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Konsistenz
Dein stetes Brauenrunzeln zeigt:
Den Kürlauf haben wir vergeigt.
Verstummt sind wir und wir entgleiten
einander, seltsam zugeneigt,
ein Eistanz, zu dem jeder schweigt
auf weiten Strecken kalter Zeiten.
Da war einmal vertrautes Fassen
zum warmen Rücken in der Nacht,
die Nähe, die behaglich macht.
Wie konnte, was uns band, verblassen,
wie konnten wir das Flüstern lassen?
Wir sind ja nicht einmal verkracht,
nur das Begehren abgeflacht:
Kein Lieben mehr und noch kein Hassen.
Dein stetes Brauenrunzeln zeigt:
Den Kürlauf haben wir vergeigt.
Verstummt sind wir und wir entgleiten
einander, seltsam zugeneigt,
ein Eistanz, zu dem jeder schweigt
auf weiten Strecken kalter Zeiten.
Da war einmal vertrautes Fassen
zum warmen Rücken in der Nacht,
die Nähe, die behaglich macht.
Wie konnte, was uns band, verblassen,
wie konnten wir das Flüstern lassen?
Wir sind ja nicht einmal verkracht,
nur das Begehren abgeflacht:
Kein Lieben mehr und noch kein Hassen.
#2
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Konsistenz
in Liebe und Leidenschaft 05.04.2008 21:52von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Zitat: |
Feo schrieb am 05.04.2008 20:45 Uhr: Nicht Fisch, nicht Fleisch Dein stetes Brauenrunzeln zeigt: Den Kürlauf haben wir vergeigt. Verstummt sind wir und wir entgleiten einander, seltsam zugeneigt, ein Eistanz, zu dem jeder schweigt auf weiten Strecken kalter Zeiten. Da war einmal vertrautes Fassen zum warmen Rücken in der Nacht, die Nähe, die behaglich macht. Wie konnte, was uns band, verblassen, wie konnten wir das Flüstern lassen? Wir sind ja nicht einmal verkracht, nur das Begehren abgeflacht: Kein Lieben mehr und noch kein Hassen. |
hallo Feo
ein Sonett travers. die Form hat zuletzt Lev hier präsentiert (Et in Arcadia ego). diesmal aber mit vierhebigen Jamben, halb und zum Auftakt in männlicher Kadenz, und halb in weiblicher, wie auch im Ausklang. schön.
inhaltlich eine Beziehung die sich auseinandergelebt, "abgeflacht" hat, die aber auch vom Lieben noch nicht ins Hassen umgeschlagen ist. wobei ja Hass nicht das Gegenteil von Liebe sein kann - das wäre dann eher Gleichgültigkeit, dachte ich mir beim gelungenen Resumee der letzten Zeile.
schön fand ich die verwobenen Eiskunstlauf-Vergleiche von Paartanz, Gleichtakt, Nähe und Berührung zum Verstummen der Zweisamkeit. das Brauenrunzeln dominiert trotzdem von Anfang an und schirmt gut ab vor möglicher Idylle. sehr gelungen im Kontext auch die Paarung Eis&Tanz. fast würde mir "Eistanz" besser als Überschrift gefallen; das liegt aber auch daran, dass ich persönlich dieses weder - noch von Fisch und Fleisch noch nie verstanden habe, da Fische doch auch aus Fleisch bestehen. nun ja für die Redewendung kannst du wohl nichts.
der einzige Fragesatz ist sauber strophenübergreifend um eine Leerzeile dekoriert und mildert so die kitschige Rhethorik. schön auch wie von vor-dem-Verstummen hier noch ein Flüstern erinnert wird. andere Lautäußerungen schon nicht mehr. dabei wäre ein lauter Streit kommunikativer Kitt gewesen - dieses Bedauern klingt durch.
insgesamt überzeugt es mich und gefällt mir. zu bemängeln wäre für mich lediglich die dreifache Wiederholung des "wir" in S1; fast etwas zu viel Gemeinsamkeit im Terzett.
falls du nicht Mattes bist, würdest du uns verraten wie du in den Tümpel gefunden hast?
Gruß
Alcedo
#3
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Konsistenz
in Liebe und Leidenschaft 06.04.2008 13:00von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Feo
Ja, mir gefällt das auch. Es ist so aus dem(r) Midlife(krise) geschrieben, bzw. kann sich (fast) jeder, der schon mal eine längere Beziehung hatte, damit identifizieren. Bei solchen Themen muss ich immer an Kästners ‚Sachliche Romanze’ denken.
Mit dem Titel muss ich Alcedo recht geben. Deine Überschrift ist nachvollziehbar, aber lyrisch ist sie nur bedingt. (@ Alcedo: Fisch ist eben kein Fleisch, obwohl es tierisch ist. Fusst in der Religion. Der Ausdruck ‚nicht Fisch, noch Fleisch’, meint (hier vermutlich) nichts Halbes und nichts Ganzes.)
Mich stören die vielen ‚wirs’ nicht unbedingt. Schliesslich geht es in der Hauptsache darum. Ich hätte eher an der Zeichensetzung und einigen Wörtern zu mäkeln. Ich schreibe ‚hätte’, weil das eher Anregungen sind ... ich bin nämlich selbst kein Hirsch in der Beziehung.
- S1/Z3 ... ein Komma vor dem ‚und’
- S3/Z4 ... ich würde die beiden Fragesätze trennen, daher auch hier ein Fragezeichen, statt eines Kommas
- S2/Z2+3 ... würde ich als Aufzählung kennzeichnen. Also ‚der Nähe’ ... fassen nach der Nähe? Hm ... na ja, Deine Entscheidung. Ich lese es einfach so. *g
- S3+S4 ... 2x einmal ... das stört mich jetzt mehr, als die vielen wirs
Ansonsten, wie gesagt, gefällt’s mir. Vor allem das ‚Brauenrunzeln’. Das verdeutlicht stark, dass man irgendwie gar nicht weiss, wieso das jetzt alles so fad geworden ist und man irgendwie ganz erstaunt darüber ist. Eben ... Kästner. [13]
Gruss
Margot
Ja, mir gefällt das auch. Es ist so aus dem(r) Midlife(krise) geschrieben, bzw. kann sich (fast) jeder, der schon mal eine längere Beziehung hatte, damit identifizieren. Bei solchen Themen muss ich immer an Kästners ‚Sachliche Romanze’ denken.
Mit dem Titel muss ich Alcedo recht geben. Deine Überschrift ist nachvollziehbar, aber lyrisch ist sie nur bedingt. (@ Alcedo: Fisch ist eben kein Fleisch, obwohl es tierisch ist. Fusst in der Religion. Der Ausdruck ‚nicht Fisch, noch Fleisch’, meint (hier vermutlich) nichts Halbes und nichts Ganzes.)
Mich stören die vielen ‚wirs’ nicht unbedingt. Schliesslich geht es in der Hauptsache darum. Ich hätte eher an der Zeichensetzung und einigen Wörtern zu mäkeln. Ich schreibe ‚hätte’, weil das eher Anregungen sind ... ich bin nämlich selbst kein Hirsch in der Beziehung.
- S1/Z3 ... ein Komma vor dem ‚und’
- S3/Z4 ... ich würde die beiden Fragesätze trennen, daher auch hier ein Fragezeichen, statt eines Kommas
- S2/Z2+3 ... würde ich als Aufzählung kennzeichnen. Also ‚der Nähe’ ... fassen nach der Nähe? Hm ... na ja, Deine Entscheidung. Ich lese es einfach so. *g
- S3+S4 ... 2x einmal ... das stört mich jetzt mehr, als die vielen wirs
Ansonsten, wie gesagt, gefällt’s mir. Vor allem das ‚Brauenrunzeln’. Das verdeutlicht stark, dass man irgendwie gar nicht weiss, wieso das jetzt alles so fad geworden ist und man irgendwie ganz erstaunt darüber ist. Eben ... Kästner. [13]
Gruss
Margot
Hallo Margot, hallo Alcedo,
die doppelte Anregung einen neuen Titel zu wählen hat mich überzeugt, wenngleich ich den "Eistanz" nicht in der Überschrift doppeln mochte. Vielleicht vermag "Konsistenz" ja auch zu überzeugen.
@ Margot:
Über eine mögliche Vermeidung des zweimaligen "einmal" denke ich noch einmal nach, eine optimale Lösung ist mir bislang nicht in den Sinn gekommen. Ich arbeite dran.
Deine Anregung, die "Nähe" in die Aufzählung zu packen habe ich gerne angenommen, herzlichen Dank. Bei den beiden Fragen S4/5 werde ich nichts ändern. Zwei Fragezeichen hintereinander wären mir zu plakativ, ein bisschen zu melodramatisch, meine Lösung mit der strophenübergreifenden Fragestellung und der nachdenklichen "Atempause" zwischen S3 und S4 gefällt mir besser.
@ Alcedo:
Ich bin nicht Mattes. Viele Wege führen nach Rom; hier war es aufkommende Langeweile im gewohnten Umfeld.
Vielen Dank für die freundlichen und konstruktiven Kommentare zu meinem Text.
LG, Feo
die doppelte Anregung einen neuen Titel zu wählen hat mich überzeugt, wenngleich ich den "Eistanz" nicht in der Überschrift doppeln mochte. Vielleicht vermag "Konsistenz" ja auch zu überzeugen.
@ Margot:
Über eine mögliche Vermeidung des zweimaligen "einmal" denke ich noch einmal nach, eine optimale Lösung ist mir bislang nicht in den Sinn gekommen. Ich arbeite dran.
Deine Anregung, die "Nähe" in die Aufzählung zu packen habe ich gerne angenommen, herzlichen Dank. Bei den beiden Fragen S4/5 werde ich nichts ändern. Zwei Fragezeichen hintereinander wären mir zu plakativ, ein bisschen zu melodramatisch, meine Lösung mit der strophenübergreifenden Fragestellung und der nachdenklichen "Atempause" zwischen S3 und S4 gefällt mir besser.
@ Alcedo:
Ich bin nicht Mattes. Viele Wege führen nach Rom; hier war es aufkommende Langeweile im gewohnten Umfeld.
Vielen Dank für die freundlichen und konstruktiven Kommentare zu meinem Text.
LG, Feo
#5
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Konsistenz
in Liebe und Leidenschaft 06.04.2008 22:32von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
hallo Feo
ja, die Überschrift gefällt mir nun besser: auch weil ich Konsistenz auch selber schon verwendet habe.
merci für die Antwort.
Gruß
Alcedo
ja, die Überschrift gefällt mir nun besser: auch weil ich Konsistenz auch selber schon verwendet habe.
merci für die Antwort.
Gruß
Alcedo
#6
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte
Konsistenz
in Liebe und Leidenschaft 07.04.2008 21:50von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte
Hallo Feo
Das gefällt mir ausgesprochen gut. Viel mehr Sinnvolles fällt mir dazu nicht ein.
Außer, „zur Nähe“ da würde mir „und Nähe“ besser gefallen. Ein Fassen zur Nähe hört sich für mich irgendwie unlogisch an. Aber sonst, nix zu meckern und sowohl inhaltlich als auch sprachlich sehr schön.
Gruß
Simone
Das gefällt mir ausgesprochen gut. Viel mehr Sinnvolles fällt mir dazu nicht ein.
Außer, „zur Nähe“ da würde mir „und Nähe“ besser gefallen. Ein Fassen zur Nähe hört sich für mich irgendwie unlogisch an. Aber sonst, nix zu meckern und sowohl inhaltlich als auch sprachlich sehr schön.
Gruß
Simone
Hallo Simone,
vielen Dank für deinen lobenden Kommentar. Ich freue mich, dass der Text Anklang findet.
Ich habe mich entschlossen, bei der "Nähe-Stelle" zu meiner ursprünglichen Fassung, der Aufzählung "Da war einmal 1.:der warme Rücken, 2.: die Nähe" zurückzukehren.
LG, Feo
vielen Dank für deinen lobenden Kommentar. Ich freue mich, dass der Text Anklang findet.
Ich habe mich entschlossen, bei der "Nähe-Stelle" zu meiner ursprünglichen Fassung, der Aufzählung "Da war einmal 1.:der warme Rücken, 2.: die Nähe" zurückzukehren.
LG, Feo
Lieber Feo,
so ganz will mir das Bild mit dem Eistanz nicht zusagen.
Denn das hieße ja, dass die Beziehung von Anfang an verkühlt wäre. Du brauchtest, um das Bild zu verdeutlichen, den Wandel, sagen wir mal von der Tarantella zum Eistanz. Aber sonst gefällt mir die Stimmungslage gut, das Ambivalente der Beziehung, der liebelose Einschlaf, der über den Zeilen liegt. So sind sie, die heutigen Beziehungen, in der Ekstase der Entfremdung von sich selbst.
Liebe Grüße, Renee
so ganz will mir das Bild mit dem Eistanz nicht zusagen.
Denn das hieße ja, dass die Beziehung von Anfang an verkühlt wäre. Du brauchtest, um das Bild zu verdeutlichen, den Wandel, sagen wir mal von der Tarantella zum Eistanz. Aber sonst gefällt mir die Stimmungslage gut, das Ambivalente der Beziehung, der liebelose Einschlaf, der über den Zeilen liegt. So sind sie, die heutigen Beziehungen, in der Ekstase der Entfremdung von sich selbst.
Liebe Grüße, Renee
ein fragenkatalog der verbal ausdikutiert gehörte, und -so wie sichs anfühlt- kein sprachrohr findet. mir an den stellen mit (varation) auf die eine oder andere art klarer in fluss und verständnis. obwohl ich die letzte zeile auch in deiner -verharmlosend zurückgenommenen- form ebenso für die beklagte remisstellung sehr passend finde. hängt davon ab, wieviel positive energie protagonisten einem böse unterschätzten echten gefühl abgewinnen wollen. was mich schon wieder auf neue gedanken bringt - danke für: oh it´s aFee (:->))
Konsistenz
Dein stetes Brauenrunzeln zeigt:
Den Kürlauf haben wir vergeigt.
Verstummt sind wir (und wir/sind am) entgleiten
einander, seltsam zugeneigt,
(ein/beim) Eistanz, zu dem jeder schweigt
auf weite(n/r) (Strecken/Flur in) kalte(r/n) Zeiten.
Da war einmal vertrautes Fassen
(zum/der) warme(n) Rücken in der Nacht,
die Nähe, die behaglich macht.
Wie konnte, was uns band, verblassen,
wie konnten wir das Flüstern lassen?
Wir sind ja nicht einmal verkracht,
nur (das/im) Begehren abgeflacht:
Kein Lieben mehr (und noch kein/nicht mal ein) Hassen.
Konsistenz
Dein stetes Brauenrunzeln zeigt:
Den Kürlauf haben wir vergeigt.
Verstummt sind wir (und wir/sind am) entgleiten
einander, seltsam zugeneigt,
(ein/beim) Eistanz, zu dem jeder schweigt
auf weite(n/r) (Strecken/Flur in) kalte(r/n) Zeiten.
Da war einmal vertrautes Fassen
(zum/der) warme(n) Rücken in der Nacht,
die Nähe, die behaglich macht.
Wie konnte, was uns band, verblassen,
wie konnten wir das Flüstern lassen?
Wir sind ja nicht einmal verkracht,
nur (das/im) Begehren abgeflacht:
Kein Lieben mehr (und noch kein/nicht mal ein) Hassen.
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