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#1
von Primel (gelöscht)
Libido im Liegewagen (mit Lesung)
in Liebe und Leidenschaft 08.01.2008 16:21von Primel (gelöscht)
Griff ich zu weit? Wohin?
Und ist mir auch bewusst, was ich zu tun beginne,
in der Dunkelheit, dem Rhythmus
und dem Durchgeschütteltwerden in der Eisenbahn,
im Abteil, das ich mit fünf andren teile,
da alle Liegen voll sind und nur schweres Atmen,
wie betrunkenes Schnarchen steigt
aus einer unteren Liege.
Ich muss mein eignes Atmen jetzt bezähmen,
so dass die anderen,
wenn sie erwachen sollten
oder schon bzw. immer noch
mit zwar geschlossenen Augen
doch wach den engen Raum durchhorchen,
mir kaum besondere Beachtung schenken
oder mich sogar vergessen.
Bin ich allein im Wachen,
oder ist ein anderer,
sind andere, sind alle
in der gleichen Lauer des Belauschens,
des Wartens, dass die andern alle schlafen,
um sich die Wärme eines Leibes zu gestehen,
vielleicht auch nur des eigenen,
der sich so nahe und gefügig bietet,
oder, wie so von ungefähr,
als ob sich die Bewegung aus dem Schlaf ergäbe,
Berührung suchen in der nächsten Liege,
wo dann vielleicht ein andrer, eine andre
von demselben Trieb noch wachend
oder eben aus dem heißem Traum sich lösend,
die fremde Hand mit Zögern sanft berührt,
indes die freie eigene Hand nach dem Geschlechte greift
und die so los Vereinten ihre eigene Lust
mit unterdrücktem Stöhnen,
heimlich, wie sie glauben,
in fremder Zweisamkeit genießen.
Im Rütteln und dem Rhythmus, den der Zug
im gleichen Takte auf die Liegen überträgt,
bleibt jede andere Bewegung unerkannt,
doch steigt der Atem der im Fieber
ihrer Lust verkrampften Leiber
wie ein Verführungsduft durch jene Dunkelheit,
in der nun keiner schläft,
doch alle im Erinnern
sich zu betäuben suchen.
hier klicken für Tonfassung
Und ist mir auch bewusst, was ich zu tun beginne,
in der Dunkelheit, dem Rhythmus
und dem Durchgeschütteltwerden in der Eisenbahn,
im Abteil, das ich mit fünf andren teile,
da alle Liegen voll sind und nur schweres Atmen,
wie betrunkenes Schnarchen steigt
aus einer unteren Liege.
Ich muss mein eignes Atmen jetzt bezähmen,
so dass die anderen,
wenn sie erwachen sollten
oder schon bzw. immer noch
mit zwar geschlossenen Augen
doch wach den engen Raum durchhorchen,
mir kaum besondere Beachtung schenken
oder mich sogar vergessen.
Bin ich allein im Wachen,
oder ist ein anderer,
sind andere, sind alle
in der gleichen Lauer des Belauschens,
des Wartens, dass die andern alle schlafen,
um sich die Wärme eines Leibes zu gestehen,
vielleicht auch nur des eigenen,
der sich so nahe und gefügig bietet,
oder, wie so von ungefähr,
als ob sich die Bewegung aus dem Schlaf ergäbe,
Berührung suchen in der nächsten Liege,
wo dann vielleicht ein andrer, eine andre
von demselben Trieb noch wachend
oder eben aus dem heißem Traum sich lösend,
die fremde Hand mit Zögern sanft berührt,
indes die freie eigene Hand nach dem Geschlechte greift
und die so los Vereinten ihre eigene Lust
mit unterdrücktem Stöhnen,
heimlich, wie sie glauben,
in fremder Zweisamkeit genießen.
Im Rütteln und dem Rhythmus, den der Zug
im gleichen Takte auf die Liegen überträgt,
bleibt jede andere Bewegung unerkannt,
doch steigt der Atem der im Fieber
ihrer Lust verkrampften Leiber
wie ein Verführungsduft durch jene Dunkelheit,
in der nun keiner schläft,
doch alle im Erinnern
sich zu betäuben suchen.
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Hallo Primel,
da Du hier noch aktiv bzw. mitlesend bist, greife ich mir einmal diesen Text heraus.
Ich bin zwar nicht "Herr Lau", den Du via Untertitel ansprichst, aber dennoch habe ich mich 'erdrissen', die Vertonung einmal anzuhören. Vorausgeschickt: die Aufnahmequalität ist sehr dürftig. Durchgängig hat man "weißes Rauschen" im Ohr, es knarzt und knackt mitunter, als wipptest Du auf einem wurmstichigen Dielenboden.
Aber weiter im Text: Nun, die Lesestimme ist da, keine Frage, aber Du reizt diesen 60er-Jahre-Theater- und Vorleseton für meine Begriffe an einigen Stellen allzu sehr aus (beliebig manche r-, u-, sch-, sz-Laute; e.g. "Rhythmus", "Schnarchen", "durchhorchen", "rütteln", "Verführungsduft", "genießen"), dann verliert sich dieses Element und Du verfängst Dich im Hans Paetsch-Duktus, der bei Dir und für das Gedicht jedoch zu märchenonkelhaft daherkommt, ja, unpassend wirkt, auch wenn so einiges im Gedicht aus dem Schlaf heraus greifen will.
Auch finden sich Überbetonungen und unstet verstreute Rhythmisierungen einer Eugen Gomringer-Schule ("wo dann vielleicht an andrer, eine andere", "im Rütteln und dem Rhythmus, den der Zug im gleichen Takte auf die Liegen überträgt") sowie dieses stimmliche Ausweiden der S-Abklänge und Zwischenlaute wie bei "Belauschens" und "Wartens". Und als wenn es damit nicht schon genug wäre, werden dem Zuhörer dann auch z.B. noch Worte wie "heimlich" so überzuckert und so forciert ans Ohr getragen (Betonungschwerpunkt auf "ei"), dass es gelinde gesagt schon schmerzt.
Zudem sind es immer und immer wieder die o- und u-Laute, die Du endlos aufbläst, zu hochtrabend und zu lang betonst, auch wenn der Fummelaspekt im Text dadurch unterstrichen werden will. Mir ist es zu viel.
Allein ob der unterschiedlichen Vergleiche und Bezüge (Paetsch, Gomringer usw.) wird vielleicht klar, dass das Stimmbild für mich stilistisch zu arg durchtrieben ist, uneinheitlich und in seinen Schwerpunkten unschlüssig. Diese Mischung, von der ich nicht meine, dass sie gewollt oder angedacht ist, läßt die Audioversion als Klangpuzzle wirken und tut auch dem Gedicht in meinen Ohren und Augen keinen sonderlichen Gefallen, da die Über- und Ausreizungen, die stilistischen Sinuskurven das Vorhaben überdreht erscheinen lassen, wankelmütig und mimikrös.
Sicher gibt es auch Passagen, in denen Deine Leseweise sehr, sehr gut funktioniert und mit den Szenen Hand in Hand geht, größtenteils aber ist das Stück in dieser Fassung gänzlich übersteuert, wie ich meine.
Was letztlich unschön anmutet - gerade weil Deine Aussprache ansonsten Spielelement und bestrebt klar sein will -, ist der Rückfall in Deinen scheinbaren Dialekt, der Dir eingangs noch manchmal an der Zunge hängt (vgl. tun wird zu dun, Abteil wird zu Abdeil) und sicherlich auch für die grauslich schnarchigen, kehligen ch-Laute verantwortlich ist, die Du aber auch wieder nicht durchgängig bringst, so dass ich dies anfangs dem Theaterausdruck zugeschrieben habe.
Zum Text an sich kann ich mich auch gerne noch auslassen, muss aber schon vorab mitteilen, dass "feuchte-Höschen-Lyrik" nicht meine Kelle Bier ist, obschon man Dir hier zugestehen muss, dass Du rein textlich betrachtet eine sehr gute Arbeit abgeliefert hast, an der ich nur an wenigen Stellen etwas zu knitteln, zu hinterfragen wüßte. Die Vertonung aber ist das Gegenteil davon.
Grüße axo
da Du hier noch aktiv bzw. mitlesend bist, greife ich mir einmal diesen Text heraus.
Ich bin zwar nicht "Herr Lau", den Du via Untertitel ansprichst, aber dennoch habe ich mich 'erdrissen', die Vertonung einmal anzuhören. Vorausgeschickt: die Aufnahmequalität ist sehr dürftig. Durchgängig hat man "weißes Rauschen" im Ohr, es knarzt und knackt mitunter, als wipptest Du auf einem wurmstichigen Dielenboden.
Aber weiter im Text: Nun, die Lesestimme ist da, keine Frage, aber Du reizt diesen 60er-Jahre-Theater- und Vorleseton für meine Begriffe an einigen Stellen allzu sehr aus (beliebig manche r-, u-, sch-, sz-Laute; e.g. "Rhythmus", "Schnarchen", "durchhorchen", "rütteln", "Verführungsduft", "genießen"), dann verliert sich dieses Element und Du verfängst Dich im Hans Paetsch-Duktus, der bei Dir und für das Gedicht jedoch zu märchenonkelhaft daherkommt, ja, unpassend wirkt, auch wenn so einiges im Gedicht aus dem Schlaf heraus greifen will.
Auch finden sich Überbetonungen und unstet verstreute Rhythmisierungen einer Eugen Gomringer-Schule ("wo dann vielleicht an andrer, eine andere", "im Rütteln und dem Rhythmus, den der Zug im gleichen Takte auf die Liegen überträgt") sowie dieses stimmliche Ausweiden der S-Abklänge und Zwischenlaute wie bei "Belauschens" und "Wartens". Und als wenn es damit nicht schon genug wäre, werden dem Zuhörer dann auch z.B. noch Worte wie "heimlich" so überzuckert und so forciert ans Ohr getragen (Betonungschwerpunkt auf "ei"), dass es gelinde gesagt schon schmerzt.
Zudem sind es immer und immer wieder die o- und u-Laute, die Du endlos aufbläst, zu hochtrabend und zu lang betonst, auch wenn der Fummelaspekt im Text dadurch unterstrichen werden will. Mir ist es zu viel.
Allein ob der unterschiedlichen Vergleiche und Bezüge (Paetsch, Gomringer usw.) wird vielleicht klar, dass das Stimmbild für mich stilistisch zu arg durchtrieben ist, uneinheitlich und in seinen Schwerpunkten unschlüssig. Diese Mischung, von der ich nicht meine, dass sie gewollt oder angedacht ist, läßt die Audioversion als Klangpuzzle wirken und tut auch dem Gedicht in meinen Ohren und Augen keinen sonderlichen Gefallen, da die Über- und Ausreizungen, die stilistischen Sinuskurven das Vorhaben überdreht erscheinen lassen, wankelmütig und mimikrös.
Sicher gibt es auch Passagen, in denen Deine Leseweise sehr, sehr gut funktioniert und mit den Szenen Hand in Hand geht, größtenteils aber ist das Stück in dieser Fassung gänzlich übersteuert, wie ich meine.
Was letztlich unschön anmutet - gerade weil Deine Aussprache ansonsten Spielelement und bestrebt klar sein will -, ist der Rückfall in Deinen scheinbaren Dialekt, der Dir eingangs noch manchmal an der Zunge hängt (vgl. tun wird zu dun, Abteil wird zu Abdeil) und sicherlich auch für die grauslich schnarchigen, kehligen ch-Laute verantwortlich ist, die Du aber auch wieder nicht durchgängig bringst, so dass ich dies anfangs dem Theaterausdruck zugeschrieben habe.
Zum Text an sich kann ich mich auch gerne noch auslassen, muss aber schon vorab mitteilen, dass "feuchte-Höschen-Lyrik" nicht meine Kelle Bier ist, obschon man Dir hier zugestehen muss, dass Du rein textlich betrachtet eine sehr gute Arbeit abgeliefert hast, an der ich nur an wenigen Stellen etwas zu knitteln, zu hinterfragen wüßte. Die Vertonung aber ist das Gegenteil davon.
Grüße axo
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