Ich, Michael Lüttke, der Poeten-Gott
Anklage lautet: Überschätzung
in Verbindung mit Gejammer.
Gesperrt wird die Vernetzung,
ab in die Dunkelkammer.
Vorerst in strenger Einzelhaft
kein PC und keine Tastatur.
Mein Leben wird dahingerafft,
wie schaffe ich das nur?
Die Richter reden tagelang,
die Schöffen sind besoffen.
Mir wird im Finstern Angst und bang,
wie soll ich da noch hoffen.
Dann kommt der Tag der Wahrheit,
man führt mich wortlos hin.
Heute gibt es Klarheit,
ob ich des Todes bin.
Zeugen werden vorgeführt,
die hab’ ich nie gesehen.
Ein jeder hier im Saale spürt,
was Großes wird geschehen.
Das Urteil wie ein Messer sticht,
mir tief ins Dichterherz.
Verteidigen darf ich mich nicht,
ich spüre tiefen Metrikschmerz.
Der anwesende Poeten-Gott
sei ab heute ausgeschlossen.
Entweder er kommt auf’s Schafott
oder er wird kurz erschossen.
Zur Begründung nachgereicht:
Ein Manuskript der Banalität.
In reinsten Tränen aufgeweicht,
damit es jeder hier versteht
Ich schreie noch und rufe: Nein,
doch man hat schon angelegt.
Soll das nun mein Ende sein,
von schwachen Richtern flachgelegt?
Ich werde wie der Phönix dann
auferstehen aus Asche bald.
Ihr müßt mich lesen irgendwann,
wenn’s sein muss mit Gewalt.