|
|
Kreisbahnen
Du nimmst den Zirkel in die Hand
und stellst ihn ein wie immer,
drei Zentimeter, du Pedant,
in deinem Arbeitszimmer.
Dann stichst du ein in das Papier,
statt einmal noch und nöcher,
und dort ein Pieks, ein andrer hier,
doch keiner stopft die Löcher.
Nun setzt du an, den Kreis zu ziehen,
die Mine starr vor Kurzsicht,
sie will - doch kann dir nicht entfliehen,
dem Blei fehlt Gegengewicht.
Ach, zieh nur weiter deine Kreise,
um deine eigne Achse,
rotier auf altbekannte Weise.
Dann steh halt still - ich wachse.
Du nimmst den Zirkel in die Hand
und stellst ihn ein wie immer,
drei Zentimeter, du Pedant,
in deinem Arbeitszimmer.
Dann stichst du ein in das Papier,
statt einmal noch und nöcher,
und dort ein Pieks, ein andrer hier,
doch keiner stopft die Löcher.
Nun setzt du an, den Kreis zu ziehen,
die Mine starr vor Kurzsicht,
sie will - doch kann dir nicht entfliehen,
dem Blei fehlt Gegengewicht.
Ach, zieh nur weiter deine Kreise,
um deine eigne Achse,
rotier auf altbekannte Weise.
Dann steh halt still - ich wachse.
Doch, Joame, genau so soll es bleiben. Hier, wo das fehlende Gegengewicht angesprochen wird, soll auch der Leser metrisch gesehen aus dem Gleichgewicht kippen, sozusagen aus der Eintönigkeit einer Kreisbahn heraus.
Der Bruch an dieser Stelle ist von mir beabsichtigt.
Ich danke dir für den Kommentar!
Grüße, Maya
Der Bruch an dieser Stelle ist von mir beabsichtigt.
Ich danke dir für den Kommentar!
Grüße, Maya
sehr geehrte frau maya,
da steckt verve drin, was dichtung meist gut tut, egal, was die kopferten sagen. das bild ist gut gewählt, die geschichte durchgehalten, die conclusio gut vorbereitet.
die dritte strophe ist nicht zuletzt mit ihrem metrumbruch in der letzten zeile nicht gelungen. die doppeldeutige mi(e)ne gefällt mir, das kunstwort kurzsicht eher nicht. und warum sie entfliehen will, ist mir auch nicht schlüssig.
die letzte zeile des gedichtes ist bei allem gelingen durch die wendung "dann steh halt still" etwas seltsam: das lyrische du weiß ja nicht darum bzw. steht nicht absichtlich still. es vermeint ja, sich zu bewegen, nur kreist es eben immer nur um sich selbst. so wie sie es schreiben, klingt es aber danach, als würden sich lyrisches ich und lyrisches du darüber auseinandersetzen und das lyrische du absichtlich stehen bleiben. dann steh halt still? nein, eher: doch stehst du nur. nein? ich bin jetzt auch nicht mehr sicher, war nur so ein gedanke.
insgesamt gefällt es mir gut.
da steckt verve drin, was dichtung meist gut tut, egal, was die kopferten sagen. das bild ist gut gewählt, die geschichte durchgehalten, die conclusio gut vorbereitet.
die dritte strophe ist nicht zuletzt mit ihrem metrumbruch in der letzten zeile nicht gelungen. die doppeldeutige mi(e)ne gefällt mir, das kunstwort kurzsicht eher nicht. und warum sie entfliehen will, ist mir auch nicht schlüssig.
die letzte zeile des gedichtes ist bei allem gelingen durch die wendung "dann steh halt still" etwas seltsam: das lyrische du weiß ja nicht darum bzw. steht nicht absichtlich still. es vermeint ja, sich zu bewegen, nur kreist es eben immer nur um sich selbst. so wie sie es schreiben, klingt es aber danach, als würden sich lyrisches ich und lyrisches du darüber auseinandersetzen und das lyrische du absichtlich stehen bleiben. dann steh halt still? nein, eher: doch stehst du nur. nein? ich bin jetzt auch nicht mehr sicher, war nur so ein gedanke.
insgesamt gefällt es mir gut.
Hallo Albert,
was es mit dem Bruch im Metrum auf sich hat, habe ich ja bereits Joame erklärt.
Die Mine will entfliehen, weil sie es satt hat, immer wieder die gleichen monotonen Kreise zu ziehen. Was stört dich an „Kurzsicht“? Ich finde den Begriff eigentlich ganz passend, weil die Mine mit ihrer Bleinase immer auf das Papier aufgesetzt wird und ihr damit Weitsicht fehlt. Na, ist halt Geschmackssache.
Und zu deinem letzten Einwurf: Welche Zeilen weisen denn darauf hin, dass das Du nicht absichtlich still steht? Vielleicht weiß es darum, will aber keine neue Änderung/ Entwicklung in seinem Leben zulassen, weil es bequemer ist, in der vorgestanzten Bahn zu rotieren. Mag sein, dass sich das lyrIch und das Du bereits darüber ausgetauscht haben und das Du – vielleicht aus Vorsicht - alles ablehnt, was mit neuen Richtungen, Bahnen und Wegen zu tun hat.
Danke für die Worte,
Grüße, Maya
was es mit dem Bruch im Metrum auf sich hat, habe ich ja bereits Joame erklärt.
Die Mine will entfliehen, weil sie es satt hat, immer wieder die gleichen monotonen Kreise zu ziehen. Was stört dich an „Kurzsicht“? Ich finde den Begriff eigentlich ganz passend, weil die Mine mit ihrer Bleinase immer auf das Papier aufgesetzt wird und ihr damit Weitsicht fehlt. Na, ist halt Geschmackssache.
Und zu deinem letzten Einwurf: Welche Zeilen weisen denn darauf hin, dass das Du nicht absichtlich still steht? Vielleicht weiß es darum, will aber keine neue Änderung/ Entwicklung in seinem Leben zulassen, weil es bequemer ist, in der vorgestanzten Bahn zu rotieren. Mag sein, dass sich das lyrIch und das Du bereits darüber ausgetauscht haben und das Du – vielleicht aus Vorsicht - alles ablehnt, was mit neuen Richtungen, Bahnen und Wegen zu tun hat.
Danke für die Worte,
Grüße, Maya
Hallo Maya,
das Bild mit dem Zirkel hast Du gut verarbeitet, das ganze ist schlüssig und die letzte Strophe ist wirklich eindringlich gut, die zweite gut bis auf zwei Dinge, die mich stören.
1. Zwischen "statt einmal" und "noch und nöcher" kein Komma, dafür aber hinter "nöcher".
2. In der vierten Zeile statt "keiner" würde ich "niemand" schreiben, weil ich zumindest das "keiner" immer auf die Piekse beziehe. Vielleicht ist das aber auch von Dir beabsichtigt. Nur denke ich dann, Piekse, die Löcher stopfen sollten, gefielen mir nicht so gut wie eine klage darüber, dass niemand die vom Du gepieksten Löcher zustopft.
Ich finde übrigens den letzten Vers in Strophe 3 auch problematisch, nicht wegen des von Dir beabsichtigten metrischen Rumpler, sondern weil der Reim zudem ziemlich schief läuft, weil in Zeile 2 die letzte Silbe unbetont ist in Zeile 4 aber betont. Wenn Du die Sicht in der 2. Zeile betont hinbekämst, so wie "die Mine starr wie deine Sicht" oder so, dann hättest Du noch Deinen metrischen Rumpler, aber der Reim würde klingen. Fänd ich besser.
Desweiteren gefällt mir die Referenz auf das Arbeitszimmer in der ersten Strophe nicht ganz so gut, weil der Bezug zur Arbeit mir ein wenig die Allgmeingültigkeit in den Versen nimmt. Daher hätte ich mir gewünscht, es wäre nicht da. Isses aber. Ich weiß.
Insgesamt erscheint es mir nicht ganz ausgereift, aber doch so fein im Ansatz, dass ich mir das an Deiner Stelle auf jeden Fall nochmal vornehmen würde.
So viel von mir.
Viele Grüße,
GW
das Bild mit dem Zirkel hast Du gut verarbeitet, das ganze ist schlüssig und die letzte Strophe ist wirklich eindringlich gut, die zweite gut bis auf zwei Dinge, die mich stören.
1. Zwischen "statt einmal" und "noch und nöcher" kein Komma, dafür aber hinter "nöcher".
2. In der vierten Zeile statt "keiner" würde ich "niemand" schreiben, weil ich zumindest das "keiner" immer auf die Piekse beziehe. Vielleicht ist das aber auch von Dir beabsichtigt. Nur denke ich dann, Piekse, die Löcher stopfen sollten, gefielen mir nicht so gut wie eine klage darüber, dass niemand die vom Du gepieksten Löcher zustopft.
Ich finde übrigens den letzten Vers in Strophe 3 auch problematisch, nicht wegen des von Dir beabsichtigten metrischen Rumpler, sondern weil der Reim zudem ziemlich schief läuft, weil in Zeile 2 die letzte Silbe unbetont ist in Zeile 4 aber betont. Wenn Du die Sicht in der 2. Zeile betont hinbekämst, so wie "die Mine starr wie deine Sicht" oder so, dann hättest Du noch Deinen metrischen Rumpler, aber der Reim würde klingen. Fänd ich besser.
Desweiteren gefällt mir die Referenz auf das Arbeitszimmer in der ersten Strophe nicht ganz so gut, weil der Bezug zur Arbeit mir ein wenig die Allgmeingültigkeit in den Versen nimmt. Daher hätte ich mir gewünscht, es wäre nicht da. Isses aber. Ich weiß.
Insgesamt erscheint es mir nicht ganz ausgereift, aber doch so fein im Ansatz, dass ich mir das an Deiner Stelle auf jeden Fall nochmal vornehmen würde.
So viel von mir.
Viele Grüße,
GW
ja, frau maya, der mine fehlt weitsicht, das verstehe ich. und sie ist ganz starr vor fehlender weitsicht, genau, herr plebis, wieder einmal fein aufgepasst. das gegenteil von weitsicht ist zwar nicht kurzsicht, denn auch wenn herr plebis es meint, im deutschen gibt es dieses wort nicht: kurzsicht. kurze sicht, kurzsichtigkeit, ja. gemeinerweise weite sicht, weitsichtigkeit und sogar weitsicht, auch ja. kurzsicht, nein. schade.
aber ich verliere mich. diese mine ist also kurzsichtig und starr und will dennoch entfliehen? wohin denn? warum denn? also wenn ich die kurzsichtigen und starren leute in meiner umgebung anschaue, dann will von denen keiner fliehen, im gegenteil.
na ja, mag daran liegen, dass die alle ziemlich tot in ihren schubläden herumliegen. was weiß denn ich? fragen sie herrn plebis, was richtig und was falsch ist. tauschen sie sich mit ihm aus. und wenn er starr und kurzsichtig bei seiner meinung bleibt, dann philosophieren sie darüber, dass er eigentlich entfliehen will, nur eben nicht kann.
aber ich verliere mich. diese mine ist also kurzsichtig und starr und will dennoch entfliehen? wohin denn? warum denn? also wenn ich die kurzsichtigen und starren leute in meiner umgebung anschaue, dann will von denen keiner fliehen, im gegenteil.
na ja, mag daran liegen, dass die alle ziemlich tot in ihren schubläden herumliegen. was weiß denn ich? fragen sie herrn plebis, was richtig und was falsch ist. tauschen sie sich mit ihm aus. und wenn er starr und kurzsichtig bei seiner meinung bleibt, dann philosophieren sie darüber, dass er eigentlich entfliehen will, nur eben nicht kann.
#10
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Kreisbahnen
in Diverse 28.10.2006 10:51von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
ja, herr geratewohl, dieses hier entstand, bevor ich besserung gelobte. allerdings ist der unterschied hier, dass ich mich direkt auf eine fachliche, gedichtbezogene frage und die diesbezügliche antwort des herrn plebis bezog. aber auch das werde ich künftig unterlassen.
Hallo,
nun, da scheinen sich wohl alle meine Rechtschreib-/Grammatikschwächen in diesem Gedicht versammelt zu haben. Nicht, dass mir das jetzt irgendwie peinlich wäre ( ) .
Tatsächlich ist es versäumt worden, den Begriff "Kurzsicht" in die deutsche Sprache einzuführen, was nun aber ganz sicher nicht meine Schuld ist. Ich lasse es trotzdem stehen, einer muss ja den Anfang machen .
Eure Kritiken zeigen mir, dass ich das Gedicht doch noch einmal überarbeiten muss.
Ich danke für die Kommentare.
Liebe Grüße, Maya
nun, da scheinen sich wohl alle meine Rechtschreib-/Grammatikschwächen in diesem Gedicht versammelt zu haben. Nicht, dass mir das jetzt irgendwie peinlich wäre ( ) .
Tatsächlich ist es versäumt worden, den Begriff "Kurzsicht" in die deutsche Sprache einzuführen, was nun aber ganz sicher nicht meine Schuld ist. Ich lasse es trotzdem stehen, einer muss ja den Anfang machen .
Eure Kritiken zeigen mir, dass ich das Gedicht doch noch einmal überarbeiten muss.
Ich danke für die Kommentare.
Liebe Grüße, Maya
Hallo Maya
Nur eines kurz:
Ob es das Wort Kurzsicht im Deutschen gibt, oder nicht, kann ich nun auf die Schnelle auch nicht beantworten, aber das Wort kurzsichtig schon.
Von daher würde ich es auch stehen lassen.
Wenn die Mine hier aus Blei sein soll, dann will ich nur kurz sagen, dass sowohl die Mine im Bleistift, als auch jene, die bei Zirkeln benutzt werden, aus Graphit sind. (Und nicht Blei.)
Wenn ich total vorbei schreibe, dann bitte ich das zu verzeihen. (In meiner Wirrheit/Verwirrtheit.)
Lg Thomas
Nur eines kurz:
Ob es das Wort Kurzsicht im Deutschen gibt, oder nicht, kann ich nun auf die Schnelle auch nicht beantworten, aber das Wort kurzsichtig schon.
Von daher würde ich es auch stehen lassen.
Wenn die Mine hier aus Blei sein soll, dann will ich nur kurz sagen, dass sowohl die Mine im Bleistift, als auch jene, die bei Zirkeln benutzt werden, aus Graphit sind. (Und nicht Blei.)
Wenn ich total vorbei schreibe, dann bitte ich das zu verzeihen. (In meiner Wirrheit/Verwirrtheit.)
Lg Thomas
Kurzsicht ist jedenfalls nicht im Duden abgedruckt, aber doch für jeden so verständlich, dass ich darin keine Probleme sehe. Das Blei habe ich hier nur abstrakt verwendet, um die Schwerfälligkeit zu untermauern und doch noch einen Bezug zur "Bleistiftmine" herzustellen.
LG, Maya
LG, Maya
Genau, Maya! Auch ich sehe mit Kurzsicht keine Schwierigkeitn. (Ganz genau genommen bescheiben Kurzsichtigkeit/Weitsichtigkeit den Zustand des Sehvermögens, Kurzsicht/Weitsicht sind eine nähere Angabe der Voraussicht)
Im konkreten Fall, wo die Mine ja kein Sehvermögen und Dioptrienstärke hat, sowieso ein Ausdruck im übertragenen Sinne, die nur das Unvermögen zu vorausblickenden Sehen bzw. das eingeschränkte Blickfeld bw. Horizont der Mine bedeuten kann. - Das ist meine Meinung.
Also keine grauen Haare, es paßt und hat Luft!
Mit Gruß
Joame
Im konkreten Fall, wo die Mine ja kein Sehvermögen und Dioptrienstärke hat, sowieso ein Ausdruck im übertragenen Sinne, die nur das Unvermögen zu vorausblickenden Sehen bzw. das eingeschränkte Blickfeld bw. Horizont der Mine bedeuten kann. - Das ist meine Meinung.
Also keine grauen Haare, es paßt und hat Luft!
Mit Gruß
Joame
|
Forum Statistiken
Das Forum hat 8220
Themen
und
61619
Beiträge.
Heute waren 0 Mitglieder Online: Besucherrekord: 420 Benutzer (07.01.2011 19:53). |
Ein Kostenloses Forum | Einfach ein Forum erstellen |