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Tutto vanità!
Der Blick zurück blieb letztlich aus.
Vielleicht lag’s an den Trostkulissen;
dem schalen Wein; den Illusionen
oder dem voll gestopften Haus,
in dem ab jetzt die Geister wohnen
mit gängigen Gewissensbissen.
Und doch hielt uns die Räumung auf,
weit mehr, als wir erwartet hätten.
Sie griff nach gilben Kragenrändern
und stoppte diesen Hürdenlauf.
Nun baumeln wir an Gummibändern
ganz sachte über Trümmerstätten.
Doch selbst wenn heut die Blenden fallen
und Trauer unsre Lücken büsst;
der Scherenschnitt die Fäden trennt,
wird morgen neu Gelächter hallen.
Ein Hieb nur und der Esel rennt;
sein Strassenstaub mit Spott gesüsst!
© Margot S. Baumann
Verdammt, Margot, ich finde den ultimativen Schlüssel nicht. Mal ist es mir eine Beziehung, mal gar das Leben schlechthin, dann wieder nur das Leben eines anderen, keine Ahnung, irgend etwas endet und geht doch immer wieder weiter bzw. von vorne los.
Zur Trauerarbeit unfähig, der notwendige Blick zurück, die Vergangenheitsbewältigung bleibt aus. Was ist passiert? Waren es die Ersatzbefriedigungen (prima: Trostkulissen), der Selbstbetrug der Illusion oder schlicht das pralle, viele Leben, der selbst geschaffene Rummel, der ablenkte? In diesem Zusammenhang gefällt mir der schale Wein nicht, wenn der schal ist, kann der einen kaum ablenken, oder? Egal, die Nummer ist vorbei, jetzt leben da, wo wir eben noch lebten, nur noch die Gespenster der Vergangenheit und wir bereuen, bedauern, Epimethei, die wir sind.
Und dennoch, bei unserem Rückzug, beim eiligen Abschluss mit der Vergangenheit, merken wir, dass es so leicht nun auch wieder nicht ist, ein gelebtes Leben hinter uns zu lassen, wie ranzig die Speckkrägen uns auch erscheinen mögen. So locker-flockig setzen wir über diese Hürde nicht hinweg. Halb zieht es uns, halb sinken wir hin, wie an imaginären Gummibändern, wir streben fort, es zieht uns zurück, wir kommen nicht los, wie ruinös das auch sein mag.
Denn selbst wenn die Verblendung heute endet, wird die Trauer angesichts der Erkenntnis der Vergeudung nur ein anderer Lückenbüßer sein. Es geht voran, auch wenn das Leben nach der Zäsur ein Abbild des Lebens davor sein wird (geil, dieser Scherenschnitt, der die Fäden trennt). Morgen geht es weiter, immer am Verstand lang. Wir Esel rennen durch jeden Dreck, gib uns nur den rechten Klaps. Die Süße des Spottes bringe ich noch weniger unter, als den Rest bei anderen Ansätzen und es frustriert mich zusehend.
Aber es gefällt mir, es gefällt mir sprachlich gut und ausnahmsweise will ich mich zufriedengeben, weil ich mir die einzelnen Verse auch anders, ganz anders erklären kann. Es gibt reichhaltigen Anstoß, unter anderem, weil ich noch immer rätsele, ob es um die Vergänglichkeit geht oder doch ein moderner Aufguss des Greifschen "Es ist alles eitel" vorliegt.
Jedenfalls war ich nun eitel genug, eine unfertige, schwammige, widersprüchliche Interpretation vorzulegen. Wahrscheinlich habe ich nur das gedicht wiederholt, wie? Auch egal. Ich habe es nun vielfach gelesen und entdecke immer wieder neue Möglichkeiten.
Das Reimschema ist interessant, die durchgehend unregelmäßig abwechselnden Kadenzen bei ansonsten durchgehaltenen Vierhebern geben dem Schema genügend Abwechslung und die kleine Verbeugung vor dem wahren Gott der Lyrikforen in S1Z4 hat mich natürlich besonders gefreut.
Gerne gelesen, gerne besprochen und von wegen tutto vanità.
Ciao
Mattes
Zur Trauerarbeit unfähig, der notwendige Blick zurück, die Vergangenheitsbewältigung bleibt aus. Was ist passiert? Waren es die Ersatzbefriedigungen (prima: Trostkulissen), der Selbstbetrug der Illusion oder schlicht das pralle, viele Leben, der selbst geschaffene Rummel, der ablenkte? In diesem Zusammenhang gefällt mir der schale Wein nicht, wenn der schal ist, kann der einen kaum ablenken, oder? Egal, die Nummer ist vorbei, jetzt leben da, wo wir eben noch lebten, nur noch die Gespenster der Vergangenheit und wir bereuen, bedauern, Epimethei, die wir sind.
Und dennoch, bei unserem Rückzug, beim eiligen Abschluss mit der Vergangenheit, merken wir, dass es so leicht nun auch wieder nicht ist, ein gelebtes Leben hinter uns zu lassen, wie ranzig die Speckkrägen uns auch erscheinen mögen. So locker-flockig setzen wir über diese Hürde nicht hinweg. Halb zieht es uns, halb sinken wir hin, wie an imaginären Gummibändern, wir streben fort, es zieht uns zurück, wir kommen nicht los, wie ruinös das auch sein mag.
Denn selbst wenn die Verblendung heute endet, wird die Trauer angesichts der Erkenntnis der Vergeudung nur ein anderer Lückenbüßer sein. Es geht voran, auch wenn das Leben nach der Zäsur ein Abbild des Lebens davor sein wird (geil, dieser Scherenschnitt, der die Fäden trennt). Morgen geht es weiter, immer am Verstand lang. Wir Esel rennen durch jeden Dreck, gib uns nur den rechten Klaps. Die Süße des Spottes bringe ich noch weniger unter, als den Rest bei anderen Ansätzen und es frustriert mich zusehend.
Aber es gefällt mir, es gefällt mir sprachlich gut und ausnahmsweise will ich mich zufriedengeben, weil ich mir die einzelnen Verse auch anders, ganz anders erklären kann. Es gibt reichhaltigen Anstoß, unter anderem, weil ich noch immer rätsele, ob es um die Vergänglichkeit geht oder doch ein moderner Aufguss des Greifschen "Es ist alles eitel" vorliegt.
Jedenfalls war ich nun eitel genug, eine unfertige, schwammige, widersprüchliche Interpretation vorzulegen. Wahrscheinlich habe ich nur das gedicht wiederholt, wie? Auch egal. Ich habe es nun vielfach gelesen und entdecke immer wieder neue Möglichkeiten.
Das Reimschema ist interessant, die durchgehend unregelmäßig abwechselnden Kadenzen bei ansonsten durchgehaltenen Vierhebern geben dem Schema genügend Abwechslung und die kleine Verbeugung vor dem wahren Gott der Lyrikforen in S1Z4 hat mich natürlich besonders gefreut.
Gerne gelesen, gerne besprochen und von wegen tutto vanità.
Ciao
Mattes
Lieber Mattes, vielleicht solltest Du einfach zuerst googeln!
Ja, es ist recht schwer zu verstehen, aber Du stellst Dein Licht unter den Scheffel, Du hast nämlich sehr viel erkannt. Der Titel bezieht sich auf eine Komödie und die gibt es sowohl auf der Bühne, als auch im zwischenmenschlichen Bereich. Ich liess mich beim Schreiben von beiden Sichtweisen inspirieren. Das Hin- und Hertaumeln ist also Absicht und es scheint zu funktionieren.
Es freut mich ungemein, dass Du das Stück aus der Versenkung geholt hast. Ich dachte nämlich schon, es wäre so schlecht, dass sich keiner getraut, mich darauf hinzuweisen.
Dass es Dich zum Vielfachlesen animiert hat, ist mir Lob genug und die paar Wortspielereien fielen auch auf fruchtbaren Boden. Was will ich mehr?
Grazie mille!
Margot
P.S. Und da Du mir immer sagst, ich soll nicht schon im 1. Kommentar alles beantworten, lasse ich es mal.
Ja, es ist recht schwer zu verstehen, aber Du stellst Dein Licht unter den Scheffel, Du hast nämlich sehr viel erkannt. Der Titel bezieht sich auf eine Komödie und die gibt es sowohl auf der Bühne, als auch im zwischenmenschlichen Bereich. Ich liess mich beim Schreiben von beiden Sichtweisen inspirieren. Das Hin- und Hertaumeln ist also Absicht und es scheint zu funktionieren.
Es freut mich ungemein, dass Du das Stück aus der Versenkung geholt hast. Ich dachte nämlich schon, es wäre so schlecht, dass sich keiner getraut, mich darauf hinzuweisen.
Dass es Dich zum Vielfachlesen animiert hat, ist mir Lob genug und die paar Wortspielereien fielen auch auf fruchtbaren Boden. Was will ich mehr?
Grazie mille!
Margot
P.S. Und da Du mir immer sagst, ich soll nicht schon im 1. Kommentar alles beantworten, lasse ich es mal.
#4
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Tutto vanità!
in Diverse 13.10.2006 14:06von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hi Margot,
eines vorweg:
damit hast Du mir fast den Tag verdorben - aber dazu später mehr .
Schön, dass Du noch nicht alles verraten hast, so blieb mir auch noch ein wenig Raum zum Grübeln - und grübeln lässt Du den Leser zweifellos. Ich kann Mattes verstehen, wenn er meint, den ultimativen Schlüssel nicht gefunden zu haben. In dem Punkt ist das Gedicht in meinen Augen aber schon fast sadistisch, da es einem genügend Bilder und Ideen an die Hand gibt, um einen bei der Stange zu halten und den Hirnapparat auf Touren zu bringen, einem aber bei der Verknüpfung der Bilder zu einem Ganzen ins Leere greifen lässt. Man hat das Gefühl, nahe dran zu sein, was dieses Gefühl umso schlimmer macht . Aber eines nach dem anderen.
Metrische Analysen sind bei Dir im Allgemeinen ja nicht vonnöten, wegen eines Rumplers beim Lesen und dem ungewöhnlichen Reimschema habe ich ausnahmsweise doch mal genauer hingeschaut:
Der Blick zurück blieb letztlich aus.
Vielleicht lag's an den Trostkulissen;
dem schalen Wein; den Illusionen
oder dem voll gestopften Haus,
in dem ab jetzt die Geister wohnen
mit gängigen Gewissensbissen.
xXxXxXxX a
xXxXxXxXx b
xXxXxXxXx c
XxxXxXxX a
xXxXxXxXx c
xXxXxXxXx b
Formal irritiert mich die metrische Unsauberkeit in Str. 1 Z.4, denn "oder" wird doch eindeutig auf der ersten Silbe betont. Mattes Kommentar zu dieser Zeile hat mich allerdings arg verunsichert, denn ich frage mich seitdem nicht nur, wer der wahre Gott der Lyrikforen ist, sondern wo in dieser Zeile ihm gegenüber die Verbeugung zu finden ist. Ist das ein Insider? Hat Mattes mal irgendwo einen ähnlichen metrischen Hopser produziert? Ich bleibe meiner womöglich in diesem Fall beschränkten Auffassungsgabe aber einfach mal treu und kann weder formal noch inhaltlich einen Grund für den Betonungswechsel finden.
Ich bin mir nicht sicher, ob man die Semikola so setzen kann, wie Du es hier getan hast. In der amtlichen Rechtschreibregelung heißt es dazu:
"Mit dem Semikolon kann man gleichrangige (nebengeordnete) Teilsätze oder Wortgruppen voneinander abgrenzen. Mit dem Semikolon drückt man einen höheren Grad der Abgrenzung aus als mit dem Komma und einen geringeren Grad der Abgrenzung als mit dem Punkt."
Das heißt, dass man ein Semikolon zwar innerhalb von Aufzählungen verwenden kann, aber dann eigentlich nur zur Trennung gleichrangiger Wortgruppen, also zB "für unsere Reise nahmen wir folgendes mit: Brot, Wurst, Käse; Bücher, Zeitschriften; Wagemut und diverse Vorsätze für die Zukunft."
Du trennst in Deinem Text zwar zweifellos unterschiedliche Typen, die aber jeweils nur Einzelexemplare sind: Trostkulissen; Wein; Illusionen und Haus, so dass eine Strukturierung der Aufzählung unter Zuhilfenahme von Semikola zumindest nicht erforderlich ist - ob es grammatikalisch auch noch falsch ist, vermag ich allerdings nicht zu sagen. Rein optisch sagen mir die Semikola jedoch nicht zu.
Jetzt aber noch ein klitzekleines bisschen was über den Inhalt .
Ein Kapitel wurde beendet und - was das lyrische Ich offenbar verwundert - dies fiel mit dem damit verbundenen Abschied leichter als erwartet. Denn der Blick, der im Rahmen schöner Erinnerungen oder des sich nicht- lösen-könnens oftmals diesen Prozess erschwert, blieb aus.
Mögliche Gründe werden auch sogleich geliefert, und wie Schlaglichter aus der Vergangenheit erklären sie zwar nicht viel, lassen aber doch einiges erahnen. Offenbar hat sich das lyrIch zwar an dem Ort selbst wohl gefühlt, doch scheint er ihm zuletzt wegen schwerer Zeiten nur noch zum Trost gereicht zu haben. Der Wein, der auf Zeiten des Genusses und auch des Feierns deutet, ist schon lange schal und dem lyrIch ist klar geworden, dass, was ihm früher so zusagte, am Ende nur noch aus Illusionen bestand. Dies alles zu erkennen, war sicher nicht einfach, aber vermutlich auch der Grund, jetzt damit abzuschließen zu können. Ist das Haus mit Erinnerungen vollgestopft oder war es einst voller Leute, der Familie womöglich, doch die Kinder sind jetzt weg und die Eltern vielleicht tot? Wobei "vollgestopft" in diesem Zusammenhang ein wenig flapsig klingt, aber diese Zeile verunsichert mich ja eh .
Wie auch immer: das Haus steht nun sogar leer. Das Kapitel ist damit also endgültig beendet. Aber warum die Gewissensbisse? Ah, das ist so gemeint, dass auch diese dort zurückgelassen wurden? Gewissensbisse, die das lyrIch bislang immer davon abgehalten haben, zu gehen? Das gefiele mir besser, als dass das lyrIch noch immer vom Gewissen gebissen wird, weil es jetzt endlich gegangen ist...
edit: die Gewissenbisse sind wohl die des lyrIchs, dass vom lyrDu zurückgelassen wurde. Hier bin ich anfangs noch davon ausgegangen, das lyrIch wäre gegangen.
Und doch hielt uns die Räumung auf,
weit mehr, als wir erwartet hätten.
Sie griff nach gilben Kragenrändern
und stoppte diesen Hürdenlauf.
Nun baumeln wir an Gummibändern
ganz sachte über Trümmerstätten.
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxXx
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xXxXxXxXx
xXxXxXxXx
Formal ist hier nichts zu bemäkeln. Ich störe mich aber an der "Räumung". Nicht, dass jemand wieder denkt, ich wäre Jurist , aber ich muss bei diesem Wort an die polizeiliche Räumung eines Platzes denken oder aber an die Räumung einer Wohnung in Rahmen von Zwangsvollstreckungsmaßnahmen durch den Gerichtsvollzieher. Es klingt auf jeden Fall förmlich und nicht danach, dass hier Personen ausziehen/ gehen, sondern danach, dass hier jemand gegangen wird.
"gilben" als adjektiv, gibts das? Der Gilb, etwas vergilbt - aber gilbe Hemden? Aber auch wenn ich anfangs darüber stolperte, habe ich mich inzwischen damit angefreundet. Etwas dichterische Freiheit sollte wohl doch bleiben .
Die Räumung hielt lange auf - wiederum wider Erwarten. Offenbar verzettelten sich die Protagonisten zwischen ihren Erinnerungen, ihrer Vergangenheit. Solange, bis dann "sie" durchgriff, irgendjemand musste die längst fällige - siehe Strophe 1 - Entscheidung ja treffen. So schnappte sie sich den gilben Kram und ging - auch wenn das endgültige Loslösen doch nur bedingt funktionierte, denn diese Gummibänder ziehen und zerren doch unablässig die Protagonisten an Orte und Momente des gemeinsamen Lebens, der schon in Trümmern liegt.
Doch selbst wenn heut die Blenden fallen
und Trauer unsre Lücken büsst;
der Scherenschnitt die Fäden trennt,
wird morgen neu Gelächter hallen.
Ein Hieb nur und der Esel rennt;
sein Strassenstaub mit Spott gesüsst!
xXxXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXxX
Auch hier ist formal alles sauber, die Kadenzen sind hier - wie Mattes schon bemerkte - konsequent umgedreht. Wieder zwei Semikola - hast Du Deine Affinität zu diesem Satzzeichen entdeckt? Hier ist es jedoch unzweifelhaft richtig gesetzt und unterstützt Lesbarkeit wie Inhalt.
Die Illusionen und das heile-Welt-Bild wurden gekickt und Trauer setzt sich an deren Stelle. Hm, wobei, wie ist denn da die Satzkonstruktion? Die Trauer büßt unsere Lücken? Ich fürchte, die Stelle ist nicht ganz richtig, wenn man genauer darüber nachdenkt, aber sie gefällt mir (trotzdem). Dennoch wird betont, dass die Entscheidung der Trennung eine richtige war, denn es wird die Freude ja zweifellos wiederkehren; dass das grundsätzlich eine richtige Entscheidung war, wurde in den vorangegangenen Strophen bereits mehrfach deutlich.
Die letzten Zeilen sind zwar für sich verständlich, ins restliche Gedicht vermag ich sie aber nicht richtig einzubauen. Der Hieb ist - dachte ich - der Scherenschnitt, die Entscheidung. Aber diese dachte ich, wäre eine gute gewesen, warum rennt denn dann der Esel - auch noch mit Gespött garniert - durch die Straßen? Hm... Wer ist eigentlich das lyrIch?
Ich hatte zwei Ansätze. Dem ersten nach ist es eine Art Haushaltsauflösung des elterlichen Hauses durch die Kinder. Viele Erinnerungen, schlechte wie gute, und die Schwierigkeit, sich zu lösen - und diesmal endgültig.
So ganz passts aber nicht, deshalb favorisiere ich den zweiten, bei dem ganz klassische das Ende einer Beziehung thematisiert wird, die schon lange tot ist. Der Einfachheit halber gehe ich von einer heterosexuellen Beziehung aus, in der "sie" gegangen ist. Da in Str. 2 von "uns" die Rede ist - sich das lyrIch also mit einschließt - scheint dann das Gedicht aus Sicht des männlichen Partners geschrieben zu sein. Klar, somit wird einiges verständlicher! Das lyrische Ich ist der Verlassene, nicht der Verlassende.
Er weiß, dass die Trennung an sich richtig ist und tatsächlich fällt sie ihm ja leichter als vermutet - aber nicht "er", nicht das lyrische Ich hat diese Entscheidung getroffen. "Sie" war es, die denn Schlussstrich gezogen hat.
Und da bekomme ich jetzt vielleicht auch den Esel hinein, wenn man ihn in die Gefühlsebene des lyrIch galloppieren lässt. So sehr auch alles seine Richtigkeit haben mag, er fühlt sich wie der Esel, den man einen Klapps gegeben hat und der jetzt auch noch mit dem Spott zu leben hat. Ich denke, das ist jetzt rund, ich zumindest kann dann doch damit leben (insofern schwäche ich meinen Sadismusvorwurf etwas ab).
Tutto vanità? Alles Eitelkeit - die Eitelkeit der Protagonisten, sich in der Beziehung zu gefallen, ohne zu erkennen, dass da nichts mehr passt?
Nun habe ich Deinem Hinweis folgend gegoogelt, was mir nicht wirklich geholfen hat. Ich habe Der Körper im Dreck gefunden, wo u.a. ein Gedicht von Giacomo Graf Leopardi aus den Canti e Frammenti zitiert wird:
"Or poserai per sempre,
Stanco mio cor. Perì l'inganno estremo,
Ch'eterno io mi credei. Perì. Ben sento,
In noi di cari inganni,Non che la speme, il desiderio è spento.
Posa per sempre. Assai
Palpitasti. Non val cosa nessuna
I moti tuoi, nè di sospiri è degna
La terra. Amaro e noia
La vita, altro mai nulla; e fango è il mondo.
T'acqueta omai. Dispera
L'ultima volta. Al gener nostro il fato
Non donò che il morire. Omai disprezza
Te, la natura, il brutto
Poter che, ascoso, a comun danno impera,
E l'infinita vanità del tutto."
"Nun wirst du für immer Ruhe finden,
mein müdes Herz. Der letzte Wahn zerging,
den ich ewig glaubte. Er zerging. Ich fühle wohl,
dass nicht nur die Hoffnung auf unsere süßen Täuschungen
[sondern sogar] das Begehren erloschen ist.
Ruhe für immer. Genug
hast du geschlagen. Kein Ding ist
deine Unruhe wert, noch ist die Erde
der Seufzer würdig. Bitterkeit und Überdruß
das Leben, nichts weiter; und Dreck ist die Welt.
Gib dich zufrieden. Verzweifle
ein letztes Mal. Unserem Geschlecht gab das Schicksal
nur das Sterben. Nun verachte
dich, die Natur, die gemeine
Gewalt, die verborgen zu aller Verderben herrscht,
und die unendliche Flüchtigkeit des Ganzen
(Übersetzung: H.Endrulat).
Hat das etwas mit Deiner Intention zu tun? Denn dieses Gedicht schlägt eine ähnliche Stimmung ein und diverse Stellen Deines Gedichtes kann man mit Leopardis Worten auch etwas anders deuten. Aber eindeutig passend ist es nicht.
Was ich Dir aber übelnehme, Margot, ist, dass man bei der google-Anfrage gleich als erstes zu einer christlichen Band gelangt. An sich je kein Problem, aber als ich mir (dummerweise) einen Song von tutto vanita angehört habe, wurde ich sogleich mit mehreren Hörstürzen und schweren emotionalen Störungen bestraft. Ich hoffe, Du bist da nicht involviert, Margot, denn das war das Schlechteste, was ich seit langer Zeit gehört habe. Mithören?
Aber nun gut, dass Klingeln im Ohr lässt langsam nach, und ich kann zum Gedicht zurückkommen. Es gefällt mir, nach eingehender Beschäftigungen sogar ziemlich gut. Ein paar kleinere unschöne Worte und der metrische Wackler kratzen da nicht viel an dem Gesamtbild. Vor allem kann man sich ziemlich intensiv damit beschäftigen und die von Dir kreierten Bilder beleuchten.
Sehr gern gelesen,
Don
eines vorweg:
Zitat: |
vielleicht solltest Du einfach zuerst googeln! |
damit hast Du mir fast den Tag verdorben - aber dazu später mehr .
Schön, dass Du noch nicht alles verraten hast, so blieb mir auch noch ein wenig Raum zum Grübeln - und grübeln lässt Du den Leser zweifellos. Ich kann Mattes verstehen, wenn er meint, den ultimativen Schlüssel nicht gefunden zu haben. In dem Punkt ist das Gedicht in meinen Augen aber schon fast sadistisch, da es einem genügend Bilder und Ideen an die Hand gibt, um einen bei der Stange zu halten und den Hirnapparat auf Touren zu bringen, einem aber bei der Verknüpfung der Bilder zu einem Ganzen ins Leere greifen lässt. Man hat das Gefühl, nahe dran zu sein, was dieses Gefühl umso schlimmer macht . Aber eines nach dem anderen.
Metrische Analysen sind bei Dir im Allgemeinen ja nicht vonnöten, wegen eines Rumplers beim Lesen und dem ungewöhnlichen Reimschema habe ich ausnahmsweise doch mal genauer hingeschaut:
Der Blick zurück blieb letztlich aus.
Vielleicht lag's an den Trostkulissen;
dem schalen Wein; den Illusionen
oder dem voll gestopften Haus,
in dem ab jetzt die Geister wohnen
mit gängigen Gewissensbissen.
xXxXxXxX a
xXxXxXxXx b
xXxXxXxXx c
XxxXxXxX a
xXxXxXxXx c
xXxXxXxXx b
Formal irritiert mich die metrische Unsauberkeit in Str. 1 Z.4, denn "oder" wird doch eindeutig auf der ersten Silbe betont. Mattes Kommentar zu dieser Zeile hat mich allerdings arg verunsichert, denn ich frage mich seitdem nicht nur, wer der wahre Gott der Lyrikforen ist, sondern wo in dieser Zeile ihm gegenüber die Verbeugung zu finden ist. Ist das ein Insider? Hat Mattes mal irgendwo einen ähnlichen metrischen Hopser produziert? Ich bleibe meiner womöglich in diesem Fall beschränkten Auffassungsgabe aber einfach mal treu und kann weder formal noch inhaltlich einen Grund für den Betonungswechsel finden.
Ich bin mir nicht sicher, ob man die Semikola so setzen kann, wie Du es hier getan hast. In der amtlichen Rechtschreibregelung heißt es dazu:
"Mit dem Semikolon kann man gleichrangige (nebengeordnete) Teilsätze oder Wortgruppen voneinander abgrenzen. Mit dem Semikolon drückt man einen höheren Grad der Abgrenzung aus als mit dem Komma und einen geringeren Grad der Abgrenzung als mit dem Punkt."
Das heißt, dass man ein Semikolon zwar innerhalb von Aufzählungen verwenden kann, aber dann eigentlich nur zur Trennung gleichrangiger Wortgruppen, also zB "für unsere Reise nahmen wir folgendes mit: Brot, Wurst, Käse; Bücher, Zeitschriften; Wagemut und diverse Vorsätze für die Zukunft."
Du trennst in Deinem Text zwar zweifellos unterschiedliche Typen, die aber jeweils nur Einzelexemplare sind: Trostkulissen; Wein; Illusionen und Haus, so dass eine Strukturierung der Aufzählung unter Zuhilfenahme von Semikola zumindest nicht erforderlich ist - ob es grammatikalisch auch noch falsch ist, vermag ich allerdings nicht zu sagen. Rein optisch sagen mir die Semikola jedoch nicht zu.
Jetzt aber noch ein klitzekleines bisschen was über den Inhalt .
Ein Kapitel wurde beendet und - was das lyrische Ich offenbar verwundert - dies fiel mit dem damit verbundenen Abschied leichter als erwartet. Denn der Blick, der im Rahmen schöner Erinnerungen oder des sich nicht- lösen-könnens oftmals diesen Prozess erschwert, blieb aus.
Mögliche Gründe werden auch sogleich geliefert, und wie Schlaglichter aus der Vergangenheit erklären sie zwar nicht viel, lassen aber doch einiges erahnen. Offenbar hat sich das lyrIch zwar an dem Ort selbst wohl gefühlt, doch scheint er ihm zuletzt wegen schwerer Zeiten nur noch zum Trost gereicht zu haben. Der Wein, der auf Zeiten des Genusses und auch des Feierns deutet, ist schon lange schal und dem lyrIch ist klar geworden, dass, was ihm früher so zusagte, am Ende nur noch aus Illusionen bestand. Dies alles zu erkennen, war sicher nicht einfach, aber vermutlich auch der Grund, jetzt damit abzuschließen zu können. Ist das Haus mit Erinnerungen vollgestopft oder war es einst voller Leute, der Familie womöglich, doch die Kinder sind jetzt weg und die Eltern vielleicht tot? Wobei "vollgestopft" in diesem Zusammenhang ein wenig flapsig klingt, aber diese Zeile verunsichert mich ja eh .
Wie auch immer: das Haus steht nun sogar leer. Das Kapitel ist damit also endgültig beendet. Aber warum die Gewissensbisse? Ah, das ist so gemeint, dass auch diese dort zurückgelassen wurden? Gewissensbisse, die das lyrIch bislang immer davon abgehalten haben, zu gehen? Das gefiele mir besser, als dass das lyrIch noch immer vom Gewissen gebissen wird, weil es jetzt endlich gegangen ist...
edit: die Gewissenbisse sind wohl die des lyrIchs, dass vom lyrDu zurückgelassen wurde. Hier bin ich anfangs noch davon ausgegangen, das lyrIch wäre gegangen.
Und doch hielt uns die Räumung auf,
weit mehr, als wir erwartet hätten.
Sie griff nach gilben Kragenrändern
und stoppte diesen Hürdenlauf.
Nun baumeln wir an Gummibändern
ganz sachte über Trümmerstätten.
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxXx
Formal ist hier nichts zu bemäkeln. Ich störe mich aber an der "Räumung". Nicht, dass jemand wieder denkt, ich wäre Jurist , aber ich muss bei diesem Wort an die polizeiliche Räumung eines Platzes denken oder aber an die Räumung einer Wohnung in Rahmen von Zwangsvollstreckungsmaßnahmen durch den Gerichtsvollzieher. Es klingt auf jeden Fall förmlich und nicht danach, dass hier Personen ausziehen/ gehen, sondern danach, dass hier jemand gegangen wird.
"gilben" als adjektiv, gibts das? Der Gilb, etwas vergilbt - aber gilbe Hemden? Aber auch wenn ich anfangs darüber stolperte, habe ich mich inzwischen damit angefreundet. Etwas dichterische Freiheit sollte wohl doch bleiben .
Die Räumung hielt lange auf - wiederum wider Erwarten. Offenbar verzettelten sich die Protagonisten zwischen ihren Erinnerungen, ihrer Vergangenheit. Solange, bis dann "sie" durchgriff, irgendjemand musste die längst fällige - siehe Strophe 1 - Entscheidung ja treffen. So schnappte sie sich den gilben Kram und ging - auch wenn das endgültige Loslösen doch nur bedingt funktionierte, denn diese Gummibänder ziehen und zerren doch unablässig die Protagonisten an Orte und Momente des gemeinsamen Lebens, der schon in Trümmern liegt.
Doch selbst wenn heut die Blenden fallen
und Trauer unsre Lücken büsst;
der Scherenschnitt die Fäden trennt,
wird morgen neu Gelächter hallen.
Ein Hieb nur und der Esel rennt;
sein Strassenstaub mit Spott gesüsst!
xXxXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXxX
Auch hier ist formal alles sauber, die Kadenzen sind hier - wie Mattes schon bemerkte - konsequent umgedreht. Wieder zwei Semikola - hast Du Deine Affinität zu diesem Satzzeichen entdeckt? Hier ist es jedoch unzweifelhaft richtig gesetzt und unterstützt Lesbarkeit wie Inhalt.
Die Illusionen und das heile-Welt-Bild wurden gekickt und Trauer setzt sich an deren Stelle. Hm, wobei, wie ist denn da die Satzkonstruktion? Die Trauer büßt unsere Lücken? Ich fürchte, die Stelle ist nicht ganz richtig, wenn man genauer darüber nachdenkt, aber sie gefällt mir (trotzdem). Dennoch wird betont, dass die Entscheidung der Trennung eine richtige war, denn es wird die Freude ja zweifellos wiederkehren; dass das grundsätzlich eine richtige Entscheidung war, wurde in den vorangegangenen Strophen bereits mehrfach deutlich.
Die letzten Zeilen sind zwar für sich verständlich, ins restliche Gedicht vermag ich sie aber nicht richtig einzubauen. Der Hieb ist - dachte ich - der Scherenschnitt, die Entscheidung. Aber diese dachte ich, wäre eine gute gewesen, warum rennt denn dann der Esel - auch noch mit Gespött garniert - durch die Straßen? Hm... Wer ist eigentlich das lyrIch?
Ich hatte zwei Ansätze. Dem ersten nach ist es eine Art Haushaltsauflösung des elterlichen Hauses durch die Kinder. Viele Erinnerungen, schlechte wie gute, und die Schwierigkeit, sich zu lösen - und diesmal endgültig.
So ganz passts aber nicht, deshalb favorisiere ich den zweiten, bei dem ganz klassische das Ende einer Beziehung thematisiert wird, die schon lange tot ist. Der Einfachheit halber gehe ich von einer heterosexuellen Beziehung aus, in der "sie" gegangen ist. Da in Str. 2 von "uns" die Rede ist - sich das lyrIch also mit einschließt - scheint dann das Gedicht aus Sicht des männlichen Partners geschrieben zu sein. Klar, somit wird einiges verständlicher! Das lyrische Ich ist der Verlassene, nicht der Verlassende.
Er weiß, dass die Trennung an sich richtig ist und tatsächlich fällt sie ihm ja leichter als vermutet - aber nicht "er", nicht das lyrische Ich hat diese Entscheidung getroffen. "Sie" war es, die denn Schlussstrich gezogen hat.
Und da bekomme ich jetzt vielleicht auch den Esel hinein, wenn man ihn in die Gefühlsebene des lyrIch galloppieren lässt. So sehr auch alles seine Richtigkeit haben mag, er fühlt sich wie der Esel, den man einen Klapps gegeben hat und der jetzt auch noch mit dem Spott zu leben hat. Ich denke, das ist jetzt rund, ich zumindest kann dann doch damit leben (insofern schwäche ich meinen Sadismusvorwurf etwas ab).
Tutto vanità? Alles Eitelkeit - die Eitelkeit der Protagonisten, sich in der Beziehung zu gefallen, ohne zu erkennen, dass da nichts mehr passt?
Nun habe ich Deinem Hinweis folgend gegoogelt, was mir nicht wirklich geholfen hat. Ich habe Der Körper im Dreck gefunden, wo u.a. ein Gedicht von Giacomo Graf Leopardi aus den Canti e Frammenti zitiert wird:
"Or poserai per sempre,
Stanco mio cor. Perì l'inganno estremo,
Ch'eterno io mi credei. Perì. Ben sento,
In noi di cari inganni,Non che la speme, il desiderio è spento.
Posa per sempre. Assai
Palpitasti. Non val cosa nessuna
I moti tuoi, nè di sospiri è degna
La terra. Amaro e noia
La vita, altro mai nulla; e fango è il mondo.
T'acqueta omai. Dispera
L'ultima volta. Al gener nostro il fato
Non donò che il morire. Omai disprezza
Te, la natura, il brutto
Poter che, ascoso, a comun danno impera,
E l'infinita vanità del tutto."
"Nun wirst du für immer Ruhe finden,
mein müdes Herz. Der letzte Wahn zerging,
den ich ewig glaubte. Er zerging. Ich fühle wohl,
dass nicht nur die Hoffnung auf unsere süßen Täuschungen
[sondern sogar] das Begehren erloschen ist.
Ruhe für immer. Genug
hast du geschlagen. Kein Ding ist
deine Unruhe wert, noch ist die Erde
der Seufzer würdig. Bitterkeit und Überdruß
das Leben, nichts weiter; und Dreck ist die Welt.
Gib dich zufrieden. Verzweifle
ein letztes Mal. Unserem Geschlecht gab das Schicksal
nur das Sterben. Nun verachte
dich, die Natur, die gemeine
Gewalt, die verborgen zu aller Verderben herrscht,
und die unendliche Flüchtigkeit des Ganzen
(Übersetzung: H.Endrulat).
Hat das etwas mit Deiner Intention zu tun? Denn dieses Gedicht schlägt eine ähnliche Stimmung ein und diverse Stellen Deines Gedichtes kann man mit Leopardis Worten auch etwas anders deuten. Aber eindeutig passend ist es nicht.
Was ich Dir aber übelnehme, Margot, ist, dass man bei der google-Anfrage gleich als erstes zu einer christlichen Band gelangt. An sich je kein Problem, aber als ich mir (dummerweise) einen Song von tutto vanita angehört habe, wurde ich sogleich mit mehreren Hörstürzen und schweren emotionalen Störungen bestraft. Ich hoffe, Du bist da nicht involviert, Margot, denn das war das Schlechteste, was ich seit langer Zeit gehört habe. Mithören?
Aber nun gut, dass Klingeln im Ohr lässt langsam nach, und ich kann zum Gedicht zurückkommen. Es gefällt mir, nach eingehender Beschäftigungen sogar ziemlich gut. Ein paar kleinere unschöne Worte und der metrische Wackler kratzen da nicht viel an dem Gesamtbild. Vor allem kann man sich ziemlich intensiv damit beschäftigen und die von Dir kreierten Bilder beleuchten.
Sehr gern gelesen,
Don
#7
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Tutto vanità!
in Diverse 13.10.2006 15:20von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hi Don
Vielen Dank für die umfassende Rückmeldung.
Zu der Verbeugung in der ‚oder-Zeile’. Es ist kein Insider, sondern bloss ein kleiner Schnitzer meinerseits. (Tut mir Leid, Mattes, dass es nicht als Hommage gedacht war, aber vielleicht passierte es mir ja unbewusst.)
Dann zum Googeln. Das war lediglich ein Witz! Sorry, wenn ich Dich dadurch aufs Glatteis geführt habe, aber ich konnte es mir nicht verkneifen. Nichtsdestotrotz sehr interessant, was Du zu Tage gefördert hast. Darüber liesse sich glatt noch ein Gedicht verfassen. *g
Was die Strichpunkte anbetrifft… da schienen mir Kommas einfach zu wenig trennend. Du zitierst ja auch: höherer Grad an Abgrenzung … wobei es natürlich nicht gerade schön aussieht. Ich muss mir das nochmals überlegen, danke für den Hinweis.
Wie ich bereits oben erwähnt habe, liess ich mich bei dem Text von zwei Handlungsebenen inspirieren. Auf der einen Seite eine Liebesbeziehung, die nach längerem Ringen zu Ende geht und auf der anderen Seite eine fahrende Truppe Schauspieler. Ich wollte auch nicht genau beschreiben, ob es sich dabei um eine Komödie oder eine Tragödie handelt, sondern wollte ein Hin und Her darstellen. Mal etwas Wehmut, mal etwas Spass, hier etwas Nostalgie, dort etwas Aufbruchstimmung etc. Auf alle Fälle, dass man merkt, etwas geht vorbei und etwas Neues beginnt und man ist sich noch nicht ganz im Klaren, ob das gut oder schlecht ist. Des Weiteren ging mir der Kommentar von Ulli nicht aus dem Kopf, wo er sagte, dass meine Sprache zu altmodisch sei. Daher versuchte ich, eine heutige Beziehung mit einer Theatergruppe zu Shakespeares Zeiten zu verbinden. Demzufolge auch die zum Teil unübliche Wortwahl z. B. dem ‚voll gestopfte Haus’. Das sah ich – ganz konkret – als das voll besetzte Theater oder aber die Beziehung, die voller (guter/schlechter) Erinnerungen und Erfahrungen ist. Natürlich funktioniert nicht jede Zeile auf zwei Ebenen. Die ‚gängigen Gewissensbisse’ sind auf die Beziehung gemünzt. Abstriche musste ich halt machen oder ich bekam nicht alle Bilder zweideutig hin.
Die Räumung ist sicher ein unübliches Wort, ja, das sehe ich auch und nicht gerade poetisch. Mir fiel aber nichts anderes ein. ‚Aufbruch’ vielleicht noch oder ‚Abgang’ … mal sehen, ich muss mir das noch durch den Kopf gehen lassen.
Gilben steht einfach für gelb. Keine Ahnung, ob das als Adjektiv durchgeht. Mir gefiel es aber so und, wie Du sagst, etwas künstlerische Freiheit sei mir gegönnt. *g
Die Trauer als Lückenbüsser, wie auch der Scherenschnitt, schienen mir phänomenale Geistesblitze zu sein. Ich sehe die Bedeutung da ganz klar und muss die beiden unbedingt drin lassen, da lasse ich nicht mit mir handeln.
Und das Eselchen am Schluss, na das ist doch auch ganz klar. Irgendeiner zieht sich diesen Schuh doch immer an. In der Beziehung ist es meist der Mann und in der Theatergruppe dachte ich da an die miese Bezahlung, die schlechte Reputation des Berufsstandes, und dass sie meist mehr schlecht als recht überleben konnten.
Und um zurück zum Titel zu kommen. Nein, an eine christliche Band dachte ich da weniger. *g Alles Eitelkeit! Ist es das denn nicht? Ist es das denn nicht immer?
Nochmals ganz lieben Dank für die Mühe mit dem Text. Und es freut mich, dass es Dir ein wenig gefallen hat.
@Fabian
Danke für das Lob. Es macht gar nichts, wenn Du nicht alles verstehst, ich tue es nämlich manchmal auch nicht (*g), und doch gefällt mir ein Gedicht wegen der Stimmung, die es vermittelt. Ich vergleiche dieses Gefallen immer mit Liedern in einer Sprache, die ich nicht beherrsche.
Liebe Grüsse
Margot
Vielen Dank für die umfassende Rückmeldung.
Zu der Verbeugung in der ‚oder-Zeile’. Es ist kein Insider, sondern bloss ein kleiner Schnitzer meinerseits. (Tut mir Leid, Mattes, dass es nicht als Hommage gedacht war, aber vielleicht passierte es mir ja unbewusst.)
Dann zum Googeln. Das war lediglich ein Witz! Sorry, wenn ich Dich dadurch aufs Glatteis geführt habe, aber ich konnte es mir nicht verkneifen. Nichtsdestotrotz sehr interessant, was Du zu Tage gefördert hast. Darüber liesse sich glatt noch ein Gedicht verfassen. *g
Was die Strichpunkte anbetrifft… da schienen mir Kommas einfach zu wenig trennend. Du zitierst ja auch: höherer Grad an Abgrenzung … wobei es natürlich nicht gerade schön aussieht. Ich muss mir das nochmals überlegen, danke für den Hinweis.
Wie ich bereits oben erwähnt habe, liess ich mich bei dem Text von zwei Handlungsebenen inspirieren. Auf der einen Seite eine Liebesbeziehung, die nach längerem Ringen zu Ende geht und auf der anderen Seite eine fahrende Truppe Schauspieler. Ich wollte auch nicht genau beschreiben, ob es sich dabei um eine Komödie oder eine Tragödie handelt, sondern wollte ein Hin und Her darstellen. Mal etwas Wehmut, mal etwas Spass, hier etwas Nostalgie, dort etwas Aufbruchstimmung etc. Auf alle Fälle, dass man merkt, etwas geht vorbei und etwas Neues beginnt und man ist sich noch nicht ganz im Klaren, ob das gut oder schlecht ist. Des Weiteren ging mir der Kommentar von Ulli nicht aus dem Kopf, wo er sagte, dass meine Sprache zu altmodisch sei. Daher versuchte ich, eine heutige Beziehung mit einer Theatergruppe zu Shakespeares Zeiten zu verbinden. Demzufolge auch die zum Teil unübliche Wortwahl z. B. dem ‚voll gestopfte Haus’. Das sah ich – ganz konkret – als das voll besetzte Theater oder aber die Beziehung, die voller (guter/schlechter) Erinnerungen und Erfahrungen ist. Natürlich funktioniert nicht jede Zeile auf zwei Ebenen. Die ‚gängigen Gewissensbisse’ sind auf die Beziehung gemünzt. Abstriche musste ich halt machen oder ich bekam nicht alle Bilder zweideutig hin.
Die Räumung ist sicher ein unübliches Wort, ja, das sehe ich auch und nicht gerade poetisch. Mir fiel aber nichts anderes ein. ‚Aufbruch’ vielleicht noch oder ‚Abgang’ … mal sehen, ich muss mir das noch durch den Kopf gehen lassen.
Gilben steht einfach für gelb. Keine Ahnung, ob das als Adjektiv durchgeht. Mir gefiel es aber so und, wie Du sagst, etwas künstlerische Freiheit sei mir gegönnt. *g
Die Trauer als Lückenbüsser, wie auch der Scherenschnitt, schienen mir phänomenale Geistesblitze zu sein. Ich sehe die Bedeutung da ganz klar und muss die beiden unbedingt drin lassen, da lasse ich nicht mit mir handeln.
Und das Eselchen am Schluss, na das ist doch auch ganz klar. Irgendeiner zieht sich diesen Schuh doch immer an. In der Beziehung ist es meist der Mann und in der Theatergruppe dachte ich da an die miese Bezahlung, die schlechte Reputation des Berufsstandes, und dass sie meist mehr schlecht als recht überleben konnten.
Und um zurück zum Titel zu kommen. Nein, an eine christliche Band dachte ich da weniger. *g Alles Eitelkeit! Ist es das denn nicht? Ist es das denn nicht immer?
Nochmals ganz lieben Dank für die Mühe mit dem Text. Und es freut mich, dass es Dir ein wenig gefallen hat.
@Fabian
Danke für das Lob. Es macht gar nichts, wenn Du nicht alles verstehst, ich tue es nämlich manchmal auch nicht (*g), und doch gefällt mir ein Gedicht wegen der Stimmung, die es vermittelt. Ich vergleiche dieses Gefallen immer mit Liedern in einer Sprache, die ich nicht beherrsche.
Liebe Grüsse
Margot
#10
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Tutto vanità!
in Diverse 15.10.2006 19:33von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
(Zweiter Versuch, nachdem ich den ersten ins Zwischennetz geschossen habe *grrrr*)
Hi Margot,
wegen des Googelns keine Sorge, ich habe eigentlich erst interpretiert und dann noch ein bisschen gesucht. Das Leopardi-Gedicht fand ich dann tatsächlich erstaunlich, wenn natürlich nicht richtig passend. Nur der Song war hart, inzwischen gehts mir aber wieder einigermaßen !
Weder den Scherenschnitt noch den Lückenbüßer solltest Du ändern, da hast Du mich falsch verstanden. Auch wenn ich wegen der grammatikalischen Konstruktion bei "Trauer büsst Lücken" etwas grübelte, die beiden Bilder sind viel zu gut, als dass man sie kicken sollte.
Schade, dass mir die zweite Ebene völlig verborgen geblieben ist, denn eigentlich finde ich die Idee, spielende Fuhrleute einzuweben, klasse. Abgesehen davon, dass mir die Hinweise auf diesen zweiten Handlungsstrang schon etwas spärlich erscheinen, hatte ich aber vermutlich einfach genügend damit zu tun, die vordergründige Sinnebene zu entschlüsseln...
Ja, nur ein wenig .
Ernsthaft: weniger gefallen hätte wohl etwas weniger Beschäftigung mit dem Gedicht nach sich gezogen. Vermutlich zumindest eventuell
Don
P.S.:
@Mattes: Dann bin ich der Mozart der Kritiker? Damit kann ich leben ... aber was wohl ein Schönberg dieser Zunft schriebe ?
Hi Margot,
wegen des Googelns keine Sorge, ich habe eigentlich erst interpretiert und dann noch ein bisschen gesucht. Das Leopardi-Gedicht fand ich dann tatsächlich erstaunlich, wenn natürlich nicht richtig passend. Nur der Song war hart, inzwischen gehts mir aber wieder einigermaßen !
Weder den Scherenschnitt noch den Lückenbüßer solltest Du ändern, da hast Du mich falsch verstanden. Auch wenn ich wegen der grammatikalischen Konstruktion bei "Trauer büsst Lücken" etwas grübelte, die beiden Bilder sind viel zu gut, als dass man sie kicken sollte.
Schade, dass mir die zweite Ebene völlig verborgen geblieben ist, denn eigentlich finde ich die Idee, spielende Fuhrleute einzuweben, klasse. Abgesehen davon, dass mir die Hinweise auf diesen zweiten Handlungsstrang schon etwas spärlich erscheinen, hatte ich aber vermutlich einfach genügend damit zu tun, die vordergründige Sinnebene zu entschlüsseln...
Zitat: |
Und es freut mich, dass es Dir ein wenig gefallen hat. |
Ja, nur ein wenig .
Ernsthaft: weniger gefallen hätte wohl etwas weniger Beschäftigung mit dem Gedicht nach sich gezogen. Vermutlich zumindest eventuell
Don
P.S.:
@Mattes: Dann bin ich der Mozart der Kritiker? Damit kann ich leben ... aber was wohl ein Schönberg dieser Zunft schriebe ?
Hi Don
Also: Freut mich, dass es Dir gut gefallen hat.
Und natürlich sind dem Schreiber die verschiedenen Ebenen immer logischer vor Augen, als dem Leser. Ich erwähnte bereits, dass mir nicht alle Wendungen zweideutig gelungen sind.
Untenstehendes Bild hätte ich evtl. mitposten sollen, aber dann wäre womöglich lediglich die Bühne ins Auge gesprungen. Im Grunde ist es ja egal, Hauptsache, man sieht irgendetwas in dem Text, nicht wahr?
Nochmals merci und Gruss
Margot
Also: Freut mich, dass es Dir gut gefallen hat.
Und natürlich sind dem Schreiber die verschiedenen Ebenen immer logischer vor Augen, als dem Leser. Ich erwähnte bereits, dass mir nicht alle Wendungen zweideutig gelungen sind.
Untenstehendes Bild hätte ich evtl. mitposten sollen, aber dann wäre womöglich lediglich die Bühne ins Auge gesprungen. Im Grunde ist es ja egal, Hauptsache, man sieht irgendetwas in dem Text, nicht wahr?
Nochmals merci und Gruss
Margot
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