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#1
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Schein
in Düsteres und Trübsinniges 07.02.2007 19:40von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Schein
He Alter dort, am morschen Tresen!
schlag für mich auf Dein bestes Fass,
bin grade noch auf See gewesen,
komm mach mir meine Seele nass.
Füll mir den Becher mit dem Roten,
nur frage nicht:“Woher? Wohin?“
Ich komm gerade von den Toten,
und such des Lebens tiefen Sinn.
So schwer wie Blei sind die Gedanken,
ein starker Sog zieht mich hinab,
ich hör das Splittern fester Planken
und schaue in das tiefe Grab.
Die gestern mir noch Spießgesellen,
hinweggefegt von starker Hand,
und ruhen nun in großen Wellen,
nur eine spülte mich an Land.
Wie konnten sie nur mich verschonen?
Ich fühl mich schuldig und sehr klein,
ist Weiterleben ein Belohnen,
das Leben nur ein falscher Schein?
Schein.mp3
He Alter dort, am morschen Tresen!
schlag für mich auf Dein bestes Fass,
bin grade noch auf See gewesen,
komm mach mir meine Seele nass.
Füll mir den Becher mit dem Roten,
nur frage nicht:“Woher? Wohin?“
Ich komm gerade von den Toten,
und such des Lebens tiefen Sinn.
So schwer wie Blei sind die Gedanken,
ein starker Sog zieht mich hinab,
ich hör das Splittern fester Planken
und schaue in das tiefe Grab.
Die gestern mir noch Spießgesellen,
hinweggefegt von starker Hand,
und ruhen nun in großen Wellen,
nur eine spülte mich an Land.
Wie konnten sie nur mich verschonen?
Ich fühl mich schuldig und sehr klein,
ist Weiterleben ein Belohnen,
das Leben nur ein falscher Schein?
Schein.mp3
Zitat: |
Knud Knudsen schrieb am 07.02.2007 19:40 Uhr: Schein He Alter, dort am morschen Tresen, schlag für mich auf Dein bestes Fass, bin gerade noch auf See gewesen, komm mach mir meine Seele nass. Füll mir den Becher, mit dem Roten, nur frage nicht :“Woher? Wohin?“ Ich komm gerade von den Toten, und such des Lebens tiefen Sinn. So schwer wie Blei sind die Gedanken, ein starker Sog zieht mich hinab, ich hör das Splittern fester Planken, und schaue in das tiefe Grab. Die gestern mir noch Spießgesellen, hinweggefegt von starker Hand, und ruhen nun in großen Wellen, nur eine spülte mich an Land. Wie konnten sie nur mich verschonen? Ich fühl mich schuldig und sehr klein, ist Weiterleben ein Belohnen, das Leben nur ein falscher Schein? |
Hallo Knud Knudsen,
Fünf Strophen, die mir wie ein Film vorm inneren Auge ablaufen. Ich sehe die Hafenkneipe, den Wirt, den Seemann, der reintaumelt, draußen stürmt es, man ahnt die Schreckensszene, die sich gerade auf dem kenternden Schiff abgespielt hat. Dann seine Verzweiflung, das Hadern mit dem Schicksal, das Schuldgefühl.
Jedes Wort, jede Zeile schlüssig, starke Wortspiele „…auf See gewesen, …mach mir meine Seele nass.“ Oder „..komm gerade von den Toten, …such des Lebens tiefen Sinn.“ Kein Reim wirkt auf mich gesucht, alles wirkt natürlich, locker und dabei keineswegs trivial. Auch der Fortgang der „Handlung“ vollzieht sich in einem starken, aber ruhigen Zug, Sprache, Inhalt und Form greifen bruchlos ineinander. Zum Schluss das Reflektieren auf den Lebenssinn, das Fragile der Existenz.
Ich find’s sehr beeindruckend, sehr plastisch, wie schon gesagt, sozusagen filmreif.
Nur ein persönlicher Eindruck natürlich.
Freundlichen Gruß
alfabeta
#3
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Schein
in Düsteres und Trübsinniges 07.02.2007 22:12von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
#4
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Schein
in Düsteres und Trübsinniges 07.02.2007 22:34von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Oh, der Seemann hat auch eine Stimme!
Hi Knud
Das gefällt mir! Der Vortrag auch, wobei ich bei der Musik ein wenig an Kapitän Blaubär denken muss. Mir fiel sofort dieses Hinterfragen auf. Erst kürzlich las ich darüber, dass sich Überlebende – meist ein ganzes Leben lang – schuldig fühlen, gerade weil sie überlebt haben. Das ist schon krass, nicht?
Noch ein paar Kritteleien. Ich hab’s jetzt nicht komplett ge-xt, aber in S1/Z3 hast Du eine Silbe zuviel. Ich würde aus gerade deshalb grade machen. Nach dort ein Koma und unbedingt ein Ausrufezeichen am Schluss dieser Strophe.
In der 2 Strophe nach Becher dann kein Koma und in Strophe 3 wäre evtl. ‚ein tiefes Grab’ besser. Weiss nicht, nur so eine spontane Idee.
In Str. 4 würde ich – zum besseren Verständnis – nach Spiessgesellen einen Doppelpunkt setzen und die 3. Zeile evtl. mit ‚sie’ beginnen, nachdem nach Hand der Satz mit einem Ausrufezeichen beendet wird.
Das sind aber nur Erdnüsse… …und ich nominiere das Gedicht gerne (ich hab ja 25 Posts *g), weil es wirklich gut „rüber“ kommt.
Gruss
Margot
Hi Knud
Das gefällt mir! Der Vortrag auch, wobei ich bei der Musik ein wenig an Kapitän Blaubär denken muss. Mir fiel sofort dieses Hinterfragen auf. Erst kürzlich las ich darüber, dass sich Überlebende – meist ein ganzes Leben lang – schuldig fühlen, gerade weil sie überlebt haben. Das ist schon krass, nicht?
Noch ein paar Kritteleien. Ich hab’s jetzt nicht komplett ge-xt, aber in S1/Z3 hast Du eine Silbe zuviel. Ich würde aus gerade deshalb grade machen. Nach dort ein Koma und unbedingt ein Ausrufezeichen am Schluss dieser Strophe.
In der 2 Strophe nach Becher dann kein Koma und in Strophe 3 wäre evtl. ‚ein tiefes Grab’ besser. Weiss nicht, nur so eine spontane Idee.
In Str. 4 würde ich – zum besseren Verständnis – nach Spiessgesellen einen Doppelpunkt setzen und die 3. Zeile evtl. mit ‚sie’ beginnen, nachdem nach Hand der Satz mit einem Ausrufezeichen beendet wird.
Das sind aber nur Erdnüsse… …und ich nominiere das Gedicht gerne (ich hab ja 25 Posts *g), weil es wirklich gut „rüber“ kommt.
Gruss
Margot
#5
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Schein
in Düsteres und Trübsinniges 08.02.2007 09:55von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
#6
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Schein
in Düsteres und Trübsinniges 09.02.2007 12:05von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hi Knud,
sehr plastisch, wie alfabeta gesagt hat . Ich fühle mich ins letzte Jahrhundert... nee, eigentlich gar ins vor- oder vorvorletzte Jahrhundert zurückversetzt und habe die sturmgepeitschte Kaschemme vor Augen, in die so ein durchnässter Seebär platzt und Rum braucht. Metrisch ist es nunmehr auch sauber, Reime sind gut, sprachlich überzeugt es.
Das Hinterfragen am Ende tut Deinen Zeilen auf jeden Fall gut, das hebt Deinen Text über eine alte Seebärenmähr hinaus. Ich verstehe die letzte Zeile - auch wenn sie als Frage formuliert ist - dass man erst zu Leben beginnt, wenn man dem Tod von der Planke gesprungen ist, auch wenn (oder gerade weil?) sich das lyrIch eher klein und unbedeutend fühlt.
Die Audioversion ist spaßig und ich habe sie gern gehört. Sehr stimmungsvoll, Du könntest ruhig öfters mal etwas vertonen !
Don
sehr plastisch, wie alfabeta gesagt hat . Ich fühle mich ins letzte Jahrhundert... nee, eigentlich gar ins vor- oder vorvorletzte Jahrhundert zurückversetzt und habe die sturmgepeitschte Kaschemme vor Augen, in die so ein durchnässter Seebär platzt und Rum braucht. Metrisch ist es nunmehr auch sauber, Reime sind gut, sprachlich überzeugt es.
Das Hinterfragen am Ende tut Deinen Zeilen auf jeden Fall gut, das hebt Deinen Text über eine alte Seebärenmähr hinaus. Ich verstehe die letzte Zeile - auch wenn sie als Frage formuliert ist - dass man erst zu Leben beginnt, wenn man dem Tod von der Planke gesprungen ist, auch wenn (oder gerade weil?) sich das lyrIch eher klein und unbedeutend fühlt.
Die Audioversion ist spaßig und ich habe sie gern gehört. Sehr stimmungsvoll, Du könntest ruhig öfters mal etwas vertonen !
Don
#7
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Schein
in Düsteres und Trübsinniges 09.02.2007 16:30von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
danke Don,
das war ein erster Versuch und EDV-technisch ist das Einbinden nur mir Arnos Hilfe gelungen. Aber das hat unser guter Tümpelgeist schnell und toll bewerkstelligt. Ja wenn wir Arno nicht hätten
Klar Vertonungen reizen mich, aber der Text muss passen ausserdem nicht die Menge macht es
Ich danke Dir
Gruss
Knud
das war ein erster Versuch und EDV-technisch ist das Einbinden nur mir Arnos Hilfe gelungen. Aber das hat unser guter Tümpelgeist schnell und toll bewerkstelligt. Ja wenn wir Arno nicht hätten
Klar Vertonungen reizen mich, aber der Text muss passen ausserdem nicht die Menge macht es
Ich danke Dir
Gruss
Knud
ich bin ja auch noch stark am üben, was das Einlesen angeht.
Für das erste Mal finde ich das klasse.
Der Text gefällt mir gut, ist rund und knackig. Der Inhalt muss nicht erklärt werden, was für mich immer sehr erfrischend ist. Die Reime sind gelungen und der Text fließt.
Was gibts sonst noch zu sagen?
Gruß, Fabian
Für das erste Mal finde ich das klasse.
Der Text gefällt mir gut, ist rund und knackig. Der Inhalt muss nicht erklärt werden, was für mich immer sehr erfrischend ist. Die Reime sind gelungen und der Text fließt.
Was gibts sonst noch zu sagen?
Gruß, Fabian
#9
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Schein
in Düsteres und Trübsinniges 12.02.2007 16:34von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
#11
von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Schein
in Düsteres und Trübsinniges 13.02.2007 12:01von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
#12
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Schein
in Düsteres und Trübsinniges 13.02.2007 12:59von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
#13
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Schein
in Düsteres und Trübsinniges 18.02.2007 11:08von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
sehr schön!
hallo Knud
das fängt ja passend an, mit dem "morschen Tresen" und hört trüb und düster auf mit dem "falschen Schein". inhaltlich überzeugt es aber selbst Landratten wie mich: das Splittern fester Planken, die "eine" Welle, die nasse Seele, die Gedanken schwer wie Blei, all dies erzeugt authentische Atmosphäre, die zu fesseln vermag.
ein paar orthographische Kleinigkeiten:
- S2Z2: ein falsches Leerzeichen zwischen "nicht" und Doppelpunkt.
- ebenda, die Anführungszeichen bei "Woher? Wohin?". es ist doch immer die gleiche Person die spricht. sie wird von niemandem unterbrochen. gerade dies unterstreicht die Eindringlichkeit der Verse. von "He Alter" bis zum "Schein?" ist die Aufmerksamkeit aller (somit auch des Lesers) auf den unglücklichen Seemann gerichtet, ja geradezu fokussiert. diese Anführungszeichen lenken also nur ab, und sind meiner Ansicht nach überflüssig,
- wie auch in S3Z3 das Komma nach Planken nicht benötigt wird.
zur Audioversion:
verwendest du drei Tonspuren?
die erste Tonspur (die für die Kneipengeräusche) sollte vielleicht etwas gedimmt werden. im Vergleich zur einsetzenden Stimme ist sie etwas zu laut. auch beim wiedereinsetzen der Geräuschkulisse macht sich das bemerkbar. da wäre nach "Schein?" vielleicht eine etwas längere Pause angebracht und ein behutsameres Einblenden (das Türzuschlagen kommt allzu unmittelbar). die Untermalung der Sprechstimme ist aber dezent genug. leider ist trotzdem noch ein Hintergrundrauschen zu hören. wenn du ein Mikro verwendest, dann solltest du vielleicht mehr Abstand zum Rechner einnehmen.
beides hat mir aber gefallen: Text und Vortrag. beim ersteren ist die Nominierung ja schon zu Recht erfolgt, letzteren hab ich in meiner Audio-Lyrik-Bibliothek gespeichert (auch zum Vergleich falls du nochmal mischen gehst).
Gruß
Alcedo
hallo Knud
das fängt ja passend an, mit dem "morschen Tresen" und hört trüb und düster auf mit dem "falschen Schein". inhaltlich überzeugt es aber selbst Landratten wie mich: das Splittern fester Planken, die "eine" Welle, die nasse Seele, die Gedanken schwer wie Blei, all dies erzeugt authentische Atmosphäre, die zu fesseln vermag.
ein paar orthographische Kleinigkeiten:
- S2Z2: ein falsches Leerzeichen zwischen "nicht" und Doppelpunkt.
- ebenda, die Anführungszeichen bei "Woher? Wohin?". es ist doch immer die gleiche Person die spricht. sie wird von niemandem unterbrochen. gerade dies unterstreicht die Eindringlichkeit der Verse. von "He Alter" bis zum "Schein?" ist die Aufmerksamkeit aller (somit auch des Lesers) auf den unglücklichen Seemann gerichtet, ja geradezu fokussiert. diese Anführungszeichen lenken also nur ab, und sind meiner Ansicht nach überflüssig,
- wie auch in S3Z3 das Komma nach Planken nicht benötigt wird.
zur Audioversion:
verwendest du drei Tonspuren?
die erste Tonspur (die für die Kneipengeräusche) sollte vielleicht etwas gedimmt werden. im Vergleich zur einsetzenden Stimme ist sie etwas zu laut. auch beim wiedereinsetzen der Geräuschkulisse macht sich das bemerkbar. da wäre nach "Schein?" vielleicht eine etwas längere Pause angebracht und ein behutsameres Einblenden (das Türzuschlagen kommt allzu unmittelbar). die Untermalung der Sprechstimme ist aber dezent genug. leider ist trotzdem noch ein Hintergrundrauschen zu hören. wenn du ein Mikro verwendest, dann solltest du vielleicht mehr Abstand zum Rechner einnehmen.
beides hat mir aber gefallen: Text und Vortrag. beim ersteren ist die Nominierung ja schon zu Recht erfolgt, letzteren hab ich in meiner Audio-Lyrik-Bibliothek gespeichert (auch zum Vergleich falls du nochmal mischen gehst).
Gruß
Alcedo
#15
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Schein
in Düsteres und Trübsinniges 18.02.2007 13:13von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Danke Alcedo. Mit den Satzzeichen hast Du recht. Wird geändert. Die Sturm und Wellengeräsuche, Vor-und Abspann sind bewusst so laut gewählt, damit dann die Situation in der Kneipe die benötigte Ruhe bringt. Tonspuren, ja ich arbeite sogar mit fünf Tonspuren. Das Rauschen ist ein kleines Problem, vielleicht das Mikro? Mal sehen.
Danke Dir
Gruss
Knud
Liebe Marg,
na klar habe ich an Dich gedacht. Deine schöne, warme und tiefe Stmme, mit diesem herrlichen Schweizerdeutsch würde mir dort auch sehr gut gefallen. Ausserdem weckt sie in mir immer wieder alte Erinnerungen aus einem vorherigen Leben.
Liebe Grüsse
Knud
Danke Dir
Gruss
Knud
Liebe Marg,
na klar habe ich an Dich gedacht. Deine schöne, warme und tiefe Stmme, mit diesem herrlichen Schweizerdeutsch würde mir dort auch sehr gut gefallen. Ausserdem weckt sie in mir immer wieder alte Erinnerungen aus einem vorherigen Leben.
Liebe Grüsse
Knud
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