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#2
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Ideal
in Liebe und Leidenschaft 10.10.2006 16:16von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
hi Mattes,
das gefällt mir, zeigt es doch Deine Qualität als Schreiber.
Na dann will ich mal:
Das fängt mit dem Titel an. "IDEAL". was ist ein Ideal. Nun ich meine etwas dem man ständig nachläuft, das man ersehnt ohne es wirklich zu erreichen. Also die ständige Sehnsucht nach einem Zustand. Dieses nomadisierende Verhalten trifft Dein Text in hohem Masse.
Im Gegensatz dazu die Liebe. Ein Zustand mehr oder weniger hormoneller Art. Etwas statisches, dass den Augenblick festhalten will.
Sehr gekonnt,
gerne gelesen,
Gruss
Knud
das gefällt mir, zeigt es doch Deine Qualität als Schreiber.
Na dann will ich mal:
Das fängt mit dem Titel an. "IDEAL". was ist ein Ideal. Nun ich meine etwas dem man ständig nachläuft, das man ersehnt ohne es wirklich zu erreichen. Also die ständige Sehnsucht nach einem Zustand. Dieses nomadisierende Verhalten trifft Dein Text in hohem Masse.
Im Gegensatz dazu die Liebe. Ein Zustand mehr oder weniger hormoneller Art. Etwas statisches, dass den Augenblick festhalten will.
Sehr gekonnt,
gerne gelesen,
Gruss
Knud
#3
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Ideal
in Liebe und Leidenschaft 10.10.2006 17:55von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Mattes,
da hast Du Dich an ein sehr großes Thema herangewagt in einer ebenso mutigen, allgemeinen und knappen Form, die einen bei solchen Versuchen eigentlich nur hoffen lässt, aus der Sache nicht allzu großspurigaltklugdummdreistdödelig hervorzugehen.
So geht es mir zumindest.
Aber schauen wir mal Schritt für Schritt.
Das lyrI stellt erst einmal eine Behauptung auf, und zwar, dass keiner so innig lieben kann, wie einer, der das Unglück liebt. Da stellt sich gleich die Frage, was das heißt, das Unglück lieben. Heißt es, das jemand liebt, wenn Menschen traurig sind, ihnen schreckliches Widerfährt? Wohl kaum.
Heißt es, dass dieser Mensch nur dann die innigste Liebe spüren kann, wenn er unglücklich ist? Oder heißt es, dass der Mensch am innigsten liebt, der sich im Unglück seine Liebe bewahrt? Wnn letzteres der Fall wäre müsste es wohl eigentlich "trotz Unglück" oder eben "im Unglück" heißen.
Oder ist es in dem Sinne gemeint, das der Mensch sogar das Unglück liebt? Hm. Das steht aber nicht da.
Ich komme mit diesen Versen so erstmal nicht klar. Also erstmal weiter. Denn hier kommt die Erläuterung:
der, aus dem Paradies vertrieben
sich seine Unschuld wiedergibt,
Er ist ein aus dem Paradies vertriebener. Das heißt, er hat von der Frucht der Erkenntnis genascht. Ich würde sagen, er hat seine Illusionen verloren oder die rosarote Brille der Verliebtheit. Doch er hat den Weg zur Unschuld, also zur Liebe, zurückgefunden. Hier steht, er tat dies indem er die am Schluss stehende, gewonnene Weisheit niederschrieb. Hier würde ich denken, er müsste doch eher die Unschuld wieder gewonnen haben, indem er diese Erkenntnis erwarb und nicht indem er sie schriftlich niederlegte. Insofern stoße ich mich etwas an dem "indem". Hier hätte ich eher sowas erwartet wie, "indem er in sein Herz geschrieben". Das gäbe noch so einen schönen Herz/Schmerz reim in der Versmitte, was vielleicht zu vermeiden wäre.
Aber möglicherweise liege ich hier ja auch in meiner Interpretation falsch.
Die letzten zwei Verse fallsen dann die Erkenntnis in schöne Worte, das die Sehnsucht nicht nur das Enfant Terrible der Liebesfamilie ist, das Lieben der Sehnsucht verhindert die Erfüllung der wahren Liebe, und zwar der Liebe, die auch im Unglück besteht und im Sein mit allem drum und dran. Verharrt, und nicht nur einem Ideal hinterher sehnt.
Das führt mich wieder zurück zum Anfang und meinem Problem mit dem Lieben des Unglücks. So gesehen wäre aus meiner Sicht die Formulierung "wie jener, der im Unglück liebt" wesentlich besser.
Aber ist doch bescheuert, Gedichte umzuschreiben, damit sie in die Deutung passen. Daher kann ich eigentlich nur sagen, dass ich es nicht gänzlich verstehe - mal wieder.
Doch kommen Deine Verse in einer Geschlossenheit und eigentlich "Einfachheit" daher, dass man denkt, der Sinn müsste einen doch in die Nase beißen, so offensichtlich müsste er sein.
Ich kann nun Dein Experiment hier aufgrund meines Unverständnisses nicht als geglückt, aber auch ganz sicher nicht als gescheitert betrachten. Ich bilde mir aber ein, wahrscheinlihc mit meiner Deutung nicht gänzlich daneben zu liegen. Daher sagen wir: ein Remis.
Grüße,
GerateWohl
da hast Du Dich an ein sehr großes Thema herangewagt in einer ebenso mutigen, allgemeinen und knappen Form, die einen bei solchen Versuchen eigentlich nur hoffen lässt, aus der Sache nicht allzu großspurigaltklugdummdreistdödelig hervorzugehen.
So geht es mir zumindest.
Aber schauen wir mal Schritt für Schritt.
Das lyrI stellt erst einmal eine Behauptung auf, und zwar, dass keiner so innig lieben kann, wie einer, der das Unglück liebt. Da stellt sich gleich die Frage, was das heißt, das Unglück lieben. Heißt es, das jemand liebt, wenn Menschen traurig sind, ihnen schreckliches Widerfährt? Wohl kaum.
Heißt es, dass dieser Mensch nur dann die innigste Liebe spüren kann, wenn er unglücklich ist? Oder heißt es, dass der Mensch am innigsten liebt, der sich im Unglück seine Liebe bewahrt? Wnn letzteres der Fall wäre müsste es wohl eigentlich "trotz Unglück" oder eben "im Unglück" heißen.
Oder ist es in dem Sinne gemeint, das der Mensch sogar das Unglück liebt? Hm. Das steht aber nicht da.
Ich komme mit diesen Versen so erstmal nicht klar. Also erstmal weiter. Denn hier kommt die Erläuterung:
der, aus dem Paradies vertrieben
sich seine Unschuld wiedergibt,
Er ist ein aus dem Paradies vertriebener. Das heißt, er hat von der Frucht der Erkenntnis genascht. Ich würde sagen, er hat seine Illusionen verloren oder die rosarote Brille der Verliebtheit. Doch er hat den Weg zur Unschuld, also zur Liebe, zurückgefunden. Hier steht, er tat dies indem er die am Schluss stehende, gewonnene Weisheit niederschrieb. Hier würde ich denken, er müsste doch eher die Unschuld wieder gewonnen haben, indem er diese Erkenntnis erwarb und nicht indem er sie schriftlich niederlegte. Insofern stoße ich mich etwas an dem "indem". Hier hätte ich eher sowas erwartet wie, "indem er in sein Herz geschrieben". Das gäbe noch so einen schönen Herz/Schmerz reim in der Versmitte, was vielleicht zu vermeiden wäre.
Aber möglicherweise liege ich hier ja auch in meiner Interpretation falsch.
Die letzten zwei Verse fallsen dann die Erkenntnis in schöne Worte, das die Sehnsucht nicht nur das Enfant Terrible der Liebesfamilie ist, das Lieben der Sehnsucht verhindert die Erfüllung der wahren Liebe, und zwar der Liebe, die auch im Unglück besteht und im Sein mit allem drum und dran. Verharrt, und nicht nur einem Ideal hinterher sehnt.
Das führt mich wieder zurück zum Anfang und meinem Problem mit dem Lieben des Unglücks. So gesehen wäre aus meiner Sicht die Formulierung "wie jener, der im Unglück liebt" wesentlich besser.
Aber ist doch bescheuert, Gedichte umzuschreiben, damit sie in die Deutung passen. Daher kann ich eigentlich nur sagen, dass ich es nicht gänzlich verstehe - mal wieder.
Doch kommen Deine Verse in einer Geschlossenheit und eigentlich "Einfachheit" daher, dass man denkt, der Sinn müsste einen doch in die Nase beißen, so offensichtlich müsste er sein.
Ich kann nun Dein Experiment hier aufgrund meines Unverständnisses nicht als geglückt, aber auch ganz sicher nicht als gescheitert betrachten. Ich bilde mir aber ein, wahrscheinlihc mit meiner Deutung nicht gänzlich daneben zu liegen. Daher sagen wir: ein Remis.
Grüße,
GerateWohl
#4
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Ideal
in Liebe und Leidenschaft 10.10.2006 19:02von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Mattes
Wow, was der GW da alles hineininterpretiert! Ich bin wirklich beeindruckt! Ich lese etwas weniger heraus: Nur die Sehnsuchtsliebe ist die perfekte (ideale) Liebe ist. Sobald sie nämlich real wird, ist's mit der Perfektion schon Essig.
Das 'niemals' ist wieder Dein berühmter Trochäus-Stocker, gelle, den Du immer so vehement verteidigst. Ich hätte da eine andere Version, die etwas von dem Bestehenden abweicht, aber meine obige These unterstützt:
[...]
denn niemals kann man Liebe lieben,
wenn man die Sehnsucht stärker liebt.
Für meinen Geschmack sind zu viele lieb-Wörter drin, da wird's mir ja ganz schummrig .... *g .... aber sie sing-sangen natürlich fast zu einer Liturgie.
Grüsse
Margot
Wow, was der GW da alles hineininterpretiert! Ich bin wirklich beeindruckt! Ich lese etwas weniger heraus: Nur die Sehnsuchtsliebe ist die perfekte (ideale) Liebe ist. Sobald sie nämlich real wird, ist's mit der Perfektion schon Essig.
Das 'niemals' ist wieder Dein berühmter Trochäus-Stocker, gelle, den Du immer so vehement verteidigst. Ich hätte da eine andere Version, die etwas von dem Bestehenden abweicht, aber meine obige These unterstützt:
[...]
denn niemals kann man Liebe lieben,
wenn man die Sehnsucht stärker liebt.
Für meinen Geschmack sind zu viele lieb-Wörter drin, da wird's mir ja ganz schummrig .... *g .... aber sie sing-sangen natürlich fast zu einer Liturgie.
Grüsse
Margot
Zitat: |
Margot schrieb am 10.10.2006 19:02 Uhr: Das 'niemals' ist wieder Dein berühmter Trochäus-Stocker, gelle, den Du immer so vehement verteidigst. |
Dieses Mal nicht, ich werde alt und müde, du hast recht. Ich bin ein gebrochener Mann.
Zitat: |
Margot schrieb am 10.10.2006 19:02 Uhr:Für meinen Geschmack sind zu viele lieb-Wörter drin, da wird's mir ja ganz schummrig .... *g .... aber sie sing-sangen natürlich fast zu einer Liturgie. |
Es ist ein Mantra.
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