#1

manisch

in Düsteres und Trübsinniges 07.02.2008 14:02
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte

manisch

(Fluchtgedanken)

Die Ewigkeit ist eine lange Zeit,
wenn tief im Schlund ein Lachen steckt,
die Worte wahren Sinn vergessen,
und Gleichmut sich zum Fenster reckt.

Der Morgen scheint - so unergründlich weit -
wenn auch am Hintern Heute leckt,
die Phrasen Exkremente fressen,
und Feigheit brachen Geist bedeckt.

Noch immer nicht zum Abgesang bereit
- obwohl ich weiß was Flucht bezweckt -
hab ich, mit manischem Ermessen,
mein eignes Angesicht befleckt.




alt

Die Ewigkeit ist eine lange Zeit,
wenn tief im Schlund ein Lachen steckt,
die Worte wahren Sinn vergessen,
und Gleichmut sich zum Fenster reckt.

Der Morgen scheint - so unergründlich weit -
trotz Heute noch am Hintern leckt,
wenn Phrasen Exkremente fressen,
und Feigheit brachen Geist bedeckt.

Noch immer nicht zum Abgesang bereit
- obwohl ich weiß was Flucht bezweckt -
hab ich, mit manischem Ermessen,
mein eignes Angesicht befleckt.


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#2

manisch

in Düsteres und Trübsinniges 07.02.2008 15:10
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Liebe Simone!
Möge der Geist nur weiterhin brach bleiben,
keine Flucht und Abgesang stattfinden.

Sieh die Ewigkeit als Dimension an,
was ja auch nicht viel helfen wird.

Hinter jedem Satz steckt eine Menge,
von der nur das Lyrische Ich die komplizierten
Verstrickungen zu kennen scheint.

Als aussagekräftiges Werk kann ich es lesen
und die Art beurteilen; die verborgene Katastrophe
die dahinter schlummert, erschrocken zur Kenntnis nehmen.
Das bisher angewandte Rezept der zur Schau gestellten Gleichmut läßt sich nicht weiter anwenden?
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#3

manisch

in Düsteres und Trübsinniges 07.02.2008 15:40
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hi Simone,

also, so wie ich das verstehe, kommt das Ich irgendwie nicht aus dem Quark, ist davon genervt und wird dadurch immer zynischer (Phrasen Exkremente fressen) und hibbeliger (manisch).
Die letzten Verse "hab ich, mit manischem Ermessen, mein eignes Angesicht befleckt." lassen auf eine Art Emo schließen, wie ich neulich gehört habe, wie man die unter Jugendlichen nennt. Das sind die, die sich überspannt in die Arme ritzen, sich Haare und Wimpern ausreißen oder Nägel kauen.
Luka schreibt über manisches Dichten, Du über manisches beflecken und auch mir sind diese Gedanken gerade nicht fremd. Es scheint Saison zu sein.

Bei der Form hast Du Dir ja echt was vorgenommen, und ich muss sagen, das sDu nach meiner Beurteilung hier auf hohem Niveau gescheitert bist, denn technisch ist das ja insgesamt gut gemacht.
Aber viele Dinge stören mich .
Das Ersetzen des "obwohls" mit dem "trotz" funktioniert nicht wirklich gut. Etwas besser wäre "obwohl er Heutes Arsch noch leckt", aber selbst das klingt etwas verschnitten. Die Leichtigkeit, die so eine strenge Form benötigt, um atmen zu können, fehlt dem Text etwas, wobei das enge Korsett zwar den Fluchtgedanken unterstützt, aber die Energie des Manischen etwas ausbremst. Aber vielleicht stört mich auch nur der eine Vers, und wenn der funktioniert, funktioniert das ganze auch besser.
Ein Problem finde ich auch noch, dass Du etwas weit gestreute Metapherwelten einlädst, was zu einem bildlichen Flickenteppich führt, der auf mich zu wenig den einen Guss unterstützt, den ich mir wünsche. Denn schließlich geht es hier u.a. um sich ausbreitende Gleichmut in Kombination mit Zwanghaftigkeit. Da wäre auch bildliche Monotonie aus meiner Sicht passender gewesen.

So viel (Gemecker) von mir.

Grüße,
GW

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#4

manisch

in Düsteres und Trübsinniges 07.02.2008 21:07
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte
Hi Joame

Na, das wollen wir doch nicht hoffen, dass der Geist brach bleibt und die Flucht misslingt. und Gleichmut sollte doch nicht das Ziel sein.

Danke für deine Gedanken und Gruß
Simone

Hi GW

auf hohem Niveau gescheitert … Lach … na, so scheitert man doch gerne.

inhaltlich ist es bei dir angekommen wie von mir gedacht, bis auf das beflecken. damit meinte ich, dass das LI sich selbst besudelt – evtl durch Verleugnung oder Passivität –, weil es nicht aus dem Quark flüchtet. aber dein Emo – das Wort ist mir neu – paßt auch sehr gut.

das mit dem trotz war auch eher eine Notlösung. aber dank deinem Arsch hätte ich jetzt das im Angebot:

"obwohl am Arsch noch Heute leckt"

die Metaphern sind sicher etwas weit gestreut, aber das LI ist auch ziemlich zerrissen – Flickenteppich passt da wohl ganz gut. aber es ist ja auch der Gegensatz zwischen dem manischen und dem Gleichmut sowie dem Fluchtwillen und dem Festhängen, den ich darstellen wollte.

Besten Dank und Gruß
Simone
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