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#1
von Krabü2 (gelöscht)
luftpost
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 27.07.2006 21:58von Krabü2 (gelöscht)
luftpost
jetzt steh ich kippelnd da und fühle mich seltsam isoliert. dabei habe ich dich nicht geliebt, nicht, dass du das denkst. du dachtest ja laufend solch schrulliges zeug. liebe ist doch eh nur eine metapher für gieriges verlangen und anflüge von sentimentalitäten und das manifestieren von machtstrukturen. nein-nein, es ist was anderes, das mich irgendwie nicht in ruhe lässt. so etwas ohne worte.
die art, wie du mir das sprechen beigebracht hast.
wenn du wüsstest, was ich manchmal sage, wärest du wahrscheinlich entrüstet.
wie du mir das laufen beibrachtest – weißt du, wie oft ich schon gestolpert und gefallen bin seitdem?
vielleicht wäre ich dir peinlich.
ich erinnere mich, wie ich zwanzig mal aufschrieb, was fehlerhaft war. weißt du, wie ich vor wut kochte damals? das passiert mir heute nicht mehr.
wenn du aus holland kamst und mir was feines mitgebracht hattest – ja, dann ahnte ich, wie sehr du an mich gedacht hattest, und dass du immer wiederkämst.
jedesmal, wenn du sagtest, ich verstünde noch nicht viel, dann hätte ich heulen mögen. lieber wäre mir gewesen, du hättest mir dabei zugezwinkert und mich glauben lassen, dass du das nicht so meinst.
wenn wir zur eisdiele fuhren und du große becher mit sahnekronen brachtest, die wir im auto bis auf den letzten tropfen auskratzten, fühlt ich mich wie eine prinzessin.
im paddelboot mit dir, dem, worauf mein name stand, warst du mein pirat und der stärkste mann auf der welt.
während du bei rot über die ampel braustest, hatte ich das gefühl, mein magen führe achterbahn und du wärest über alles erhaben. über alles.
weißt du, diese elenden statisten von damals: es klang wie alte schellack-platten mit vielen kratzern, die so elendig springen und kratzen und schnarren ...ich wollte zu dir rein, als die 'herzliches beileid' sagten... da wollte ich schon das erste mal springen. ich bin auch nicht über alles erhaben, weißt du?
jetzt steh ich kippelnd da und fühle mich seltsam isoliert. dabei habe ich dich nicht geliebt, nicht, dass du das denkst. du dachtest ja laufend solch schrulliges zeug. liebe ist doch eh nur eine metapher für gieriges verlangen und anflüge von sentimentalitäten und das manifestieren von machtstrukturen. nein-nein, es ist was anderes, das mich irgendwie nicht in ruhe lässt. so etwas ohne worte.
die art, wie du mir das sprechen beigebracht hast.
wenn du wüsstest, was ich manchmal sage, wärest du wahrscheinlich entrüstet.
wie du mir das laufen beibrachtest – weißt du, wie oft ich schon gestolpert und gefallen bin seitdem?
vielleicht wäre ich dir peinlich.
ich erinnere mich, wie ich zwanzig mal aufschrieb, was fehlerhaft war. weißt du, wie ich vor wut kochte damals? das passiert mir heute nicht mehr.
wenn du aus holland kamst und mir was feines mitgebracht hattest – ja, dann ahnte ich, wie sehr du an mich gedacht hattest, und dass du immer wiederkämst.
jedesmal, wenn du sagtest, ich verstünde noch nicht viel, dann hätte ich heulen mögen. lieber wäre mir gewesen, du hättest mir dabei zugezwinkert und mich glauben lassen, dass du das nicht so meinst.
wenn wir zur eisdiele fuhren und du große becher mit sahnekronen brachtest, die wir im auto bis auf den letzten tropfen auskratzten, fühlt ich mich wie eine prinzessin.
im paddelboot mit dir, dem, worauf mein name stand, warst du mein pirat und der stärkste mann auf der welt.
während du bei rot über die ampel braustest, hatte ich das gefühl, mein magen führe achterbahn und du wärest über alles erhaben. über alles.
weißt du, diese elenden statisten von damals: es klang wie alte schellack-platten mit vielen kratzern, die so elendig springen und kratzen und schnarren ...ich wollte zu dir rein, als die 'herzliches beileid' sagten... da wollte ich schon das erste mal springen. ich bin auch nicht über alles erhaben, weißt du?
#2
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
luftpost
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 30.07.2006 12:55von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Uschi
Ein hartes, letztes Gericht, dem hier der Vater des lyr. Ichs unterzogen wird. Man merkt, dass Vieles ungesagt blieb und die Wut, die Trauer und die Verzweiflung darüber ist gut herauszulesen. Schrecklich, wenn man so voneinader gehen muss.
Die durchgängige Kleinschreibung und das Verzichten auf Grossbuchstaben stört mich bei Prosa extrem. Sorry, dass ich das immer wieder sage, aber ich finde, diese Art ist bei längeren Texten kontraproduktiv und zerstört mehr, als dass sie verdeutlicht.
Gruss
Margot
Ein hartes, letztes Gericht, dem hier der Vater des lyr. Ichs unterzogen wird. Man merkt, dass Vieles ungesagt blieb und die Wut, die Trauer und die Verzweiflung darüber ist gut herauszulesen. Schrecklich, wenn man so voneinader gehen muss.
Die durchgängige Kleinschreibung und das Verzichten auf Grossbuchstaben stört mich bei Prosa extrem. Sorry, dass ich das immer wieder sage, aber ich finde, diese Art ist bei längeren Texten kontraproduktiv und zerstört mehr, als dass sie verdeutlicht.
Gruss
Margot
#3
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
luftpost
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 30.07.2006 21:26von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
hallo Uschi
die Protagonistin scheint eine andauernde Kommunikation mit ihrer Bezugsperson zu benötigen. das erscheint krankhaft und geht so weit, dass sie ihr Leben vorwurfsvoll beenden würde, wenn eine Antwort andauernd ausbliebe? ja, es scheint mir so.
die Überschrift und der erste Satz lassen beim wiederholten Lesen einen Menschen an einer Gebäudenkante, in luftiger Höhe vermuten. das Finale bleibt wohlweislich offen.
es verbleibt ihr vielleicht noch die unrealistische Hoffnung auf eine aus der Luft gegriffene Antwort, von wem auch immer.
der Vergleich des "springens" mit jenem abspielen beschädigter Schellackplatten lässt vermuten dass ihr Leben sich auf irgendeine Art und Weise weiterleiern wird.
bei diesem Satz verursachte mir die Interpunktion Schwierigkeiten.
könnte man den nicht in zwei Sätze aufteilen? (also nach "geliebt" einen Punkt setzen)
Gruß
Alcedo
die Protagonistin scheint eine andauernde Kommunikation mit ihrer Bezugsperson zu benötigen. das erscheint krankhaft und geht so weit, dass sie ihr Leben vorwurfsvoll beenden würde, wenn eine Antwort andauernd ausbliebe? ja, es scheint mir so.
die Überschrift und der erste Satz lassen beim wiederholten Lesen einen Menschen an einer Gebäudenkante, in luftiger Höhe vermuten. das Finale bleibt wohlweislich offen.
es verbleibt ihr vielleicht noch die unrealistische Hoffnung auf eine aus der Luft gegriffene Antwort, von wem auch immer.
der Vergleich des "springens" mit jenem abspielen beschädigter Schellackplatten lässt vermuten dass ihr Leben sich auf irgendeine Art und Weise weiterleiern wird.
Zitat: |
dabei habe ich dich nicht geliebt, nicht, dass du das denkst. |
bei diesem Satz verursachte mir die Interpunktion Schwierigkeiten.
könnte man den nicht in zwei Sätze aufteilen? (also nach "geliebt" einen Punkt setzen)
Gruß
Alcedo
#4
von Krabü2 (gelöscht)
luftpost
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 31.07.2006 18:54von Krabü2 (gelöscht)
Hallo und
vielen Dank Euch beiden für die Auseinandersetzung mit meinem Text.
Ich versuche immer wieder, verschiedene Persönlichkeiten und/oder Beziehungen zu schaffen. Menschen, die auf ihre Weise verzweifelt sind. Sicher könnt Ihr Euch denken, warum: Ich will versuchen, längere Geschichten zu schreiben. Das wird sicher noch dauern. Wert jedenfalls lege ich auf - erste Priorität ist - die psychische Beschaffenheit. Daran versuche ich mich entlang zu tasten. Es finden sich hier schon einige 'Abrisse'.
Den Irvin D. Yalom mach ich dafür verantwortlich :-))
Der hat mich schwerst beeindruckt. Kennt Ihr den?
LG U.
vielen Dank Euch beiden für die Auseinandersetzung mit meinem Text.
Ich versuche immer wieder, verschiedene Persönlichkeiten und/oder Beziehungen zu schaffen. Menschen, die auf ihre Weise verzweifelt sind. Sicher könnt Ihr Euch denken, warum: Ich will versuchen, längere Geschichten zu schreiben. Das wird sicher noch dauern. Wert jedenfalls lege ich auf - erste Priorität ist - die psychische Beschaffenheit. Daran versuche ich mich entlang zu tasten. Es finden sich hier schon einige 'Abrisse'.
Den Irvin D. Yalom mach ich dafür verantwortlich :-))
Der hat mich schwerst beeindruckt. Kennt Ihr den?
LG U.
#5
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
luftpost
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 01.08.2006 18:20von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Uschi,
ich finde den Text zunächst mal schön geschrieben und habe ihn gerne gelesen.
So hart finde ich allerdings die Abrechnung mit dem Vater gar nicht. Das ich ist anscheinend Verzweifelt. Am Ende scheint der ganze Text so eine Art Abschiedsbrief an den verstorbenen Vater des lyr. Ichs zu sein vor dem Selbstmord des lyr. Ichs.
Durch den Tod des Vaters scheint dem Ich der Lebenssinn abhanden gekommen zu sein. Traurig. Die Ursache hierfür kann ich aus dem Text darüber allerdings nicht ableiten. Ist nur die Frage, ob das nötig ist. Ja, ist es. Denn eine so drastische Wendung zum Schluss sollte sich schon aus dem vorher gehenden Text ableiten. Wahrscheinlich tut sie es auch, nur ich bin wiedermal zu kurzsichtig sie zu sehen. Vielleicht ist das Ich nach dem Verlust der Eltern einfach nie mehr aufgefangen worden. Trotzdem kein Grund, warum der Lebenswille versiegen sollte.
Na, vielleicht hat ja noch jemand anderes eine Erklärung.
Ja, Irvin D. Yalom kennich. Hab aber keinen Roman, sondern nur dieses "Jeden Tag ein Stückchen näher" gelesen, diese Therapie-Protokolle. Fand ich gut.
Schöne Grüße,
GW
ich finde den Text zunächst mal schön geschrieben und habe ihn gerne gelesen.
So hart finde ich allerdings die Abrechnung mit dem Vater gar nicht. Das ich ist anscheinend Verzweifelt. Am Ende scheint der ganze Text so eine Art Abschiedsbrief an den verstorbenen Vater des lyr. Ichs zu sein vor dem Selbstmord des lyr. Ichs.
Durch den Tod des Vaters scheint dem Ich der Lebenssinn abhanden gekommen zu sein. Traurig. Die Ursache hierfür kann ich aus dem Text darüber allerdings nicht ableiten. Ist nur die Frage, ob das nötig ist. Ja, ist es. Denn eine so drastische Wendung zum Schluss sollte sich schon aus dem vorher gehenden Text ableiten. Wahrscheinlich tut sie es auch, nur ich bin wiedermal zu kurzsichtig sie zu sehen. Vielleicht ist das Ich nach dem Verlust der Eltern einfach nie mehr aufgefangen worden. Trotzdem kein Grund, warum der Lebenswille versiegen sollte.
Na, vielleicht hat ja noch jemand anderes eine Erklärung.
Ja, Irvin D. Yalom kennich. Hab aber keinen Roman, sondern nur dieses "Jeden Tag ein Stückchen näher" gelesen, diese Therapie-Protokolle. Fand ich gut.
Schöne Grüße,
GW
#6
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
luftpost
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 01.08.2006 22:58von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Du findest den Text nicht hart, GW? .... Also, wenn mir meine Kurze mal sagen würde: ... dabei habe ich dich nicht geliebt ... etc. ... würde mir das schon sehr an die Nieren gehen.
Und wo sehr ihr eigentlich einen Selbstmord? Das lyr. Ich wollte am offenen Grab (zum ersten Mal) springen, hat's aber nicht getan.
Stehe ich hier etwa auf dem Schlauch?
Uschi, sach doch mal wat!
Grüsse
Margot
P.S. Besagten Autor kenne ich nicht, kann demzufolge keine Vergleiche anstellen, sorry.
Und wo sehr ihr eigentlich einen Selbstmord? Das lyr. Ich wollte am offenen Grab (zum ersten Mal) springen, hat's aber nicht getan.
Stehe ich hier etwa auf dem Schlauch?
Uschi, sach doch mal wat!
Grüsse
Margot
P.S. Besagten Autor kenne ich nicht, kann demzufolge keine Vergleiche anstellen, sorry.
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