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Verschwistert sind sie, Traum und Tag,
der Trennung nicht und nicht dem Scheiden unterworfen,
wie's doch den großen Elementen sonst gemein,
wie Flammen in des Meers Umarmung sterben,
wie Wogen in der Glut der Tod ereilt.
Tag ist Traum und Traum ist Tag,
werwoben eins in das Geflecht des andern inniglich,
untrennbar, widerstehend irdischem Gesetz,
hermaphroditisch, stolz gewappnet, zeitlos,
für ewig keiner Herren Untertan.
Und so geschah es mir im Tag, im Traum:
In hohem Saal, die kleinen Fenster schattig, von außen grün belaubt,
kalkfahle Wände, Nischen, Pfeiler, verwitternd trübbestaubt.
Auf kahlem Boden, der von vielen tausend Schritten wund
gescheuert, braunfleckig gleich des Baches Grund,
stehn Pult und Bank, von Jahren schwank und blank
gerieben unzählgen Schülerkleidern dank -
mein Pult nun, meine Bank, mir zugewiesne Stelle.
Mir Pforte nun: Hie Himmel, da die Hölle,
hie Geist, hie Weisheit,Bildung, höchstes Ideal -
da Tollhaus, Laster, Rohheit, Gegensatz der Qual.
Hie edle Hände, die das Firmament so oft berührten,
Fratzen da, die Unrat, Hass, Infernofeuer schürten.
Ganz still in mitten dieser Gegenwelten
saß ich, erwartungsbang zu zaubrisch blaugehellten
Augen schauend. Im Innern zag und froh und klein. Und weit
hineingezogen in erdachte, in erlauschte fremde Seligkeit;
Spät Worte wagend. Und kühn und frisch, dann drängend
Antwort suchend. Mein Blick gebannt am Philosophenmunde hängend,
der Urteil sprach - ach ja: Hie Himmel, da die Hölle!
Zurück! Der Fehler wehrt für immer mir die süße Schwelle.
Zurück! Der Abstand weitet sich zum Spalt, zur Kluft.
Das düstre Pult wird Kreuz. Die Bank, die Bank wird mir zur Gruft.
"Die falsche Antwort"
Ach Bipontina,
wer kennt es nicht? Gerade mir, noch im Studium begriffen, sind solche Situationen nicht fremd. Wie wohl denen, welche solche Schmach nicht scheuen oder fürchten!
Nun gut, Folgendes ist natürlich sehr stark subjektiv und soll nicht tadeln, sondern anregen.
In S1 und S2 verfolgst du anscheinend kein Reimschema, in S3 und S4 sehe ich lauter Paarreime. Ist dies so gewollt, um einen Bruch/ Zäsur zwischen den ersten beiden und den letzten beiden Strophen zu setzen? Dies verstehe ich, wenn es auch nicht ganz meinen Geschmack trifft, denn meines Erachtens wird das Gedicht zu sehr zerrissen, allein formal gesehen. Weiterhin erkenne ich zwar einen regelmäßigen Wechsel zwischen betonten und unbetonten Silben, aber kein richtiges Schema. Dies macht ein wenig den Eindruck des Zusammengewürfelten, auch, wenn die stimmige Stringenz des Inhaltes nicht dazu passt. Doch ich möchte nur Anregungen geben und nicht urteilen, denn sein ärgster Kritiker ist sowieso immer der Künstler selbst.
Inhalt:
gefällt mir sehr gut, v.a. weil ich schon oft mit diesem Thema in Berührung kam. In den ersten beiden Strophen beschreibst du die Größe von Traum und Tag. Durch die nicht offensichtliche und allseits bekannte Verbundenheit dieser zwei, fand ich Ganze bis das wirkliche Szenario anfing, etwas langweilig... auch brachte ich Traum bisher nicht mit den großen Elementen in Verbindung.
" und so geschah es mir im Tag, im Traum"
Tagtraum? Wunschtraum?
Das LI erlebt auf jeden Fall etwas, was es nachhaltig prägt, denn der Abstand, der sich bald zu Kluft weitet, kann nicht mehr übersprungen werden. Einmal eine falsche Antwort, getraut das LI sich nie wieder zu antworten, am liebsten möchte es in seine Gruft absinken (Bank). Die Pforte (Bildung), die sich geöffnet hat, steht nun nicht mehr offen. Die Aussage ist klar und deutlich, die Sprache sehr vielgestaltig und wortgewaltig (haha, ein Reim!), das gefällt mir sehr gut. Ein paar Fragen habe ich dennoch:
Was bedeutet schwank?
In wem schüren die Fratzen Hass? Im LI, im Lehrer oder beiden?
Noch etwas Kleines zu bemängeln: im letzten Vers wirkt das doppelte Bank eher als Füllwort.
Ich warte auf also auf Antwort.
Gruß aus dem südlichen Deutschland
Schn...
wer kennt es nicht? Gerade mir, noch im Studium begriffen, sind solche Situationen nicht fremd. Wie wohl denen, welche solche Schmach nicht scheuen oder fürchten!
Nun gut, Folgendes ist natürlich sehr stark subjektiv und soll nicht tadeln, sondern anregen.
In S1 und S2 verfolgst du anscheinend kein Reimschema, in S3 und S4 sehe ich lauter Paarreime. Ist dies so gewollt, um einen Bruch/ Zäsur zwischen den ersten beiden und den letzten beiden Strophen zu setzen? Dies verstehe ich, wenn es auch nicht ganz meinen Geschmack trifft, denn meines Erachtens wird das Gedicht zu sehr zerrissen, allein formal gesehen. Weiterhin erkenne ich zwar einen regelmäßigen Wechsel zwischen betonten und unbetonten Silben, aber kein richtiges Schema. Dies macht ein wenig den Eindruck des Zusammengewürfelten, auch, wenn die stimmige Stringenz des Inhaltes nicht dazu passt. Doch ich möchte nur Anregungen geben und nicht urteilen, denn sein ärgster Kritiker ist sowieso immer der Künstler selbst.
Inhalt:
gefällt mir sehr gut, v.a. weil ich schon oft mit diesem Thema in Berührung kam. In den ersten beiden Strophen beschreibst du die Größe von Traum und Tag. Durch die nicht offensichtliche und allseits bekannte Verbundenheit dieser zwei, fand ich Ganze bis das wirkliche Szenario anfing, etwas langweilig... auch brachte ich Traum bisher nicht mit den großen Elementen in Verbindung.
" und so geschah es mir im Tag, im Traum"
Tagtraum? Wunschtraum?
Das LI erlebt auf jeden Fall etwas, was es nachhaltig prägt, denn der Abstand, der sich bald zu Kluft weitet, kann nicht mehr übersprungen werden. Einmal eine falsche Antwort, getraut das LI sich nie wieder zu antworten, am liebsten möchte es in seine Gruft absinken (Bank). Die Pforte (Bildung), die sich geöffnet hat, steht nun nicht mehr offen. Die Aussage ist klar und deutlich, die Sprache sehr vielgestaltig und wortgewaltig (haha, ein Reim!), das gefällt mir sehr gut. Ein paar Fragen habe ich dennoch:
Was bedeutet schwank?
In wem schüren die Fratzen Hass? Im LI, im Lehrer oder beiden?
Noch etwas Kleines zu bemängeln: im letzten Vers wirkt das doppelte Bank eher als Füllwort.
Ich warte auf also auf Antwort.
Gruß aus dem südlichen Deutschland
Schn...
Guten Morgen, Schnabi!
Und vilen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar!
Du hast alles sehr klar erkannt. Die Einleitung ist langatmig, langweilig, ich weiß das. Sie galt eigentlich mir, weil ich mir selbst einen halbwahren Tag-Traum erklärbar machen wollte.
Der Rest ist leicht begreiflich: die falsche Antwort machte hohe Erwartungen zunichte, zerstörten mein Selbstbild und das Vertrauen in mich. Aber über alles geht die Zeit hinweg. Heute seh ich das nicht mehr so tragisch.
Die Fratzen, die Hass und Unrat schürten - das waren Schülerinnen untereinander, die sich bis zur Weißglut gegenseitig quälen konnten.
Das alles spielt in einer Klosterschule/Internat, in der keine den andern ausweichen konnte und in der ich mich absonderte, um nur meinem Wissensdurst zu leben.
Die Bank zweimal genannt ist kein Füllwort. Soll den letzten Satz lapidar machen.Schwank bedeutet schwankend. (Wie ein schwankes Rohr im Wind -- in diesem Sinn)
Lieben Dank nochmal fürs Lesen und Kommentieren!
Herzlichen Gruß von bipontina
Und vilen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar!
Du hast alles sehr klar erkannt. Die Einleitung ist langatmig, langweilig, ich weiß das. Sie galt eigentlich mir, weil ich mir selbst einen halbwahren Tag-Traum erklärbar machen wollte.
Der Rest ist leicht begreiflich: die falsche Antwort machte hohe Erwartungen zunichte, zerstörten mein Selbstbild und das Vertrauen in mich. Aber über alles geht die Zeit hinweg. Heute seh ich das nicht mehr so tragisch.
Die Fratzen, die Hass und Unrat schürten - das waren Schülerinnen untereinander, die sich bis zur Weißglut gegenseitig quälen konnten.
Das alles spielt in einer Klosterschule/Internat, in der keine den andern ausweichen konnte und in der ich mich absonderte, um nur meinem Wissensdurst zu leben.
Die Bank zweimal genannt ist kein Füllwort. Soll den letzten Satz lapidar machen.Schwank bedeutet schwankend. (Wie ein schwankes Rohr im Wind -- in diesem Sinn)
Lieben Dank nochmal fürs Lesen und Kommentieren!
Herzlichen Gruß von bipontina
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