#1

Zeitentraum

in Philosophisches und Grübeleien 17.09.2006 23:27
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Zeitentraum

Im Meer von Zeit und weiten Räumen,
treibt hoffnungsfroh das Lebensschiff,
die Segel prall gefüllt mit Träumen,
und dunkel lauert stets ein Riff.

Der Skipper glaubt den Kurs zu kennen,
die Strömung stark und schicksalsschwer,
mit großer Macht dann überrennen
das Boot, die Seen aus dem Ereignismeer.

Die Fahrt zu lang geplanten Zielen,
führt rau durch den Erkenntnisschaum,
in diesem Lebenstörn nur spielen
wir Randfigur, im Zeitentraum.

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#2

Zeitentraum

in Philosophisches und Grübeleien 18.09.2006 10:36
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Hallo Knud!

Hier bin ich hin- und hergerissen, weil es mir sowohl unschlüssig, als auch unfertig erscheint.

Es beginnt mit einem selbst, das Bild ist stimmig und gelungen, die mit Träumen prall gefüllten Segel gefallen mir. Keine Frage, ein Riff lauert immer, hier hätte ich es mir im Gegensatz und nicht in der Aufzählung gewünscht. Nun kann ich mich mit Strophe 2 insofern noch anfreunden, als ich den im Grunde ahnungslosen, dem vorbestimmten Schicksal ausgelieferten Skipper noch nachvollziehen kann, auch wenn das nicht meiner Auffassung entspricht. Dann aber wird es sprachlich und inhaltlich kraus, ist das Absicht? Soll das quasi stilistisch verdeutlichen, mit welch großer Macht uns die nicht von uns bestimmten Ereignisse überrennen? Ästhetisch kann ich dem nicht viel abgewinnen.

Wenn also in Strophe 2 höhere Mächte das Ruder übernehmen, wie kann dann in Strophe 3 die Fahrt immer noch zu lang geplanten Zielen führen? Hat das Schicksal auch mein Ziel vorbestimmt, vorgeträumt? Wenn ich so wichtig bin, wie kann ich dann Nebenfigur sein? Wenn ich so unwichtig bin, wie bin ich dann in diesen Traum geraten? Zufall? Kann ja nicht sein, wenn alles vorbestimmt ist. Mir geht hier zu vieles durcheinander und das zeigt sich auch im rauen Schaum, der dann auch noch als Erkenntnisschaum bezeichnet werden muss, was nach dem noch goutierbaren Ereignismeer mir zu mutwillig wird.

Nicht falsch verstehen, ich finde hier gute Ansätze für ein konsequent durchzuziehendes Bild. In vorliegender Fassung jedoch bleibe auch ich nur Randfigur und gehe nicht an Bord.

Ahoi.
Mattes

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#3

Zeitentraum

in Philosophisches und Grübeleien 18.09.2006 12:39
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Die letzte Strophe interpretiere ich so, daß selbst wenn der Seemann fernes Ziel je erreichen sollte, er dies halt nicht erreicht, weil er es so, sondern weil sein Schicksal das so gewollt hat (vielleicht fehlt da ein Doppelpunkt hinter dem Erkenntnisschaum). Dies wird ihm schon auf der Fahrt klar. Dem Seemann steht die Demut angesichts der Naturgewalten der er ausgesetzt ist auch gut.

Ich empfand das Gedicht auch als zunehmend holprig. Ist das als raue See zu verstehen? Bin aber ein von Natur aus mißgestimmtes Metrum.

Bleibt also das L’Awrence Problem: Steht es geschrieben, oder steht nichts geschrieben. Ich tendiere zu Letzterem.

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#4

Zeitentraum

in Philosophisches und Grübeleien 18.09.2006 13:05
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
In einem System mit mindestens einer Unbekannten steht nichts geschrieben, insofern tendiere ich mit. Die vorgeschlagene Lesart der letzten Strophe machte den Text konsistenter, zugegeben.

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#5

Zeitentraum

in Philosophisches und Grübeleien 18.09.2006 14:12
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
hi Mattes,
vielen Dank für Deine ausführliche Beschäftigung. Hier ist sicher von meiner Seite Erhellendes gefragt. Ausgangspunkt ist schopenhauerisches Denken. "Der Mensch meint zielgeführt und vernunftbegabt sein Leben zu gestalten, aber das ist nur sein Traum. Er hat zwar im Spektrum unzähliger Imponderabilien einen gewissen Entscheidungsraum aber der wird zusätzlich durch persönliche ,emotionale Sperren weiter verengt, so dass er letzlich ein von inneren und äusseren Einflüssen geführte Lebensträumer bleibt und das im grossen Meer aus Raum und Zeit.
Die Brüche in S2 habe ich als Stilmittel genutzt, auch wenn hier, von mir nicht ganz unbeabsichtigt, der Lesefluss etwas böig wird.Und nun zum Schaum.
Jeder weiss, wenn er Schaum schlagen will muss er Energie zuführen. Hier Willensenergie die lösungsorientiert ist. Jede wissenschaftliche Lösung produziert, vor allen Dingen im Bereich der Astrophysik, unzählige neue Fragen. So entsteht nach meiner Meinung der Schaum der Erkenntnis, bis er uns die Sicht nimmt. Ich rede hier nicht das Wort einer religiösen Vorbestimmung, die jede eigene Lösungsaktivität einlullt, hier geht es um die vermeintliche und die wahre Stellung des homo sapiens sapiens. Eine Randfigur, Traumtänzer im gewaltigen Rad des fast Unendlichen.
Danke für Deine Hilfe, es hat mich sehr gefreut, dass Du Dich mit dem Text beschäftigt hast.
Gruss
Knud

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#6

Zeitentraum

in Philosophisches und Grübeleien 18.09.2006 14:14
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
hi brot,
danke für Deinen Komment. "Es steht geschriebenn"
Gruss
Knud

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