Hallo KB,
ja, manchmal ist es gar nicht so schön, verlassen zu werden. Ach, damit sollte man keinen Scherz treiben.
Ich denke aber, hier geht es weniger um das verlassen werden als um das verlassen sein, bzw. nicht (mehr) zusammenkommen.
Der Titel "verwöhnt und gelassen" spielt mit der Doppeldeutigkeit, etwas, das du auch z.B. "ich habe dich gern, verlassen" nutzt, um den Leser zunächst in die falsche Richtung zu loken.
Du machst in dem Text ausgiebig Gebrauch von Zeugmata, das gibt einen gewissen Kick, spielt mit der Verwunderung des Lesers.
In S 1 werde ich durch die Umständlichkeit der Formulierung "die wir imstande gewesen wären" ausgebremst. Ich meine, der schlichte Imperfekt würde es auch tun, also "als wir im Stande waren" bzw. "als wir instand waren", halte das sogar für logisch richtiger als den Konjunktiv.
Die Ellipse zu Beginn von S2 funktioniert bei mir nicht richtig. Das demontierte "also" läßt mich lediglich über Wort und Herkunft von "also" nachdenken.
Und im weiteren Verlauf schießt du den armen Erebus ab, der hängt sich dann gedanklich auf. Beim "ich habe dich gern, verlassen" da komme ich nochmal zurück, sähe da gerne anstelle des Kommas den lösenden Bindestrich. Mit dem "um dass du mich verlässt" verlasse ich Dich dann. Die Vertracktheit der Formulierung ...
Allerdings finde ich die Schlusszeilen gut gelungen, da habe ich (leider) wieder festen Boden unter den Füßen
"uns
ziellos auseinander zu setzen,
wie gewöhnlich, zuverlässig."
Ich hatte was ähnliches (Glaube ich) auszudrücken versucht, kam aber nicht zu der gelungenen Abschlußaussage.
Liebe Grüße
Ulrich