#1

Am Fensterbrett

in Diverse 15.09.2007 20:15
von Nonverbal • Mitglied | 407 Beiträge | 407 Punkte
überarbeitete Version: (schon wesentlich besser, obwohl die letzte zeile immernoch nicht richtig optimal ist)

Ich hielt mein Ohr ans kalte Glas gedrückt,
um stundenlang am Fensterbrett zu lauschen,
wie Regentropfen auf die Erde rauschen.
Ich hätt sie gern vom Apfelbaum gepflückt.

Die Tasse Tee in meinen Händen wärmte.
Nur meine Nasenspitze war noch kalt.
Die Sonne schaute kurz, nur einen Spalt.
Ein heller Blitz zog durch die Stadt und lärmte.

Ich saß, in eine Decke eingeschlungen
Sah Schirme wandern auf dem Bürgersteig.
Ans Fenster streifte still ein Tannenzweig,
Es hatte sanft nach Einsamkeit geklungen.


alte Version:

Ich hielt mein Ohr ans kalte Glas gedrückt,
um stundenlang am Fensterbrett zu lauschen,
wie Regentropfen auf die Erde rauschen.
Ich hätt sie gern vom Apfelbaum gepflückt.

Die Tasse Tee in meinen Händen wärmte.
Nur meine Nasenspitze war noch kalt.
Die Sonne schaute kurz, nur einen Spalt.
Ein heller Zornesblitz am Himmel lärmte.

Ich saß, in eine Decke eingeschlungen
Sah Schirme wandern auf dem Bürgersteig.
Ans Fenster scharrte still ein Tannenzweig,
das hatte sanft nach Gänsehaut geklungen.




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#2

Am Fensterbrett

in Diverse 15.09.2007 21:21
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte

Zitat:

Ich hielt mein Ohr ans kalte Glas gedrückt,
um stundenlang am Fensterbrett zu lauschen,
wie Regentropfen auf die Erde rauschen.
Ich hätt sie gern vom Apfelbaum gepflückt.




Ich fürchte es lässt sich beckmessern, von wegen wo lauscht das LyrI nun? Am Brett oder am Fenster? Mir ausnahmsweise wurscht, denn das Bild gefällt mir sehr gut. Warum die Tropfen ausgerechnet von den Äpfeln oder Blättern des gleichnamigen Baums gepflückt werden sollen? Mir auch wurscht. Ich sehe jemanden mit großen Augen, sehr großen Augen, still, ein Ohr ans Glas gepresst, der den Tropfen, dem Rauschen lauscht und dann sehe ich diese dicken, runden, sonnigen Äpfel von denen Tropfen runterperlen. Warum ? Keine Ahnung, aber schön.



Zitat:

Die Tasse Tee in meinen Händen wärmte.
Nur meine Nasenspitze war noch kalt.
Die Sonne schaute kurz, nur einen Spalt.



Die Tasse Tee und die Nasenspitze finde ich auch sehr gut. Es ist nass, der Regen rauscht, wohlmöglich kalt, man träumt von saftigen Äpfeln und wärmt sich die Hände an einer Tasse Tee - mit mäßigen Erfolg, denn die Nasenspitze bleibt kalt. Die Stimmung, die sich mir aus den von Dir bis hier hin skizzierten Bilder vermittelt hat, finde ich grandios. Kein Schwein spricht. Nur ein Lauschen. Wunderbar. Dann kommt die Sonne nur einen Spalt durch, wie bei schlechtem Wetter, wo bei viel Wolken tatsächlich mal Strahlen zu sehen sind und es nicht nur hell oder dunkel ist. Weswegen:


Zitat:

Ein heller Zornesblitz am Himmel lärmte.



Mir nicht gefällt. Der lärmt doch nicht und ist kein Zorn sondern ein greifbares Licht und wunderbar, oder nicht?


Zitat:

Ich saß, in eine Decke eingeschlungen
Sah Schirme wandern auf dem Bürgersteig.



Die erste Zeile der letzen Strophe finde ich passend zum Bild, aber die zweite Zeile macht mich noch glücklicher. Die Schirme wandern - nicht die Menschen. Das ist ein bisschen surreal, wenn ich mir die Menschen zu den Schirmen wirklich wegdenke, das hinter Glas gedämpfte Trommeln mir einbilde und dann unten auf der Straße nur schwarze, einfarbige und insgesamt ein Heer von Schirmen so bunt wie ein Regenschirm nur sein kann, sehe, der aber trotzdem gesichtslos und anonym bleibt, der vorüber marschiert, bin ich hingerissen.

Aber das Finale:


Zitat:

Ans Fenster scharrte still ein Tannenzweig,
das hatte sanft nach Gänsehaut geklungen.



hat mich voll aus meinem Film gehauen. Das habe ich gar nicht reinbekommen. Ne, die zwei Zeilen finde ich doof. Tannenzweige scharren nicht – ok. Schirme wandern auch nicht – aber, nein, der Tannenzweig muss wieder weg und eine Gänsehaut kommt oder kommt nicht und sollte gar nicht erwähnt werden. Die würde ich auch sofort rausschneiden.
Kann sein, dass ich viel mehr Bilder und Eindrücke gehabt hatte, als Du tatsächlich beschrieben hast. Kann sein, dass mein Eindruck zu weit weg vom Text ist.

Leider kann ich Dir keine Vorschläge liefern, weil ich es eh nur Rauschen höre.

PS: Wenn jetzt einer sagt, das sei aber eine ganz schön kitschige Sichtweise, von wegen Sonnenstrahl, gar nicht erwähntem Kullerauge, warmer Tasse Tee und kalter Nasenspitze, bekenne ich: Ja, stimmt. Aber dieses hier funzt halt bei mir und legt die entsprechenden Schalter um. Erwischt.
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#3

Am Fensterbrett

in Diverse 15.09.2007 21:49
von Nonverbal • Mitglied | 407 Beiträge | 407 Punkte
danke für deine antwort!

ja mit der letzten strophe hab ich auch so meine probleme. wie du mit den letzten 2 zeilen. mir fällt nur kein anderer reim auf "eingeschlungen" ein, das dazu passen könnte.
ich könnte die letzte zeile ganz weg lassen und das "scharren" durch "klopfen" ersetzen.
aber irgendwie auch komisch wenn die 4erte zeile fehlt.

der zornesblitz: du hast recht, warum eigentlich zornesblitz? das zerstört etwas die stimmung. hast du etwas im kopf das vielleicht besser passt? oder ich lasse den Zorn einfach weg?

fragen über fragen, grübeln über grübeln....
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#4

Am Fensterbrett

in Diverse 15.09.2007 23:10
von bipontina (gelöscht)
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Hei! 2 x ein Komma setzen, (Du weißt!) und die erste Zeile in der letzten Strophe überarbeiten... dann wirds kuschelig!

Bussi von bipontina

Nachtrag am 17.9.:
ja, besser.
Trotzdem würd ich schreiben
"um, stundenlang am Fensterbrett, zu lauschen", denn ich kann mir zwar vorstellen, daß Du an einem Fensterglas - womöglich auch an einer Wand, an einer Tür etc" lauschst, aber nicht, daß du Dein Ohr ans Fensterbrett legst.
Oder wir haben andre Auffassungen vom Lauschen.

LG bipontina (auch "um, ans Fensterbrett gelehnt, zu lauschen" würde mir gefallen. Aber es ist DEIN Gedicht!)
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#5

Am Fensterbrett

in Diverse 16.09.2007 05:05
von Nonverbal • Mitglied | 407 Beiträge | 407 Punkte
wird heute abend in angriff genommen danke!

lg franzi
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#6

Am Fensterbrett

in Diverse 16.09.2007 19:14
von Nonverbal • Mitglied | 407 Beiträge | 407 Punkte
so ich hab das ganze leicht überarbeitet... ich denke so müsste es gehn!
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#7

Am Fensterbrett

in Diverse 19.09.2007 21:05
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Hallo Franzi,

nein das geht für mich nicht. Leider. Der Tannenzweig gefällt mir nicht. Ich will Regenschirme und keine Tannenzweige. Aber Du bist die Chefin. Auch der lärmende Blitz, der blitzt mir total aus meinem Bild.
Es gibt für mich in Deinem Gedicht Zeilen, die erinnern mich - mögen mich andere dafür häuten - an Bilder wo ich auch im Spiegel nur den Rücken desjenigen sehe, der in den Spiegel schaut. Aber Tannenzweig und Blitz gehören nicht dazu. Aber ich glaube Du willst meine Erwartungshaltung nicht bedienen. Und warum auch? Ich freu mich über die Zeilen, die mich ein wenig ins Surreale und Melancholische transportieren. Dafür meinen Dank.
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#8

Am Fensterbrett

in Diverse 19.09.2007 21:06
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Hallo Franzi,

nein das geht für mich nicht. Leider. Der Tannenzweig gefällt mir nicht. Ich will Regenschirme und keine Tannenzweige. Aber Du bist die Chefin. Auch der lärmende Blitz, der blitzt mir total aus meinem Bild.
Es gibt für mich in Deinem Gedicht Zeilen, die erinnern mich - mögen mich andere dafür häuten - an Bilder wo ich auch im Spiegel nur den Rücken desjenigen sehe, der in den Spiegel schaut. Aber Tannenzweig und Blitz gehören nicht dazu. Aber ich glaube Du willst meine Erwartungshaltung nicht bedienen. Und warum auch? Ich freu mich über die Zeilen, die mich ein wenig ins Surreale und Melancholische transportieren. Dafür meinen Dank.
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