"Pfeifchen" hieß der, der uns emfing. Später erkannte ich schmerzvoll rasch, woher sein Name. Ein silbernes Pfeifchen hing an Lederschnur um seinen Hals. Blies er hinein, gingen seine Hunde los. Abgerichtet.
Wir, etwa 300 an der Zahl, standen auf einem Hof, verwirrt, voller Angst, einer an den andern gepreßt.
"Pfeifchen" in feiner SS-Uniform trat vor unsere ungeordnete Reihe.
In unserm Rücken: 7 zerkratzte, laublose, fast tote Platanen.
Pfeifchen sprach fein und leise:
Sieh an, so ein feines Häufchen! Judenhäuflein! Hört gut zu: Ich pfeife jetzt meinen Hunden.
Wer sich in die Äste retten kann, wird einen Platz in diesem KL bekommen.
Und pfiff. Die Alten, Schwachen, Kranken: wehrlos.
Wer konnte, kletterte. Trat gnadenlos nach unten. Hände zerrissen, Waden zerrissen, Füße blutend.
Mit meinen 11 Jahren gehörte ich zu den "Glücklichen" 27, die in eine Baracke kamen.
14 Jahre alt war ich, als das Lager befreit wurde. Und war ein Greis.
Den "dicken Juden" hab ich gekannt. Er hatte ein Kleidergeschäft in Berlin.Seine Schreie gellen heut noch in meine (Alp)Träume.
"Pfeifchen" wurde danach ein allseits hochgeehrter Amtsgerichtsrat. E r entkam der Befreiung.