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Hach!
Ick logg mich ein und kieke nach,
ick logg mich aus und denke: Hach,
er hat mir nich jeschriebm.
Zwee Möglichkeiten bliebm:
Ick logg mich ein und gucke nach,
wer schrieb zuletzt und merke: Ach,
dit letzte Wort, wat eener sprach,
(oh je, war dit durchtriebm!)
dit hatte ick jeschriebm.
Ick logg mich aus: Welch Unjemach,
zwee Tage her, dat ick ihn sprach,
nu isset viertel siebm.
Dit is schon schwer, zu liebm!
Wenn eener mir ins Herze stach,
bin ick so uffjeriebm.
Man soll ja ooch nich nerven, sach
ick mir und will's vaschiebm.
Doch wat, wenn er jenauso denkt,
sich lieba an een Worte hängt,
dit ick zuvor jeschriebm?
Ick tipp, ick tipp, wat soll passiern?
Er kann nur uff de Zeilen stiern
und wenn’s jut looft, gen Himmel stiebm:
Jetzt, hach, jetzt hat se mir geschriebm.
verstehe mich jetzt bitte nicht falsch, aber dieses Gedicht finde ich wirklich nett. Nicht im abwertenden Sinn, oder als mittelmäßig oder so, nein es ist irgendwie "sympathisch".
Das liegt wohl an dem für mich unschuldig mundartlichen und gradlinigen Tonfall und der schlichten Behandlung des Themas.
In seiner Machart klingt es wie schnell und sicher gefunden.
Die Reime -"ach" und -"iebm" treten im Paar, zu Dritt und über Kreuz auf, wenn auch durch Strophenumbrüche getrennt, erst in S6-7 kommt das unreine "enkt"-"ängt" dazu, in S7-8 noch das -"iern". Soweit ich sehen kann gibt es für diesen Aufbau keine inhaltliche Ursache.
Etwas unsicher bin ich, ob der Plural in "een Worte" Idiom oder dichterische Freiheit ist. Was mir besonders gefällt ist der Wechsel zwischen "Ick logg mich ein" - "ick logg mich aus".
S7 "Ick tipp, ick tipp, wat soll passiern?" empfinde ich hingegen als auffüllend.
Hier kommt die Liebe ohne komplizierte Gesten und verspritztes Herzblut aus, irgendwie hat der Text in meinen Ohren eine berlinerische Tradition, der knüpft für mich an bekannte berliner Art an. Ich denke an Zille und hoffe, das ist nicht ganz daneben.
Mir gefällt es, wie gesagt, es ist irgendwie "lieb" (bitte nicht mißverstehen.)
Das erscheint mir für Deine Texte so untypisch, das ich vermute, ich habe irgendeine pechschwarze Seite deines Textes nicht begriffen, nicht mal erahnt, und liege komplett daneben.
LG
Ulrich
Ich rolle das Feld mal von hinten auf:
Zitat: |
Das erscheint mir für Deine Texte so untypisch, das ich vermute, ich habe irgendeine pechschwarze Seite deines Textes nicht begriffen, nicht mal erahnt, und liege komplett daneben. |
Du liegst keineswegs daneben, ich glaube, du hast aufgrund meiner zuweilen sarkastischen und höhnischen Gedichte/Kritiken ein völlig schiefes Bild von mir. Aber im Grunde macht das nix. Das vorliegende Gedicht ist so gemeint, wie es da steht, ohne böse Hintergedanken und sonstewatt. Und wenn dir der Text sympathisch ist, freut mich das natürlich.
Zitat: |
In seiner Machart klingt es wie schnell und sicher gefunden. |
Ja, der Text floss quasi aus der Feder, also ich saß ungefähr eine Stunde dran; für manche Schreiberlinge ist das vermutlich lange. Aber an manchen Gedichten saß ich sogar schon um die 4 Stunden.
Zitat: |
verstehe mich jetzt bitte nicht falsch, aber dieses Gedicht finde ich wirklich nett. Nicht im abwertenden Sinn, oder als mittelmäßig oder so, nein es ist irgendwie "sympathisch". |
Du, aufgrund der vielen Reimwiederholungen könnte ich sogar verstehen, wenn dem Text bzw. mir vorgeworfen würde, über’s Mittelmaß nicht hinaus gelangt zu sein. Dass es dir sympathisch ist, klingt nett.
Zitat: |
Die Reime -"ach" und -"iebm" treten im Paar, zu Dritt und über Kreuz auf, wenn auch durch Strophenumbrüche getrennt, erst in S6-7 kommt das unreine "enkt"-"ängt" dazu, in S7-8 noch das -"iern". Soweit ich sehen kann gibt es für diesen Aufbau keine inhaltliche Ursache. |
Also es gibt zwei Gründe, weshalb ich zum Ende hin auf andere Reime ausgewichen bin:
1.) Der ehrliche Grund:
So langsam gingen mir Worte, die sich auf „-ach“ und „-iebm“ reimen, aus.
2.) Der vorgeschobene Grund:
Das lyrI versetzt sich am Ende hin in die Gedanken des Du’s – das ist eine Art Umkehr für sein eigenes Handeln, denn es führt dazu, dass es sich überwinden und doch schreiben möchte. Na? Wie findest du die inhaltliche Begründung? Hab ick mir jetzt volle 4 h aus den Fingern gesogen.
Den Reim denkt/hängt empfinde ich gar nicht als unrein, auch wenn er so aussieht; aber rein phonetisch - und nur nach der (hörbaren) Lautfolge differenziert man ja, nicht nach dem Schriftbild - klingt mir das ziemlich gleich. Vielleicht will ich das auch nur?! Ich muss das noch mal öfter aussprechen, bin mir gerade unsicher...denkt, hängt, denkt, hängt, du denge, ick hänge...
Zitat: |
Etwas unsicher bin ich, ob der Plural in "een Worte" Idiom oder dichterische Freiheit ist. |
Nö, also das geht doch, bedenke man nur: Ein Männlein steht im Walde ganz alt und krumm…
Zitat: |
Was mir besonders gefällt ist der Wechsel zwischen "Ick logg mich ein" - "ick logg mich aus". |
Mir auch.
Zitat: |
S7 "Ick tipp, ick tipp, wat soll passiern?" empfinde ich hingegen als auffüllend. |
Och. Es wäre ja ganz einfach, ein Tippen zu verwerfen und durch etwas anderes zu ersetzen, doch ist mir das zu bedeutend, daher die Wiederholung. Das lyrI hat an dieser Stelle endlich sein Zaudern überwunden und handelt. Das kann man gar nicht deutlich genug hervorheben, dachte ich mir so. Mh.
Zitat: |
Hier kommt die Liebe ohne komplizierte Gesten und verspritztes Herzblut aus, irgendwie hat der Text in meinen Ohren eine berlinerische Tradition, der knüpft für mich an bekannte berliner Art an. Ich denke an Zille und hoffe, das ist nicht ganz daneben. |
Na ja, das mit der Unkompliziertheit sehe ich etwas anders. Mensch, das mit Zille ist ein echtes Kompliment, freut mich. Übrigens entschied ich mich erst, nachdem die Hälfte des Gedichts bereits stand, für eine Umschreibung in den Berliner Dialekt. Danke für deinen Kommentar.
Grüße zurück!
Maya
Du bist aber auch immer so gründlich. Es drängt mich, zu klären, was noch hängt, denkt an!
OK, unrein ist das nur visuell. völlig richtig. Weil man mir soetwas aber schon unter die Nase rieb, mache ich das jetzt auch.
In Wirklichkeit und Wahrheit geht das für mich, so wie es da steht, absolut in Ordnung.
Und: ich hatte recht und nicht richtig kapiert. Hier S7: "Ick tipp, ick tipp, wat soll passiern?" Da ist in mir das Jackpotfieber noch nicht ganz abgeklungen. Ich verstand LI in dieser Weise:
"Ich rätsele und rätsele, was wohl passieren wird.."
Grüße
Ulrich
ick finde Deine schnucklijen Verschen ausjesprochn putzich. Vorallm findste den richtjen Ton für ditt Thema und machst keene stilistjen Fehlschläge, und ditt üba die Länge. Meen lieba Schwan. N'bisschen lustich sindse ooch, un einfühlsam obndrein.
Also ick find's jut.
Kurz und bündich.
Bis denne,
Jeratewohl
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@Ulrich
Zitat: |
Du bist aber auch immer so gründlich. |
Nervt es dich schon?
Zitat: |
Weil man mir soetwas aber schon unter die Nase rieb, mache ich das jetzt auch. |
Du bist abba fies!
Ach das Tippen bezogst du gar nicht auf die Tastatur, du olle Spielernatur. Also passt es dir jetzt hoffentlich doch in den Kram.
Und abermals Grüße in deine Richtung.
Maya
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@JerateWohl
Zitat: |
ick finde Deine schnucklijen Verschen ausjesprochn putzich. |
Echt? Hach, hach, freut mir.
Zitat: |
Vorallm findste den richtjen Ton... |
Du abba ooch, als ick deine Zeilen las, schoss meen Ejo voll in de Höhe. Freut ma, dass dir dit jefallen hat.
Ick grüße dir.
Maya
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