Tourist sein von Berufs wegen hat etwas sehr angenehmes und wirkt befreiend von der Last der Langzeitarbeitslosigkeit. Ich zum Beispiel bin von der Verantwortung des Alltags befreit. Defizite und Schnitzer bleiben kaum so nachtragend an einem haften wie zu Hause. Man kann sich leichtfüssig durch Kontinente, Kulturen und Sprachen treiben lassen indem man das sonst erforderliche Denken aufs Eis legt. Tourismus ist eine progressive Form von Dummheit. Vom Tourist wird erwartet, ja erhofft, das ser dumm sei. Die gesamte Infrastruktur des Gastlandes ist auf Besucher abgestimmt die sich dumm anstellen. Man irrt beommen herum und steckt die Nase in Faltkarten und fremde Gärtchen. Man hat keine Ahnung wie man mit sich den Leuten unterhalten kann, wie man ohne Rädelsführer mit der Flagge irgendwo hinkommt . Und gerät die Flagge mal für funf Minuten ausser Sicht, dann hat man mit Herzklopfen einen Abenteuerurlaub geschafft. Was das Geld wert ist spielt eh keine Rolle, denn alles ist ja so billig. Was, wo und wie man futtern soll weiss man erst nach dem Resultat. Hauptsach es war exotisch und scharf. Dummheit ist der Leitfaden, das Niveau und das Mass. Auf diesem Niveau lässt es langfristig wie Marco Polo leben. Die Hotelzimmer wechseln, der Koffer wird das traute Heim und wenn man könnte würde man darin schlafen. Gemeinsam mit Tausenden geniesst man Sonderbehandlung und grosszügige Freirechte, die sonst nur Debilen zugute kommen. Man ist toleriertes Sandkorn inmitten eines Narrenheeres, dessen Uniform aus leuchtender Nylonbekleidung besteht, Statisten die mit lächelndem Bedenken Orang Utans und Elefanten streicheln und sich bei jeder Gelegenheit abknipsen. Sich pausenlos erzählen wo sie überall waren, was sie alles erlebt haben und wohin sie demnächst reisen werden. Nur das Präsens existiert nicht. Man braucht sich um nichts weiter zu sorgen als um den nächsten Durchfall.
Und dennoch haben auch wir Dummköpfe einige Geschichtchen auf Lager. Fortsetzung folgt (auf Wunsch)