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Ausgelatschte Schuhe
fort, fort mit ausgelatschten schuhen
barfuß, nackt lässt sich nur fühlen
wo die bretter späne werfen
in den alten schlund hinab
ihn zu ersticken
bis er schweigt
sperr auf das maul, sperr auf
ich ziehe dir altbackenes
aus dem hohlen zahn
bis es dich überkommt
er kommt
sieh da!
des nächtens schaukelt er
schaukelt träume in seinen händen
und die zeilen eilen ihm nach
verlieren so in ihrer hast
das ende ihres alphabets
zeilen, (z)eilen
verlieren sich
denn er ist längst fort
sie können ihm nicht folgen
nicht heute, nicht so
niemand kann das
er ist schon zu weit weg
lässt uns zurück
mit einem ahnen
fort, fort mit ausgelatschten schuhen
barfuß, nackt lässt sich nur fühlen
wo die bretter späne werfen
in den alten schlund hinab
ihn zu ersticken
bis er schweigt
sperr auf das maul, sperr auf
ich ziehe dir altbackenes
aus dem hohlen zahn
bis es dich überkommt
er kommt
sieh da!
des nächtens schaukelt er
schaukelt träume in seinen händen
und die zeilen eilen ihm nach
verlieren so in ihrer hast
das ende ihres alphabets
zeilen, (z)eilen
verlieren sich
denn er ist längst fort
sie können ihm nicht folgen
nicht heute, nicht so
niemand kann das
er ist schon zu weit weg
lässt uns zurück
mit einem ahnen
Hallo Maya,
ich würde Dir ja gerne einen fundierten Kommentar schreiben.
Heute scheinen Schuhe ja thematisch en vogue zu sein, besonders die zum Verzehr geeigneten. Aber dann komme ich doch in Zweifel.
Nicht die alten Schuhe sollen den Schlund hinab, sondern die Späne, nicht wahr, da wird's mir zu konfus.
Ich glaube, ich bin für diese Art Lyrik nicht konstruiert.
Bestens gefiel mir der nackte Fuß auf dem Bretterboden, weil ich überall Lärchendielen habe. Barfußlaufen ist in meiner Wohnung mit Gefahren und vielen Erinnerungen verbunden.
An diesem Bild hätte ich mich gerne aufhalten lassen.
Aber, wie gesagt, dann geht's den Schlund hinab, um IHN zum Schweigen zu bringen.
Er wird mir also in Z5 vorgestellt, und ich weiß nicht, wer das sein könnte.
In S2 denke ich an nervige Sprüche und sexuelle Praktiken.
Letzteres kann ich in die nächste Strophe mitnehmen, es verliert sich dann. Aber nicht so, wie das Ende des Alphabetes, daran könnte ich mich nämlich festhalten. Das wäre ein zett.
"mit einem ahnen" erst da fiel mir auf, dass alles kleingeschrieben ist, ausgerechtnet da. Beim Letzten Wort.
Natürlich kann ich mit beiden großgeschriebenen Varianten nichts anfangen. Aber ich beschließe, das ich genervt bin.
Ach Gott! Nein, Maya, ich pack das nicht.
Das ist genau so ein Stück, bei dem ich besser die Klappe halten würde.
Tut mir leid, aber gerne gelesen
LG
Urich
ich würde Dir ja gerne einen fundierten Kommentar schreiben.
Heute scheinen Schuhe ja thematisch en vogue zu sein, besonders die zum Verzehr geeigneten. Aber dann komme ich doch in Zweifel.
Nicht die alten Schuhe sollen den Schlund hinab, sondern die Späne, nicht wahr, da wird's mir zu konfus.
Ich glaube, ich bin für diese Art Lyrik nicht konstruiert.
Bestens gefiel mir der nackte Fuß auf dem Bretterboden, weil ich überall Lärchendielen habe. Barfußlaufen ist in meiner Wohnung mit Gefahren und vielen Erinnerungen verbunden.
An diesem Bild hätte ich mich gerne aufhalten lassen.
Aber, wie gesagt, dann geht's den Schlund hinab, um IHN zum Schweigen zu bringen.
Er wird mir also in Z5 vorgestellt, und ich weiß nicht, wer das sein könnte.
In S2 denke ich an nervige Sprüche und sexuelle Praktiken.
Letzteres kann ich in die nächste Strophe mitnehmen, es verliert sich dann. Aber nicht so, wie das Ende des Alphabetes, daran könnte ich mich nämlich festhalten. Das wäre ein zett.
"mit einem ahnen" erst da fiel mir auf, dass alles kleingeschrieben ist, ausgerechtnet da. Beim Letzten Wort.
Natürlich kann ich mit beiden großgeschriebenen Varianten nichts anfangen. Aber ich beschließe, das ich genervt bin.
Ach Gott! Nein, Maya, ich pack das nicht.
Das ist genau so ein Stück, bei dem ich besser die Klappe halten würde.
Tut mir leid, aber gerne gelesen
LG
Urich
Hallo Erebus,
gar nichts muss dir leidtun und schön, dass du die Klappe nicht gehalten hast. Der Text wurde noch nie von einem Leser verstanden und darum ging es mir heute auch gar nicht, ich wollte nur wieder etwas Schwung in den Laden bringen. Also zweifle nicht an dir. Ich habe auch Dielen, allerdings kann man bei mir gefahrlos drüberlaufen. Und Stuck habe ich auch, hach. Aber das führt zu weit.
Nee, also um sexuelle Praktiken geht es in diesem Gedicht ausnahmsweise mal nicht, aber ich kann nachvollziehen, was dich zu dieser Sicht bewog: „bis es dich überkommt / er kommt“. Ach herrje, so sah ich das nie!
Es geht um moderne bzw. klassische Dichtung. Um ein Ideal. Das nur als Hinweis, wohin die Reise gehen soll.
Gruß und Dank,
Maya
gar nichts muss dir leidtun und schön, dass du die Klappe nicht gehalten hast. Der Text wurde noch nie von einem Leser verstanden und darum ging es mir heute auch gar nicht, ich wollte nur wieder etwas Schwung in den Laden bringen. Also zweifle nicht an dir. Ich habe auch Dielen, allerdings kann man bei mir gefahrlos drüberlaufen. Und Stuck habe ich auch, hach. Aber das führt zu weit.
Nee, also um sexuelle Praktiken geht es in diesem Gedicht ausnahmsweise mal nicht, aber ich kann nachvollziehen, was dich zu dieser Sicht bewog: „bis es dich überkommt / er kommt“. Ach herrje, so sah ich das nie!
Es geht um moderne bzw. klassische Dichtung. Um ein Ideal. Das nur als Hinweis, wohin die Reise gehen soll.
Gruß und Dank,
Maya
#4
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Ausgelatschte Schuhe
in Diverse 05.06.2007 09:27von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Wenn das eh keiner schnallt, dann kann ich ja ruhig.
Ich kann das nur als Konflikt zwischen Bewahrung und Erneuerung sehen. Das Aufbrechen zu neuen Ufern, in neuen Schuhen oder auf nicht ausgetretenen Pfaden zu wandeln, hier beschrieben als ein stetiger Prozess.
Ich lese das schon so, dass da alte Schuhe in einen Schlund – Zeitschlund? – zurückgeworfen werden, um vielleicht verblichenen Dichterfürsten endlich das Maul zu stopfen. Letztlich münze ich das auf alle, die mit ihren Regeln (Schuhen) das Leben ihrer Nachfahren beeinflussen, wenn nicht sogar bestimmen. Aber hier befreit sich einer, eine vom alten Zeugs und macht selbst Erfahrungen. Die können natürlich weh tun (Späne) aber der Schmetz ist unmittelbar und wurde vielleicht sogar vermisst.
Dann kommt es mir wie Busch daher (S2); der hohle Zahn wird nun gezogen. Ist es das gleiche Bild wie in S1? Der hohle Zahn Sinnbild für eine marode Fassade? Aber:
er kommt,
sieh da
Zuviel für ein Weißbrot wie mich. Wer tömmt denn da? Schnall ich nur, wenn ich es so lese: Ich hol dir all den alten Schmonz heraus, bis du speien musst, bis du dessen überdrüssig sein wirst und dann dich von all dem alten Tand befreist und dann sieh da – ecce aber nicht homo im Sinne von Jesus, aber vielleicht im Sinne von: vom Unwesentlichen befreit; befreit von allen Kleidern, Schuhen etc. Ein neuer Mensch, eine neue Kunst.
S3 und S4 zeigen für mich dann das Dilemma der stetigen Erneuerung und permanenten Revolution bzw. das Los des Revoluzzers. Kein Stein bleibt auf dem anderen, das alte Alphabet, die alten Regeln, die alten Zeichen langen nicht hin, um das Neue auszudrücken, festzuhalten. Während der Erneuerer – logischerweise – schon wieder fort ist (S4) bleiben wir mit seinem Ahnen (Epigone?) und dem was wir ahnen zu wissen vom Neugeschaffenen zurück. Aus dem wir uns dann wohl vorläufig neue Schuhe basteln werden.
Ich kann das nur als Konflikt zwischen Bewahrung und Erneuerung sehen. Das Aufbrechen zu neuen Ufern, in neuen Schuhen oder auf nicht ausgetretenen Pfaden zu wandeln, hier beschrieben als ein stetiger Prozess.
Ich lese das schon so, dass da alte Schuhe in einen Schlund – Zeitschlund? – zurückgeworfen werden, um vielleicht verblichenen Dichterfürsten endlich das Maul zu stopfen. Letztlich münze ich das auf alle, die mit ihren Regeln (Schuhen) das Leben ihrer Nachfahren beeinflussen, wenn nicht sogar bestimmen. Aber hier befreit sich einer, eine vom alten Zeugs und macht selbst Erfahrungen. Die können natürlich weh tun (Späne) aber der Schmetz ist unmittelbar und wurde vielleicht sogar vermisst.
Dann kommt es mir wie Busch daher (S2); der hohle Zahn wird nun gezogen. Ist es das gleiche Bild wie in S1? Der hohle Zahn Sinnbild für eine marode Fassade? Aber:
er kommt,
sieh da
Zuviel für ein Weißbrot wie mich. Wer tömmt denn da? Schnall ich nur, wenn ich es so lese: Ich hol dir all den alten Schmonz heraus, bis du speien musst, bis du dessen überdrüssig sein wirst und dann dich von all dem alten Tand befreist und dann sieh da – ecce aber nicht homo im Sinne von Jesus, aber vielleicht im Sinne von: vom Unwesentlichen befreit; befreit von allen Kleidern, Schuhen etc. Ein neuer Mensch, eine neue Kunst.
S3 und S4 zeigen für mich dann das Dilemma der stetigen Erneuerung und permanenten Revolution bzw. das Los des Revoluzzers. Kein Stein bleibt auf dem anderen, das alte Alphabet, die alten Regeln, die alten Zeichen langen nicht hin, um das Neue auszudrücken, festzuhalten. Während der Erneuerer – logischerweise – schon wieder fort ist (S4) bleiben wir mit seinem Ahnen (Epigone?) und dem was wir ahnen zu wissen vom Neugeschaffenen zurück. Aus dem wir uns dann wohl vorläufig neue Schuhe basteln werden.
Hallöli Brot,
das ist die beste und ausführlichste Interpretation, die es bis dato zu dem Text gab und kommt meiner Intention sehr nahe.
So ist es. Im Grunde ging es mir um jene modernen Dichter, die die klassische Dichtung abqualifizieren und alles Alte für überkommen halten. Die ausgelatschten Schuhe stehen also wirklich für ausgetretene Pfade, wenn man so will.
Besser könnte ich es nicht ausdrücken, genau das war die Intention. Strophe 2 steht für die Überheblichkeit mancher Zeitgenossen, die sich auch gern als sprachliche Avantgardisten verstehen, wobei man nicht vergessen darf, wie alt Sprache überhaupt ist. Klar gibt es Veränderungen in der Sprache und Neuschöpfungen, aber auch als Moderner wird man sich vom Restbestand nicht freisprechen können. Das ginge ja überhaupt nicht, weil kein Mensch ihn verstehen könnte. In meinen Augen kann das Moderne nie wirklich modern sein.
An dieser Stelle ist von einem solchen modernen Dichterexemplar die Rede, das auch gleich von Gleichgesinnten umjubelt wird. Die angesprochenen Träume handeln von dem Ideal, tatsächlich Neues zu schaffen. Dies kann nur geschehen, wenn er nicht mehr den Zeilen bzw. dem Alphabet nachjagt, sondern ihm entkommt, sich von ihm lossagt. Er muss den Buchstaben voraus sein, weil diese ebenfalls veraltet sind. Das Ideal müsste demzufolge ohne die uns geläufige Sprache auskommen. Und das hast du ja erkannt:
Auf Grundlage der "alten" Sprachstrukturen wird dieser „Revoluzzer“ seinem Ziel nicht näher kommen, sodass er diese Ebene notgedrungen verlassen und dafür in Kauf nehmen muss, unverstanden zu bleiben ("lässt uns zurück/ mit einem ahnen").
Ich danke dir für den ausführlichen Kommentar.
Grüße, Maya
das ist die beste und ausführlichste Interpretation, die es bis dato zu dem Text gab und kommt meiner Intention sehr nahe.
Zitat: |
Ich kann das nur als Konflikt zwischen Bewahrung und Erneuerung sehen. Das Aufbrechen zu neuen Ufern, in neuen Schuhen oder auf nicht ausgetretenen Pfaden zu wandeln, hier beschrieben als ein stetiger Prozess. |
So ist es. Im Grunde ging es mir um jene modernen Dichter, die die klassische Dichtung abqualifizieren und alles Alte für überkommen halten. Die ausgelatschten Schuhe stehen also wirklich für ausgetretene Pfade, wenn man so will.
Zitat: |
Ich lese das schon so, dass da alte Schuhe in einen Schlund – Zeitschlund? – zurückgeworfen werden, um vielleicht verblichenen Dichterfürsten endlich das Maul zu stopfen. |
Besser könnte ich es nicht ausdrücken, genau das war die Intention. Strophe 2 steht für die Überheblichkeit mancher Zeitgenossen, die sich auch gern als sprachliche Avantgardisten verstehen, wobei man nicht vergessen darf, wie alt Sprache überhaupt ist. Klar gibt es Veränderungen in der Sprache und Neuschöpfungen, aber auch als Moderner wird man sich vom Restbestand nicht freisprechen können. Das ginge ja überhaupt nicht, weil kein Mensch ihn verstehen könnte. In meinen Augen kann das Moderne nie wirklich modern sein.
Zitat: |
er kommt /sieh da! Zuviel für ein Weißbrot wie mich. Wer tömmt denn da? |
An dieser Stelle ist von einem solchen modernen Dichterexemplar die Rede, das auch gleich von Gleichgesinnten umjubelt wird. Die angesprochenen Träume handeln von dem Ideal, tatsächlich Neues zu schaffen. Dies kann nur geschehen, wenn er nicht mehr den Zeilen bzw. dem Alphabet nachjagt, sondern ihm entkommt, sich von ihm lossagt. Er muss den Buchstaben voraus sein, weil diese ebenfalls veraltet sind. Das Ideal müsste demzufolge ohne die uns geläufige Sprache auskommen. Und das hast du ja erkannt:
Zitat: |
S3 und S4 zeigen für mich dann das Dilemma der stetigen Erneuerung und permanenten Revolution bzw. das Los des Revoluzzers. Kein Stein bleibt auf dem anderen, das alte Alphabet, die alten Regeln, die alten Zeichen langen nicht hin, um das Neue auszudrücken, festzuhalten. |
Auf Grundlage der "alten" Sprachstrukturen wird dieser „Revoluzzer“ seinem Ziel nicht näher kommen, sodass er diese Ebene notgedrungen verlassen und dafür in Kauf nehmen muss, unverstanden zu bleiben ("lässt uns zurück/ mit einem ahnen").
Ich danke dir für den ausführlichen Kommentar.
Grüße, Maya
Hallöli Maya: habe das Opus jetzt zum erstenmal gelesen. Der allererste Eindruck war: das ist die arme, über die Grenze geschleuste vom "Osten" (Tschechei?), die da im Sumpf des Grenzüberganges ihre alten , ausgelaaaatschen Schuhe (langes "A" wie in rasen, grasen,Hasen etc. und nicht kurzes "A" wie in trappen, Schlappen, Happen, schnappen etc pp ) dort im Sumpf verlor.
Dann wieder kam es mir vor, als sei das LyrI von Vater und/oder Onkel mißbraucht worden, aber dieses LyrI hätte sichernicht freiwillig in einen solchen alten hohlen Zahn gefaßt. Die Flucht, um die es sich in meinen Augen handelt, ist nicht geglückt, denn das Omega haben die Ahnen oder das Ahnen eingeholt. Oder die Menschenschmuggler.
Strophe 2 ist schon sehr brutal! Das hat wohl das LyrI bis heute nicht überwunden und tritt zurück, wo und wie es kann. Mit neuen, statt mit ausgelaatschten Schuhen.
Und sowas muß Frauen geschehen!!??
Ja, wenn die Gegebenheiten es erzwingen. So ein Omega sagt sich leicht von nichtwissenden Lippen.
Tritt weiter um Dich. I c h kanns verstehn.
Dann wieder kam es mir vor, als sei das LyrI von Vater und/oder Onkel mißbraucht worden, aber dieses LyrI hätte sichernicht freiwillig in einen solchen alten hohlen Zahn gefaßt. Die Flucht, um die es sich in meinen Augen handelt, ist nicht geglückt, denn das Omega haben die Ahnen oder das Ahnen eingeholt. Oder die Menschenschmuggler.
Strophe 2 ist schon sehr brutal! Das hat wohl das LyrI bis heute nicht überwunden und tritt zurück, wo und wie es kann. Mit neuen, statt mit ausgelaatschten Schuhen.
Und sowas muß Frauen geschehen!!??
Ja, wenn die Gegebenheiten es erzwingen. So ein Omega sagt sich leicht von nichtwissenden Lippen.
Tritt weiter um Dich. I c h kanns verstehn.
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