, um ihre Siebensachen abzuholen. Nein, erst wollte sie nicht. Er musst ihr sämtliche Vorbehalte nehmen, sie gewinnend anlächeln – und siehe da, es klappte. Sie stieg ein, endlich, es war ihm ziemlich gleichgültig, ob es an seinem Charme oder an der klirrenden Kälte lag, dass sie nachgegeben hatte.
[/i]
Windlicht ist hier das interessanteste Wort. Steht für Schutz, sie zwischen Dunkelheit und Licht? Scheint mir zumindest so.
Dein männlicher Charakter in seiner Rolle überzeugt mich hier nicht.
Erst schreibst du, dass er ihr gut zuredet, anlächelt und scheinbar die Angst nimmt, dann wieder diese Gleichgültigkeit, ob es der Charme, oder die Kälte war.
dann das: "Nein, erst wollte sie nicht." - das impliziert, dass sie "später" schon wollte, woraufhin das "und siehe da," überflüssig wird.
Hier ist mir zuviel von ihm, die Beweggründe ihrerseits wären viel interessanter gewesen - der Leser bleibt ohne Erkenntnis, warum sie nun zu ihm stieg.
[i]Er konnte sie sowieso nicht verstehen, ihre Anflüge von Unberechenbarkeit, ihre Launen, die plötzliche Ablehnung und den Grund, warum sie ihm plötzlich nicht mehr traute. Wahrscheinlich hatte sie wieder eine ihrer Panikattacken. Er konnte damit nicht umgehen, wenn sie von einem Moment zum anderen umschaltete, vielleicht sogar unansprechbar wurde, nicht mehr von dieser Welt schien. Es machte ihn wütend, traurig eigentlich, wenn er sich das überlegte. [/i]
Schon wieder Er. [11]
Du wählst hier die Auktoriale Erzählperspektive - und nachdem du alles weißt, passt "Wahrscheinlich" gar nicht rein, wenn er es denken oder sagen würde, aber nicht als Erzähler.
Genauso das "vielleicht" das "sogar" hätte hier vollkommen genügt.
Der letzte Satz lässt mich wieder ein wenig allein. Du baust hier zwei Bilder nebeneinander auf, aber keines richtig.
Einerseits scheint er nett zu sein, dann wieder vollkommen gleichgültig, dann ist er der Arsch, dann wieder voller Gefühle.
Mir ist schon klar, dass es so etwas gibt, jaha, aber mir gefällt das hier nicht. Wenn es nicht so sprunghaft wäre, dann würde ich vermutlich jubeln, weil die Idee an sich ja toll ist. [11]
[i]Aber sie saß ja nun neben ihm, er würde ihr schon die Angst zu nehmen wissen. Immer wieder ihre Meckerei, es sei ihr zu kalt, jetzt schon wieder. Er presste seine Schenkel ans Lenkrad, quetschte die Weinflasche in seinen Schritt, öffnete sie und trank einen ordentlichen Schluck. Wie sie ihn wieder ansah – der stechende Blick, voller Vorwürfe, immer wieder fühlte er dieses Stechen in der Magengrube, selbst jetzt. Jetzt, wo alles wieder gut werden würde.[/i]
"Der erste Satz klingt wie Füllwort. Vielleicht: "Nun saß sie neben ihm, er würde [...]" ?
"Wie sie ihn wieder ansah." Klingt Klischeehaft.
[i]Wein? - Selbstredend wollte sie nicht. Er sollte sich lieber auf den Straßenverkehr konzentrieren. Er lachte in sich hinein, Verkehr... ja, keine schlechte Vorstellung. Sie saß dort mit versteinerter Mine, sprach kein Wort. Diese arrogante Zicke. Langsam fuhr er auf den Hof. Es war niemand dort, seine Eltern waren verreist, sein Bruder krank, oben im Haus, in seinem Zimmer, im Bett. Er drehte den Zündschlüssel zurück, zog ihn ab. [/i]
Mir scheint, dass hier der Erzähler gleichzeitig Gedankenspiel des Mannes und der Frau ist. Gefällt mir nicht so, ich schwimme ungern zwischen den Zeilen, habe es lieber definiert.
Passt so nicht, meine isch.
[i]'Lass uns noch mal drüber reden'. 'Es gibt nichts zu reden, nichts zu besprechen, ich will meine Sachen, mehr nicht'. Er grinste. Ihr Gesicht blieb regungslos. In ihm wallte die Wut. In ihr sog die Angst. 'Okay, steig aus', befahl er. Sie stieg aus. 'Du willst nicht mehr?' - 'Nein, ich will nicht mehr, nerv mich nicht, gib mir meine Sachen.' Wie sie da stand, zitternd vor Frost und Furcht und mit dieser Unnachgiebigkeit in ihrer leisen und verhaltenen Art.. er konnte nicht anders.
Seine Faust landete in ihrem Gesicht, einmal, zweimal, noch einmal, und als sie fliehen wollte, rutschte sie aus, fiel in den schmutzigen Schnee. Seine Rage kannte keine Grenzen, als er auf ihr saß und sie wieder und wieder schlug, und sie schrie und weinte, bis er die Nase voll hatte und die ihre blutete, bis er sie an den Haaren durch den Schnee schleifte. Bis in die ehemaige Scheune zog er seine Freundin. Hier war nun ein Partyraum, dessen Wände sie mit Eierpappen beklebt hatten – für einen besseren Sound. [/i]
Hier scheint er wieder der einfühlsame Typ zu sein, der Reden will, als wolle er diese Beziehung aufrecht erhalten und es täte ihm nun _alles_ Leid.
Sie ist schroff - gut.
Er grinst auf einmal? Wie er grinst, bleibt dem Leser überlassen - ich habe das Gesicht eines Irren vor meinem geistigen Augen, so wirkt er aber nicht und wird auch nicht von dir erzählt - danach wallt in ihm die Wut?
Erst rührseelig, dann grinsend-irre, dann wütend?
"In ihr sog die Angst." finde ich schön formuliert, passt aber nicht zu ihrem kessen Spruch vorher, die is hart, zickig, weiß was sie will, nicht verängstigt.
dieses "nerv mich nicht" passt auch nicht zur ängstlichen Kleinen.
Sein Wutumschwung ist ja in Ordnung, kommt mir aber zu rasch.
"Sound" passt zwar zum Alter deiner Protagonisten, aber sticht sprachlich beim Rest negativ heraus.
[i]Sie war klitschnass, wie sie da vor ihm stand, zitterte und heulte, ließ sich nicht anrühren und nicht beruhigen. Er versuchte sie zu umarmen, sie tat ihm leid, doch sie stieß ihn von sich. Die Tür! – jemand öffnete die Scheunentür. Norbert! 'Hau ab!' schrie er - 'Hilfe!' sie – Norbert nickte, sichtlich erschrocken, verstand, reagierte sehr schnell - war sofort wieder auf und davon. [/i]
Die sofortige Zärtlichkeit gefällt mir nicht. Wenn sie ihm nicht leid täte, sondern er bereuen würde, dann ja, würde zu seinem Ego passen.
Die Stelle mit Norbert mag ich, kurz, prägnant, man weiß genau wie das abläuft.
Wobei der Anfang etwas überdramatisch gemalt ist: "Die Tür! - jemand öffnete die Scheunentür."
Schon fast Hollywoodlike.
Wenn du das aus ihrer Sicht machen würdest, wie sie die Augen aufreißt, hoffnungsträchtig und dann enttäuscht wird.
[i]'Ich hole Dir trockene Klamotten von mir, ja? Warte! Ja?' 'Ja', wimmerte sie, und wie er sie so sah, fiel er vor ihr auf die Kniee, umfasste ihre Beine, sah zu ihr auf und sagte: 'Ich habe das nur aus Liebe getan. Ich liebe Dich. Bleib bei mir', und nun weinte auch er, sie zitterte weiterhin vor Kälte, vor Angst. Er ging, lief, preschte los und brachte trockene Kleidung. [/i]
Was er da sagt überzeugt nicht, ist zu abgerissen.
Prescht man nicht los und läuft dann?
[i]Sie saß auf einer der feuchten Matratzen und bibberte. In ihrem rechten Auge war eine Ader geplatzt, das sah er erst jetzt. Was hatte er angerichtet? Er gab ihr die trockene Jeans und einen Skipullover, hockte sich vor sie. 'Danke', flüsterte sie, und mit klammen Händen zog sie ihre Jeans aus dem Schaft, befreite sich mühsam vom ersten Stiefel, der polternd auf dem Steinboden zu liegen kam. [/i]
Von der Erzählperspektive aus ist die Frage "Was hatte er angerichtet?" überflüssig: Man weiß es doch - die Frage in seinen Kopf, dahin gehört sie.
Ihr "Danke", wo man nicht sehen kann ob ehrlich, oder erzwungen, tötet deinen Schluss nochmal.
[i]Während er ihr zusah, dachte er: 'Was habe ich getan?', beobachtete, wie ihre Hände in den zweiten Schaft griffen. Es hatte ein fürchterlichen Knall gegeben, Ein halboffener Mund, aus dem Blutfäden sickerte, ein ungläuber Blick, und, ja, er war langsam zur Seite gekippt.[/i]
Ja, da ist es ja - was hatte er getan.
- sickerte[b]n[/b]
[i]Über ihn gebeugt, strich sie zärtlich durch sein Haar. 'Ich hab es aus Liebe getan' raunte sie ihm mit zarter Stimme ins Ohr.[/i]
Das passt dann gar nicht mehr, erst verängstigt, zusammengeschlagen, dann dieser Hass und Kaltblütigkeit mit zarter Stimme?
Nein, das passt mir gar nicht.
Das finde ich ganz und gar nicht gelungen Uschi, tut mir leid. [19]
Nichts für Ungut, ja? [11]
Lg Thomas
Ich dachte es sei aktueller? Ausgedruckt und mitgenommen, Roderich muss auf seine Paranoia noch warten, dir will ich natürlich gleich antworten. (Weils im Gegensatz zu Rods Paranoia so schön kurz ist. [1] )
[I]Vor dem Windlicht erwischte er sie und bot ihr an, mit ihm zu fahren, um ihre Siebensachen abzuholen. Nein, erst wollte sie nicht. Er musst ihr sämtliche Vorbehalte nehmen, sie gewinnend anlächeln – und siehe da, es klappte. Sie stieg ein, endlich, es war ihm ziemlich gleichgültig, ob es an seinem Charme oder an der klirrenden Kälte lag, dass sie nachgegeben hatte.
[/i]
Windlicht ist hier das interessanteste Wort. Steht für Schutz, sie zwischen Dunkelheit und Licht? Scheint mir zumindest so.
Dein männlicher Charakter in seiner Rolle überzeugt mich hier nicht.
Erst schreibst du, dass er ihr gut zuredet, anlächelt und scheinbar die Angst nimmt, dann wieder diese Gleichgültigkeit, ob es der Charme, oder die Kälte war.
dann das: "Nein, erst wollte sie nicht." - das impliziert, dass sie "später" schon wollte, woraufhin das "und siehe da," überflüssig wird.
Hier ist mir zuviel von ihm, die Beweggründe ihrerseits wären viel interessanter gewesen - der Leser bleibt ohne Erkenntnis, warum sie nun zu ihm stieg.
[i]Er konnte sie sowieso nicht verstehen, ihre Anflüge von Unberechenbarkeit, ihre Launen, die plötzliche Ablehnung und den Grund, warum sie ihm plötzlich nicht mehr traute. Wahrscheinlich hatte sie wieder eine ihrer Panikattacken. Er konnte damit nicht umgehen, wenn sie von einem Moment zum anderen umschaltete, vielleicht sogar unansprechbar wurde, nicht mehr von dieser Welt schien. Es machte ihn wütend, traurig eigentlich, wenn er sich das überlegte. [/i]
Schon wieder Er. [11]
Du wählst hier die Auktoriale Erzählperspektive - und nachdem du alles weißt, passt "Wahrscheinlich" gar nicht rein, wenn er es denken oder sagen würde, aber nicht als Erzähler.
Genauso das "vielleicht" das "sogar" hätte hier vollkommen genügt.
Der letzte Satz lässt mich wieder ein wenig allein. Du baust hier zwei Bilder nebeneinander auf, aber keines richtig.
Einerseits scheint er nett zu sein, dann wieder vollkommen gleichgültig, dann ist er der Arsch, dann wieder voller Gefühle.
Mir ist schon klar, dass es so etwas gibt, jaha, aber mir gefällt das hier nicht. Wenn es nicht so sprunghaft wäre, dann würde ich vermutlich jubeln, weil die Idee an sich ja toll ist. [11]
[i]Aber sie saß ja nun neben ihm, er würde ihr schon die Angst zu nehmen wissen. Immer wieder ihre Meckerei, es sei ihr zu kalt, jetzt schon wieder. Er presste seine Schenkel ans Lenkrad, quetschte die Weinflasche in seinen Schritt, öffnete sie und trank einen ordentlichen Schluck. Wie sie ihn wieder ansah – der stechende Blick, voller Vorwürfe, immer wieder fühlte er dieses Stechen in der Magengrube, selbst jetzt. Jetzt, wo alles wieder gut werden würde.[/i]
"Der erste Satz klingt wie Füllwort. Vielleicht: "Nun saß sie neben ihm, er würde [...]" ?
"Wie sie ihn wieder ansah." Klingt Klischeehaft.
[i]Wein? - Selbstredend wollte sie nicht. Er sollte sich lieber auf den Straßenverkehr konzentrieren. Er lachte in sich hinein, Verkehr... ja, keine schlechte Vorstellung. Sie saß dort mit versteinerter Mine, sprach kein Wort. Diese arrogante Zicke. Langsam fuhr er auf den Hof. Es war niemand dort, seine Eltern waren verreist, sein Bruder krank, oben im Haus, in seinem Zimmer, im Bett. Er drehte den Zündschlüssel zurück, zog ihn ab. [/i]
Mir scheint, dass hier der Erzähler gleichzeitig Gedankenspiel des Mannes und der Frau ist. Gefällt mir nicht so, ich schwimme ungern zwischen den Zeilen, habe es lieber definiert.
Passt so nicht, meine isch.
[i]'Lass uns noch mal drüber reden'. 'Es gibt nichts zu reden, nichts zu besprechen, ich will meine Sachen, mehr nicht'. Er grinste. Ihr Gesicht blieb regungslos. In ihm wallte die Wut. In ihr sog die Angst. 'Okay, steig aus', befahl er. Sie stieg aus. 'Du willst nicht mehr?' - 'Nein, ich will nicht mehr, nerv mich nicht, gib mir meine Sachen.' Wie sie da stand, zitternd vor Frost und Furcht und mit dieser Unnachgiebigkeit in ihrer leisen und verhaltenen Art.. er konnte nicht anders.
Seine Faust landete in ihrem Gesicht, einmal, zweimal, noch einmal, und als sie fliehen wollte, rutschte sie aus, fiel in den schmutzigen Schnee. Seine Rage kannte keine Grenzen, als er auf ihr saß und sie wieder und wieder schlug, und sie schrie und weinte, bis er die Nase voll hatte und die ihre blutete, bis er sie an den Haaren durch den Schnee schleifte. Bis in die ehemaige Scheune zog er seine Freundin. Hier war nun ein Partyraum, dessen Wände sie mit Eierpappen beklebt hatten – für einen besseren Sound. [/i]
Hier scheint er wieder der einfühlsame Typ zu sein, der Reden will, als wolle er diese Beziehung aufrecht erhalten und es täte ihm nun _alles_ Leid.
Sie ist schroff - gut.
Er grinst auf einmal? Wie er grinst, bleibt dem Leser überlassen - ich habe das Gesicht eines Irren vor meinem geistigen Augen, so wirkt er aber nicht und wird auch nicht von dir erzählt - danach wallt in ihm die Wut?
Erst rührseelig, dann grinsend-irre, dann wütend?
"In ihr sog die Angst." finde ich schön formuliert, passt aber nicht zu ihrem kessen Spruch vorher, die is hart, zickig, weiß was sie will, nicht verängstigt.
dieses "nerv mich nicht" passt auch nicht zur ängstlichen Kleinen.
Sein Wutumschwung ist ja in Ordnung, kommt mir aber zu rasch.
"Sound" passt zwar zum Alter deiner Protagonisten, aber sticht sprachlich beim Rest negativ heraus.
[i]Sie war klitschnass, wie sie da vor ihm stand, zitterte und heulte, ließ sich nicht anrühren und nicht beruhigen. Er versuchte sie zu umarmen, sie tat ihm leid, doch sie stieß ihn von sich. Die Tür! – jemand öffnete die Scheunentür. Norbert! 'Hau ab!' schrie er - 'Hilfe!' sie – Norbert nickte, sichtlich erschrocken, verstand, reagierte sehr schnell - war sofort wieder auf und davon. [/i]
Die sofortige Zärtlichkeit gefällt mir nicht. Wenn sie ihm nicht leid täte, sondern er bereuen würde, dann ja, würde zu seinem Ego passen.
Die Stelle mit Norbert mag ich, kurz, prägnant, man weiß genau wie das abläuft.
Wobei der Anfang etwas überdramatisch gemalt ist: "Die Tür! - jemand öffnete die Scheunentür."
Schon fast Hollywoodlike.
Wenn du das aus ihrer Sicht machen würdest, wie sie die Augen aufreißt, hoffnungsträchtig und dann enttäuscht wird.
[i]'Ich hole Dir trockene Klamotten von mir, ja? Warte! Ja?' 'Ja', wimmerte sie, und wie er sie so sah, fiel er vor ihr auf die Kniee, umfasste ihre Beine, sah zu ihr auf und sagte: 'Ich habe das nur aus Liebe getan. Ich liebe Dich. Bleib bei mir', und nun weinte auch er, sie zitterte weiterhin vor Kälte, vor Angst. Er ging, lief, preschte los und brachte trockene Kleidung. [/i]
Was er da sagt überzeugt nicht, ist zu abgerissen.
Prescht man nicht los und läuft dann?
[i]Sie saß auf einer der feuchten Matratzen und bibberte. In ihrem rechten Auge war eine Ader geplatzt, das sah er erst jetzt. Was hatte er angerichtet? Er gab ihr die trockene Jeans und einen Skipullover, hockte sich vor sie. 'Danke', flüsterte sie, und mit klammen Händen zog sie ihre Jeans aus dem Schaft, befreite sich mühsam vom ersten Stiefel, der polternd auf dem Steinboden zu liegen kam. [/i]
Von der Erzählperspektive aus ist die Frage "Was hatte er angerichtet?" überflüssig: Man weiß es doch - die Frage in seinen Kopf, dahin gehört sie.
Ihr "Danke", wo man nicht sehen kann ob ehrlich, oder erzwungen, tötet deinen Schluss nochmal.
[i]Während er ihr zusah, dachte er: 'Was habe ich getan?', beobachtete, wie ihre Hände in den zweiten Schaft griffen. Es hatte ein fürchterlichen Knall gegeben, Ein halboffener Mund, aus dem Blutfäden sickerte, ein ungläuber Blick, und, ja, er war langsam zur Seite gekippt.[/i]
Ja, da ist es ja - was hatte er getan.
- sickerte[b]n[/b]
[i]Über ihn gebeugt, strich sie zärtlich durch sein Haar. 'Ich hab es aus Liebe getan' raunte sie ihm mit zarter Stimme ins Ohr.[/i]
Das passt dann gar nicht mehr, erst verängstigt, zusammengeschlagen, dann dieser Hass und Kaltblütigkeit mit zarter Stimme?
Nein, das passt mir gar nicht.
Das finde ich ganz und gar nicht gelungen Uschi, tut mir leid. [19]
Nichts für Ungut, ja? [11]
Lg Thomas
#3
von Krabü2 (gelöscht)
In aller Liebe
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 18.07.2006 16:32von Krabü2 (gelöscht)
Hallo Thomas,
zwischen den Charakteren zu springen, war mein Ziel. Dem Mann diese verkorkste Persönlichkeit anzuhängen zwischen Gutmütigkeit und Brutalität und Reue und Hilfsbereitschaft und Verlustangst - das alles ist so beabsichtigt.
Die junge Frau hier ist ebensowenig eindeutig. Der Traum von Liebe und die Rachlust sowie ihre Angst und Hoffnung nebst Hass, alles soll sich hierin vereinen.
Ich habe versucht, die Gedankengänge um den 'Vorfall' herum offenzulegen, und zwar hauptsächlich aus der Sicht des Mannes, der sich stärker fühlt und meint, die Frau 'im Griff' zu haben per Charme, per Autorität, per Gewalt, per Wiedergutmachung etc., ohne mit den inneren Grenzen der Freundin gerechnet zu haben, schon gar nicht mit ihren auch 'dunklen Anteilen'.
Nur ein Beispiel aus Deinem Kommentar nehme ich gerade mal auf: Was hatte er angerichtet? - Du schreibst, das gehört in seinen Kopf, ja, richtig, dort ist es auch. Er ist an der Stelle im Text ja auch zurück und sieht es.
Naja - ich weiß nicht, vielleicht ist es auch misslungen. Diese Wertung kann ich dann auch annehmen. Gem gefiel es ja auch nicht. Ist vielleicht auch eine schwierige Perspektive, die ich mir da ausgesucht habe. Vielleicht (noch) zu schwierig für meinereiner :-)
Danke allerdings, vielen Dank,
dass Du Dich so intensiv auseinandergesetzt hast damit, Thomas,
und auch Dir vielen Dank, Gemini!
LG U
zwischen den Charakteren zu springen, war mein Ziel. Dem Mann diese verkorkste Persönlichkeit anzuhängen zwischen Gutmütigkeit und Brutalität und Reue und Hilfsbereitschaft und Verlustangst - das alles ist so beabsichtigt.
Die junge Frau hier ist ebensowenig eindeutig. Der Traum von Liebe und die Rachlust sowie ihre Angst und Hoffnung nebst Hass, alles soll sich hierin vereinen.
Ich habe versucht, die Gedankengänge um den 'Vorfall' herum offenzulegen, und zwar hauptsächlich aus der Sicht des Mannes, der sich stärker fühlt und meint, die Frau 'im Griff' zu haben per Charme, per Autorität, per Gewalt, per Wiedergutmachung etc., ohne mit den inneren Grenzen der Freundin gerechnet zu haben, schon gar nicht mit ihren auch 'dunklen Anteilen'.
Nur ein Beispiel aus Deinem Kommentar nehme ich gerade mal auf: Was hatte er angerichtet? - Du schreibst, das gehört in seinen Kopf, ja, richtig, dort ist es auch. Er ist an der Stelle im Text ja auch zurück und sieht es.
Naja - ich weiß nicht, vielleicht ist es auch misslungen. Diese Wertung kann ich dann auch annehmen. Gem gefiel es ja auch nicht. Ist vielleicht auch eine schwierige Perspektive, die ich mir da ausgesucht habe. Vielleicht (noch) zu schwierig für meinereiner :-)
Danke allerdings, vielen Dank,
dass Du Dich so intensiv auseinandergesetzt hast damit, Thomas,
und auch Dir vielen Dank, Gemini!
LG U
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