Wow, das habe ich ja jetzt erst gesehen, dass der Chef selbst mir die Ehre gab.
In deinem Kommentar führt du aus, was mich an der Eindeutschung dieser japanischen Kunstform stört: Es funktioniert nicht! Unsere Silbensprache verfügt nicht annähernd über die Mehrdeutigkeit japanischer Symbolsprache. Dort sind meist mehrere Lesarten möglich, was u.a. dazu führt, dass die Übertragungen häufig so beliebig und belanglos wirken. Und nun bastelt eine eifrige Fangemeinde an diesen 5-7-5-Konstruktionen, bemüht sich idiotischerweise darum, möglichst keine sprachliche Finesse, also keine Stilmittel zu verwenden und auch ja keine Aussage zu machen, um sich nicht vor ihr Haiku zu stellen, da dieses ja ein Geschenk für den Leser ist. Was dabei herauskommt, ist in fast allen Fällen ein völlig belangloses Blabla, dem man aber natürlich ganze Universen von Bedeutungen zusprechen kann.
Und dann ist der Leser der Künstler und daher ist das für mich ein Blödsinn.
Draußen steht ein Baum. Sonne spielt in sattem Grün. Ich bin zuhause. Ja, genau. Es ist doch kein Wunder, dass es sich mittlerweile dabei um die beliebteste Lyrikform des Planeten handelt. Da darf sich dann jeder versuchen, Silben zählen und einen auf dicke Hose machen. Das Prinzip ist einfach: Je weniger ich sage bzw. schreibe, desto höher ist die Assoziations- und Interpretationsmöglichkeit.
Und das sagt dieses Haiku aus und damit ist es keines mehr. Also vergiss es!
DGadE
Albert