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Die Netze der Stadt
in den grauen Steinmauern der Stadt
verfängt sich das Geschwätz der Touristen
wie in alten aber sorgsam geflickten Fischernetzen
ausgeworfen um das Brot auf den Tisch zu bringen
ausgeworfen um das Geld in die Kassen zu bringen
ausgeworfen wegen des Kitzels der Jagd
nach den Naiven und Gutgläubigen
die alles kaufen
nur um zu Hause damit prahlen zu können
einen Hauch des luftigen Genius
auf der trockenen Haut gespürt zu haben
einen Hauch von Nachtmusik
an lauen Abenden
doch noch ist Mittag
und
die Straßen stöhnen unter der Hitze
auf
die Tauben haben sich verkrochen
kein Flügelschlag bringt die Luft in Wallung
nur nicht viel bewegen
Ich Wanderer Beheimateter Fremder
der die Saat der Stadt gestreut
und die Ernte eingefahren hat
raste blicklos auf dem grün schimmernden Kapitelplatz
nebenan zwei karge Männer
in das Schachspiel vertieft
verschieben Figuren wie Schicksale
und nichts ist von Dauer
über mir die Festung
wie sie trotzt
all den Gefahren die ihr nicht mehr drohen
eine Glucke an die sich zitternd die Häuser schmiegen
mit ihren Rissen und Falten und dem dreckigen Lehm
der die alten Geschichten noch kennt
Geschichten wie der Legende
vom Stierwäscher
Beweis des Erfindergeistes in großer Not
oder nur ein abendfüllendes Märchen
auf jeden Fall sind wir alle gute Stierwäscher
immer noch
das gehört dazu
zur Selbstdefinition zum Selbstverständnis zum Selbst
das uns alle gefangen nimmt
es gibt kein Entrinnen aus den Straßen
in denen man geboren wurde
egal wie oft man sich auch entfernt
und immer wieder lande ich hier
im kühlenden Schatten des mächtigen Domes
der selbstherrlich die Bühne bildet
für die Dramen
die gespielten und die gelebten
und immer wieder atme ich ein und aus
die Luft an die meine Lungen von Beginn an gewöhnt sind
und drehe mich im Kreis
und verfange mich in den Netzen der Stadt
ausgeworfen um die Kinder an die Mutter zu binden
doch niemals stellt sich die Frage
ob die angebetete Mutter tatsächlich
unter Schmerzen das Ich
mich
uns alle
geboren und aus dem triefenden Leib gezogen hat
oder wir bloß irgendwann von ihr akzeptiert wurden
wie zugelaufene Hunde
oder ist es der Vater
denn nicht zu leugnen sind die markant männlichen Züge
welche die Stadt manchmal trägt
wenn es regnet
oder im Hintergrund der Baustellenlärm tobt
doch im Grunde scheint es gleichgültig zu sein
die Frage ist kaum von Bedeutung denn
ich entkomme doch nicht
obwohl ich es stets versuche
und aufs Neue abreise und abschließe
mit den vertrauten Gassen dem geschwätzigen Sein
inmitten des täglichen Theaters
mir meine eigene kleine Bühne zimmere
auf der ich zukünftig spielen möchte
fernab jeglicher Festspiele
die nicht die meinen sind
kann ich doch so nicht spielen
wie es von mir erwartet wird
passe ich doch nicht in die Vorurteile
obwohl ich mich bemühe sie zu erfüllen
allein wenn ich mich abseits der ausgetretenen Pfade
auf Erkundung begebe auf Pirsch
nach Aussichten und Einsichten
fühle ich mich so
wie ich mich fühlen muss
angesichts meiner Geburtsstätte
und meines Grabes
irgendwann
nur dann wenn ich allein über den Dächern wandle
und alles Leben unten in der Stadt unwesentlich wird
ich durch die engmaschigen Netze schlüpfen kann
wenn auch nur für eine Weile
dann fühle ich den Puls
das Vibrieren der Straßen und meines
Brustkorbes
und ein Funken Verständnis entzündet sich
für das was leichthin als Heimat bezeichnet wird
und doch so schwer zu erfassen ist
da sich immer irgendetwas oder irgendjemand
quer legt
im Gemüt
meistens die Heimat selbst
denke ich
doch in diesen lichten Augenblicken
wenn alles zu einer konturlosen Masse verschmilzt
die in der heißen Augustsonne flimmert
und ich vom richtigen Blickwinkel aus
hinab auf die dampfende Stadt schaue
dann vergesse ich
dass ich eigentlich fehl am Platz bin
und meine Felder nicht mehr beackern kann
in Zukunft
denn das ist nicht mehr meine Aufgabe
in den grauen Steinmauern der Stadt
verfängt sich das Geschwätz der Touristen
wie in alten aber sorgsam geflickten Fischernetzen
ausgeworfen um das Brot auf den Tisch zu bringen
ausgeworfen um das Geld in die Kassen zu bringen
ausgeworfen wegen des Kitzels der Jagd
nach den Naiven und Gutgläubigen
die alles kaufen
nur um zu Hause damit prahlen zu können
einen Hauch des luftigen Genius
auf der trockenen Haut gespürt zu haben
einen Hauch von Nachtmusik
an lauen Abenden
doch noch ist Mittag
und
die Straßen stöhnen unter der Hitze
auf
die Tauben haben sich verkrochen
kein Flügelschlag bringt die Luft in Wallung
nur nicht viel bewegen
Ich Wanderer Beheimateter Fremder
der die Saat der Stadt gestreut
und die Ernte eingefahren hat
raste blicklos auf dem grün schimmernden Kapitelplatz
nebenan zwei karge Männer
in das Schachspiel vertieft
verschieben Figuren wie Schicksale
und nichts ist von Dauer
über mir die Festung
wie sie trotzt
all den Gefahren die ihr nicht mehr drohen
eine Glucke an die sich zitternd die Häuser schmiegen
mit ihren Rissen und Falten und dem dreckigen Lehm
der die alten Geschichten noch kennt
Geschichten wie der Legende
vom Stierwäscher
Beweis des Erfindergeistes in großer Not
oder nur ein abendfüllendes Märchen
auf jeden Fall sind wir alle gute Stierwäscher
immer noch
das gehört dazu
zur Selbstdefinition zum Selbstverständnis zum Selbst
das uns alle gefangen nimmt
es gibt kein Entrinnen aus den Straßen
in denen man geboren wurde
egal wie oft man sich auch entfernt
und immer wieder lande ich hier
im kühlenden Schatten des mächtigen Domes
der selbstherrlich die Bühne bildet
für die Dramen
die gespielten und die gelebten
und immer wieder atme ich ein und aus
die Luft an die meine Lungen von Beginn an gewöhnt sind
und drehe mich im Kreis
und verfange mich in den Netzen der Stadt
ausgeworfen um die Kinder an die Mutter zu binden
doch niemals stellt sich die Frage
ob die angebetete Mutter tatsächlich
unter Schmerzen das Ich
mich
uns alle
geboren und aus dem triefenden Leib gezogen hat
oder wir bloß irgendwann von ihr akzeptiert wurden
wie zugelaufene Hunde
oder ist es der Vater
denn nicht zu leugnen sind die markant männlichen Züge
welche die Stadt manchmal trägt
wenn es regnet
oder im Hintergrund der Baustellenlärm tobt
doch im Grunde scheint es gleichgültig zu sein
die Frage ist kaum von Bedeutung denn
ich entkomme doch nicht
obwohl ich es stets versuche
und aufs Neue abreise und abschließe
mit den vertrauten Gassen dem geschwätzigen Sein
inmitten des täglichen Theaters
mir meine eigene kleine Bühne zimmere
auf der ich zukünftig spielen möchte
fernab jeglicher Festspiele
die nicht die meinen sind
kann ich doch so nicht spielen
wie es von mir erwartet wird
passe ich doch nicht in die Vorurteile
obwohl ich mich bemühe sie zu erfüllen
allein wenn ich mich abseits der ausgetretenen Pfade
auf Erkundung begebe auf Pirsch
nach Aussichten und Einsichten
fühle ich mich so
wie ich mich fühlen muss
angesichts meiner Geburtsstätte
und meines Grabes
irgendwann
nur dann wenn ich allein über den Dächern wandle
und alles Leben unten in der Stadt unwesentlich wird
ich durch die engmaschigen Netze schlüpfen kann
wenn auch nur für eine Weile
dann fühle ich den Puls
das Vibrieren der Straßen und meines
Brustkorbes
und ein Funken Verständnis entzündet sich
für das was leichthin als Heimat bezeichnet wird
und doch so schwer zu erfassen ist
da sich immer irgendetwas oder irgendjemand
quer legt
im Gemüt
meistens die Heimat selbst
denke ich
doch in diesen lichten Augenblicken
wenn alles zu einer konturlosen Masse verschmilzt
die in der heißen Augustsonne flimmert
und ich vom richtigen Blickwinkel aus
hinab auf die dampfende Stadt schaue
dann vergesse ich
dass ich eigentlich fehl am Platz bin
und meine Felder nicht mehr beackern kann
in Zukunft
denn das ist nicht mehr meine Aufgabe
#2
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Die Netze der Stadt
in Diverse 03.11.2006 11:08von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Tom
Daraus hätte ich jetzt einen Prosatext gemacht. An den Bildern und der Aussage würde es überhaupt nichts ändern, wenn die Zeilenschaltungen eliminiert würden. Ich glaube sogar, der Text würde gewinnen.
Und noch etwas stört mich, wenn Du es als Lyrik verkaufen willst. Wo schliesst sich der Kreis zum maritimen Thema (Überschrift und Anfang)? Zwar blitzen mal kurz engmaschige Netze auf aber am Ende wird das lyr. Ich sogar zum verkappten Bauer, wo man doch eigentlich erwartet, es würde zum Fischer.
Mir gefallen solche philosophischen Betrachtungen immer nur dann, wenn nicht mit dem mahnenden Zeigefinger gefuchtelt oder Allgemeingültiges verkündet wird. Du machst das hier sehr gut und wenn ich ab und zu zustimmend nicken kann/muss, dann hat sich das Lesen des Bandwurms auf alle Fälle gelohnt.
Gruss
Margot
Daraus hätte ich jetzt einen Prosatext gemacht. An den Bildern und der Aussage würde es überhaupt nichts ändern, wenn die Zeilenschaltungen eliminiert würden. Ich glaube sogar, der Text würde gewinnen.
Und noch etwas stört mich, wenn Du es als Lyrik verkaufen willst. Wo schliesst sich der Kreis zum maritimen Thema (Überschrift und Anfang)? Zwar blitzen mal kurz engmaschige Netze auf aber am Ende wird das lyr. Ich sogar zum verkappten Bauer, wo man doch eigentlich erwartet, es würde zum Fischer.
Mir gefallen solche philosophischen Betrachtungen immer nur dann, wenn nicht mit dem mahnenden Zeigefinger gefuchtelt oder Allgemeingültiges verkündet wird. Du machst das hier sehr gut und wenn ich ab und zu zustimmend nicken kann/muss, dann hat sich das Lesen des Bandwurms auf alle Fälle gelohnt.
Gruss
Margot
Hallo Margot,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Der Grund, warum ich mich relativ spät melde, ist, dass ich das Gedicht noch ein klein wenig überarbeitet habe, noch ein bisschen poliert habe an der einen oder anderen Stelle. Und das wollte ich erst unter Dach und Fach bringen, bevor ich dir schreibe.
An deiner grundsätzlichen Kritik am Text ändert sich dadurch natürlich nichts, da der prosaische Charakter gleich geblieben ist. Waren auch nur ein paar Stellen, die ich mir noch einmal vorgeknöpft habe.
Die ewige Debatte, wo Prosa aufhört und Lyrik anfängt bzw. umgekehrt, wird durch diesen Text, glaube ich, wohl nicht gelöst. Wieder einmal eine schmale Gratwanderung, wobei ich nicht so richtig aus meiner Haut kann. Das ist mein Stil, so schreibe ich. Für einen Prosatext sind mir hier aber zu viele Bilder und Metaphern drinnen. Das heißt natürlich nicht, dass ein Prosatext frei von Bildern und Metaphern sein sollte - das wäre natürlich absoluter Unfug - aber ich denke, im Gegensatz zu dir, dass man das Teil für einen reinen Prosatext gewaltig umschreiben müsste, quasi ein wenig in die Länge ziehen, um dem Leser Verschnaufpausen zu gönnen.
Der von dir angesprochene Kreis von Anfang und Ende bzw. Überschrift und Ende schließt sich meines Erachtens nach schon, wenngleich nicht direkt und offensichtlich. Denn ich finde, dass sowohl die Agrarmetaphorik als auch die Fischereimetaphorik zusammenpassen, aber da ist es durchaus möglich, dass ich durch mein Interesse für Wirtschaftsgeographie, wo ja im primären Sektor sowohl Land- und Forstwirtschaft, Bergbau als auch das Fischereiwesen zusammenkommen, vorbelastet bin. Was nun das Gedicht betrifft, so passt mir am Ende die Fischermetapher nicht mehr wirklich rein - das wäre zu sehr erzwungen, wie ich finde. So ist mir die Rückbesinnung auf die Zeilen "Ich Wanderer Beheimateter Fremder / der die Saat der Stadt gestreut / und die Ernte eingefahren hat" geeigneter, um das Gedicht abzuschließen. Denn eben in jenen gerade angesprochenen Zeilen steckt für mich die Grundthematik des Gedichtes drinnen.
Das alles ist natürlich nur meine persönliche Meinung und ich bin mir sicher, dass sich auch viele finden werden, die deiner Meinung sind und das, was ich gerade von mir gebe, mit einem genervten "Bullshit" kommentieren - zumindest geistig. Und ich kann deine Kritik auch verstehen und nachvollziehen, teile sie aber nicht so ganz - eben aus den dargelegten Gründen.
Es freut mich aber wirklich sehr, dass sich auch für dich - wo du eine völlig andere Art der Dichtung bevorzugst als ich und auch deine berechtigten Gründe hattest, den Text nicht allzu sehr zu mögen - das Lesen gelohnt hat. Mir persönlich ist dieses Gedicht sehr wichtig, es steckt mehr von mir selbst drinnen als in allen anderen Gedichten von mir und insofern freut es mich besonders, dass meine philosophischen Betrachtungen nicht bloß heiße Luft geblieben sind. Das war im Grunde meine größte Befürchtung - dass ich mich nicht verständlich machen konnte bzw. die Leser meinen Text nicht nachvollziehen können.
Vielen Dank noch einmal für deine Beschäftigung mit meinem Text.
Liebe Grüße
Thomas
vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Der Grund, warum ich mich relativ spät melde, ist, dass ich das Gedicht noch ein klein wenig überarbeitet habe, noch ein bisschen poliert habe an der einen oder anderen Stelle. Und das wollte ich erst unter Dach und Fach bringen, bevor ich dir schreibe.
An deiner grundsätzlichen Kritik am Text ändert sich dadurch natürlich nichts, da der prosaische Charakter gleich geblieben ist. Waren auch nur ein paar Stellen, die ich mir noch einmal vorgeknöpft habe.
Die ewige Debatte, wo Prosa aufhört und Lyrik anfängt bzw. umgekehrt, wird durch diesen Text, glaube ich, wohl nicht gelöst. Wieder einmal eine schmale Gratwanderung, wobei ich nicht so richtig aus meiner Haut kann. Das ist mein Stil, so schreibe ich. Für einen Prosatext sind mir hier aber zu viele Bilder und Metaphern drinnen. Das heißt natürlich nicht, dass ein Prosatext frei von Bildern und Metaphern sein sollte - das wäre natürlich absoluter Unfug - aber ich denke, im Gegensatz zu dir, dass man das Teil für einen reinen Prosatext gewaltig umschreiben müsste, quasi ein wenig in die Länge ziehen, um dem Leser Verschnaufpausen zu gönnen.
Der von dir angesprochene Kreis von Anfang und Ende bzw. Überschrift und Ende schließt sich meines Erachtens nach schon, wenngleich nicht direkt und offensichtlich. Denn ich finde, dass sowohl die Agrarmetaphorik als auch die Fischereimetaphorik zusammenpassen, aber da ist es durchaus möglich, dass ich durch mein Interesse für Wirtschaftsgeographie, wo ja im primären Sektor sowohl Land- und Forstwirtschaft, Bergbau als auch das Fischereiwesen zusammenkommen, vorbelastet bin. Was nun das Gedicht betrifft, so passt mir am Ende die Fischermetapher nicht mehr wirklich rein - das wäre zu sehr erzwungen, wie ich finde. So ist mir die Rückbesinnung auf die Zeilen "Ich Wanderer Beheimateter Fremder / der die Saat der Stadt gestreut / und die Ernte eingefahren hat" geeigneter, um das Gedicht abzuschließen. Denn eben in jenen gerade angesprochenen Zeilen steckt für mich die Grundthematik des Gedichtes drinnen.
Das alles ist natürlich nur meine persönliche Meinung und ich bin mir sicher, dass sich auch viele finden werden, die deiner Meinung sind und das, was ich gerade von mir gebe, mit einem genervten "Bullshit" kommentieren - zumindest geistig. Und ich kann deine Kritik auch verstehen und nachvollziehen, teile sie aber nicht so ganz - eben aus den dargelegten Gründen.
Es freut mich aber wirklich sehr, dass sich auch für dich - wo du eine völlig andere Art der Dichtung bevorzugst als ich und auch deine berechtigten Gründe hattest, den Text nicht allzu sehr zu mögen - das Lesen gelohnt hat. Mir persönlich ist dieses Gedicht sehr wichtig, es steckt mehr von mir selbst drinnen als in allen anderen Gedichten von mir und insofern freut es mich besonders, dass meine philosophischen Betrachtungen nicht bloß heiße Luft geblieben sind. Das war im Grunde meine größte Befürchtung - dass ich mich nicht verständlich machen konnte bzw. die Leser meinen Text nicht nachvollziehen können.
Vielen Dank noch einmal für deine Beschäftigung mit meinem Text.
Liebe Grüße
Thomas
#4
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Die Netze der Stadt
in Diverse 06.11.2006 12:49von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Tom
Ich hatte auch gar nicht vor, eine Diskussion über Gratwanderungen auszulösen bzw. sagte ich nicht, dass dies kein Gedicht sei. Meiner Meinung nach braucht der Text eben keine Zeilenschaltungen, um zu wirken. Von daher ist es eigentlich ein Kompliment gewesen. Aber wenn Du es nicht willst, dann gib’s halt zurück.
Ich sehe auch nicht ein, wieso ein Prosatext nicht lyrisch sein kann, und/oder nicht verdichtet bzw. dem Leser nicht genügend Schnauf gönnen kann. Im Gedicht ist es zwar leichter, dem Leser die Intention des Autors zu vermitteln – eben, er fügt Zeilenumbrüche ein und „befiehlt“ dem Leser dadurch: Schau her, das ist mir wichtig – die Prosa vermag das aber in gewisser Weise auch. Lyrische Prosa verlangt – meiner Meinung nach – vom Leser etwas mehr, da sie sich auf die literarische „Mündigkeit“ des Lesers verlässt ... verlassen muss. Aber das sind natürlich Spitzfindigkeiten und meine ganz persönliche Sichtweise. Wenn Du mir sagst, das ist mein Stil und ich will daran nichts ändern, dann bin ich sicher die Letzte, die Dir das ausreden will. Aber wir sind hier ja auch deshalb, damit man ein wenig über dies und jenes palavern kann und andere Sichtweisen (ob sie jetzt "richtig" oder "falsch" sind) sind sicher interessanter, als gleichgeschaltete Vorlieben.
Btw. was für eine Art der Dichtung bevorzuge ich denn?
Gruss zurück
Margot
Ich hatte auch gar nicht vor, eine Diskussion über Gratwanderungen auszulösen bzw. sagte ich nicht, dass dies kein Gedicht sei. Meiner Meinung nach braucht der Text eben keine Zeilenschaltungen, um zu wirken. Von daher ist es eigentlich ein Kompliment gewesen. Aber wenn Du es nicht willst, dann gib’s halt zurück.
Ich sehe auch nicht ein, wieso ein Prosatext nicht lyrisch sein kann, und/oder nicht verdichtet bzw. dem Leser nicht genügend Schnauf gönnen kann. Im Gedicht ist es zwar leichter, dem Leser die Intention des Autors zu vermitteln – eben, er fügt Zeilenumbrüche ein und „befiehlt“ dem Leser dadurch: Schau her, das ist mir wichtig – die Prosa vermag das aber in gewisser Weise auch. Lyrische Prosa verlangt – meiner Meinung nach – vom Leser etwas mehr, da sie sich auf die literarische „Mündigkeit“ des Lesers verlässt ... verlassen muss. Aber das sind natürlich Spitzfindigkeiten und meine ganz persönliche Sichtweise. Wenn Du mir sagst, das ist mein Stil und ich will daran nichts ändern, dann bin ich sicher die Letzte, die Dir das ausreden will. Aber wir sind hier ja auch deshalb, damit man ein wenig über dies und jenes palavern kann und andere Sichtweisen (ob sie jetzt "richtig" oder "falsch" sind) sind sicher interessanter, als gleichgeschaltete Vorlieben.
Btw. was für eine Art der Dichtung bevorzuge ich denn?
Gruss zurück
Margot
Also Margot, dass du mich aber auch immer in die Gräber, die ich mir schaufle, reinstoßen musst!
Dann mal vielen Dank für dein Kompliment und Schande über mich, dass ich es nicht als solches erkannt habe.
Ich denke, du weißt, dass ich sehr gern mit dir über dieses und jenes in Dichtung und Undichtung palavere und insofern vielen Dank für deine Beiträge, die immer anregend sind, mal ganz pauschal. Hier aber besonders, denn eines ist mir wieder einmal sehr bewusst geworden: Erst dann, wenn man in der Lage ist, seine eigene Dichtung zu begründen und glaubhaft zu "verteidigen" (obwohl jetzt das Wort an sich etwas unpassend erscheinen mag), darf man sich - im weitesten Sinne des Wortes - einen Dichter nennen. Und ich merke, dass ich mich da herantaste, da ich von deinem Kommentar voll gefordert war, aber dennoch eine halbwegs schlüssige Antwort zu Wege gebracht habe.
Im Übrigen stimme ich dir voll und ganz zu, dass gleichgeschaltete Vorlieben so ziemlich das Letzte sind, was wir brauchen. Denn dann wäre es ganz schön langweilig hier.
Was jetzt deinen Geschmack betrifft (da habe ich mich wohl wieder mal wunderbar missverständlich ausgedrückt in meinem ersten Beitrag), so weiß ich oder glaube ich zu wissen, dass dir ein metrisch und reimtechnisch ordentlich durchkomponiertes Werk mehr zusagt als meine schnoddrige Prosadichtung. Liege ich da so halbwegs richtig?
Wie auch immer, es hat mich sehr gefreut, deinen Namen unter einem von meinen Gedichten zu lesen, denn jedesmal, wenn das der Fall ist, dann weiß ich, dass eine gute und fruchtbare Diskussion zustande kommt, aus der ich viel für mich mitnehmen kann.
Viele Grüße
Thomas
Dann mal vielen Dank für dein Kompliment und Schande über mich, dass ich es nicht als solches erkannt habe.
Ich denke, du weißt, dass ich sehr gern mit dir über dieses und jenes in Dichtung und Undichtung palavere und insofern vielen Dank für deine Beiträge, die immer anregend sind, mal ganz pauschal. Hier aber besonders, denn eines ist mir wieder einmal sehr bewusst geworden: Erst dann, wenn man in der Lage ist, seine eigene Dichtung zu begründen und glaubhaft zu "verteidigen" (obwohl jetzt das Wort an sich etwas unpassend erscheinen mag), darf man sich - im weitesten Sinne des Wortes - einen Dichter nennen. Und ich merke, dass ich mich da herantaste, da ich von deinem Kommentar voll gefordert war, aber dennoch eine halbwegs schlüssige Antwort zu Wege gebracht habe.
Im Übrigen stimme ich dir voll und ganz zu, dass gleichgeschaltete Vorlieben so ziemlich das Letzte sind, was wir brauchen. Denn dann wäre es ganz schön langweilig hier.
Was jetzt deinen Geschmack betrifft (da habe ich mich wohl wieder mal wunderbar missverständlich ausgedrückt in meinem ersten Beitrag), so weiß ich oder glaube ich zu wissen, dass dir ein metrisch und reimtechnisch ordentlich durchkomponiertes Werk mehr zusagt als meine schnoddrige Prosadichtung. Liege ich da so halbwegs richtig?
Wie auch immer, es hat mich sehr gefreut, deinen Namen unter einem von meinen Gedichten zu lesen, denn jedesmal, wenn das der Fall ist, dann weiß ich, dass eine gute und fruchtbare Diskussion zustande kommt, aus der ich viel für mich mitnehmen kann.
Viele Grüße
Thomas
#6
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Die Netze der Stadt
in Diverse 06.11.2006 15:20von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Rod,
ich gebe zu, ich habe Deinen Text nicht komplett gelesen, werde es aber hoffentlich zu müßigerer Stunde nocheinmal tun. Was mir nur spontan einen Kommentar abringt, sind drei Verse ziemlich zu Beginn des Textes:
ausgeworfen um das Brot auf den Tisch zu bringen
ausgeworfen um das Geld in die Kassen zu bringen
ausgeworfen wegen des Kitzels der Jagd
Diese Wiederholungen von Satzfragmenten funktionieren nach meinem Gefühl in Songs ganz gut und sind zumeist sehr stimmungsvoll. Bei The Cure kommt das ständig, und da liebe ich das.
In Gedichten allerdings finde ich sie so zwischendrin nicht so gelungen, weil ich dann immer denke, eine Variation auf diesem Satzrumpf hätte ich schön und interessant gefunden. So wirken sie etwas langweilig.
Dazu muss ich allerdings nochmal wiederholen, den Text nicht im Detail betrachtet zu haben. Für solche Konstruktionen kann es sicher formale und inhaltliche Gründe geben, die ich hier bei meinem oberflächlichen Drüberschauen allerdings nicht wahrgenommen habe. Ich würde das aber dennoch einfach nochmal überdenken.
Derweil verspreche ich, mich mal genauer mit dem Text zu befassen, der mein Interesse schon mal geweckt hat, ob als Prosa oder Gedicht. Egal.
Grüße,
GW
ich gebe zu, ich habe Deinen Text nicht komplett gelesen, werde es aber hoffentlich zu müßigerer Stunde nocheinmal tun. Was mir nur spontan einen Kommentar abringt, sind drei Verse ziemlich zu Beginn des Textes:
ausgeworfen um das Brot auf den Tisch zu bringen
ausgeworfen um das Geld in die Kassen zu bringen
ausgeworfen wegen des Kitzels der Jagd
Diese Wiederholungen von Satzfragmenten funktionieren nach meinem Gefühl in Songs ganz gut und sind zumeist sehr stimmungsvoll. Bei The Cure kommt das ständig, und da liebe ich das.
In Gedichten allerdings finde ich sie so zwischendrin nicht so gelungen, weil ich dann immer denke, eine Variation auf diesem Satzrumpf hätte ich schön und interessant gefunden. So wirken sie etwas langweilig.
Dazu muss ich allerdings nochmal wiederholen, den Text nicht im Detail betrachtet zu haben. Für solche Konstruktionen kann es sicher formale und inhaltliche Gründe geben, die ich hier bei meinem oberflächlichen Drüberschauen allerdings nicht wahrgenommen habe. Ich würde das aber dennoch einfach nochmal überdenken.
Derweil verspreche ich, mich mal genauer mit dem Text zu befassen, der mein Interesse schon mal geweckt hat, ob als Prosa oder Gedicht. Egal.
Grüße,
GW
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