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Vorstadt-Blues
Der Sonnenaufgang ist mir trüb geworden
und fadenscheinig bleiben alle Tage.
In jedem Sommer stelle ich die Frage,
warum, verdammt, zeigt mein Balkon nach Norden.
Und wie in jedem Herbst nehm’ ich mir vor, den
nächsten freien Tag nutz’ ich zur Klage
Und kläre ein für allemal die Lage,
damit auch meinem Frühjahr die Gefühle überborden.
Doch da ich winters zögere und zage
und Jahreswechsel jeden Vorsatz fjorden,
kühlt dieses Mütchen ab und ich vertage.
Doch spätestens im Sommer, wenn ich Horden
auf Südterassen grillen seh’, ertrage
ich diese Schmach nicht mehr. Dann will ich morden!
Der Sonnenaufgang ist mir trüb geworden
und fadenscheinig bleiben alle Tage.
In jedem Sommer stelle ich die Frage,
warum, verdammt, zeigt mein Balkon nach Norden.
Und wie in jedem Herbst nehm’ ich mir vor, den
nächsten freien Tag nutz’ ich zur Klage
Und kläre ein für allemal die Lage,
damit auch meinem Frühjahr die Gefühle überborden.
Doch da ich winters zögere und zage
und Jahreswechsel jeden Vorsatz fjorden,
kühlt dieses Mütchen ab und ich vertage.
Doch spätestens im Sommer, wenn ich Horden
auf Südterassen grillen seh’, ertrage
ich diese Schmach nicht mehr. Dann will ich morden!
Hi nizza
... das ist witzig. Ich würde das sofort in die Humor-Rubrik verschieben lassen. Ich kann den armen Teufel geradezu sehen, wie er mit geblümter Schürze - in der einen Hand ein Bier und in der anderen die Grillzange - seine Würstchen im Schatten brät und neidisch auf die sonnigen Balkone der Nachbarn blickt. Das ist so lächerlich, dass es schon wieder extrem realistisch ist und Anlass zu einem Amok sein kann.
Mit den Satzzeichen bin ich nicht ganz einverstanden, bzw. würde ich die so ändern:
Der Sonnenaufgang ist mir trüb geworden (Komma)
und fadenscheinig bleiben alle Tage.
In jedem Sommer stelle ich die Frage, (evtl. Doppelpunkt)
warum, verdammt, zeigt mein Balkon nach Norden. (Fragezeichen)
Und wie in jedem Herbst nehm’ ich mir vor, den
nächsten freien Tag nutz’ ich zur Klage (Komma)
Und (klein) kläre ein für allemal die Lage,
damit auch meinem Frühjahr die Gefühle überborden.
Doch da ich winters zögere und zage (Komma)
und Jahreswechsel jeden Vorsatz fjorden,
kühlt dieses Mütchen ab und ich vertage.
Doch spätestens im Sommer, wenn ich Horden
auf Südterassen grillen seh’, ertrage
ich diese Schmach nicht mehr. Dann will ich morden!
Zu erwähnen ist noch der Schmankerl-Reim fjorden/Horden/morden ... lach. Sehr gut!
Gruss
Margot
... das ist witzig. Ich würde das sofort in die Humor-Rubrik verschieben lassen. Ich kann den armen Teufel geradezu sehen, wie er mit geblümter Schürze - in der einen Hand ein Bier und in der anderen die Grillzange - seine Würstchen im Schatten brät und neidisch auf die sonnigen Balkone der Nachbarn blickt. Das ist so lächerlich, dass es schon wieder extrem realistisch ist und Anlass zu einem Amok sein kann.
Mit den Satzzeichen bin ich nicht ganz einverstanden, bzw. würde ich die so ändern:
Der Sonnenaufgang ist mir trüb geworden (Komma)
und fadenscheinig bleiben alle Tage.
In jedem Sommer stelle ich die Frage, (evtl. Doppelpunkt)
warum, verdammt, zeigt mein Balkon nach Norden. (Fragezeichen)
Und wie in jedem Herbst nehm’ ich mir vor, den
nächsten freien Tag nutz’ ich zur Klage (Komma)
Und (klein) kläre ein für allemal die Lage,
damit auch meinem Frühjahr die Gefühle überborden.
Doch da ich winters zögere und zage (Komma)
und Jahreswechsel jeden Vorsatz fjorden,
kühlt dieses Mütchen ab und ich vertage.
Doch spätestens im Sommer, wenn ich Horden
auf Südterassen grillen seh’, ertrage
ich diese Schmach nicht mehr. Dann will ich morden!
Zu erwähnen ist noch der Schmankerl-Reim fjorden/Horden/morden ... lach. Sehr gut!
Gruss
Margot
Hallo Nizza,
am Bild eines völlig banalen Vorhabens wird hier inhaltlich gelungen gezeigt, warum viele, die mit ihrer Umgebung, ihrem Umfeld, ihrer Wohnung oder ihrer Ehe nicht mehr glücklich und zufrieden sind diese Umstände nicht ändern, jegliche Aktion, die eine wirkliche Veränderung oder Klärung brächte immer wieder aufschieben, warum man das Leben so weitertröpfeln lässt, bis eventuell alles einmal eskaliert, so wie du es im letzten Vers andeutest.
Als besonders gelungen empfinde ich die Metapher des immer schattenseitigen Nordbalkons, und den Gebrauch des Verbes "fjorden".
Fjorde entstehen aus Talgletschern, die durch bereits vorhandene Flussläufe/Wasserrinnen fließen. Die eigentliche, eventuell schmale Rinne wird dabei von den herabströmenden Gletscherwassermassen überspült, verändert, erweitert, weil die Eisbrocken im Wasser Geröll und Gestein aus dem ursprünglichen Talbett mitreißen und diese neue Eis/Geröllmischung unaufhaltsam ebenfalls wieder neues Gestein abträgt und mit sich fort reißt.
Du bringst in deinem Sonett auch in den Formbrüchen den Inhalt sehr schön zum Ausdruck, z.B. das kleine Kadenzverbrechen in V5, das jenes Vorhaben, nämlich den Bruch der Regeln und Gewohnheiten, recht bildlich wiederspiegelt, noch einmal betont durch den einsamen Trochäus in V6. Interessant auch das deutliche Silbenüberborden in V8, dem Vers, der plötzlich, passend zum Inhalt, anstatt die üblichen 11 Silben bei weiblicher Kadenz zu zeigen mit wahrhaftig 15 Silben überschwappt.
These und Antithese sind gut herausgearbeitet.
Den Ausdruck "Schmach" in V14 finde ich persönlich jetzt nicht ganz so gelungen, handelt es sich doch eher um ein Versäumnis, als um eine Niederlage oder Beleidigung- Das "Morden" allerdings deutet an (da ich mal nicht davon ausgehe, dass diese etwas heftige Aussage in deinem Sonett reimgeschuldet entstanden ist), dass LI hier besser ein Beziehungsproblem sofort in Angriff nehmen sollte, bevor Gitterstäbe selbst die Aussicht auf jeden Nordbalkon vergällen.
Insgesamt ein angenehm spielerischer Umgang mit den festen Regeln und Normen des Sonetts, inhaltlich schön verbildert und verschachtelt, der Reim in V5/V8 witzig und trickreich - mir gefällt es, dein Gedicht.
Als sehr humoristisch empfinde ich es übrigens nicht.
Liebe Grüße,
Sabine
am Bild eines völlig banalen Vorhabens wird hier inhaltlich gelungen gezeigt, warum viele, die mit ihrer Umgebung, ihrem Umfeld, ihrer Wohnung oder ihrer Ehe nicht mehr glücklich und zufrieden sind diese Umstände nicht ändern, jegliche Aktion, die eine wirkliche Veränderung oder Klärung brächte immer wieder aufschieben, warum man das Leben so weitertröpfeln lässt, bis eventuell alles einmal eskaliert, so wie du es im letzten Vers andeutest.
Als besonders gelungen empfinde ich die Metapher des immer schattenseitigen Nordbalkons, und den Gebrauch des Verbes "fjorden".
Fjorde entstehen aus Talgletschern, die durch bereits vorhandene Flussläufe/Wasserrinnen fließen. Die eigentliche, eventuell schmale Rinne wird dabei von den herabströmenden Gletscherwassermassen überspült, verändert, erweitert, weil die Eisbrocken im Wasser Geröll und Gestein aus dem ursprünglichen Talbett mitreißen und diese neue Eis/Geröllmischung unaufhaltsam ebenfalls wieder neues Gestein abträgt und mit sich fort reißt.
Du bringst in deinem Sonett auch in den Formbrüchen den Inhalt sehr schön zum Ausdruck, z.B. das kleine Kadenzverbrechen in V5, das jenes Vorhaben, nämlich den Bruch der Regeln und Gewohnheiten, recht bildlich wiederspiegelt, noch einmal betont durch den einsamen Trochäus in V6. Interessant auch das deutliche Silbenüberborden in V8, dem Vers, der plötzlich, passend zum Inhalt, anstatt die üblichen 11 Silben bei weiblicher Kadenz zu zeigen mit wahrhaftig 15 Silben überschwappt.
These und Antithese sind gut herausgearbeitet.
Den Ausdruck "Schmach" in V14 finde ich persönlich jetzt nicht ganz so gelungen, handelt es sich doch eher um ein Versäumnis, als um eine Niederlage oder Beleidigung- Das "Morden" allerdings deutet an (da ich mal nicht davon ausgehe, dass diese etwas heftige Aussage in deinem Sonett reimgeschuldet entstanden ist), dass LI hier besser ein Beziehungsproblem sofort in Angriff nehmen sollte, bevor Gitterstäbe selbst die Aussicht auf jeden Nordbalkon vergällen.
Insgesamt ein angenehm spielerischer Umgang mit den festen Regeln und Normen des Sonetts, inhaltlich schön verbildert und verschachtelt, der Reim in V5/V8 witzig und trickreich - mir gefällt es, dein Gedicht.
Als sehr humoristisch empfinde ich es übrigens nicht.
Liebe Grüße,
Sabine
hallo .izza
ich weiß auch nicht, ich bin hier vorbeigekommen und so und dachte wegen der Überschrift halt boom boom blues aber denkste, enttäuscht war ich dann doch schon ein wenig..nun der blues als afroamerikanische Ausdrucksform soll ein gewisses Trauer und Resignationsgefühl ausdrücken, i feel blue...gänzlich überzeugen kann es mich nicht, da es für mich eher gefühllos leer ist, der blues jedoch in der traurigkeit Ausdruck bekommt...das dann auf einmal der Balkon Schuld ist für einen Leerlauf..na ja überzeugt mich nicht..
In jedem Sommer stelle ich die Frage
Wem stellst du die Frage...entweder : jedem Sommer stelle ich die Frage....wenn der Sommer personifiziert wird oder.... in jedem Sommer stelle ich mir die Frage....du hast die zeile mit einer Ellipse versehen was ich an sich nicht schlecht finde doch hier sieht es mir eher nach einhaltung von metrik aus
Doch spätestens im Sommer, wenn ich Horden
auf Südterassen grillen seh’, ertrage
ich diese Schmach nicht mehr. Dann will ich morden!
ok, klingt überzeugend..aber vorher musste dir noch schnell nen blutiges steak vom grill klauen, damit man auch so richtig animiert wird ...
alles in allem nicht bluesverdächtig für mich
LG basti
ich weiß auch nicht, ich bin hier vorbeigekommen und so und dachte wegen der Überschrift halt boom boom blues aber denkste, enttäuscht war ich dann doch schon ein wenig..nun der blues als afroamerikanische Ausdrucksform soll ein gewisses Trauer und Resignationsgefühl ausdrücken, i feel blue...gänzlich überzeugen kann es mich nicht, da es für mich eher gefühllos leer ist, der blues jedoch in der traurigkeit Ausdruck bekommt...das dann auf einmal der Balkon Schuld ist für einen Leerlauf..na ja überzeugt mich nicht..
In jedem Sommer stelle ich die Frage
Wem stellst du die Frage...entweder : jedem Sommer stelle ich die Frage....wenn der Sommer personifiziert wird oder.... in jedem Sommer stelle ich mir die Frage....du hast die zeile mit einer Ellipse versehen was ich an sich nicht schlecht finde doch hier sieht es mir eher nach einhaltung von metrik aus
Doch spätestens im Sommer, wenn ich Horden
auf Südterassen grillen seh’, ertrage
ich diese Schmach nicht mehr. Dann will ich morden!
ok, klingt überzeugend..aber vorher musste dir noch schnell nen blutiges steak vom grill klauen, damit man auch so richtig animiert wird ...
alles in allem nicht bluesverdächtig für mich
LG basti
Hallo Nizza -
so bekloppt wie das Thema im ersten Moment ist, so sehr gefällt mir die Umsetzung.
Insbesondere das "fjorden" hat es mir angetan, auch wenn ich keinen Schimmer habe, wie das geht.
Sprachlich kommst Du mit großem Finesse und elegant zum Zuge.
Ich weiß um die Problematik eines Nordbalkons- also im übertragenen Sinne - und habe seinerseits aus einem solchen Grund meinen Wohnort verlegt. Was ich eigentlich nie bedauerte.
Aber - Grundgütiger! - nicht wegen Grillparties.
Ich halte diesen Text wohl für überzogen aber im Grunde für sehr berechtigt.
Gruß
Ulrich
so bekloppt wie das Thema im ersten Moment ist, so sehr gefällt mir die Umsetzung.
Insbesondere das "fjorden" hat es mir angetan, auch wenn ich keinen Schimmer habe, wie das geht.
Sprachlich kommst Du mit großem Finesse und elegant zum Zuge.
Ich weiß um die Problematik eines Nordbalkons- also im übertragenen Sinne - und habe seinerseits aus einem solchen Grund meinen Wohnort verlegt. Was ich eigentlich nie bedauerte.
Aber - Grundgütiger! - nicht wegen Grillparties.
Ich halte diesen Text wohl für überzogen aber im Grunde für sehr berechtigt.
Gruß
Ulrich
das ist gut gemacht und besonders das Ende des ersten Quartettes finde ich mitreißend witzig.
Das "fjorden" ist innovativ und gefällt mir gut.
Schöne Idee, das Balkonproblem zeigt, was so in der Grillgesellschaft los ist. Ein Elend ist das!
Allerdings behagt mir der "vor, den" Reim so gar nicht. Vielleicht wolltest du diesen kleinen Ausbruch, weil sich der "orden-Reim" durch das ganze Sonett zieht, aber trotzdem kann ich mit sowas immer nichts anfangen, weil mir das den schönen Sprachfluss kaputt macht. Gerade in einem Sonett finde ich das deplaziert.
Ich schrei im Innern Töne zu Akkorden,
und sing dem Nachbarn meine Räumungsklage:
Nur einmal säh ich gern, in seiner Lage,
im Frühjahr mir Gefühle überborden.
Warum hast du überhaupt sieben Hebungen in der letzten Zeile des zweiten Quartettes???
Die "Lage" sollte man noch deutlicher nutzen, da sie ja ideal für die Thematik ist. Das kommt bei einer Version kaum rüber, finde ich.
Das "Mütchen" habe ich doch schon mal bei dir gelesen. Das mag ich nicht. Klingt mir zu kindisch, obwohl das hier ja passt. Ist eben Geschmackssache.
Fazit: Ein tolles Werk mit einer kleinen Macke, die ich ja für mich schon behoben habe.
Gruß, Fabian
Das "fjorden" ist innovativ und gefällt mir gut.
Schöne Idee, das Balkonproblem zeigt, was so in der Grillgesellschaft los ist. Ein Elend ist das!
Allerdings behagt mir der "vor, den" Reim so gar nicht. Vielleicht wolltest du diesen kleinen Ausbruch, weil sich der "orden-Reim" durch das ganze Sonett zieht, aber trotzdem kann ich mit sowas immer nichts anfangen, weil mir das den schönen Sprachfluss kaputt macht. Gerade in einem Sonett finde ich das deplaziert.
Ich schrei im Innern Töne zu Akkorden,
und sing dem Nachbarn meine Räumungsklage:
Nur einmal säh ich gern, in seiner Lage,
im Frühjahr mir Gefühle überborden.
Warum hast du überhaupt sieben Hebungen in der letzten Zeile des zweiten Quartettes???
Die "Lage" sollte man noch deutlicher nutzen, da sie ja ideal für die Thematik ist. Das kommt bei einer Version kaum rüber, finde ich.
Das "Mütchen" habe ich doch schon mal bei dir gelesen. Das mag ich nicht. Klingt mir zu kindisch, obwohl das hier ja passt. Ist eben Geschmackssache.
Fazit: Ein tolles Werk mit einer kleinen Macke, die ich ja für mich schon behoben habe.
Gruß, Fabian
Hallo Margot,
vielen Dank für die Satzzeichen. Ich halte das bei meinen Gedichten immer wie bei Bratkartoffeln mit dem Salz und das auch für angemessen: Ich streue halt ein wenig darüber. Ich werde deinen Vorschlägen blind folgen.
Ansonsten danke ich dir auch dafür, dass du das humorige Element gesehen hast, es passt zum Blues (siehe weiter unten).
Hallo roux,
dir danke ich ganz besonders, weil ich das Gedicht bei dir in guten Händen weiß. Du hast sogar Dinge richtig begründen können, die ich nur aus dem Bauch heraus benutzte (siehe das Verb „fjorden“). Die anderen Dinge, das „Kadenzverbrechen“, der Trochäus, die zusätzliche Hebung, das war exakt beabsichtigt und es freut mich besonders, wenn es auch dahingehend angesehen und dann auch noch akzeptiert wird. Aber auch die „Schmach“ war ganz bewusst gewählt und muss zwingend so sein, wie ich meine, und die fandest du ja nun nicht so doll. Das wertet mir dein grundsätzliches Lob aber umso stärker auf. Vielen Dank!
Hallo .as[ti]an,
mag sein, dass ein Blues für dich anders klingt, für mich klingt er (auch) so. Ich verweise bequem auf Wikipedia unter „Blues“ und da den Abschnitt „Texte“. Das soll an deinem Gefühl nichts korrigieren, natürlich nicht, nur meinem Blues (und auch dem Humor darin) seine Berechtigung lassen.
Hinsichtlich S1V3 hast du mich für 5 Minuten ins Grübeln gebracht, ich bin jedoch zu dem Ergebnis gekommen, dass alles in Ordnung ist. Spätestens im Sommer stelle ich mir selbst und Gott und der Welt diese Frage. Jeden Tag. An jedem Tag in jedem verdammten Sommer! Ist das umgangssprachlich? Dann nehme ich es hin. Germanisten an die Front!
Hallo Erebus,
schön, dass es dir trotz des bekloppten Themas gefallen kann. Mir schwant erst jetzt, was uns beide trennt. Ich liebe Allegorien, du nicht. Und noch etwas trennt uns offenbar: Ich kann mich nicht ausdrücken, denn wenn alle meinen, es ginge hier um mich, um Nordbalkone und Grillparties, dann bin ich ein Hanswurst, der lieber Steuerformulare ausfüllen, als dichten sollte. Ich habe eine Südterrasse und finde am Grillen kein besonderes Gefallen.
Hallo Fabian,
schön, wenn es dir gefällt, auch wenn ich ein wenig an das Vorgesagte anknüpfen muss. Der „vor den“-Reim ist von roux auf das Trefflichste erklärt, ein Stolperer ist programmiert. Spätestens beim zweiten Mal lässt es sich aber brav aufsagen, wenn man denn will.
Dein Vorschlag gefällt mir aus mehreren Gründen nicht: Die erste Zeile ist inhaltlich Kokolores und daher ausschließlich reimgeschuldeter Platzhalter. Die zweite Zeile ist zwar witzig, aber inhaltlich vollkommen deplaziert: Erstens besteht diese Möglichkeit nicht, zweitens bedeutete es, das lyrI würde aktiv etwas unternehmen. Das tut es nicht. Die dritte und vierte Zeile sind arg verschachtelt. Warum in deinem Vorschlag die Süd- und die Gefühlslage die Lage besser ausnutzten, als meine Süd-, Gefühls- und Rechts-Lage, weiß ich nicht, aber bitte.
Das „Mütchen“ ist nicht meine Erfindung, sondern ein geflügeltes Wort, welches bedeutet, dass, wer sich nicht an die wahren Gegner getraut, der kühlt seinen kleinen Mut, sein Mütchen eben an Schwächeren, an Geringfügigerem. Ich werde darauf achten müssen, es nicht noch einmal zu verwenden. Danke für die Aufmerksamkeit.
Allen Kommentatoren heißen Dank und liebe Grüße!
nizza
vielen Dank für die Satzzeichen. Ich halte das bei meinen Gedichten immer wie bei Bratkartoffeln mit dem Salz und das auch für angemessen: Ich streue halt ein wenig darüber. Ich werde deinen Vorschlägen blind folgen.
Ansonsten danke ich dir auch dafür, dass du das humorige Element gesehen hast, es passt zum Blues (siehe weiter unten).
Hallo roux,
dir danke ich ganz besonders, weil ich das Gedicht bei dir in guten Händen weiß. Du hast sogar Dinge richtig begründen können, die ich nur aus dem Bauch heraus benutzte (siehe das Verb „fjorden“). Die anderen Dinge, das „Kadenzverbrechen“, der Trochäus, die zusätzliche Hebung, das war exakt beabsichtigt und es freut mich besonders, wenn es auch dahingehend angesehen und dann auch noch akzeptiert wird. Aber auch die „Schmach“ war ganz bewusst gewählt und muss zwingend so sein, wie ich meine, und die fandest du ja nun nicht so doll. Das wertet mir dein grundsätzliches Lob aber umso stärker auf. Vielen Dank!
Hallo .as[ti]an,
mag sein, dass ein Blues für dich anders klingt, für mich klingt er (auch) so. Ich verweise bequem auf Wikipedia unter „Blues“ und da den Abschnitt „Texte“. Das soll an deinem Gefühl nichts korrigieren, natürlich nicht, nur meinem Blues (und auch dem Humor darin) seine Berechtigung lassen.
Hinsichtlich S1V3 hast du mich für 5 Minuten ins Grübeln gebracht, ich bin jedoch zu dem Ergebnis gekommen, dass alles in Ordnung ist. Spätestens im Sommer stelle ich mir selbst und Gott und der Welt diese Frage. Jeden Tag. An jedem Tag in jedem verdammten Sommer! Ist das umgangssprachlich? Dann nehme ich es hin. Germanisten an die Front!
Hallo Erebus,
schön, dass es dir trotz des bekloppten Themas gefallen kann. Mir schwant erst jetzt, was uns beide trennt. Ich liebe Allegorien, du nicht. Und noch etwas trennt uns offenbar: Ich kann mich nicht ausdrücken, denn wenn alle meinen, es ginge hier um mich, um Nordbalkone und Grillparties, dann bin ich ein Hanswurst, der lieber Steuerformulare ausfüllen, als dichten sollte. Ich habe eine Südterrasse und finde am Grillen kein besonderes Gefallen.
Hallo Fabian,
schön, wenn es dir gefällt, auch wenn ich ein wenig an das Vorgesagte anknüpfen muss. Der „vor den“-Reim ist von roux auf das Trefflichste erklärt, ein Stolperer ist programmiert. Spätestens beim zweiten Mal lässt es sich aber brav aufsagen, wenn man denn will.
Dein Vorschlag gefällt mir aus mehreren Gründen nicht: Die erste Zeile ist inhaltlich Kokolores und daher ausschließlich reimgeschuldeter Platzhalter. Die zweite Zeile ist zwar witzig, aber inhaltlich vollkommen deplaziert: Erstens besteht diese Möglichkeit nicht, zweitens bedeutete es, das lyrI würde aktiv etwas unternehmen. Das tut es nicht. Die dritte und vierte Zeile sind arg verschachtelt. Warum in deinem Vorschlag die Süd- und die Gefühlslage die Lage besser ausnutzten, als meine Süd-, Gefühls- und Rechts-Lage, weiß ich nicht, aber bitte.
Das „Mütchen“ ist nicht meine Erfindung, sondern ein geflügeltes Wort, welches bedeutet, dass, wer sich nicht an die wahren Gegner getraut, der kühlt seinen kleinen Mut, sein Mütchen eben an Schwächeren, an Geringfügigerem. Ich werde darauf achten müssen, es nicht noch einmal zu verwenden. Danke für die Aufmerksamkeit.
Allen Kommentatoren heißen Dank und liebe Grüße!
nizza
stimmt, mein Vorschlag ist inhaltlich Kokolores.
Für mich machen aber diese Erklärunegn noch weniger Sinn, dass die Gefühle überborden und man dann auch gleich mit den Silben durchdreht. Da ist kein wirklicher Zusammenhang zu erkennen und das riecht immer nach dem Unvermögen, es in den erforderlichen fünfen nicht bewältigen zu können.
Und dieser Reim ist grauenhaft, da hülft mir kein uminöses: "HIER ist der Stilbruch absolut gewollt!!!". Klingt nämlich genauso wie oben, tut mir leid. Man kann das "den" in keinem Fall so betonen, dass es sich dem Reim anpasst und damit ist er hinfällig. In allen anderen Zeilen wird das "den" ja eher als "denn" gesprochen. Das ist Fakt. Da hättest du dir selbst besser zuhören sollen, denn wenn du es aufreißt, dann doch bitte mit richtiger Phonetik, denn die ist natürlich wichtiger als das reine Schriftbild.
Ein Sonett ist in meinen Augen keine Plattform für solche Ausbrüche, weil es gerade durch seine stark reglementierte Darstellung seine Besonderheit erzeugt. Wenn doch, dann nicht so. *g*
Na ja, so sehe ich das halt.
Gruß, Fabian
Für mich machen aber diese Erklärunegn noch weniger Sinn, dass die Gefühle überborden und man dann auch gleich mit den Silben durchdreht. Da ist kein wirklicher Zusammenhang zu erkennen und das riecht immer nach dem Unvermögen, es in den erforderlichen fünfen nicht bewältigen zu können.
Und dieser Reim ist grauenhaft, da hülft mir kein uminöses: "HIER ist der Stilbruch absolut gewollt!!!". Klingt nämlich genauso wie oben, tut mir leid. Man kann das "den" in keinem Fall so betonen, dass es sich dem Reim anpasst und damit ist er hinfällig. In allen anderen Zeilen wird das "den" ja eher als "denn" gesprochen. Das ist Fakt. Da hättest du dir selbst besser zuhören sollen, denn wenn du es aufreißt, dann doch bitte mit richtiger Phonetik, denn die ist natürlich wichtiger als das reine Schriftbild.
Ein Sonett ist in meinen Augen keine Plattform für solche Ausbrüche, weil es gerade durch seine stark reglementierte Darstellung seine Besonderheit erzeugt. Wenn doch, dann nicht so. *g*
Na ja, so sehe ich das halt.
Gruß, Fabian
Gute Güte, Fabian, ist das dein Ernst? Glaubst du ernsthaft, dass jemand, der spielerisch das ganze Sonett mit nur zwei Reimen bestreitet, Probleme damit hat, seine kleinen Verslein in die entsprechenden Maße zu zwängen? Das ist lächerlich und dein Verhältnis zum Sonett scheint mir nicht auf Liebe zu basieren, sondern auf Neurose. Mit Kunst hat das für meine Begriffe jedenfalls nichts zu tun. Und hach ja, das Sonett. So ein Sonett kotzen wir doch täglich aus, das ist den anderen Gedichten auch nicht überlegen und schon gar nicht unberührbar. Denn dann ist es tot.
Doch, ich kann das genau so zurecht nuscheln und das "den" in Zeile 5 annähernd stimm- und tonlos erscheinen lassen, wie die anderen "-den", die auf gar keinen Fall - von wegen Fakt! - wie DENN betont werden. Wie bist du den drauf?
Ernsthaft, dann findest du diese Spielereien eben scheiße, ist doch in Ordnung. Ich wunderte mich nur darüber, dass du lieber schwachsinnige Verse liest, als das ein Sonett geschändet würde. Aber bitte, jeder, wie er mag.
LG
nizza
Doch, ich kann das genau so zurecht nuscheln und das "den" in Zeile 5 annähernd stimm- und tonlos erscheinen lassen, wie die anderen "-den", die auf gar keinen Fall - von wegen Fakt! - wie DENN betont werden. Wie bist du den drauf?
Ernsthaft, dann findest du diese Spielereien eben scheiße, ist doch in Ordnung. Ich wunderte mich nur darüber, dass du lieber schwachsinnige Verse liest, als das ein Sonett geschändet würde. Aber bitte, jeder, wie er mag.
LG
nizza
ich habe das ja bewusst verallgemeinert, als ich "immer" sagte und dein dichterisches Vermögen ist mir auch bewusst, ohne dass du darauf hinweist, wie spielerisch du hier mit nur zwei Reimen ein Sonett ablieferst.
Die unter dem Gürtel - Neurose will ich mal außer acht lassen, weil ich weiß, dass dir ab und zu mal die Gefühle überborden, aber wo du diese Erkenntnis hernimmst, wüsste ich schon gerne.
Von Unberührbarkeit habe ich kein einziges Wort geschrieben, auch nicht, dass es überlegen ist. Ich meinte nur, dass die Regeln hier die Besonderheit des Gedichtes ausmachen. So wie die Regeln eines Limericks auch die Besonderheit des Limericks ausmachen. Beim Sonett sind es u.a. die vier gleichen Reime der Umarmung und wenn man die aufreißt, sollte man das richtig machen.
Für mein Empfinden lässt sich das hier nicht so betonen, ohne dass es lächerlich wird und ein Nuscheln macht für mich schon gar keinen Sinn, in Bezug auf den Inhalt, denn LyIch fängt in der ersten Zeile des zweiten Quartettes ja erst an, sich richtig aufzuplustern und da wäre ein Nuscheln höchstens am Ende sinnvoll, weil dort das Strohfeuer der Empörung vorerst verfjordet wird.
Wie ein Sonett geschändet wird, liegt ja im Auge der Leser, zu denen du auch gehörst. Es bleibt das Recht des Verfassers, es so zu belassen, wie er es mag. Ist ja auch in Ordnung.
Ernsthaft, ich finde das nicht "scheiße", weil es dazu viel zu unwichtig ist.
Dass meine Version Kokolores ist, habe ich ja unterschrieben und natürlich wollte ich die nicht wirklich so geändert sehen.
Ich wiederhole mein Fazit noch mal: Ein tolles Werk mit kleiner Macke, die ich für mich behoben und dann als Kokolores wieder in tiefsten Fjorden versenkt habe.
Die unter dem Gürtel - Neurose will ich mal außer acht lassen, weil ich weiß, dass dir ab und zu mal die Gefühle überborden, aber wo du diese Erkenntnis hernimmst, wüsste ich schon gerne.
Von Unberührbarkeit habe ich kein einziges Wort geschrieben, auch nicht, dass es überlegen ist. Ich meinte nur, dass die Regeln hier die Besonderheit des Gedichtes ausmachen. So wie die Regeln eines Limericks auch die Besonderheit des Limericks ausmachen. Beim Sonett sind es u.a. die vier gleichen Reime der Umarmung und wenn man die aufreißt, sollte man das richtig machen.
Für mein Empfinden lässt sich das hier nicht so betonen, ohne dass es lächerlich wird und ein Nuscheln macht für mich schon gar keinen Sinn, in Bezug auf den Inhalt, denn LyIch fängt in der ersten Zeile des zweiten Quartettes ja erst an, sich richtig aufzuplustern und da wäre ein Nuscheln höchstens am Ende sinnvoll, weil dort das Strohfeuer der Empörung vorerst verfjordet wird.
Wie ein Sonett geschändet wird, liegt ja im Auge der Leser, zu denen du auch gehörst. Es bleibt das Recht des Verfassers, es so zu belassen, wie er es mag. Ist ja auch in Ordnung.
Ernsthaft, ich finde das nicht "scheiße", weil es dazu viel zu unwichtig ist.
Dass meine Version Kokolores ist, habe ich ja unterschrieben und natürlich wollte ich die nicht wirklich so geändert sehen.
Ich wiederhole mein Fazit noch mal: Ein tolles Werk mit kleiner Macke, die ich für mich behoben und dann als Kokolores wieder in tiefsten Fjorden versenkt habe.
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