#1

Im Kloster

in Liebe und Leidenschaft 12.10.2007 17:36
von bipontina (gelöscht)
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Die Sonne taucht mir das Gemäuer
in mattes, kaltes fahles Grau.
In meine leergefegte Scheuer
blickt nicht der lieben Augen Blau.
Der Lärm erfüllt mit ekler Stille
die Räume, die nun viel zu groß
in ihrer häßlich trüben Fülle
des Geistes, ja! des Lebens bloß.

Die Nächte wandeln sich nicht länger
zu süßem, duftdurchwirktem Traum.
Vor meinem Fenster singt nun bänger
die Nachtigall im Erlenbaum.
Das Morgens sanftdurchwirkte Röte
steigt mir als Pein ins wehe Blut
und brennt in meine bittren Nöte
Not um Not mit neuer Glut.

Es fangen mich die müden Tage
mit ihren Eisenklammern ein,
und in mein Herz die wilde Klage
dringt: Du ließest mich allein.
Mein Suchen kann Erfüllung finden
erst dann, wenn wieder Deine Hand
den Geist mir aus des Schmerzes Gründen
zu Deinem Geist emporgebannt.

Erst dann wird wieder Sonn' zur Sonne werden,
erst dann wölbt wieder sich das Zelt,
erst dann blaut Himmel über reichen Erden,
erst dann beginnt der Lauf der Welt;
erst dann zieht Ruhe in mich ein,
erst dann bin ich auch heimgekehrt,
erst dann, in Deinem Widerschein:
erst dann ist Leben lebenswert.
__________________

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#2

Im Kloster

in Liebe und Leidenschaft 12.10.2007 20:53
von Ciprofloxacin (gelöscht)
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Hallo

Was mir besonders am Kloster gefällt ist die klare, fast karge Sprache, die zur Klosterszene passt.

Andererseits sind die üblichen Verdächtigen - Herz, Schmerz und Kompanie - präsent, was man kritisieren könnte, hier aber finde ich trotzdem, dass ein gewissen Niveau beibehalten wird, auch wenn die dritte Strophe emotionaler wird, wie ich finde.

Die Eisenklammern der müden Tage sind zwar etwas unlogisch, für sich genommen geben die Klammern aber ein starkes Bild ab.

Die letzte Strophe hat mich allerdings doch sehr gestört. Das wird meiner Meinung nach einfach zu viel der Wiederholung.

Der Lesefluss ist einwandfrei, bis vielleicht auf

und in mein Herz die wilde Klage
dringt:

weil das dringt zum vorherigen Vers gehört, aber damit kann ich leben.

Die erste Strophe sticht besonders hervor

die Räume, die nun viel zu groß
(...)
des Geistes, ja! des Lebens bloß.

zeugt von Witz, gefällt mir sehr.

Hoffe, dass du damit ws anfangen kannst

Freundliche Grüße,

Cip
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#3

Im Kloster

in Liebe und Leidenschaft 14.10.2007 16:27
von bipontina (gelöscht)
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Hallo, Cip!

Natürlich kann ich damit etwas anfangen!
Wenn Du einen besseren Vorschlag für S3Z 3/4 hast? Ich nehme ihn gern an.
Die vierte mit dem "Erst dann"-Beginn an den Zeilen kann ich nicht fahren lassen, 1. ist sie mir ans Herz gewachsen und 2. ist sie die Essenz des Vorherigen (Gedichtes). Daraus klingt die ganze Ungeduld einer verzweifelt Wartenden, daß eine Abwesenheit endet (Ferien des Lehrkörpers).

Aber ich freue mich, daß es Dir im Großen und Ganzen gefallen hat, dieses Gedicht. (Herz und Schmerz werden zumindest nicht als Reimpaar gebraucht!!)

Lieben Gruß von bipontina
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