Tach!
Man fragt sich ja zunächst, was es mit dem Titel auf sich hat. Wieso wird hier von blinder Schrift gesprochen? Hä? Ich sehe den Text doch vor mir. Nun gut, ich lese weiter und treffe im Laufe des Gedichts immer wieder auf Anspielungen, die mir verdeutlichen, dass hier noch etwas versteckt sein muss, was ich auf den ersten Blick nicht erkennen kann, denn warum sonst sollte der Autor erwähnen, dass in diesen Zeilen alles nur „halb“ sei und die Früchte „zwischen“ den Zeilen verloren sind, wie es am Ende heißt. Ich sah nur Leerraum zwischen den Zeilen, bis ich, wie ich es oft tue, die erste Strophe kopieren wollte, um sie zu verreißen.
Ha! Das Geheimnis ist gelüftet
. Nette Idee!
Nur finde ich die Umsetzung noch nicht ausgereift genug, denn die versteckten Zeilen fügen sich nicht wirklich zu einem großen Ganzen zusammen, sondern wirken wie Flickwerk, um der spielerischen Idee Genüge zu tun. Besser hätte ich es gefunden, wenn mit dem Sichtbarwerden der zusätzlichen Zeilen auch eine Inhaltsverschiebung vonstatten gegangen wäre. Was es mit dem Apfelkern auf sich hat, erschließt sich mir wohl nicht so recht. Steht der Apfel hier symbolisch für den Baum der Erkenntnis (i.S. von Erkennen des zunächst Unsichtbaren)? Und müsste es in der vierten Zeile der Strophe 2 nicht heißen: „wird so wohl nie ein
neuer werden“, da der Kern maskulin ist? Insgesamt gesehen eine nette Spielerei.
Grüße, Maya