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Place de Clichy
Röchelnd aus der Metro aufgeriss'nen Schlünden
tauchen auf und stürzen hastig ins Gemenge
auf den Straßen, die von allen Seiten münden,
Menschenmassen, während andre durch die Gänge,
die zur U-Bahn führen, drängend sich beeilen.
Der Boulevard kann kaum den Fahrzeugbrei zerteilen.
Mit langen Armen schiebt er rote Autobusse
durch brodelndes Gewühle nach der Vorstadt hin,
zum Zentrum auch, nur weg von sich, doch bleibt zum Schlusse
es unverändert so wie es am Anbeginn.
Die breiten Scheiben der Veranden der Bistros
sie hemmen kaum den Lärm, der von der Straße dringt.
An Tischchen hocken die Touristen dos-à-dos,
man lacht und freut sich, dass man hier ist, und man trinkt,
sagt Olala! How great! und zeigt mit nacktem Finger
zur andern Straßenseite, wo die jungen Dinger
wie Bienenschwärme drängen aus dem Tor der Schule,
beäugt von einer Horde Burschen voller Gier.
Dann Hand in Hand verschwinden Heteros und Schwule
und suchen in der Pizzeria ihr Pläsier.
Bei Coca Cola, Zigaretten oder Joint
beschließt man leicht, mit wem und wo sich amüsieren.
Wer dabei übrig bleibt, vielleicht hinüberstreunt
zum Filmpalast, im dunklen Saale zu riskieren
vom Nachbarsitze her ein Tasten nach dem Schenkel.
Man schließt die Augen und vergisst des Tags Geplänkel...
Umspült von Lärm, verseuchter Luft und Schmutz bedrängt,
schweigt vornehm und gelassen eine Brasserie,
in der wie leises Wehen ein Erinnern hängt
an jene Zeit der stillen Tage in Clichy.
Röchelnd aus der Metro aufgeriss'nen Schlünden
tauchen auf und stürzen hastig ins Gemenge
auf den Straßen, die von allen Seiten münden,
Menschenmassen, während andre durch die Gänge,
die zur U-Bahn führen, drängend sich beeilen.
Der Boulevard kann kaum den Fahrzeugbrei zerteilen.
Mit langen Armen schiebt er rote Autobusse
durch brodelndes Gewühle nach der Vorstadt hin,
zum Zentrum auch, nur weg von sich, doch bleibt zum Schlusse
es unverändert so wie es am Anbeginn.
Die breiten Scheiben der Veranden der Bistros
sie hemmen kaum den Lärm, der von der Straße dringt.
An Tischchen hocken die Touristen dos-à-dos,
man lacht und freut sich, dass man hier ist, und man trinkt,
sagt Olala! How great! und zeigt mit nacktem Finger
zur andern Straßenseite, wo die jungen Dinger
wie Bienenschwärme drängen aus dem Tor der Schule,
beäugt von einer Horde Burschen voller Gier.
Dann Hand in Hand verschwinden Heteros und Schwule
und suchen in der Pizzeria ihr Pläsier.
Bei Coca Cola, Zigaretten oder Joint
beschließt man leicht, mit wem und wo sich amüsieren.
Wer dabei übrig bleibt, vielleicht hinüberstreunt
zum Filmpalast, im dunklen Saale zu riskieren
vom Nachbarsitze her ein Tasten nach dem Schenkel.
Man schließt die Augen und vergisst des Tags Geplänkel...
Umspült von Lärm, verseuchter Luft und Schmutz bedrängt,
schweigt vornehm und gelassen eine Brasserie,
in der wie leises Wehen ein Erinnern hängt
an jene Zeit der stillen Tage in Clichy.
#2
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Place de Clichy
in Diverse 19.02.2007 16:28von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Danke Knud,
ich versuche hier, mich mit einer Realität zu schlagen, was ich, für mich, ungemein schwieriger finde, als die Gestaltung einer Phantasie, eines Erinnerns oder auch nur einer Stimmung. Umso zufriedener bin ich, dass mir dies, wenn ich deinen Kommentar heranziehen darf, in gewisser Hinsicht gelungen sein dürfte.
Freundliche Grüße. Primel
ich versuche hier, mich mit einer Realität zu schlagen, was ich, für mich, ungemein schwieriger finde, als die Gestaltung einer Phantasie, eines Erinnerns oder auch nur einer Stimmung. Umso zufriedener bin ich, dass mir dies, wenn ich deinen Kommentar heranziehen darf, in gewisser Hinsicht gelungen sein dürfte.
Freundliche Grüße. Primel
Respekt, ein gelungenes Werk. Sprachlich ein Genuss mit nur sehr wenigen Konzessionen und die sind sämtlichst goutierbar. Inhaltlich eine Beschreibung wuselnden Lebens an einem Platz, in deren einer Ecke der Erzähler sitzt und sich wehmütig stillerer Tage erinnert. Formal ist das sauber, die Kadenzwechsel scheinen zufällig, beleben das Geschäft dadurch. Das Reimschema ist ein Kreuzreim, der jeweils durch einen strophisch getrennten Paarreim unterbrochen wird. Das ist raffiniert und gefällt.
Inhaltlich plätschert das Gedicht in der Beschreibung so dahin, eine Beschreibung, die nicht so inspiriert ist, wie die Sprache und die Form. Lediglich die Strophe 2 kann mir da besser als gut gefallen: Wie da der personifizierte Boulevard die Autoschlangen schiebt, egal wohin, nur weg von sich, wobei ihm das doch nicht gelingen kann, das hat was. Der Genuss wird ein wenig durch den sprachlichen Ausdruck des letzten Verses geschmälert, aber nur ein wenig.
In Strophe 1 gefällt mir das röchelnde und zudem syntaktisch arg verzögerte Auftreten der Menschenmassen nicht. Strophe 2 ist ein nettes Geplänkel, warum man jetzt Rücken an Rücken sitzt weiß ich nicht aber vielleicht ist das im Französischen idiomatisch für dicht gedrängt. Der nackte Finger ist mir zu unmotiviert bzw. dieser und das strophenübergreifende Enjambement sowie die Wortwahl machen aus den jungen, gierig beäugten Dingern in der Nachbarschaft zu den Begriffen „Heteros“ und „Schwule“ so etwas wie Schulmädchen aus dem gleichen Report. Warum die es ausgerechnet in der Pizzeria treiben, weiß ich nicht.
In Strophe 4 erscheint mir das Greifen nach dem Schenkel in natura ebenso ungelenk, wie das Geschriebene und in der letzten Strophe, die ansonsten eine kunstvolle Wendung und Endung darstellt, ist der Vers zu Beginn etwas seltsam. Das alles sind wie gesagt nur Kleinigkeiten, die den Gesamteindruck nicht sonderlich trüben, derentwegen ich aber eben nicht das gesamte Gedicht hervorragend finden kann. Streckenweise ist es das aber zweifellos und gehört ganz sicher zu den gelungenen Versuchen. Auffällig finde ich, dass mir die Strophen 3, 4 und 5, die auf metaphorische Bilder verzichten (vom Bienenschwarm mal abgesehen) als die Schwächeren erscheinen. Die bildlichen Strophen sind da stärker und Strophe 2 nach meinem Geschmack die Stärkste. Aber wer weiß: Wenn jede Strophe so eine Allegorie zeitigte, hätte ich es vielleicht überladen gefunden?
Summa summarum ein niveauvolles Gedicht, das ich gerne gelesen habe.
Inhaltlich plätschert das Gedicht in der Beschreibung so dahin, eine Beschreibung, die nicht so inspiriert ist, wie die Sprache und die Form. Lediglich die Strophe 2 kann mir da besser als gut gefallen: Wie da der personifizierte Boulevard die Autoschlangen schiebt, egal wohin, nur weg von sich, wobei ihm das doch nicht gelingen kann, das hat was. Der Genuss wird ein wenig durch den sprachlichen Ausdruck des letzten Verses geschmälert, aber nur ein wenig.
In Strophe 1 gefällt mir das röchelnde und zudem syntaktisch arg verzögerte Auftreten der Menschenmassen nicht. Strophe 2 ist ein nettes Geplänkel, warum man jetzt Rücken an Rücken sitzt weiß ich nicht aber vielleicht ist das im Französischen idiomatisch für dicht gedrängt. Der nackte Finger ist mir zu unmotiviert bzw. dieser und das strophenübergreifende Enjambement sowie die Wortwahl machen aus den jungen, gierig beäugten Dingern in der Nachbarschaft zu den Begriffen „Heteros“ und „Schwule“ so etwas wie Schulmädchen aus dem gleichen Report. Warum die es ausgerechnet in der Pizzeria treiben, weiß ich nicht.
In Strophe 4 erscheint mir das Greifen nach dem Schenkel in natura ebenso ungelenk, wie das Geschriebene und in der letzten Strophe, die ansonsten eine kunstvolle Wendung und Endung darstellt, ist der Vers zu Beginn etwas seltsam. Das alles sind wie gesagt nur Kleinigkeiten, die den Gesamteindruck nicht sonderlich trüben, derentwegen ich aber eben nicht das gesamte Gedicht hervorragend finden kann. Streckenweise ist es das aber zweifellos und gehört ganz sicher zu den gelungenen Versuchen. Auffällig finde ich, dass mir die Strophen 3, 4 und 5, die auf metaphorische Bilder verzichten (vom Bienenschwarm mal abgesehen) als die Schwächeren erscheinen. Die bildlichen Strophen sind da stärker und Strophe 2 nach meinem Geschmack die Stärkste. Aber wer weiß: Wenn jede Strophe so eine Allegorie zeitigte, hätte ich es vielleicht überladen gefunden?
Summa summarum ein niveauvolles Gedicht, das ich gerne gelesen habe.
Mein Text stiftete einige Verwirrung, und ich bin wohl verpflichtet, zumindest etwas dazu auszusagen.
Ich versuchte, dort wo gewisse Erotikreimer schnelll ins Obszöne abrutschen, durch Andeutungen die Phantasie anzuregen, nicht aber durch plumpe Kalauer zu erregen.
Wenn ich also von dem Tasten nach dem Schenkel spreche, so ist dies für mich bereits überexplizit, und ich finde es nicht in natura ebenso ungelenk, wie das Geschriebene. Versionen, wie nach
zum Filmpalast, im dunklen Saale zu riskieren fortzufahren mit
gehören einfach nicht hierher.
Eine andere Stelle war Anlass zu der Bemerkung Warum die es ausgerechnet in der Pizzeria treiben, weiß ich nicht, worauf ich nur sagen kann: Ich auch nicht! doch hatte ich gerade heute ein kleines Erlebnis, dass ich im folgenden Text beschreibe
Da ich aber weder am Abend dorthin gehen werde, noch jenen Ort allein aufzusuchen plane, bleibe ich also auch unwissend hinsichtlich der Vorgänge in Pizzerien!
Ich versuchte, dort wo gewisse Erotikreimer schnelll ins Obszöne abrutschen, durch Andeutungen die Phantasie anzuregen, nicht aber durch plumpe Kalauer zu erregen.
Wenn ich also von dem Tasten nach dem Schenkel spreche, so ist dies für mich bereits überexplizit, und ich finde es nicht in natura ebenso ungelenk, wie das Geschriebene. Versionen, wie nach
zum Filmpalast, im dunklen Saale zu riskieren fortzufahren mit
vom Nachbarsitze her ein Tasten nach dem Schwanze
und so man willig ist, dann geht man gleich aufs Ganze
/oder/
dass eines Nachbarn Hand das nackte Glied ergreift,
das gierig darauf wartet und sich schnell versteift.
(oder: vielleicht ein Lippenpaar sogar es sanft umreift)
/oder/
den Griff zum Nebensitze nach den Genitalien.
Wer kümmert sich denn schon um solche Lustlappalien?
gehören einfach nicht hierher.
Eine andere Stelle war Anlass zu der Bemerkung Warum die es ausgerechnet in der Pizzeria treiben, weiß ich nicht, worauf ich nur sagen kann: Ich auch nicht! doch hatte ich gerade heute ein kleines Erlebnis, dass ich im folgenden Text beschreibe
Erst heute war’s, als ich in einer Pizzeria
mit meinem angetrauten Weibe saß zum Mahle,
dass sich, als meine Gattin zur Toilette ging,
der Gastwirt nahte und mit leiser Stimme sagte,
ich möge doch ein andres Mal des Abends kommen,
dann seien willige Ragazzen hier zu Gast.
Bedauernd schüttelte den Kopf ich und ich zeigte
auf meinen Ehering, den stets ich offen trage.
Doch jener, der Verführung mir ins Ohr geträufelt,
nein, nicht zu töten mich, wie Hamletkenner glauben,
aus Solidarität allein von Mann zu Mann,
er grinste schief und sagte dann: „Na und? ich auch!“
Da ich aber weder am Abend dorthin gehen werde, noch jenen Ort allein aufzusuchen plane, bleibe ich also auch unwissend hinsichtlich der Vorgänge in Pizzerien!
Ach, wollte ich Genitalien sehen? Oder entsprang dieser kühne Gedankensprung jetzt eher deiner Lust auf steife Schwänze, welche ja auch andernorts so trefflich illustriert ist?
Und dein Erlebnis in allen Ehren, mir ist solches in Pizzerien noch niemals widerfahren und für so untypisch halte ich meine Pizzeria-Erfahrungen nicht, meine Frage insofern also für berechtigt.
Schlimm, wie uneinsichtig Leser sein können, nicht wahr?
Und dein Erlebnis in allen Ehren, mir ist solches in Pizzerien noch niemals widerfahren und für so untypisch halte ich meine Pizzeria-Erfahrungen nicht, meine Frage insofern also für berechtigt.
Schlimm, wie uneinsichtig Leser sein können, nicht wahr?
Entgleisung oder Anbiederung?
wenn ich den Avatar betrachte, den verzweifelten Blick der Kuhaugen, kann ich schon verstehen, dass dieses arme Wesen, selbst in menschlicher Verkleidung, in Pizzerien nur Bedauern, doch keine Provokation findet.
Ich bin nun einmal in der Stierrolle aufgewachsen und daher eher von Kühen als von anderen Stieren angeregt, doch können Ochsen bestensfalls mein Mitleid finden!
wenn ich den Avatar betrachte, den verzweifelten Blick der Kuhaugen, kann ich schon verstehen, dass dieses arme Wesen, selbst in menschlicher Verkleidung, in Pizzerien nur Bedauern, doch keine Provokation findet.
Ich bin nun einmal in der Stierrolle aufgewachsen und daher eher von Kühen als von anderen Stieren angeregt, doch können Ochsen bestensfalls mein Mitleid finden!
#8
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Place de Clichy
in Diverse 06.04.2007 21:16von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
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