#1

Zuckerfahrt

in Gesellschaft 09.09.2006 19:57
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Zuckerfahrt

Laut schlägt die Pauke, dunklem Muskelspiel.
Keine Ruhe heut und morgen – Peitschenhieb.
Die Welle rauscht, ein Dieb verliert die Hand.
Kein Laut trägt meine Zunge, fern mein Land.
Hoffnung zieht im weiten Meer, im Wind zerstieb,
ein Augenblick des Sehnens überm Kiel.

Gischt trägt uns weiter, menschliches Getier.
Einer stirbt in Unschuld - rotes Spitzenhemd:
Auf schwarz geschrieben wie ein Liebesbrief.
So seelenlos, ein Nichts, so fällt er tief.
Unser Leben ohne Wert, die Ruder stemmt,
dem hellen Stern der Männer Farbe hier.

So fällt im Einklang unsrer Hände Zug,
täglich einer unter Deck in frühem Grab:
Wie Schicht auf Schicht, bereits lebendig tot,
verreckt am falschen Stolz in Blut und Kot.
Hoffnung starb auf weiter See, die nicht vergab,
den Augenblick des Sehnens überm Bug.

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#2

Zuckerfahrt

in Gesellschaft 10.09.2006 12:54
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Ric

Ich hab das Bild gesehen , aber ich wäre vermutlich auch ohne dies auf den Begriff Sklavenschiff gekommen. Die Sprache ist kurz und sec … passt m.E. gut zur Härte der Situation. Es hakt an einigen Stellen, man müsste es wohl x-en. Ich bin grad zu faul dazu, aber wenn Du möchtest …? Und auch die Zeichensetzung scheint mir an einigen Stellen etwas quer. (Du weisst sicher, dass ich mich da immer auf schwankende Planken begebe, wenn ich das bemängle, erwarte also nicht, dass ich Dir da zu 100% Hilfestellung geben kann. Frag Don, der ist da sattelfest. )
Die 1. Zeile verwirrt ein wenig, weil da ein Koma steht. Schlägt die Pauke dunklem Muskelspiel, oder sind das zwei verschiedene Eindrücke? Das kommt nicht klar rüber. Die Doppellung keine/kein so kurz aufeinander gefällt mir nicht so besonders und die A-Reime (abccba) gehen praktisch unter, wobei dieses Reimschema sicher mal eine Abwechslung zum ewigen Kreuzreim darstellt. Und auch das Thema ist mal was anderes, gefällt mir.


Gruss
Margot


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#3

Zuckerfahrt

in Gesellschaft 10.09.2006 14:37
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Liebe Marge,

danke für die Kritik. Die Zeichensetzung ist bei mir immer sehr gefühlvoll gesetzt, das weißt du ja. Ich kanns einfach nicht. Also in der ersten Zeile schlägt die Pauke dem Muskelspiel. Das Komma also schon mal weg.
Das Kein/Keine ist eigentlich gewollt, es soll aufeinanderfolgen: Es gibt keine Ruhe, nur Qual ohne Ende, aber das lyr. Ich beschwehrt sich nicht. Es ist zu stolz, um auch nur einen Laut von sich zu geben.
Über ein Xen würde ich mich natürlich freuen, wenn du mal Lust und Zeit hast. Ich bin mir da natürlich auch sehr unsicher gewesen.
Das mit dem Reim fiel mir auch schon auf, es ist immer schwierig über Zeilen hinweg zu reimen, aber da ich es eigentlich ganz ohne Reime schreiben wollte (was vielleicht stimmungsvoller gewesen wär), ist es nicht ganz so schlimm, denke ich. Ich glaube, Solche Lang-umarmenden Reime müssten durch eine andere Metrik hervorgehoben werden, damit sie wirken. Ist mir aber noch nicht gelungen.
Schön, das es dir gefällt. Ich hatte die Anregung aus einem Roman - das passiert mir öfter.

Liebe Grüße
Richard

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#4

Zuckerfahrt

in Gesellschaft 10.09.2006 14:40
von Haselnuss (gelöscht)
avatar
Sprachlich wunderschön dargestellt, Ric! Mir hätte allerdings eine Verdichtung Deiner Beobachtung besser gefallen, weil ich der Meinung bin, dass Geschriebenes auch zum Denken anregen sollte.

Lieben Gruß
Haselnuss

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#5

Zuckerfahrt

in Gesellschaft 10.09.2006 14:42
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Deinen Einwand verstehe ich nicht ganz. Regt es nicht zum Denken an? Das ist schade. Was meinst du mit meiner Beobachtung?

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#6

Zuckerfahrt

in Gesellschaft 10.09.2006 15:37
von kein Name angegeben • ( Gast )
Hallo Richard,

Dein Gedicht gefällt mir sehr gut. Thematisch wie sprachlich.
Allerdings bereitet auch mir das Reimschema beim Lesen etwas Probleme. Ich komme da irgendwie nicht in den Lesefluss.

Trotzdem, schöne Arbeit.


Gruß, Benno


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#7

Zuckerfahrt

in Gesellschaft 10.09.2006 15:44
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Vielen Dank, Benno! Lesefluß soll es aber auch gar nicht geben. Es sollte etwas ruckartig klingen, wie nach dem Rhytmus der Pauke, aber das meintest du sicher nicht. Sind es nur die Reime oder die Metrik im Allgemeinen, die dich stören?

Freut mich aber sehr das es dir gefällt! Ich hätte gar nicht gedacht, das es ankommt.

Liebe Grüße
Richard

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#8

Zuckerfahrt

in Gesellschaft 10.09.2006 16:01
von kein Name angegeben • ( Gast )
Hallo Richard,

das ist eine gute Frage, die ich leider nicht wirklich beantworten kann.




Zitat:

Du schreibst:
Das mit dem Reim fiel mir auch schon auf, es ist immer schwierig über Zeilen hinweg zu reimen




Zitat:

Solche Lang-umarmenden Reime müssten durch eine andere Metrik hervorgehoben werden, damit sie wirken.




Das ist es in etwa. Also, irgendwie beides in Verbindung, denke ich.
Die aa Reime sind mir im Vergleich zu den cc Reimen irgendwie zu schwach. Dadurch ließt es sich fast wie ein ungereimtes Gedicht in dem mittendrin ein Reim auftaucht.
Ob man das allerdings durch eine andere Metrik regulieren könnte, kann ich persönlich nicht einschätzen.
Allerdings mag ich das Reimschema an sich schon, ist wirklich mal eine nette Abwechslung.

Keine Ahnung ob Dir meine Antwort weiterhilft.

Gruß, Benno

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#9

Zuckerfahrt

in Gesellschaft 10.09.2006 17:14
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Ja, tut sie. Es spornt mich dazu an, etwas zu versuchen, dass dir und mir beweisen kann, dass es möglich ist, a-Reime über Vierzeiler hinwegzureimen und es dennoch schön klingen zu lassen. Ansporn ist immer gut. Bei diesem Text werde ich es wohl nicht mehr versuchen, aber beim nächsten fällt mir vielleicht etwas ein.
Dank dir!

lg
Richard

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#10

Zuckerfahrt

in Gesellschaft 10.09.2006 17:32
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Ric,

die Welt und das Leben als Sklavengalere. Ein trübsinniges Bild, dennoch farbig beschrieben und ger gelesen.
Doch bin ich gerade zeiltich zu geizig um länger auf den Zeieln zu verweilen, die dies sicher verdienten. Doch fielen mir gleich einpaar falsche Kommata auf, die ich nicht für mich behalten will.
Das Komma in S1Z1 raus. Da kommt keins hin.
Ebenso am Ende S1Z5.
Sowie am Ende von S2Z5 und S3Z5.

Lieben Gruß,
GW

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#11

Zuckerfahrt

in Gesellschaft 10.09.2006 19:07
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Vielen Dank, Großer, sowohl für Gefallen, als auch für die Komma-Tips! Da bin ich wirklich unbedarft!

Liebe Grüße
Richard

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#12

Zuckerfahrt

in Gesellschaft 10.09.2006 21:44
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Laut schlägt die Pauke, dunklem Muskelspiel.
XxxXxXxXxX
Keine Ruhe heut und morgen – Peitschenhieb.
XxXxXxXxXxX
Die Welle rauscht, ein Dieb verliert die Hand.
xXxXxXxXxX
Kein Laut trägt meine Zunge, fern mein Land.
xXxXxXxXxX
Hoffnung zieht im weiten Meer, im Wind zerstieb,
XxXxXxXxXxX
ein Augenblick des Sehnens überm Kiel.
xXxXxXxXxX

Gischt trägt uns weiter, menschliches Getier.
XxxXxXxxxX (da bin ich mir nicht sicher)
Einer stirbt in Unschuld - rotes Spitzenhemd:
XxXxXxXxXxX
Auf schwarz geschrieben wie ein Liebesbrief.
xXxXxXxXxX
So seelenlos, ein Nichts, so fällt er tief.
xXxXxXxXxX
Unser Leben ohne Wert, die Ruder stemmt,
XxXxXxXxXxX
dem hellen Stern der Männer Farbe hier.
xXxXxXxXxX

So fällt im Einklang unsrer Hände Zug,
xXxXxXxXxX
täglich einer unter Deck in frühem Grab:
XxXxXxXxXxX
Wie Schicht auf Schicht, bereits lebendig tot,
xXxXxXxXxX
verreckt am falschen Stolz in Blut und Kot.
xXxXxXxXxX
Hoffnung starb auf weiter See, die nicht vergab,
XxXxXxXxXxX
den Augenblick des Sehnens überm Bug.
xXxXxXxXxX

Voilà, ma chère ....

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#13

Zuckerfahrt

in Gesellschaft 10.09.2006 21:56
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Oh vielen Dank! Da haben sich ja tatsächlich ein paar Fehlerchen eingeschlichen. Aber nichts, was nicht auszumerzen wäre!
Danke für die Arbeit!

Lieben Gruß
Richard

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