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Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. »
Eile mit Weile
#1
von Habibi (gelöscht)
Eile mit Weile
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 04.06.2008 12:27von Habibi (gelöscht)
Tag 1
Hansi ist tot. Ein Unglück kommt selten allein, würde Großmutter sagen. Auf dem Rücken lag er heute morgen, die Beinchen weit von sich gestreckt. Nun bin ich ganz allein.
Beerdigen würde ich ihn gern. In Gottes guter Erde. In brauner Scholle, fett und fruchtbar. Wie die Äcker in Schlesien. Auf denen ich als Kind herum gekrochen bin und die dicken Kartoffeln heraus gelesen hab. So Kartoffeln hab ich seitdem nicht wieder gegessen. Unvergesslich dieser Geschmack.
Doch wo soll ich hier einen Platz finden, in dem ich ein Loch buddeln kann? Nur Platten und Asphalt. Selbst
die Bäume sind bis an die Rinde zubetoniert. Dass die überhaupt leben können so?
Der Spielplatz wäre eine Möglichkeit. Doch wie könnte ich ungesehen dort mein Werk verrichten? Und nachts gehe ich nicht raus. Da erwacht das Böse.
Zum Glück gibt’s dieses Müllloch im Flur. In das ich alles reinwerfen kann, was stinkt. Wie ein Darm läuft das Rohr durch die vielen Etagen des Hauses, angefüllt mit den Resten seiner Bewohner, die irgendwo unten wieder ausgeschieden werden. Bequem, die Art, den Müll loszuwerden. Bei uns damals im Dorf haben wir noch alles verbrannt. Es brannte auch alles. Plastik gab’s nicht und mit den leeren Konservendosen haben wir Fußball oder Büchsenwerfen gespielt. Doch wohin nun mit Hansi?
Tag 2
Seit Franz nicht mehr aufsteht, verlasse ich die Wohnung nicht mehr. Zu Essen habe ich genug, Franz hat immer eingekauft, als stünde der nächste Weltkrieg bevor. Die Vorratskammer ist voll mit Konserven. Kaffee und Tee werden auch eine Weile reichen. Ich bin genügsam, ich brauche nicht viel.
Ich spreche mit Franz, auch wenn er mich nicht mehr hört. Er hat schon früher nie viel gesagt. Seit er aus der Gefangenschaft zurückkam, damals 47. Es war, als hätte ich einen völlig anderen Menschen geheiratet. Nie hat er über den Krieg oder das Lager gesprochen. Doch seine Schreie oft nachts haben mir alles erzählt. Aber sein Schweigen jetzt ist schlimmer. Ich werde im Wohnzimmer schlafen.
Tag 3
Ursula hat geschrieben. Es geht ihr und den Kindern gut. Aber warum musste sie unbedingt nach Australien auswandern? Sicher, sie ist ihrem Mann gefolgt, wie auch ich damals Franz gefolgt bin. Als er Arbeit bekam hier in Berlin. Nachdem wir unseren Hof verloren hatten, war es mir sowieso egal gewesen, wo ich leben sollte. Und das Häuschen mit dem kleinen Garten, außerhalb bei Bernau, das war ja auch schön. Da hat man nichts von der Stadt gemerkt. Doch Ursula meinte, dass wir zu alt seien, um es weiterhin allein in Schuss zu halten und so haben wir es halt verkauft und sind in die Stadt gezogen. „In so einem Hochhaus seid ihr nie allein“, hat Ursula damals gesagt, bevor sie nach Australien gegangen ist. Woher hatte sie diese Weisheit bloß? Wenn ich auf dem Weg zum Briefkasten mal jemandem begegne, kenne ich meist nicht einmal das Gesicht. So oft wie der Umzugswagen unten vor der Tür steht. Und letzten Sommer hat sich eine junge Frau aus Liebeskummer oben vom Dach gestürzt. Vorher hat sie ihre sechsjährige Tochter in der Badewanne ertränkt.
Durch die geschlossenen Vorhänge drängt sich ein Lichtstrahl. Die Staubkörnchen tanzen auf ihm Polka. So wie Franz mit mir in einem fernen Leben. Zu viel Sonne kann ich nicht mehr ertragen. Meine Augen sind ausgebraucht.
Tag 4
Eigentlich müsste ich mal wieder putzen. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen, höre ich meine Großmutter. Die würde die Hände über’m Kopf zusammenschlagen, wenn sie die Wohnung sehen würde. Aber mir macht das nichts mehr aus. Für wen soll ich denn aufräumen und sauber machen? Mich besucht keiner. Und mir ist es egal. Hauptsache, ich hab einen Platz zum Sitzen und Fernsehen und zum Schlafen. Nur lüften muss ich mehrmals täglich. Allmählich riecht’s hier streng. Eile mit Weile.
Tag 5
Neuerdings liege ich die meiste Zeit des Tages auf dem Sofa – Kanapee würde Großmutter sagen – und schaue mir die Sendungen im Fernsehen an. Aufstehen tue ich nur, wenn ich auf’s Klo muss. Essen und Trinken stelle ich in Griffweite. So ist’s schön gemütlich und strengt mich nicht so an. Ich höre zwar Großmutters „Sich regen bringt Segen“ und „Müßiggang ist aller Laster Anfang“, mit dem sie mich damals durch’s Haus und auf’s Feld gescheucht hat, aber schließlich bin ich kein junger Hüpfer mehr.
Allein fühle ich mich nicht. Das Fernsehen ist mein Fenster zur Welt. Wenn ich hier die Gardinen aufziehe und aus dem Fenster schaue, sehe ich nur die Betonwand vom Haus gegenüber. Der Himmel ist so weit weg wie niemals vorher in meinem Leben. Wenn ich daran denke, wie wir früher oft draußen geschlafen haben, im Heuschober oder am See und der Himmel war wie ein warmes Tuch, das uns zugedeckt und beschützt hat...
Seit ich in der Stadt wohne, habe ich die Sterne nie mehr richtig sehen können vor lauter Lichtern. Damals haben wir noch Sternschnuppen gezählt im August. Irgendwie fehlt er mir doch. Sein mürrisches Brummen, sein Schnaufen in der Nacht.
Tag 40
Das Telefon habe ich ausgesteckt. Wenn es mal klingelt, ist jemand dran, der mir irgendwas verkaufen will. Versicherungen, Geldanlagen, solche Sachen. Brauche ich nicht. Für die Beerdigung reicht das, was auf dem Sparbuch ist. Ins Heim gehe ich sowieso nicht. Das musste ich auch Franz versprechen. Wir bleiben zusammen bis zum Schluss, hat er immer gesagt. Deshalb habe ich ihn auch hier behalten. So, wie er es gewollt hat. Aber lange wird es nicht mehr dauern, bis sie uns holen. Es riecht immer stärker. Obwohl ich die Tür zum Schlafzimmer mit Lappen und Klebeband überall abgedichtet habe. Und zum Briefkasten bin ich auch schon lange nicht mehr gegangen. Ich habe einfach keine Kraft mehr dafür. „Wer rastet, der rostet“ höre ich Großmutters mahnende Stimme. Aber ich bin schon zu schwach, um auf’s Klo zu gehen. Wahrscheinlich ist es ohnehin bald zu Ende.
Angst habe ich keine. Warum auch? Dort, wo ich hingehe, werde ich Franz wiedersehen. Und Großmutter. Und die Eltern, die ich viel zu früh verloren habe. Alle werde ich wiedersehen, auch Martin, meinen großen Bruder, der in Stalingrad geblieben ist. Und Hansi, der wird mir dann wieder Lieder vorzwitschern. Das kleine gelbe Federbällchen. Ja, das wäre schön.
Hansi ist tot. Ein Unglück kommt selten allein, würde Großmutter sagen. Auf dem Rücken lag er heute morgen, die Beinchen weit von sich gestreckt. Nun bin ich ganz allein.
Beerdigen würde ich ihn gern. In Gottes guter Erde. In brauner Scholle, fett und fruchtbar. Wie die Äcker in Schlesien. Auf denen ich als Kind herum gekrochen bin und die dicken Kartoffeln heraus gelesen hab. So Kartoffeln hab ich seitdem nicht wieder gegessen. Unvergesslich dieser Geschmack.
Doch wo soll ich hier einen Platz finden, in dem ich ein Loch buddeln kann? Nur Platten und Asphalt. Selbst
die Bäume sind bis an die Rinde zubetoniert. Dass die überhaupt leben können so?
Der Spielplatz wäre eine Möglichkeit. Doch wie könnte ich ungesehen dort mein Werk verrichten? Und nachts gehe ich nicht raus. Da erwacht das Böse.
Zum Glück gibt’s dieses Müllloch im Flur. In das ich alles reinwerfen kann, was stinkt. Wie ein Darm läuft das Rohr durch die vielen Etagen des Hauses, angefüllt mit den Resten seiner Bewohner, die irgendwo unten wieder ausgeschieden werden. Bequem, die Art, den Müll loszuwerden. Bei uns damals im Dorf haben wir noch alles verbrannt. Es brannte auch alles. Plastik gab’s nicht und mit den leeren Konservendosen haben wir Fußball oder Büchsenwerfen gespielt. Doch wohin nun mit Hansi?
Tag 2
Seit Franz nicht mehr aufsteht, verlasse ich die Wohnung nicht mehr. Zu Essen habe ich genug, Franz hat immer eingekauft, als stünde der nächste Weltkrieg bevor. Die Vorratskammer ist voll mit Konserven. Kaffee und Tee werden auch eine Weile reichen. Ich bin genügsam, ich brauche nicht viel.
Ich spreche mit Franz, auch wenn er mich nicht mehr hört. Er hat schon früher nie viel gesagt. Seit er aus der Gefangenschaft zurückkam, damals 47. Es war, als hätte ich einen völlig anderen Menschen geheiratet. Nie hat er über den Krieg oder das Lager gesprochen. Doch seine Schreie oft nachts haben mir alles erzählt. Aber sein Schweigen jetzt ist schlimmer. Ich werde im Wohnzimmer schlafen.
Tag 3
Ursula hat geschrieben. Es geht ihr und den Kindern gut. Aber warum musste sie unbedingt nach Australien auswandern? Sicher, sie ist ihrem Mann gefolgt, wie auch ich damals Franz gefolgt bin. Als er Arbeit bekam hier in Berlin. Nachdem wir unseren Hof verloren hatten, war es mir sowieso egal gewesen, wo ich leben sollte. Und das Häuschen mit dem kleinen Garten, außerhalb bei Bernau, das war ja auch schön. Da hat man nichts von der Stadt gemerkt. Doch Ursula meinte, dass wir zu alt seien, um es weiterhin allein in Schuss zu halten und so haben wir es halt verkauft und sind in die Stadt gezogen. „In so einem Hochhaus seid ihr nie allein“, hat Ursula damals gesagt, bevor sie nach Australien gegangen ist. Woher hatte sie diese Weisheit bloß? Wenn ich auf dem Weg zum Briefkasten mal jemandem begegne, kenne ich meist nicht einmal das Gesicht. So oft wie der Umzugswagen unten vor der Tür steht. Und letzten Sommer hat sich eine junge Frau aus Liebeskummer oben vom Dach gestürzt. Vorher hat sie ihre sechsjährige Tochter in der Badewanne ertränkt.
Durch die geschlossenen Vorhänge drängt sich ein Lichtstrahl. Die Staubkörnchen tanzen auf ihm Polka. So wie Franz mit mir in einem fernen Leben. Zu viel Sonne kann ich nicht mehr ertragen. Meine Augen sind ausgebraucht.
Tag 4
Eigentlich müsste ich mal wieder putzen. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen, höre ich meine Großmutter. Die würde die Hände über’m Kopf zusammenschlagen, wenn sie die Wohnung sehen würde. Aber mir macht das nichts mehr aus. Für wen soll ich denn aufräumen und sauber machen? Mich besucht keiner. Und mir ist es egal. Hauptsache, ich hab einen Platz zum Sitzen und Fernsehen und zum Schlafen. Nur lüften muss ich mehrmals täglich. Allmählich riecht’s hier streng. Eile mit Weile.
Tag 5
Neuerdings liege ich die meiste Zeit des Tages auf dem Sofa – Kanapee würde Großmutter sagen – und schaue mir die Sendungen im Fernsehen an. Aufstehen tue ich nur, wenn ich auf’s Klo muss. Essen und Trinken stelle ich in Griffweite. So ist’s schön gemütlich und strengt mich nicht so an. Ich höre zwar Großmutters „Sich regen bringt Segen“ und „Müßiggang ist aller Laster Anfang“, mit dem sie mich damals durch’s Haus und auf’s Feld gescheucht hat, aber schließlich bin ich kein junger Hüpfer mehr.
Allein fühle ich mich nicht. Das Fernsehen ist mein Fenster zur Welt. Wenn ich hier die Gardinen aufziehe und aus dem Fenster schaue, sehe ich nur die Betonwand vom Haus gegenüber. Der Himmel ist so weit weg wie niemals vorher in meinem Leben. Wenn ich daran denke, wie wir früher oft draußen geschlafen haben, im Heuschober oder am See und der Himmel war wie ein warmes Tuch, das uns zugedeckt und beschützt hat...
Seit ich in der Stadt wohne, habe ich die Sterne nie mehr richtig sehen können vor lauter Lichtern. Damals haben wir noch Sternschnuppen gezählt im August. Irgendwie fehlt er mir doch. Sein mürrisches Brummen, sein Schnaufen in der Nacht.
Tag 40
Das Telefon habe ich ausgesteckt. Wenn es mal klingelt, ist jemand dran, der mir irgendwas verkaufen will. Versicherungen, Geldanlagen, solche Sachen. Brauche ich nicht. Für die Beerdigung reicht das, was auf dem Sparbuch ist. Ins Heim gehe ich sowieso nicht. Das musste ich auch Franz versprechen. Wir bleiben zusammen bis zum Schluss, hat er immer gesagt. Deshalb habe ich ihn auch hier behalten. So, wie er es gewollt hat. Aber lange wird es nicht mehr dauern, bis sie uns holen. Es riecht immer stärker. Obwohl ich die Tür zum Schlafzimmer mit Lappen und Klebeband überall abgedichtet habe. Und zum Briefkasten bin ich auch schon lange nicht mehr gegangen. Ich habe einfach keine Kraft mehr dafür. „Wer rastet, der rostet“ höre ich Großmutters mahnende Stimme. Aber ich bin schon zu schwach, um auf’s Klo zu gehen. Wahrscheinlich ist es ohnehin bald zu Ende.
Angst habe ich keine. Warum auch? Dort, wo ich hingehe, werde ich Franz wiedersehen. Und Großmutter. Und die Eltern, die ich viel zu früh verloren habe. Alle werde ich wiedersehen, auch Martin, meinen großen Bruder, der in Stalingrad geblieben ist. Und Hansi, der wird mir dann wieder Lieder vorzwitschern. Das kleine gelbe Federbällchen. Ja, das wäre schön.
#2
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Eile mit Weile
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 04.06.2008 13:33von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Habibi,
willkommen im Tümpel.
Deinen bisherigen Werken hier entnehme ich, dass Du doch einen starken Hang zum Morbiden hast. Ist ja nicht verkehrt. Fehlt uns vielleicht in der Konsequenz noch im Forum.
Das was Du beschreibst, ist ja so in etwa die Geschichte, die man sich so grob denkt, wenn man mal so eine völlig verwahrloste Wohnung gesehen hat und sich fragt, wie es dazu nur kommen bzw. die Bewohner so leben konnten.
Hier folgt jemand seinem Lebenspartner in den Tod, hört aber praktisch schon bei dessen Ableben schon selbst auf zu leben.
Was ich ganz gut beschrieben finde, sind die Konstrukte an Rechtfertigungen, die sich die Person so zurechtlegt und den Lebensweisheiten der Großmutter entgegen hält.
Die Form mit dem Tagebuch finde ich glaubhaft, handelt es sich wohl um eine Frau, die wahrscheinlich ihr Leben lang Tagebuch geführt hat.
So richtig spannend ist dieser konsequente ungehinderte Niedergang allerdings nicht, da dem nichts entgegen steht. Interessant würde es, meiner Meinung nach, erst werden, wenn es Störfaktoren gäbe wie Hilfeangebote, die diese Frau aus ihrer Misere retten könnten, über die sie sich aber erfolgreich hinweg setzt. Das einzige in dieser Richtung sind die Weisheiten der Oma und die werden ja gleich nach auftauchen abgebügelt.
Entschuldige den Filmvergleich. Aber ich erinnere mich beispielhaft an einen so richtigen Schlechte-Laune-Film von Amos Kollek, "Sue". Der zeigt haarklein den Niedergang einer Frau vom ersten Moment der Arbeitslosigkeit bis zum bitteren Ende als Obdachlose. Interessant war der Film dadurch, dass es in der Geschichte vor Hilfeangeboten von außen nur so wimmelte, die Frau aber, ohne jedes Selbstbewusstsein, sich das letzte Bisschen Stolz, das sie hatte, bewahren wollte, es aus eigener Kraft nicht schafft, weil Sie ihre Situation verdrängt.
Literarisch musste ich bei Deinen Schilderungen an Paul Auster denken, der auch solch hermetisch anmutenden Geschichten schreibt, die dann in aller Regel auch im Desaster, Wahnsinn oder sonst was enden.
So weit von mir.
Grüße,
GerateWohl
willkommen im Tümpel.
Deinen bisherigen Werken hier entnehme ich, dass Du doch einen starken Hang zum Morbiden hast. Ist ja nicht verkehrt. Fehlt uns vielleicht in der Konsequenz noch im Forum.
Das was Du beschreibst, ist ja so in etwa die Geschichte, die man sich so grob denkt, wenn man mal so eine völlig verwahrloste Wohnung gesehen hat und sich fragt, wie es dazu nur kommen bzw. die Bewohner so leben konnten.
Hier folgt jemand seinem Lebenspartner in den Tod, hört aber praktisch schon bei dessen Ableben schon selbst auf zu leben.
Was ich ganz gut beschrieben finde, sind die Konstrukte an Rechtfertigungen, die sich die Person so zurechtlegt und den Lebensweisheiten der Großmutter entgegen hält.
Die Form mit dem Tagebuch finde ich glaubhaft, handelt es sich wohl um eine Frau, die wahrscheinlich ihr Leben lang Tagebuch geführt hat.
So richtig spannend ist dieser konsequente ungehinderte Niedergang allerdings nicht, da dem nichts entgegen steht. Interessant würde es, meiner Meinung nach, erst werden, wenn es Störfaktoren gäbe wie Hilfeangebote, die diese Frau aus ihrer Misere retten könnten, über die sie sich aber erfolgreich hinweg setzt. Das einzige in dieser Richtung sind die Weisheiten der Oma und die werden ja gleich nach auftauchen abgebügelt.
Entschuldige den Filmvergleich. Aber ich erinnere mich beispielhaft an einen so richtigen Schlechte-Laune-Film von Amos Kollek, "Sue". Der zeigt haarklein den Niedergang einer Frau vom ersten Moment der Arbeitslosigkeit bis zum bitteren Ende als Obdachlose. Interessant war der Film dadurch, dass es in der Geschichte vor Hilfeangeboten von außen nur so wimmelte, die Frau aber, ohne jedes Selbstbewusstsein, sich das letzte Bisschen Stolz, das sie hatte, bewahren wollte, es aus eigener Kraft nicht schafft, weil Sie ihre Situation verdrängt.
Literarisch musste ich bei Deinen Schilderungen an Paul Auster denken, der auch solch hermetisch anmutenden Geschichten schreibt, die dann in aller Regel auch im Desaster, Wahnsinn oder sonst was enden.
So weit von mir.
Grüße,
GerateWohl
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#3
von Habibi (gelöscht)
Eile mit Weile
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 04.06.2008 14:33von Habibi (gelöscht)
Hallo GerateWohl, danke für deine Meinung. Ich dachte schon, was ist los, das Forum hatte mich wegen der konstruktiven, teils auch deutlichen Kritiken angesprochen und deshalb wollte ich es mal versuchen. Aber auf meine beiden eingestellten Sachen gab es keinerlei Reaktion und ich habe mich gefragt: sind die soooo schlecht?
Na, ja, jetzt hab ich ja eine und gleich mit einer für mich interessanten Idee. Nämlich diesen Hilfsansatz von außen, der nicht kommt. (Bei der Geschichte wäre es aber schon von der vorhandenen Konstellation her schwer, überzeugende Hilfsangebote zu finden. Dafür leben die beiden ja zu isoliert.) Würde mich interessieren, ob andere Leser die Geschichte auch deshalb zu uninteressant oder langweilig im Ablauf finden.
Ein Tagebucheintrag soll das aber nicht sein, eher ein Monologisieren. Tagebuch würde man der Frau auch nicht abnehmen, passt irgendwie nicht, finde ich.
Na, ja, mal sehen, was noch kommt. Lasse deine Anregungen mal in mir wirken.
Na, ja, jetzt hab ich ja eine und gleich mit einer für mich interessanten Idee. Nämlich diesen Hilfsansatz von außen, der nicht kommt. (Bei der Geschichte wäre es aber schon von der vorhandenen Konstellation her schwer, überzeugende Hilfsangebote zu finden. Dafür leben die beiden ja zu isoliert.) Würde mich interessieren, ob andere Leser die Geschichte auch deshalb zu uninteressant oder langweilig im Ablauf finden.
Ein Tagebucheintrag soll das aber nicht sein, eher ein Monologisieren. Tagebuch würde man der Frau auch nicht abnehmen, passt irgendwie nicht, finde ich.
Na, ja, mal sehen, was noch kommt. Lasse deine Anregungen mal in mir wirken.
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