#1

Skizze vom (Un-) Verständnis

in Philosophisches und Grübeleien 17.08.2006 23:26
von kein Name angegeben • ( Gast )
Skizze vom (Un-) Verständnis

Verhaltene Töne-
bin blind bei dir und scheinbar taub.
Jeder karge Satz ein Aufschrei,
jedes nicht gesagte Wort eine Zwinge-
für meine Gedanken von Montag bis Sonntag.

Lärm- und farbenverwöhnt
erreichen deine Grautöne und Eintonstücke
nicht immer ihr Ziel.
Ich muss mich vollständig ausblenden,
um dich zu verstehen.

*
Ertrinkende ziehen den Retter
gewöhnlich mit in den Abgrund.
Gegen diesen Sog zu steuern,
erfordert Stärke.
Wiederholt sich dieses Schauspiel
in Endlosschleife?

Ausblenden, Filtern, Selektieren-
Einschalten, Hinhören, Zusehen...
wenn jemand ertrinkt,
fällt sehenden Herzen schwer.
Nichts ist unendlich!

*
Hoffnung treibt schönstes Blütenchaos,
verwehrt mir die Klarsicht,
aber vielleicht finde ich eines Tages
ja noch mal den richtigen Filter,
den richtigen Verstärker,
um Grautöne, Halbsätze und Eintonstücke
mühelos wahrzunehmen...

...oder du zeigst mir ganz einfach
deine Pfauenfedern und 12-Ton-Stücke,
wenn du geschnallt hast,
dass ich dich nicht fressen will.


2/2006

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#2

Skizze vom (Un-) Verständnis

in Philosophisches und Grübeleien 18.08.2006 19:45
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hai Bosch

Dies ist schon etwas zugänglicher als das andere Gedicht, welches ich von dir gelesen habe. Ich habe zwar noch immer Probs. mit den zusammengesetzten Wörtern, aber hier bist du doch sehr sparsam damit umgegangen und in dem Zusammenhang finde ich sie gar nicht so unpassend. Was mich aber dennoch stört ist der eingeworfene"Nichts ist unendlich!" Satz. Sogar mit rufzeichen. Ich verstehe auch gar nicht, was er mit dem Inhalt zu tun hat. Gut, es handelt ja von einer Beziehung und vermutlich ist dies so zu verstehen, dass dein Lyri eben erkennt, dass die Trennung eben sein muss. Aber doch klingt es für meine Begriffe sehr aus dem zusammenhang gerissen. QUasi ein Aufruf an den Leser, der vor dem Laptop sitz und sich denkt: Wow, na das ist aber jetzt ein Ding....
Der Schluss ist wieder gut, weil er sich sprachlich etwas von dem lethargischen downward abhebt.
Insgesamt ein Text, der einige überraschende Wendungen bietet. Auch nicht zu stark in eine Richtung tendiert, sodass man sagen kann er ist ausgeglichen.

LG Gem

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#3

Skizze vom (Un-) Verständnis

in Philosophisches und Grübeleien 20.08.2006 10:52
von kein Name angegeben • ( Gast )
Danke für deine aufmunternde Antwort, Gemini.
Hier habe ich keine Wörter neu erfunden, ich verwende nur verdauliche...wie ich sehe.

Man sollte seine Werke ja nicht selbst erklären- in diesem Fall mache ich es dennoch bis zu einem gewissen Grade...bin ja noch am Üben.

Das ganze ist in der Tat ein Monolog, der um eine Person kreist, die das LI gern verstehen würde. Es gelingt ihm nicht richtig, ist mit großen Mühen verbunden, die das LI auch zum Ausrasten bringen. Es bemerkt, dass einiges von sich aufgeben muss, um dem LD näher zu kommen. (ob das gut oder schlecht ist, wird offen gelassen) Um Trennung geht es nicht unbedingt, um Liebe auch nicht.

Das Ertrinken und "nichts ist unendlich" beziehen sich auf die Rolle des LI, welches sich als helfende Hand für das LD sieht, dass sich in Schwierigkeiten befindet. Kein Mensch verfügt über unendliche Geduld, unendliche Kraft, jemand anderem beim Leben zu helfen...das Thema von Brechts guten Menschen von Sezuan klingt an. Auch wenn man sieht, woran ein anderer Mensch leidet, verfügt man nicht über die Macht, ihm das abzunehmen...was das Thema Freiheit-Unfreiheit-Macht-Ohnmacht wieder einmal aufgreift.

Danke nochmals für deinen hilfreichen Kommentar. Ich hoffe, ich muss jetzt dennoch nicht auf Wortneuschöpfungen verzichten.

LG
B.

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#4

Skizze vom (Un-) Verständnis

in Philosophisches und Grübeleien 20.08.2006 11:34
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte

Zitat:

Bosch schrieb am 20.08.2006 10:52 Uhr:
Danke nochmals für deinen hilfreichen Kommentar. Ich hoffe, ich muss jetzt dennoch nicht auf Wortneuschöpfungen verzichten.




?

Du musst auf gar nichts verzichten. Dies sind ja lediglich Meinungen.
Der Nächste kommt und sagt: Wau! Diese Wortkreationen bringens aber echt! Super!

Also sieh das alles nicht so eng.

LG Gem


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