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#1
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Dichterschicksal
in Circus Lyricus 20.05.2007 14:57von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Man mag mich nicht besonders hier im Dorf.
Wer schreibt, ist ihnen absolut suspekt.
Und weil ich’s tu, verwehrt man mir Respekt.
Trotz Stattlichkeit erscheine ich amorph.
Geh ich am Sonntag frisch geputzt zur Messe,
sitz ich alleine auf der letzten Bank,
und greif ich reuig nach dem Christustrank,
seh ich meist nur des leeren Kelches Blässe.
So ist mein Leben, wegen meines Schreibens,
nicht wirklich glücklich, wie man jetzt bemerkt.
Gut möglich, dass ich, ob dies bittren Leidens,
es aufgeb, was wohl keinen heftig schreckt.
Jedoch, und trotz des demütigen Treibens,
bin ich ein Dichter, leider unentdeckt!
#2
von Arno Boldt • | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
Dichterschicksal
in Circus Lyricus 20.05.2007 15:03von Arno Boldt • | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
Da ist es ja! Ich trieb schon die Gedanken
mit Ärgernis; und sprach von den Verkannten!
Doch jetzt - dank dir - da sprech ich flüsternd nur im Bett
von dem von dir bemerkenswerten, ja! Sonett.
mit Ärgernis; und sprach von den Verkannten!
Doch jetzt - dank dir - da sprech ich flüsternd nur im Bett
von dem von dir bemerkenswerten, ja! Sonett.
http://arnoboldt.wordpress.com/
#4
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Dichterschicksal
in Circus Lyricus 12.06.2007 11:34von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Frühmorgens weckt mich die Mutter
mit Jamben und Anapästen;
zum Frühstück schmier ich die Butter
in weicher Kadenz zu den Resten
die reimende Fliegen verpesten.
Niemand weiß dass ich schreibe.
Ich schreibe alleine für mich,
im Bus beschreib ich die Scheibe
und keiner weiß was ich treibe -
die glauben ich hätte nen Stich.
In Schulen falte ich Flieger
aus versbeschriebnem Papier
und werf sie als Stundenbesieger
getarnt wie im Bambus ein Tiger
bis nachmittäglich um Vier.
Die Zeitung les ich im Plumpsklo,
geschnitten in handlichen Stücken,
und ritze ins Holz "ich versumpf so,
nur Schreiben allein kann entzücken;
zum Leben brauche ich Krücken."
(so tief wird sich keiner bücken)
Abends beschwer ich die Sterne
mit klingenden Konstellationen -
die Reime in mir singen gerne,
dass ich immer besser lerne
auch niemand damit zu belohnen.
Gedichte sind Blut in den Adern
und pochen bei jeder Belastung:
ich staue die Zeit mit den fadern
Traversen der Zeilen auf Quadern
und bleib bei der Last meiner Hast jung.
mit Jamben und Anapästen;
zum Frühstück schmier ich die Butter
in weicher Kadenz zu den Resten
die reimende Fliegen verpesten.
Niemand weiß dass ich schreibe.
Ich schreibe alleine für mich,
im Bus beschreib ich die Scheibe
und keiner weiß was ich treibe -
die glauben ich hätte nen Stich.
In Schulen falte ich Flieger
aus versbeschriebnem Papier
und werf sie als Stundenbesieger
getarnt wie im Bambus ein Tiger
bis nachmittäglich um Vier.
Die Zeitung les ich im Plumpsklo,
geschnitten in handlichen Stücken,
und ritze ins Holz "ich versumpf so,
nur Schreiben allein kann entzücken;
zum Leben brauche ich Krücken."
(so tief wird sich keiner bücken)
Abends beschwer ich die Sterne
mit klingenden Konstellationen -
die Reime in mir singen gerne,
dass ich immer besser lerne
auch niemand damit zu belohnen.
Gedichte sind Blut in den Adern
und pochen bei jeder Belastung:
ich staue die Zeit mit den fadern
Traversen der Zeilen auf Quadern
und bleib bei der Last meiner Hast jung.
#5
von Richard III • | 868 Beiträge | 871 Punkte
Dichterschicksal
in Circus Lyricus 15.06.2007 09:07von Richard III • | 868 Beiträge | 871 Punkte
And therefore, since I cannot prove a lover,
To entertain these fair well-spoken days,
I am determined to prove a villain
And hate the idle pleasures of these days.
(William Shakespeare, King Richard III)
Www.kings-heritage.blogspot.com
#6
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Dichterschicksal
in Circus Lyricus 28.07.2007 09:44von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
- passé simple
Du fragst mich oft, warum ich nicht mehr dichte,
wieso die Feder ruht und wo das Sehnen blieb.
Weshalb ich mich (aus unsrer Kurzgeschichte)
davon geschlichen habe, wie ein feiger Dieb.
Ja, Freund, du hast so Recht: Es ist gewesen.
Wozu auch diese ganze Plackerei?,
wenn weder ein Gesunden noch Genesen
am Ende lockt: Verfluchte Dichterei!
Nur manchmal, wenn die Wolken meerwärts ziehen,
und eine Möwe sich dem Wind ergibt;
die Wellen rückwärts in die Weiten fliehen,
und Gischt an eine schroffe Küste stiebt,
dann dünkt es mich, ich müsste dies benennen
(War da nicht eben dein Gesicht im Schaum?)
und denke, dass die Feuer weiter brennen,
in einem andren Ich, in einem andren Traum.
#7
von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Dichterschicksal
in Circus Lyricus 28.07.2007 10:35von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Wie wahr!
Wie wahr doch Wahrheit ist,die wir erkennen,
und trotzdem gräbt etwas in tiefstem Grund.
Was Anlaß ist, ich kann es nicht benennen,
oft schreiben wir, bis uns die Finger wund.
Wie wir den Blitz mißachten und die Stürme,
durchwandernd die Gefühlsweltgalerie,
belächeln schizophren Enttäuschungstürme,
waten mit Tränen durch das Blut der Phantasie.
Wie wahr doch Wahrheit ist,die wir erkennen,
und trotzdem gräbt etwas in tiefstem Grund.
Was Anlaß ist, ich kann es nicht benennen,
oft schreiben wir, bis uns die Finger wund.
Wie wir den Blitz mißachten und die Stürme,
durchwandernd die Gefühlsweltgalerie,
belächeln schizophren Enttäuschungstürme,
waten mit Tränen durch das Blut der Phantasie.
#8
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Dichterschicksal
in Circus Lyricus 28.07.2007 10:44von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
- Komplexe Vergangenheit
Früher hab ich nie gedichtet.
Ich bevorzugte das Träumen,
ließ das Meer an meinen Fesseln schäumen,
hab dein Haar im Wind gesichtet:
Ich bevorzugte das Träumen.
Früher hab ich nie geschrieben.
Lieber schob ich Doppelschichten,
las Baudelaire und Gutenachtgeschichten,
habs mit Poe im Bett getrieben:
Lieber schob ich Doppelschichten.
Einmal wollte ich selber schreiben,
blaue Libellen im Fluge halten
bis mir die Griffel beim Schreiben erkalten
und in der Fremde liegen bleiben:
Blaue Libellen im Flug behalten!
#9
von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Dichterschicksal
in Circus Lyricus 28.07.2007 11:04von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Ich schrieb schon in Jugend
Ich schrieb schon in Jugend,
für mich war es Tugend,
doch legte ich zuviel an Seele hinein.
Es wurde noch schlimmer,
des Nächtens im Zimmer,
ich dachte zu viel und war immer allein.
Dann kamen die Zwänge,
des Lebens Gedränge,
mein Feuer es blieb, brannte aber nur kalt.
Ich spürte beim Sinnen,
die Jahre verrinnen,
Nun frißt mich die Angst vor dem ewigen Halt.
Ich schrieb schon in Jugend,
für mich war es Tugend,
doch legte ich zuviel an Seele hinein.
Es wurde noch schlimmer,
des Nächtens im Zimmer,
ich dachte zu viel und war immer allein.
Dann kamen die Zwänge,
des Lebens Gedränge,
mein Feuer es blieb, brannte aber nur kalt.
Ich spürte beim Sinnen,
die Jahre verrinnen,
Nun frißt mich die Angst vor dem ewigen Halt.
#11
von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Dichterschicksal
in Circus Lyricus 29.07.2007 09:34von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
#12
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Dichterschicksal
in Circus Lyricus 07.12.2007 11:33von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Mich juckt nichts wirklich; lasse nichts tangieren;
ich bin so cool, dass selbst der Winter friert.
Man sagt, ich hätt ein Faible fürs Parlieren.
Oh dummes Volk, erkenne was mich ziert!
So hack ich rum und spreize mein Gefieder:
Ein alter Götz - und neue Arschlochlieder.
Ich schreib jetzt nur noch solchen Dreck.
Der reicht, um jedes Schwein zu mästen.
Und wenn es dir nicht schmeckt, geh weg!
Geh zu den Elfenbeinpalästen
der eitlen Prinzen, Pfauen, Gecken,
die gern im Sein und Nichtsein wabern.
Die hinter Flitter sich verstecken
und allzu gern von Größe labern.
Von Sinn und Unsinn uns’res Tuns,
vom Ursprung und vom Untergang,
ob nun des Eies oder Huhns,
wem immer es zuerst gelang.
Lass mich in Frieden in der Hütte
Gib mir nur Wein, Weib und Gesang
Und lass mich einfach Schwein sein, bitte,
ich hab’ nur Harn-, sonst keinen Drang.
Der reicht, um jedes Schwein zu mästen.
Und wenn es dir nicht schmeckt, geh weg!
Geh zu den Elfenbeinpalästen
der eitlen Prinzen, Pfauen, Gecken,
die gern im Sein und Nichtsein wabern.
Die hinter Flitter sich verstecken
und allzu gern von Größe labern.
Von Sinn und Unsinn uns’res Tuns,
vom Ursprung und vom Untergang,
ob nun des Eies oder Huhns,
wem immer es zuerst gelang.
Lass mich in Frieden in der Hütte
Gib mir nur Wein, Weib und Gesang
Und lass mich einfach Schwein sein, bitte,
ich hab’ nur Harn-, sonst keinen Drang.
#14
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Dichterschicksal
in Circus Lyricus 07.12.2007 13:25von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Was treibt den Dichter, lenkt sein Schaffen,
beeinflusst was er schreibt und macht?
Was hindert Ehrgeiz am Erschlaffen
und sorgt für Feuerholz im Schacht?
Ist es Applaus? Vielleicht ein bisschen.
Ist es Kritik? Wohl, wem so ist.
Es regnet machmal Schmach, mal Küsschen
und dennoch wird etwas vermisst.
Er fühlt sich einfach nicht verstanden
und wähnt sich hier als Schweinehirt.
Kein Wunder, dass das so nix wird,
denn auf dem Weg kam was abhanden:
Denn zum Verstehn gehören zwei,
und er ist selber nicht dabei.
beeinflusst was er schreibt und macht?
Was hindert Ehrgeiz am Erschlaffen
und sorgt für Feuerholz im Schacht?
Ist es Applaus? Vielleicht ein bisschen.
Ist es Kritik? Wohl, wem so ist.
Es regnet machmal Schmach, mal Küsschen
und dennoch wird etwas vermisst.
Er fühlt sich einfach nicht verstanden
und wähnt sich hier als Schweinehirt.
Kein Wunder, dass das so nix wird,
denn auf dem Weg kam was abhanden:
Denn zum Verstehn gehören zwei,
und er ist selber nicht dabei.
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#16
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Dichterschicksal
in Circus Lyricus 07.12.2007 15:06von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Kein Hirn hat bis heute ein Schwert abgewehrt.
Kein Schwert hat bis heute ein Hirn je belehrt.
Doch haben die Schwerter seit ewigen Tagen
so mancherlei Hirne vom Rumpf abgeschlagen.
So hat zwar das Schwert so manch Hirn überwunden,
doch ist mit dem Hirn auch die Klugheit verschwunden.
Zerstörung ist einfach, die Schöpfung ist Kunst.
Doch Schwertführer haben von so was kein' Dunst.
Kein Schwert hat bis heute ein Hirn je belehrt.
Doch haben die Schwerter seit ewigen Tagen
so mancherlei Hirne vom Rumpf abgeschlagen.
So hat zwar das Schwert so manch Hirn überwunden,
doch ist mit dem Hirn auch die Klugheit verschwunden.
Zerstörung ist einfach, die Schöpfung ist Kunst.
Doch Schwertführer haben von so was kein' Dunst.
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