Die ersten Nächte. (Tage? Ich zähle nach Nächten!)
Der Himmel,durch Gitter gesehen, endlich wieder nah. Ruhe. Endlich Besinnung auf das eigene Selbst. Wieder ein "Ich"-Werden.
Die Tage: Ober-Adler, gefolgt von Mittel-Adlern, deren Befehlsempfänger Unter-Adler sind. Dazwischen versteckt Tauben, Gefieder vorsorglich adlerhaft geschmückt.
Erstes Gebot: KEINE Widerworte. "Du bist ganz, ganz unten!" Fragen werden je nach Lust und Laune angehört oder je nach Lust und Laune ignoriert. Zweites Gebot: Warten. Warten auf die Erlaubnis, Anwälte anzurufen. Warten auf Auskünfte. Warten auf Erklärung, warum das Warten sein muß. Dann: allabendlich das undgeduldige Warten auf die Nacht, die ihre Arme ausbreitet und Freiheit verheißt.
Drittes Gebot: (adler-geier- nein!: menschenhaft) zu Brei werden. Alltagsbrei, Einheitsbrei, Unterbrei, Arbeitsbrei, Hofgangbrei, Jasagebrei.
Die andern Gebote folgen - vom Horst aus verkündet - dem ersten Gebot.
War das nicht unser Chef-Büro-Witz? Wird ernster Ernst.
Adler: "Sie haben das nicht aufgegessen! Noch liegen Sie in der Zelle mit dem blauen Punkt (d.h. suizidgefährdet). Sie essen auf, unter meinen Augen!"
Klein-Häftling: "Bedaure, ich bin Vegetarier, das kann ich nicht essen"
Adler: "Sie e s s e n d a s a u f! S o f o r t!"
Klein-Häftling bewahrt Contenance. Aber höchstens drei vergessenswerte Demütigungen lang.
Kleinhäftling isst. Stopft die Backen voll. Und noch, und noch.
Das Ausgespieene liegt zum größten Teil über Adlers Rock und Schuhen.
Danach das heißersehnte ( wie nebenbei): " ab morgen vegetarisch" aus Adlerschnabel.
Aufwischen war mir bittere Genugtuung. Die Nacht lockte!