#1

Herr Okon

in Diverse 11.07.2007 22:35
von Nonverbal • Mitglied | 407 Beiträge | 407 Punkte

Ich sehe seine grau vergilbten Schulterlocken
Durch meinen runden Treppenhausspion
Im Morgenmantel , weiß gestreiften Socken.
Die Körperhaltung spricht von Diskretion.

Wie er wohl lebt hinter verschlossner Tür?
Die Küche eine Landschaft aus geleerten Tassen?
Schon lange niemanden herein gelassen?
Allein und ohne sinnliches Gespür?

Doch irgendwann werd ich ihn direkt fragen
Wenn mich bei seinem Anblick Mut erfasst
„Dein Schatten wirft im Treppenhaus Kontrast
Bist du auch Dichter der so vieles hat zu sagen?“


----------------------------------------------------------

ich bin mir selber noch nicht so ganz sicher was vorallem die zweite Strophe angeht. Mit dem Anfang und dem Ende bin ich aber zufrieden. Was meint ihr?
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#2

Herr Okon

in Diverse 12.07.2007 16:44
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Liebe Nonverbal!

Für mich ist dieses von Dir skizzierte Bild gelungen.

(doch irgendwann werde ich direkt fragen,... so hätte ich
es ungefähr geschrieben, nebst dem Komma nach Dichter in Schlußzeile - aber das sind Kleinigkeiten).


Danke, ich habe es gerne gelesen!
Gruß von Joame
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#3

Herr Okon

in Diverse 13.07.2007 17:52
von Albert Lau (gelöscht)
avatar
Hi Non,

die erste Strophe gefällt mir auch ziemlich gut, die hat Klasse. Strophe 2 ruckelt nicht nur, auch diese Fragezeichen nerven und Z4 steht völlig im Widerspruch zu der Vermutung in der Conclusio. Das geht also nicht. S3 wartet mit einem prima Ende auf, nur sprachlich hinkt es diesem nach: Z1 ist mit der unbestimmten Bestimmtheit gar nicht schlecht, aber Z4 ist hinsichtlich der Syntax schaurig. Mach einfach 2 Fragen daraus, dann ist das schon viel besser: "Bist du auch Dichter, hast du auch soviel zu sagen?"

Auf jeden Fall ausbaufähig und vielversprechend, wie ich finde. Es lohnt sich unbedingt, es zu vervollkommnen, da das Bild sehr gelungen ist.

DGadE
Albert
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#4

Herr Okon

in Diverse 13.07.2007 22:13
von Nonverbal • Mitglied | 407 Beiträge | 407 Punkte
hallo albert,

ja ich finde auch die zweite strophe ist definitiv die schwächste strophe.
danke das du mir soviel mut gemacht hast, ich werde eine nacht darüber schlafen.

hallo joame,

freut mich das es dirgefallen hat.

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#5

Herr Okon

in Diverse 01.08.2007 12:33
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hi Nonverbal,

das ist, da stimme ich Dir zu, noch nicht ganz rund, die erste Strophe ist aber gelungen und macht neugierig. Ein toller Einstieg!

Strophe 2 ist die schwächste. Den Widerspruch zwischen der Vermutung in der 4. Zeile (kein sinnliches Gespür) und dem Ende des Gedichtes (ein Dichter?) empfinde ich wie Albert. In der ersten Zeile hakt zudem die Metrik, da hinter der Metrik folgend endbetont werden müsste.

Die letzte Strophe ist wieder besser, reicht aber nicht an die erste heran. Die Grundidee, die sich in der conlusio verfestigt, gefällt mir aber sehr gut. Auch hier muss ich mich Albert anschließen.

An dem Text solltest Du noch feilen, vielversprechend ist er allemal.

Grüße,

Don

Des Paten Missetaten

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#6

Herr Okon

in Diverse 01.08.2007 12:49
von bipontina (gelöscht)
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"doch irgendwann werd ich ihn wirklich fragen.."
"falls mich je wahrhaft Mut erfaßt..."
" bist auch DU ein Dichter...?"...

das fiel mir spontan ein, aber da alles außer der REINEN Mathematik subjektiv ist, bin ich es auch.
Wahrscheinlich lieg ich wieder völlig im Regen.

lieben Gruß
bipontina
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#7

Herr Okon

in Diverse 13.08.2007 11:11
von roux (gelöscht)
avatar
Ich sehe seine grau vergilbten Schulterlocken (13 Silben)
-x Xx Xx X xXx XxXx
Durch meinen runden Treppenhausspion (10)
-x Xx Xx XxXxX
Im Morgenmantel , weiß gestreiften Socken. (11)
-x XxXx x xXx Xx
Die Körperhaltung spricht von Diskretion. (10)
-x XxXx X x XxX

Wie er wohl lebt hinter verschlossner Tür? (10)
-X x X x Xx xXx X (Trochäus)
Die Küche eine Landschaft aus geleerten Tassen? (13)
-x Xx Xx Xx X xXx Xx
Schon lange niemanden herein gelassen? (11)
-x Xx Xx(X) xX xXx (Zwischenbetonung in Klammern)
Allein und ohne sinnliches Gespür? (10)
-xX x Xx Xx(X) xX (Zwischenbetonun in Klammern)

Doch irgendwann werd ich ihn direkt fragen (11)
-x XxX x X x Xx Xx
Wenn mich bei seinem Anblick Mut erfasst (10)
-x X x Xx Xx X xX
„Dein Schatten wirft im Treppenhaus Kontrast (10)
-x Xx X x XxX xX
Bist du auch Dichter der so vieles hat zu sagen?“ (13)
-x X x Xx X x Xx X x Xx





Liebe Nonverbal,

das Thema finde ich sehr interessant, die Idee gut.
Inhaltlich gefällt mir sehr, wie du dieses Anonyme beschreibst, den mangelnden Mut, jemanden, der einen interessiert anzusprechen, jemanden kennen zu lernen, den man täglich durch das Treppenhaus huschen sieht. Witzig und gut gemacht auch die Beschreibung in der ersten Strophe.

Hier benutzt du in S1 das Reimschema abab, in der beiden folgenden Strophen aber den Klammerreim, also abba. Ich glaube beinahe, die erste Strophe bekäme noch mehr Witz, wenn du auch hier einfach die Verse umstellst, so dass sie dem Reimschema der anderen Strophen entsprechen( auch wenn dann zunächst einmal unbestimmt ist, wessen Körperhaltung von Diskretion spricht).

Ich sehe seine grau vergilbten Schulterlocken
Durch meinen runden Treppenhausspion
Die Körperhaltung spricht von Diskretion
Im Morgenmantel , weiß gestreiften Socken.

Vielleicht solltest du auch noch einmal nach dem Versmaß sehen.
Du hast in jeder Strophe jew. einen Vers mit 11, einen mit 13 und zwei mit 10 Silben, nur ohne einheitliches Schema, aber das sind Kleinigkeiten, die sich leicht bereinigen ließen.

In V5 hoppelt die Metrik ein wenig, zwischen „hinter“ und „verschlossner“, zwei unbetonte Silben nacheinander. Ist der einsame Trochäus dort beabsichtigt, zur Betonung dieser Frage?

Beim letzten Vers muss ich Herrn Lau zustimmen, er würde, in diese zwei durch Komma getrennten Fragesätze aufgeteilt, in sich runder und stimmiger klingen.


Mein Vorschlag für S2:

Wie lebt es sich wohl hinter seiner Tür? (10)
Er hat schon lange niemanden hereingelassen. (13)
Ist seine Küche Sperrgebiet aus leeren Tassen (13)
Und lebt er ohne sinnliches Gespür? (10)

Ich möchte noch einmal ausdrücklich anmerken, dass mir dein Gedicht gefällt, dass ich es mit Vergnügen gelesen habe und dass ich gerade diese Gedichtidee richtig gut finde, nur falls das zwischen all den Anmerkungen untergegangen sein sollte.


Liebe Grüße,
roux


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