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Müde
Was waren wir für`n müder Haufen,
ob abgesägt, ob weggejagt:
Die Freiheit wollten wir erkaufen,
so tief bewegt und angeklagt.
Für eine Weile warn wir Meute -
Revoluzzer, feiges Pack.
Was blieb davon im hier und heute:
Feine Stutzer, weich im Frack!
Nein, Leute, das ist mir zu billig!
Durchschauen brauch ich’s nicht allein -
Ich bin gelangweilt, nicht mehr willig,
die Axt am nächsten Baum zu sein.
Was waren wir für`n müder Haufen,
ob abgesägt, ob weggejagt:
Die Freiheit wollten wir erkaufen,
so tief bewegt und angeklagt.
Für eine Weile warn wir Meute -
Revoluzzer, feiges Pack.
Was blieb davon im hier und heute:
Feine Stutzer, weich im Frack!
Nein, Leute, das ist mir zu billig!
Durchschauen brauch ich’s nicht allein -
Ich bin gelangweilt, nicht mehr willig,
die Axt am nächsten Baum zu sein.
Hallo Ric,
retten wir mal diese schönen Verse vor den Untiefen des Vergessens.
Hier wird die Wandlung vom Opfer zum Täter dargestellt, wobei das Ich sich mit keiner der beiden Rollen so recht anfreunden kann.
Es ist so eine alte Geschichte, wie beim Alt-68er, der früher Häuser besetzt hat und heute seine eigenen Mietshäuser durch den Wachschutz kontrollieren lässt. Und dieser Wandel ist aus heutiger Sicht so klischeehaft und durchschaubar, dass es dem lyr. ich schon fast zu blöd ist darüber zu reden. Es ist halt müde. So hört sich das Gedicht sich für mich an, dabei ist für den Leser, also mich in diesem Falle, diese sarkastische Sichtweise in Kombination mit dem Baum/Axt-Bild gut gelungen und überzeugend.
Gern gelesen.
Grüße,
GerateWohl
retten wir mal diese schönen Verse vor den Untiefen des Vergessens.
Hier wird die Wandlung vom Opfer zum Täter dargestellt, wobei das Ich sich mit keiner der beiden Rollen so recht anfreunden kann.
Es ist so eine alte Geschichte, wie beim Alt-68er, der früher Häuser besetzt hat und heute seine eigenen Mietshäuser durch den Wachschutz kontrollieren lässt. Und dieser Wandel ist aus heutiger Sicht so klischeehaft und durchschaubar, dass es dem lyr. ich schon fast zu blöd ist darüber zu reden. Es ist halt müde. So hört sich das Gedicht sich für mich an, dabei ist für den Leser, also mich in diesem Falle, diese sarkastische Sichtweise in Kombination mit dem Baum/Axt-Bild gut gelungen und überzeugend.
Gern gelesen.
Grüße,
GerateWohl
finde ich nicht schlecht geschrieben.
Wenn ich auchgleich die Aussage nicht ganz mitbekomme. Was ist er denn jetzt genau? Ein feiner Stutzer oder die Axt am nächsten Baum? Das sind unterschiedliche Aussagen, so wie ich es deute.
Trotzdem finde ich es sprachlich gut verdichtet, es macht Spaß, das zu lesen.
Eine Stelle wirkt mir zu platt. In der letzten Strophe würde ich nicht "Leute" schreiben. Diese Anrede ist so profan und unpassend. Ich persönlich würde "Nein, Danke, das ist mir zu billig ..." schreiben.
Insgesamt mag ich es.
lg,Fabian
Wenn ich auchgleich die Aussage nicht ganz mitbekomme. Was ist er denn jetzt genau? Ein feiner Stutzer oder die Axt am nächsten Baum? Das sind unterschiedliche Aussagen, so wie ich es deute.
Trotzdem finde ich es sprachlich gut verdichtet, es macht Spaß, das zu lesen.
Eine Stelle wirkt mir zu platt. In der letzten Strophe würde ich nicht "Leute" schreiben. Diese Anrede ist so profan und unpassend. Ich persönlich würde "Nein, Danke, das ist mir zu billig ..." schreiben.
Insgesamt mag ich es.
lg,Fabian
Hi Ric,
ein Alt68iger war ich nie (rein praktisch nicht möglich), diese Art von Veränderungen, die ich ebenso wie GW herauslese, kenne ich aber auch an mir... Äußeres Erscheinungsbild wie innere Einstellung wandeln sich im Laufe der Zeit, wogegen ja auch grundsätzlich nichts einzuwenden ist, einige Änderungen erscheinen jedoch geradezu als Verrat an dem früheren Ich. Manche versuchen derartiges wenigstens weitestgehend zu vermeiden, andere scheinen schon immer eigentlich eine ganz andere Person als gedacht gewesen zu sein.
Zwei Kleinigkeiten gefallen mir bei Deinem Text nicht ganz:
Wir waren ein müder Haufen? Eigentlich war ich der Meinung, Dein Text will sagen, dass wir jetzt im Gegensatz zu früher ein müder Haufen (geworden) sind! Oder waren wir letztlich ein müder Haufen, eben weil wir unsere Ideale verraten haben? Hm, so könnte man sich das erklären...
Aber auch, dass das lyrIch und seine Freunde sich die Freiheit erkaufen wollten ist im Textzusammenhang befremdlich, wirkt es doch so, als würden sie sich die Freiheit wenn dann heute erkaufen - und damals hätte man sie sich erkämpft oder gar einfach genommen.
Abgesehen von diesen Irritationen ein hübscher Text, den ich stimmungsmäßig (in der Hoffnung, ihn auch richtig verstanden zu haben ) gut nachvollziehen kann. Gefällt mir,
Don
ein Alt68iger war ich nie (rein praktisch nicht möglich), diese Art von Veränderungen, die ich ebenso wie GW herauslese, kenne ich aber auch an mir... Äußeres Erscheinungsbild wie innere Einstellung wandeln sich im Laufe der Zeit, wogegen ja auch grundsätzlich nichts einzuwenden ist, einige Änderungen erscheinen jedoch geradezu als Verrat an dem früheren Ich. Manche versuchen derartiges wenigstens weitestgehend zu vermeiden, andere scheinen schon immer eigentlich eine ganz andere Person als gedacht gewesen zu sein.
Zwei Kleinigkeiten gefallen mir bei Deinem Text nicht ganz:
Wir waren ein müder Haufen? Eigentlich war ich der Meinung, Dein Text will sagen, dass wir jetzt im Gegensatz zu früher ein müder Haufen (geworden) sind! Oder waren wir letztlich ein müder Haufen, eben weil wir unsere Ideale verraten haben? Hm, so könnte man sich das erklären...
Aber auch, dass das lyrIch und seine Freunde sich die Freiheit erkaufen wollten ist im Textzusammenhang befremdlich, wirkt es doch so, als würden sie sich die Freiheit wenn dann heute erkaufen - und damals hätte man sie sich erkämpft oder gar einfach genommen.
Abgesehen von diesen Irritationen ein hübscher Text, den ich stimmungsmäßig (in der Hoffnung, ihn auch richtig verstanden zu haben ) gut nachvollziehen kann. Gefällt mir,
Don
Hmhm, also nicht für jeden verständlich. Ich hörte GWs Worten Verstehen heraus und setzte es demnach vorraus. Schade eigentlich.
Es ist Sarkasmus.
müde = gelangweilt von bestehenden Verhältnissen
Freiheit erkaufen = Man kann zahlen soviel man will, man bekommt sie eben am Ende doch nicht
Das lyr. Ich ist jetzt auch müde, aber anders müde als zuvor. Es ist eben nicht mehr willig, noch einmal zur Axt zu greifen, um nochmals am System zu sägen.
Und die feinen Stutzer, Probst, sind eben jene, die mit dem lyr. Ich, das lyr. Ich schließt sich da nicht aus, mal irgendwann sägte und nun selbst den Konventionen und Entwicklungen zum Opfer fiel/fällt.
Aber das lyr. Ich erkennt das, ist aber nicht der einzige und das weiß er, der weiß und nicht mehr die Kraft hat - müde eben...
"Leute" muß es sein, denn es ist ja platt - unheimlich platt, deshalb eben ganz platt "Leute".
Alt68er ist auch nur ein Bild von vielen, Don, dass GW da auswählte. Zieh die Schablone irgendwo, egal wo, drüber und du wirst sehen, sie passt - perfekt!
Dank euch für die Kritiken!
Es ist Sarkasmus.
müde = gelangweilt von bestehenden Verhältnissen
Freiheit erkaufen = Man kann zahlen soviel man will, man bekommt sie eben am Ende doch nicht
Das lyr. Ich ist jetzt auch müde, aber anders müde als zuvor. Es ist eben nicht mehr willig, noch einmal zur Axt zu greifen, um nochmals am System zu sägen.
Und die feinen Stutzer, Probst, sind eben jene, die mit dem lyr. Ich, das lyr. Ich schließt sich da nicht aus, mal irgendwann sägte und nun selbst den Konventionen und Entwicklungen zum Opfer fiel/fällt.
Aber das lyr. Ich erkennt das, ist aber nicht der einzige und das weiß er, der weiß und nicht mehr die Kraft hat - müde eben...
"Leute" muß es sein, denn es ist ja platt - unheimlich platt, deshalb eben ganz platt "Leute".
Alt68er ist auch nur ein Bild von vielen, Don, dass GW da auswählte. Zieh die Schablone irgendwo, egal wo, drüber und du wirst sehen, sie passt - perfekt!
Dank euch für die Kritiken!
Zitat: |
Richard III schrieb am 18.08.2006 11:18 Uhr: Und die feinen Stutzer, Probst, sind eben jene, die mit dem lyr. Ich, das lyr. Ich schließt sich da nicht aus, mal irgendwann sägte und nun selbst den Konventionen und Entwicklungen zum Opfer fiel/fällt. Aber das lyr. Ich erkennt das, ist aber nicht der einzige und das weiß er, der weiß und nicht mehr die Kraft hat - müde eben... Dank euch für die Kritiken! |
Wenn die Stutzer schon die sind, die nicht mehr sägen, dann macht für mich die letzte Zeile keinen Sinn. Denn dass sie nicht mehr sägen, ist ja schon vorher klar, also ist es doch auch klar, dass sie keine Axt mehr sein wollen. Das ist ja am Ende nur eine Wiederholung.
Gruß, Fabian
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