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#1
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Mit Maßstab zum Aasgrab
in Diverse 14.06.2007 17:13von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Mit Maßstab zum Aasgrab
Du schneidest mit geschliffnen Worten schön
in Fremdes effektiv und abgrundtief.
Im Scheiben lieg ich vor dir und versöhn
mich mit dem Schicksal, das ich lauthals rief.
Groß aufgelehnt und zu weit rausgelehnt
stand ich hoch oben auf dem Wolkenkratzer
und hatte mich in Sicherheit gewähnt.
Das war dann wohl erst mal mein letzter Patzer.
Denn selbstentblödet und auch selbstentblöst
erschlug mich jetzt der Grund vorm Hochhaus, als
ich auf ihn fiel. Nun bin ich recht gelöst
mit sehr viel Ruhe und gebrochnem Hals.
Du selbst hälst dich schön unversehrt und schlägst
dein Lineal auf meinen Totenkopf,
der dessen Maßstab jetzt noch trotzt, und trägst
schön weiter Brunnen hin zum Wassertropf.
Du schneidest mit geschliffnen Worten schön
in Fremdes effektiv und abgrundtief.
Im Scheiben lieg ich vor dir und versöhn
mich mit dem Schicksal, das ich lauthals rief.
Groß aufgelehnt und zu weit rausgelehnt
stand ich hoch oben auf dem Wolkenkratzer
und hatte mich in Sicherheit gewähnt.
Das war dann wohl erst mal mein letzter Patzer.
Denn selbstentblödet und auch selbstentblöst
erschlug mich jetzt der Grund vorm Hochhaus, als
ich auf ihn fiel. Nun bin ich recht gelöst
mit sehr viel Ruhe und gebrochnem Hals.
Du selbst hälst dich schön unversehrt und schlägst
dein Lineal auf meinen Totenkopf,
der dessen Maßstab jetzt noch trotzt, und trägst
schön weiter Brunnen hin zum Wassertropf.
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#2
von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Mit Maßstab zum Aasgrab
in Diverse 14.06.2007 19:55von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
'Selbstentblödet' nachzuvollziehen gelingt
mir schwerer als das 'selbstentblöst'.
Wäre ich in der glücklichen Lage, mich selbst
entblöden zu können, fiele mir leichter,
dieses auf mich zumindest stellenweise
makabar humorstisch und symbolträchtige Gedicht,
inhaltlich besser deuten zu können - in dieser
verkehrten Welt.
Deine eventuell noch folgenden Zusätze mit
wissensgierigem Blick erwartend, grüßt Dich
Joame
mir schwerer als das 'selbstentblöst'.
Wäre ich in der glücklichen Lage, mich selbst
entblöden zu können, fiele mir leichter,
dieses auf mich zumindest stellenweise
makabar humorstisch und symbolträchtige Gedicht,
inhaltlich besser deuten zu können - in dieser
verkehrten Welt.
Deine eventuell noch folgenden Zusätze mit
wissensgierigem Blick erwartend, grüßt Dich
Joame
#3
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Mit Maßstab zum Aasgrab
in Diverse 14.06.2007 20:44von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Wie bitter ist das denn? Oder hören die Qualen des LI denn nie auf? Selbst im Tod?
Du selbst hältst dich schön unversehrt und schlägst
dein Lineal auf meinen Totenkopf,
Gut die letzte Zeile mit den getragenen Brunnen finde ich nicht so eingängig. Ich deute sie dahingehend, dass ein – gar nicht mal so sensibles lyrisches Du – immer weiter Zunder gibt, obwohl die Hütte längst abgebrannt ist. Gefallen aber hat mir dieses Bild mit dem Lineal und dem Totenkopf, der selbst transzendent noch trotzt. Obwohl das LI sich:
in Sicherheit gewähnt.
Das war dann wohl erst mal mein letzter Patzer.
Und Selbstironie beweist mit der trockenen Schilderung Hunderte von Metern über dem Erdboden, irgendwie ganz kalt erwischt worden zu sein.
Warum aber diese Tragikomödie passiert, das ist mir zu allgemein gehalten oder ich raffe es einfach nicht. Das Lyrische Ich wird offensichtlich vom LD seelisch regelrecht filetiert.
Du schneidest mit geschliffnen Worten schön
in Fremdes effektiv und abgrundtief.
Im Scheiben lieg ich vor dir
Armes Schwein. Aber seltsam wie das LI sich auch wieder rindsgleich zum Abdecker führen lässt und fasst Verständnis mit dem Schlachter zeigt:
... und versöhn
mich mit dem Schicksal, das ich lauthals rief.
Warum das LD in Fremdes schneidet, blicke ich auch noch nicht. So dicke können die (LI und LD) doch gar nicht sein, wenn das LD sich wortreich in fremdes Fleisch einätzt?
Der Beginn der Strophe 3 zeigt mir, das die Beziehung zwischen LI und LD eine vom LI einseitig geführte ist beziehungsweise war,
Denn selbstentblödet und auch selbstentblöst
liegt es vor dem vollkommen im Dunkel bleibenden LD dar. Das LD kommt dann mit vermessenem Lineal und trägt weiter Wasser zum Brunnen. Ich hätte gerne mehr vom LD erfahren und gewusst warum sich das LI im Moment seiner totalen Selbstaufgabe
...Nun bin ich recht gelöst
mit sehr viel Ruhe und gebrochnem Hals.
mit Selbstironie zufrieden gibt?
So bin ich hin und her gerissen zwischen den teils sehr gelungenen und bitterkomischen Bildern, aber das Gedicht ist inhaltlich meines Erachtens nicht allgemein genug (sollen LD und LI Archetypen sein?) oder zu wenig speziell oder ich bin einfach zu blöd.
Du selbst hältst dich schön unversehrt und schlägst
dein Lineal auf meinen Totenkopf,
Gut die letzte Zeile mit den getragenen Brunnen finde ich nicht so eingängig. Ich deute sie dahingehend, dass ein – gar nicht mal so sensibles lyrisches Du – immer weiter Zunder gibt, obwohl die Hütte längst abgebrannt ist. Gefallen aber hat mir dieses Bild mit dem Lineal und dem Totenkopf, der selbst transzendent noch trotzt. Obwohl das LI sich:
in Sicherheit gewähnt.
Das war dann wohl erst mal mein letzter Patzer.
Und Selbstironie beweist mit der trockenen Schilderung Hunderte von Metern über dem Erdboden, irgendwie ganz kalt erwischt worden zu sein.
Warum aber diese Tragikomödie passiert, das ist mir zu allgemein gehalten oder ich raffe es einfach nicht. Das Lyrische Ich wird offensichtlich vom LD seelisch regelrecht filetiert.
Du schneidest mit geschliffnen Worten schön
in Fremdes effektiv und abgrundtief.
Im Scheiben lieg ich vor dir
Armes Schwein. Aber seltsam wie das LI sich auch wieder rindsgleich zum Abdecker führen lässt und fasst Verständnis mit dem Schlachter zeigt:
... und versöhn
mich mit dem Schicksal, das ich lauthals rief.
Warum das LD in Fremdes schneidet, blicke ich auch noch nicht. So dicke können die (LI und LD) doch gar nicht sein, wenn das LD sich wortreich in fremdes Fleisch einätzt?
Der Beginn der Strophe 3 zeigt mir, das die Beziehung zwischen LI und LD eine vom LI einseitig geführte ist beziehungsweise war,
Denn selbstentblödet und auch selbstentblöst
liegt es vor dem vollkommen im Dunkel bleibenden LD dar. Das LD kommt dann mit vermessenem Lineal und trägt weiter Wasser zum Brunnen. Ich hätte gerne mehr vom LD erfahren und gewusst warum sich das LI im Moment seiner totalen Selbstaufgabe
...Nun bin ich recht gelöst
mit sehr viel Ruhe und gebrochnem Hals.
mit Selbstironie zufrieden gibt?
So bin ich hin und her gerissen zwischen den teils sehr gelungenen und bitterkomischen Bildern, aber das Gedicht ist inhaltlich meines Erachtens nicht allgemein genug (sollen LD und LI Archetypen sein?) oder zu wenig speziell oder ich bin einfach zu blöd.
Hallo GW,
Dein Text faszinierte mich von Anfang an durch die verwendeten Bilder und die Sprachwendungen - und das ist ja eine ganze Menge - jedoch konnte ich mich inhaltlich nicht zurechtfinden.
Nachdem ich Brots Kommentar gelesen habe, bin ich ein ganzes Stück weiter, aber so richtig rund will mir die Sache nicht werden.
Ich gebe ihm in fast allen aufgeführten Punkten meine Zustimmung. Insbesondere finde ich die Bezeichnung "bitterkomisch" ungemein treffend.
Die dreifache Verwendung des "schön", als Adverb fällt mir auf, in S1 finde ich das schön, in der Schlußzeile jedoch nicht (..mehr?).
An S2V4 habe ich mich länger aufhalten müssen:
"Das war dann wohl erst mal mein letzter Patzer."
Diese etwas mühselig geschlagene Gasse durch die Präpositionen ist mir zu wurmig.
Allerdings -und andererseits gerade deshalb- auch wieder interessant. Jedoch hat mein Interesse nichts mehr mit dem Gedicht zu tun,
Es hört sich so umgangssprachlich geläufig an, dass ich darüber nachdenken mußte, wie kompliziert unsere Sprache doch sein kann, um die Einsicht in eigene Fehler auszudrücken.
Der Grund, der den Fallenden erschlägt, nun, den finde ich gut eingebaut. Wiewohl mir das nicht neu erscheint ist es zumindest ungewöhnlich und verstärkt das Bild.
Das Lineal auf dem Totenkopf sagt mir erst nach einer Herauslösung aus dem Text etwas, ich finde es nicht so faszinierend...
Eher den Brunnen, den LD zum Wassertopf trägt.
Da mischen sich mir drei Dinge zusammen, zum einen die unbeherrschten Geister, also hier das LD, dann die Eulen, die es nach Athen trägt, sowie das Öl, das ins Feuer gegossen wird.
Der Eindruck dazu kam mir unvermittelt während des Lesens, also nicht wie beim Lineal, jedoch kann ich ihn nicht einwandfrei auflösen.
Du spielst an zwei Stellen mit Reminiszenzen an den Zauberlehrling.
Und irgendwie sind es ja die Geister, die das LI nicht beherrschen und nicht loswerden kann. Erst der Meister Tod weist sie in die Ecke.
Ein bitterer Tausch, dem das LI nur noch eine kynische Lageinschätzung hinterherschicken kann. Es kapituliert in Ironie.
LG
Ulrich
Dein Text faszinierte mich von Anfang an durch die verwendeten Bilder und die Sprachwendungen - und das ist ja eine ganze Menge - jedoch konnte ich mich inhaltlich nicht zurechtfinden.
Nachdem ich Brots Kommentar gelesen habe, bin ich ein ganzes Stück weiter, aber so richtig rund will mir die Sache nicht werden.
Ich gebe ihm in fast allen aufgeführten Punkten meine Zustimmung. Insbesondere finde ich die Bezeichnung "bitterkomisch" ungemein treffend.
Die dreifache Verwendung des "schön", als Adverb fällt mir auf, in S1 finde ich das schön, in der Schlußzeile jedoch nicht (..mehr?).
An S2V4 habe ich mich länger aufhalten müssen:
"Das war dann wohl erst mal mein letzter Patzer."
Diese etwas mühselig geschlagene Gasse durch die Präpositionen ist mir zu wurmig.
Allerdings -und andererseits gerade deshalb- auch wieder interessant. Jedoch hat mein Interesse nichts mehr mit dem Gedicht zu tun,
Es hört sich so umgangssprachlich geläufig an, dass ich darüber nachdenken mußte, wie kompliziert unsere Sprache doch sein kann, um die Einsicht in eigene Fehler auszudrücken.
Der Grund, der den Fallenden erschlägt, nun, den finde ich gut eingebaut. Wiewohl mir das nicht neu erscheint ist es zumindest ungewöhnlich und verstärkt das Bild.
Das Lineal auf dem Totenkopf sagt mir erst nach einer Herauslösung aus dem Text etwas, ich finde es nicht so faszinierend...
Eher den Brunnen, den LD zum Wassertopf trägt.
Da mischen sich mir drei Dinge zusammen, zum einen die unbeherrschten Geister, also hier das LD, dann die Eulen, die es nach Athen trägt, sowie das Öl, das ins Feuer gegossen wird.
Der Eindruck dazu kam mir unvermittelt während des Lesens, also nicht wie beim Lineal, jedoch kann ich ihn nicht einwandfrei auflösen.
Du spielst an zwei Stellen mit Reminiszenzen an den Zauberlehrling.
Und irgendwie sind es ja die Geister, die das LI nicht beherrschen und nicht loswerden kann. Erst der Meister Tod weist sie in die Ecke.
Ein bitterer Tausch, dem das LI nur noch eine kynische Lageinschätzung hinterherschicken kann. Es kapituliert in Ironie.
LG
Ulrich
#5
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Mit Maßstab zum Aasgrab
in Diverse 16.06.2007 18:13von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo allerseits,
ja, der Text verwirrt ja wohl mehr als alles andere, und die Probleme mit dem Inhalt kann ich gut nachvollziehen.
Brot: Danke für die Interpretation. Sie ist im Grunde korrekt und mündet zwangsläufig in Deiner Kritik der "Nicht-Allgemeingültigkeit". Fakt ist, dass ich den Text mal irgendwann für den Circus als Kommentar geschrieben, aber nicht reingestellt habe und nun, kurz vor Feierabend beim Wiederfinden das Ding irgendwie für wert befand, es doch noch einzustellen, wobei womöglich wirklich der Kontext fehlt.
Joame: Ja, selbstentblödet kommt schon reichlich umgangssprachlich daher. Ich weiß. Und es ist kein Wort, das ich mir ausgedacht habe, sonst wäre es mir schon klar gewesen, dass das nicht unbedingt so korrekt ist, aber so ist wohl die Welt - irgendwie, so sprachungehorsam.
Ulrich: ja, das dreifache schön ist doch eher unschön. Und besonders Deine Brücken mit dem Brunnen und die Vergleiche mit dem Zauberlehrling waren für mich sehr interessant und in gewisser Weise erhellend bzgl. möglicher unbewusster Schreibhintergründe, die ich mit dieser Hilfe vielleicht einmal etwas mehr ausleuchten kann.
Eines nehme ich nun von allen mit. Ich sollte zukünftig wirklich mehr auf den Inhalt meiner Verse achten.
Danke auf jeden Fall dafür und Eure konstruktive Kritik.
Grüße,
GW
ja, der Text verwirrt ja wohl mehr als alles andere, und die Probleme mit dem Inhalt kann ich gut nachvollziehen.
Brot: Danke für die Interpretation. Sie ist im Grunde korrekt und mündet zwangsläufig in Deiner Kritik der "Nicht-Allgemeingültigkeit". Fakt ist, dass ich den Text mal irgendwann für den Circus als Kommentar geschrieben, aber nicht reingestellt habe und nun, kurz vor Feierabend beim Wiederfinden das Ding irgendwie für wert befand, es doch noch einzustellen, wobei womöglich wirklich der Kontext fehlt.
Joame: Ja, selbstentblödet kommt schon reichlich umgangssprachlich daher. Ich weiß. Und es ist kein Wort, das ich mir ausgedacht habe, sonst wäre es mir schon klar gewesen, dass das nicht unbedingt so korrekt ist, aber so ist wohl die Welt - irgendwie, so sprachungehorsam.
Ulrich: ja, das dreifache schön ist doch eher unschön. Und besonders Deine Brücken mit dem Brunnen und die Vergleiche mit dem Zauberlehrling waren für mich sehr interessant und in gewisser Weise erhellend bzgl. möglicher unbewusster Schreibhintergründe, die ich mit dieser Hilfe vielleicht einmal etwas mehr ausleuchten kann.
Eines nehme ich nun von allen mit. Ich sollte zukünftig wirklich mehr auf den Inhalt meiner Verse achten.
Danke auf jeden Fall dafür und Eure konstruktive Kritik.
Grüße,
GW
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bin nur "al-tun-tun", habs nicht 2x gelesen, aber "entblöst" darf nicht sein: es heißt
die Blöße, das Entblößen , sich entblößen ( etymologisch, soviel ich weiß): sich aller Hüllen entledigen
lieben Gruß von bipontina
die Blöße, das Entblößen , sich entblößen ( etymologisch, soviel ich weiß): sich aller Hüllen entledigen
lieben Gruß von bipontina
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