Oh, welch (un)heiliger siebenhebiger Zorn!
Ich find es klasse, wie du mit all der Rage und in normalem, ungekünstelten Sprachgebrauch die Überlänge der Verse vergessen lässt. Interessant auch, dass der hier angewandte Haufenreim beim lauten Vortrag an jedem Versende wie ein Klatsch (ins Gesicht) oder Peitschenknallen klingt, so, als wolle LI hier das LD noch im Nachruf - denn etwas anderes ist es wohl nicht, als ein sehr aufgebrachter Nachruf - wutentbrannt all seine (Misse-)Taten um die Ohren hauen.
Interessant finde ich, dass alle vier Reime der ersten Strophe unrein sind, zwar ähnlich, aber eben doch nicht gleichklingend, ebenso, wie die stichhaltige Erfüllung des LD nur ein billiger Ersatz, Talmi, dafür war, was diese Frau wirklich gebraucht hätte.
Gut: Schon hier ist der Bezug zum Titel raffiniert, aber bei genauem Hinsehen schon deutlich auszumachen, der geschickt gewählt ist, in seiner Doppeldeutigkeit, weiß der Leser doch nicht, ob er andeuten soll, dass alle Ersatzhandlungen des LD nur Flitter, oder dass DL einfach ein Flitt(er)chen war.
- jeder Steert, also wahllos
- ihr Gefährt (an Stelle von Unterleib), also ihre Möglichkeit, sich fortzubewegen, unbestimmt
- (Ritters-)Mann steigt vom Pferd, also von seiner Fortbewegungsmöglichkeit, Ziel - oder, boshafter, von der Gattin, der sie ihn "entlieh"
- gehört, wohin gehört eine Lanze? In den Gegner (nicht in den Partner, oder?), ins Herz, in ein wildes Tier, einen Angreifer...oder an die Wand. Naja, hier ist wohl eher Steert oder Gefährt gemeint.
Gekonnt baust du Umgangssprache wie "Scheiß" und "schlapp" zwischen Ausdrücke wie Tjost (sehr witzig, Zweikampfspiel mit Lanzen beim Tournier) und Vakuum, ohne dass man den Eindruck hat, eine Vokabel wäre fehl am Platze.
Bei dem "So trieb die Not sie bis zum Tod" bin ich mir nicht ganz sicher, ob hier ein Suizid oder Drogentod (blaue Pillen sind ja eher Viagra) angedeutet werden soll, oder ob das LD nur für das LI starb.
Insgesamt ein spannend und höchst temperamentvoll erzähltes Drama, dem zu entnehmen ist, dass LI von LD sehr enttäuscht ist, und, da nichts anderes mehr möglich ist, eben verbal und postmortal auf die promiskuitive Verblichene einprügelt. Der letzte Satz lässt eher annehmen, dass es sich um das Ende einer langen, schmerzhaften Beziehung handelt - und für mich offen, ob da nun jemand beerdigt oder nur aus dem Herzen gerissen wurde.
Eindrucksvoll.
LG, Sabine