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Mein Kampf
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 23.10.2007 18:58von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Mein Kampf
Ich drehte das Licht ab. Die paar Schritte in das nun stockdunkle Schlafzimmer beherrschte ich wie im Schlaf, nach dem es mich jetzt sehr drängte. Erfüllt von einer bleiernen Müdigkeit, warf ich mich aufs Bett.
Genau das war es, was ich nicht hätte tun sollen! Ich hatte ja keine Ahnung, daß er da drinnen war.
Als er zubiß zog ich meine Backen zusammen und schrie auf.
"Du Biest, du gemeines! Du gönnst mir nicht einmal meine wohlverdiente Ruhe. Ich habe morgen wieder einen schweren Tag und brauche jeden Tropfen Schlaf!"
Ich war von der Matratze gesprungen und boxte in ohnmächtigem Zorn in die Finsternis, immer und immer wieder, bis meine Arme erlahmten. - Wie von Sinnen war ich, total ausgeflippt, wußte zugleich, das half alles nichts, denn ich hatte ihn mit keinem Schlag erwischt. Selbst wenn, das nahm er locker hin, grinste vielleicht.
Das wußte ich nicht, konnte ich nur ahnen oder mir vorstellen. Genau! In meiner Vorstellung grinste er mit bleckenden Zähnen! Nicht nur die Dunkelheit war Schuld, weswegen ich es nicht sehen konnte.
Noch einmal warf ich mich mit meinen hundert Kilo auf das Bett, daß der Lattenrost nur so krachte,
merkte dabei nicht, ob ich auf ihm oder neben ihm war - oder vielleicht er auf mir? Keuchend versuchte ich, meinen wohlverdienten Schlaf zu finden - und es gelang.
So als wäre der gestrige Abend nicht gewesen, schritt ich gutgelaunt zu meinen Wagen, öffnete ihn und setzte mich hinein. Auf den Nebensitz legte ich meine Tasche, an der eine grellgelbe Haftnotiz mit einem Vermerk klebte.
Mit schwarzem Filzstift geschrieben, unterstrichen und mit drei Rufzeichen war vermerkt: Flohspray besorgen!!!
© Joame Plebis
Mein Kampf
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 23.10.2007 22:04von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
hallo Joame
irgendwie hatte ich mir den ganzen Text über gedacht, es handelte sich um einen verzogenen Köter, der das Bett als sein Revier betrachtete. und der hätte dem "Herrchen" die Arschbacken mit seinen Eckzähnen gekniffen/gebissen. schon dachte ich es handelt sich beim Protagonisten um einen weiteren vom Caniden domestizierten Halter, und begann mir schon auszumalen wie i c h den Köter in seine Schranken weisen würde... ich befand mich also auf dem herrlichsten Holzweg - umso treffender kam die Pointe. Klasse gemacht!
rückblickend beim zweiten Durchgang/Lesen frage ich mich natürlich welches Weichei schreit schon bei einem Flohbiss? ein Adolf höchstens. aber das zählt ja jetzt nimmer.
"meine Arme erlahmten. - Wie von Sinnen" <- hier stimmt die Zeichensetzung nicht.
viele Zeilenumbrüche scheinen mir willkürlich in den Text gestreut. (wieso brichst du die Zeilen überhaupt?)
das optische Erscheinungsbild ist dementsprechend unbefriedigend.
neue Absätze wären doch bei Bedarf ausreichend.
das sind aber nur formale Kleinigkeiten, die man leicht ausmerzen könnte.
es hat mir gefallen.
Gruß
Alcedo
Mein Kampf
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 23.10.2007 23:09von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Ich habe es der Putzfrau im Stiegenhaus vorgelesen, die sehr leicht lacht, doch die zog den Mund herab und presste zwischen den Lippen "Schwach, sehr schwach!"
Also wollte ich es schon für die Knirpse, die Neunjährigen einstellen.
Es ist gar nicht leicht, eine Pointe zu schaffen, aber ich könnte es sicher, da müßte ich länger nachdenken. Sämtliche Begebenheiten des Lebens notieren, denn das Leben schreibt bekannterweise die besten und auch lustigsten Geschichten.
Die Zeilen habe ich etwas aufgelockert, daß man es leichter lesen kann. Üblicherweie sollte es handlungsabhängig sein; ich muß in Hinkunft besser darauf achten.
Aber wirklich schön, falls es kein Schmäh ist und Du tatsächlich erheitert warst, damit hätte sich schon das Miniaturgeschichterl gelohnt.
Gruß von Joame
Mein Kampf
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 23.10.2007 23:12von bipontina (gelöscht)
Ich habe, da Katzen hütend, schon sehr viele Flohbisse aushalten müssen - laut aufgeschrieen habe ich nie. Boxen nützt gegen Flöhe ebensowenig wie gegen Schnaken.
Die Pointe zeigt sich eigentlich sofort nach den ersten Abschnitt (könnte gegen "Wanzen" austauschbar sein).
Schade. Und der Titel berührt unangenehm.
Aber: schön, daß hier mal was Bedeutungsnichtschwangeres eingestellt wird.
LG von bipontina
Mein Kampf
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 23.10.2007 23:38von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Ich finde es ja auch nicht gut, muß aber jetzt ein wenig lachen, seit ich weiß, daß Du Flöhe hast. Jüngere kennen die Wanzen nicht; in meinen Lokalitäten habe ich auch nie welche gehabt, aber Berichte genügende.
Du als Flohinhaber wirst ja wissen, wenn einer zubeißt, wie das plötzlich zu verspüren ist, wie ein juckender Stich.
- Ich habe keine Flöhe mehr, aber zweimal in meinem Leben schon damit Erfahrung gehabt.
Daß Boxen nichts nützt wissen wir ja alle, nur sag es dem Durchgedrehten Wüterich, der in seiner Ruhe gestört wurde. Der war doch ganz hysterisch und hätte fast die Möbel kleingeschlagen.
Wanzen sollen gewaltig jucken, wurden von Tapeten sehr begünstigt, unter denen sie Unterschlupf fanden. Zerdrückte man eine, dann stank es - so wurde mir glaubhaft berichtet.
Es war eine Erscheinung im Zusammenhang mit schlechten Wohnverhältnissen in und nach den Kriegsjahren.
Da wären wir aber schon beim Thema, das Dir nicht gefällt, wahrscheinlich der Titel 'Mein Kampf'. Ja darauf kann ich leider keine Rücksicht nehmen, der ist nicht patentiert.
Er weckt zwar Assoziationen, die bei noch ärgeren Mördern nicht erweckt werden, die viele Millionen Menschen mehr auf dem Gewissen haben. Ganz im Gegenteil, denen zollt man noch Beifall, sie haben Zustrom, man verehrt sie und unterstützt sie noch finanziell mit Geld vom Staat, also vom Volk, das man dazu gar keine Stellung nehmen läßt.
Jezt wirst Du schon wissen wen ich meine, wer mehr Menschen auf dem Gewissen hat als Hitler oder Stalin. - Es kommt auf die schleimige Flexibilität an, dann kann man auch in unserer Zeit noch immer gut leben und schöne salbungsvolles Blahblah von sich geben nebst Abkassieren und dabei nichts anderes zu sein als eine Schmarotzerinstitution der Gesellschaft.
Schönen Gruß
Joame
Mein Kampf
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 26.10.2007 20:07von roronoa (gelöscht)
Ich bin deiner Geschichte mit wachsender Spannung gefolgt, mich fragend was das beißende Etwas darstellte.
Ich finde die Sätze gut aufgebaut, ziemlich witzig und doch eine aufstauende Spannung erzeugend, die mit der Pointe gelöst wird.
Wobei ich auch bei meinem einzigen Kritikpunkt wäre... die Pointe.
Wenn man 'Flohspry besorgen' liest, lacht man, sich fragend, warum man nicht eher darauf gekommen ist.
Doch ich fand das nicht genug. Etwas philosophisch angehaucht hätte ich es besser gefunden, wenn das beißende Etwas vielleicht eine durchgelegene Feder in der Matratze, die unmemerkte Nadel im Bett oder einfach eine innere Einbildung dargestellt hätte... So wie der Anfang geschrieben ist und auch durch den vielleicht sogar fragwürdigen Titel, würde man eher etwas Tiefsinnigeres erwarten und so kommt einem die jetzige Pointe etwas komisch vor.
Den Titel finde ich gar nicht so schlecht, irgendwie setzt das noch eine gewisse Ironie auf das Ganze. Obwohl es natürlich gewagt ist, diesen einfach so zu benutzen, da er durch das gleichnamige Buch ja nicht sehr positiv berühmt geworden ist.
Das ist jedenfalls meine Meinung...
Doch, im großen und ganzen finde ich deine geschichte echt gut!
Liebe Grüße, roronoa
Mein Kampf
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 01.11.2007 16:59von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Eine Pointe kann nicht gut genug sein; mir ist sie zu schwach, förmlich an den Haaren herbeigezogen.
Am besten wäre es, bei der Pointe, die es wert ist gebracht zu werden, eine Geschichte aufzubauen.
In vorliegendem Fall gebe ich der Putzfrau mit ihrer Bemerkund 'Schwach' recht, denn auch ich bin leider keiner, dem ein Lachen leicht fällt.
Danke und freundlichen Gruß!
Joame
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