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Ich bin so müd. Ich kann nicht schlafen.
Mein Hafen, der mich immer ruhen ließ,
ist leer. Was er verhieß,
heißt nun: bestrafen.
Ich bin sehr müd. Ich kann nicht schlafen.
Ich suche Ruh. Ich kann nicht schlafen.
Ich suche Dich.
Weil uns die Ruhetage so betrafen,
und mich das Glück erst dann verließ,
als Dich die Todessicheln trafen,
bin ich so müd. Ich kann nicht schlafen.
Ich suche Ruh. Ich kann nicht schlafen.
Du spieltest mir so süß
die Melodie vom Heuteparadies,
als Du so sanft die Lipp' an Lippe ,
gleich süßer Hippe
mir zur Lieb erschaffen.
Ich bin so müd. Ich kann nicht schlafen.
Ich bin so müd. Ich möchte schlafen.
Ich denke täglich an Dein Grab.
Darin Du ruhst. Was ich Dir gab:
Die Große Liebe einer Braven,
mein Herz, mein Lachen, Stock und Stab.
Ich will zu Dir. Ich kann nicht schlafen.
Herrgott, wann darf ich endlich schlafen?
Du machst mir Traum im Geisterhaus
und Alp. Treibst mich hinaus.
Ich lebe gern. Drum laß mich fern
und über aller Tage Graus
in Ludwigs' und in Zwillingsarmen schlafen!
Ich will zu Dir. Ich kann nicht schlafen.
Ich bin so müd. Wann darf ich endlich schlafen?
S c h l a f e n .
ad hoc 23.07.07
Mein Hafen, der mich immer ruhen ließ,
ist leer. Was er verhieß,
heißt nun: bestrafen.
Ich bin sehr müd. Ich kann nicht schlafen.
Ich suche Ruh. Ich kann nicht schlafen.
Ich suche Dich.
Weil uns die Ruhetage so betrafen,
und mich das Glück erst dann verließ,
als Dich die Todessicheln trafen,
bin ich so müd. Ich kann nicht schlafen.
Ich suche Ruh. Ich kann nicht schlafen.
Du spieltest mir so süß
die Melodie vom Heuteparadies,
als Du so sanft die Lipp' an Lippe ,
gleich süßer Hippe
mir zur Lieb erschaffen.
Ich bin so müd. Ich kann nicht schlafen.
Ich bin so müd. Ich möchte schlafen.
Ich denke täglich an Dein Grab.
Darin Du ruhst. Was ich Dir gab:
Die Große Liebe einer Braven,
mein Herz, mein Lachen, Stock und Stab.
Ich will zu Dir. Ich kann nicht schlafen.
Herrgott, wann darf ich endlich schlafen?
Du machst mir Traum im Geisterhaus
und Alp. Treibst mich hinaus.
Ich lebe gern. Drum laß mich fern
und über aller Tage Graus
in Ludwigs' und in Zwillingsarmen schlafen!
Ich will zu Dir. Ich kann nicht schlafen.
Ich bin so müd. Wann darf ich endlich schlafen?
S c h l a f e n .
ad hoc 23.07.07
#2
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Müde Zwischenwelten
in Düsteres und Trübsinniges 27.07.2007 09:55von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Bipontina,
ich muss gestehen, ich habe so mein kleines Problem mit ad hoc Gedichten, und wenn ich eines lese, dann will ich es meist gar nicht wissen, weil ich fürchte, sobald ich eine kritische Anmerkung mache, entgegnet mir der Dichter oder die Dichterin, ich solle das nicht so genau nehmen, das sei ja spontan entstanden. Und schon erscheint mir jede Kritik sinnlos. Ad hoc Lyrik sehe ich dann gerne und beeindruckt unmittelbar auf der Bühne vom Dichter selbst vorgetragen entstehen.
Dennoch bin ich von Deinen Versen durchaus angetan.
Das lyrische Ich trauert um seine verstorbene Liebe und das raubt ihm den Schlaf... denkt man zunächst. Von daher ist der Text wirklich rafiniert aufgebaut (hhier beeindruckt doch das ad hoc Moment )
Späterhin, ziemlich genau ab dem "Ich will zu dir" entpuppt sich die Sehnsucht nach Schlaf als Todessehnsucht des Ichs, die Müdigkeit als Lebensmüdigkeit. Mit dem Geliebten scheint der Sinn des Lebens abhanden gekommen zu sein. Wobei das auch nur bedingt stimmt. Zwar erscheint das aktuelle Leben des Ich aufgrund der Abwesenheit des verstorbenen Geliebten relativ freudlos zu sein, doch ist es weniger das als die Aussicht, im Jenseits dem Geliebten wieder zu begegnen, was das Ich ins Jenseits treibt.
Inhaltlich sehr anrührend und gut gemacht. Mit der anrede an den Herrgott bekommt das ganze auch den Gebetscharakter, der in dem Zusammenhang gut passt. Ist es doch der Herrgott, der letztlich entscheidet, wann wir gehen.
Doch nun zu den Formalien, derer mir doch einige verbesserungswürdig erscheinen.
In der ersten Strophe beschreibt das Ich seine Einsamkeit. Der angesprochene Hafen war offensichtlich ein Ort der Geselligkeit, der nun aber leer ist. Diese Geselligkeit scheint also das zu sein, was er verhieß. Aber wieso heißt das nun "bestrafen"? Da verstehe ich den Sinnzusammenhang nicht so.
Insgesamt kommt in dem Text auch ein bisschen sehr viel Schlafen drin vor und das wenig variiert. Der Wortlaut "Ich suche Ruh. Ich kann nicht schlafen." wird sogar 1:1 einmal wiederholt. Mindestens einmal Schlafen zu Beginn jeder Strophe und einmal am Ende. Ab und an noch zwischen drin. Das kann funktionieren und erfüllt hier vielleicht auch seinen formalen Zweckt, liest sich aber nicht so schön. Akzentuierter und weniger wäre hier gewiss mehr.
In der 2. Strophe der Satz "weil Dich und mich die Ruhe so betrafen" ist simpel falsch. Die Ruhe ist Singular, betrafen Plural, und die beiden beziehen sich aufeinander. Die Ruhen gibt's nicht, da bleibt Dir nichts anderes übrig als der Ruhe noch einen Begleiter zur Seite zu stellen, um den Reim zu retten, sonst muss es "betraf" heißen.
Ich hab nochmal über Synonyme für's Schlafen nachgedacht. Da fiel mir aber nur "Ruhen" als halbweg lyrische Alternative ein, das Du ja schon verwendest. Knacken, Pennen und Ratzen sind ja wenig poetisch, zumindest nicht in solch einem ernsten Gedicht. Dennoch würde ich an der Schraube nochmal drehen.
Ach ja, und nach der Überarbeitung könnte dann ja vielleicht das ad hoc sich erübrigen.
Viele Grüße,
GerateWohl
ich muss gestehen, ich habe so mein kleines Problem mit ad hoc Gedichten, und wenn ich eines lese, dann will ich es meist gar nicht wissen, weil ich fürchte, sobald ich eine kritische Anmerkung mache, entgegnet mir der Dichter oder die Dichterin, ich solle das nicht so genau nehmen, das sei ja spontan entstanden. Und schon erscheint mir jede Kritik sinnlos. Ad hoc Lyrik sehe ich dann gerne und beeindruckt unmittelbar auf der Bühne vom Dichter selbst vorgetragen entstehen.
Dennoch bin ich von Deinen Versen durchaus angetan.
Das lyrische Ich trauert um seine verstorbene Liebe und das raubt ihm den Schlaf... denkt man zunächst. Von daher ist der Text wirklich rafiniert aufgebaut (hhier beeindruckt doch das ad hoc Moment )
Späterhin, ziemlich genau ab dem "Ich will zu dir" entpuppt sich die Sehnsucht nach Schlaf als Todessehnsucht des Ichs, die Müdigkeit als Lebensmüdigkeit. Mit dem Geliebten scheint der Sinn des Lebens abhanden gekommen zu sein. Wobei das auch nur bedingt stimmt. Zwar erscheint das aktuelle Leben des Ich aufgrund der Abwesenheit des verstorbenen Geliebten relativ freudlos zu sein, doch ist es weniger das als die Aussicht, im Jenseits dem Geliebten wieder zu begegnen, was das Ich ins Jenseits treibt.
Inhaltlich sehr anrührend und gut gemacht. Mit der anrede an den Herrgott bekommt das ganze auch den Gebetscharakter, der in dem Zusammenhang gut passt. Ist es doch der Herrgott, der letztlich entscheidet, wann wir gehen.
Doch nun zu den Formalien, derer mir doch einige verbesserungswürdig erscheinen.
In der ersten Strophe beschreibt das Ich seine Einsamkeit. Der angesprochene Hafen war offensichtlich ein Ort der Geselligkeit, der nun aber leer ist. Diese Geselligkeit scheint also das zu sein, was er verhieß. Aber wieso heißt das nun "bestrafen"? Da verstehe ich den Sinnzusammenhang nicht so.
Insgesamt kommt in dem Text auch ein bisschen sehr viel Schlafen drin vor und das wenig variiert. Der Wortlaut "Ich suche Ruh. Ich kann nicht schlafen." wird sogar 1:1 einmal wiederholt. Mindestens einmal Schlafen zu Beginn jeder Strophe und einmal am Ende. Ab und an noch zwischen drin. Das kann funktionieren und erfüllt hier vielleicht auch seinen formalen Zweckt, liest sich aber nicht so schön. Akzentuierter und weniger wäre hier gewiss mehr.
In der 2. Strophe der Satz "weil Dich und mich die Ruhe so betrafen" ist simpel falsch. Die Ruhe ist Singular, betrafen Plural, und die beiden beziehen sich aufeinander. Die Ruhen gibt's nicht, da bleibt Dir nichts anderes übrig als der Ruhe noch einen Begleiter zur Seite zu stellen, um den Reim zu retten, sonst muss es "betraf" heißen.
Ich hab nochmal über Synonyme für's Schlafen nachgedacht. Da fiel mir aber nur "Ruhen" als halbweg lyrische Alternative ein, das Du ja schon verwendest. Knacken, Pennen und Ratzen sind ja wenig poetisch, zumindest nicht in solch einem ernsten Gedicht. Dennoch würde ich an der Schraube nochmal drehen.
Ach ja, und nach der Überarbeitung könnte dann ja vielleicht das ad hoc sich erübrigen.
Viele Grüße,
GerateWohl
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An Geratewohl: vielen Dank für die konstruktive Kritik! Ich will mal sehen, was ich zustande bringe. Im Feilen bin ich sehr ungeschickt, und ich b i n eine Gelegenheitsdichterin. Da hatte ich einen seelischen Tiefpunkt und hab das dann grad so ins Forum gesetzt ohne
Konzept oder langes Durchlesen. Daß Du Dich so damit beschäftigt hast, macht mich sehr glücklich!
Lieben Gruß von Bipontina
Konzept oder langes Durchlesen. Daß Du Dich so damit beschäftigt hast, macht mich sehr glücklich!
Lieben Gruß von Bipontina
Lieber Max Planckton, vielen Dank für die tröstlichen Worte. Jetzt, da ich das Poem nochmals gelesen habe, find ichs nicht so doll, aber im Moment des Hinfetzens war es genau das, was ich empfand.
lieben Gruß
bipontina
lieben Gruß
bipontina
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