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Wahrscheinlich...Mist!
#1
von Simulant (gelöscht)
Wahrscheinlich...Mist!
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 13.07.2008 16:44von Simulant (gelöscht)
Wahrscheinlich…Mist ! von simulant
„Die Hungrigen zu den Trögen, die Anderen rudern weiter!“
Der Chef war heute wieder gut drauf. Wahrscheinlich hatte die Zahlenkonferenz vor `ner halben Stunde im „Allerheiligsten“ sein angekratztes Selbstbewusstsein aufgemöbelt und er wollte uns seiner jetzt guten Laune teilhaftig werden lassen.
Es war eigentlich wie immer auf unserer Galeere. Einer schlug auf einer dicken Trommel den Takt und der ganze Rest an unterbezahlten Sklaven stemmte sich in die Riemen.
Das worauf es ankommt in unserer zivilisierten Gesellschaft, war halt das Vorwärtskommen. Nicht das Vorwärtskommen des Einzelnen, sondern das des geruderten Kahnes. Das heißt, so sollte es sein. Aber in Wirklichkeit…?
Jetzt war aber erstmal Pause und ich erhob mich von meiner Bank und ging mit meinen Mitruderern in Richtung Kantine, um den Nachmittagsfrust mit vollem Bauch nachher gebührend begrüßen zu können.
Morgens, kurz nach Dienstbeginn, war Herr Weber, unser „Trommler“ noch ganz aufgeregt von Schreibtisch zu Schreibtisch geeilt und hatte uns versichert, dass dieser Monat gar nicht so schlecht aussieht in Bezug auf die „Zahlen“, wie er noch zu Beginn befürchtet hatte .
Mittwochs wurde immer „Inventur“ gemacht und das hieß nichts anderes, als das andere Trommler mit dem Unseren sich in Klausur begeben, um das von uns gelieferte Zahlenmaterial zu zerpflücken und uns, die Ruderer, anschließend in den Boden zu stampfen.
„Was glaubst du Toni, werden wir vom Chinesen übernommen?“
Heinz hatte sich beeilt, um hinter mich an die Buffettheke zu gelangen und sicherlich vor, mich mit seinen Vermutungen die gesamte Mittagspause über zu quälen.
Heinz gehörte nun mal zu den liebenswerten Zeitgenossen, die zwar alles wussten, aber meist dieses Wissen in die völlig falschen Zusammenhänge brachten.
„Welcher Chinese soll unseren Betrieb übernehmen? Wenn es der an der großen Kreuzung auf der rechten Seite ist, dann habe ich nichts dagegen, die Ente süß sauer dort ist ganz ausgezeichnet und der Koch würde eine große Bereicherung in unserer Nullachtfuffzehnkantine bedeuten!“
Heinz war eine Last in der Pause, in meiner Pause. Heinz war guter Kumpel und Last in einer Person, eine Kombination die es in dieser Form allerdings nicht ganz so oft zu geben scheint.
Heinz war jemand, der an allem und jedem etwas auszusetzen hatte.
Es war damals vor sechs Jahren. Unsere Firma hatte jede Menge Geld im saudiarabischen Wüstensand verbuddelt und anscheinend vergessen, wo man es eventuell wieder finden könnte.
Unser zu der Zeit größtes Bauunternehmen der Republik, hatte sich so ziemlich an allen Projekten beteiligt und alle Ausschreibungen gewonnen. Allerdings blieb nach Abschluss der Aktivitäten im Ausland ein dickes Defizit in der „Kriegskasse“ übrig.
Unsere Geschäftsführung hatte immer versucht, die Konkurrenz auszustechen und dabei scheinbar vergessen, dass Geschäfte zuallererst Gewinne bedeuten müssen. Gewinne die sich in der Bilanz auf der Habenseite verbuchen lassen.
Wir kleinen Ruderknechte legten los, sobald der Startschuss ertönte und versuchten anhand der „Lastenhefte“, das heißt nach den Ausschreibungsunterlagen, eine möglichst wasserdichte Kalkulation zu erstellen und dann kamen die Trommler aus der Geschäftsleitung und versuchten den Taktschlag zu erhöhen, um unsere Kosten zu drücken und machten damit die schon knappen Kalkulationen in Bezug auf Reibach noch unübersichtlicher.
„Toni ich habe gehört, dass ein taiwanesisches Baukonglomerat hier in Europa Wackelkandidaten aufkaufen will und schon ein paar Schlitzaugen auf unsere Bude geworfen haben soll.“
„Taiwan, der amerikanische Flugzeugträger in der Chinesischen See, schöne Insel, gutes Essen und vor allem jede Menge freundlicher, kleiner Chinesen.“
Taiwan hatte schon bei meinem ersten Besuch vor Jahren, großen Eindruck auf mich gemacht.
Als Bauingenieur in Saudi Arabien, war ich damals mit der Anwerbung von Arbeitern auf den Philipinen und in Korea betraut worden.
Später kam noch das Nationalchinesische Taiwan als Sklavenlieferant dazu.
„Flugzeugträger ? Die Schlitzaugen wollen uns die Tröge Leerfressen und wir können sehen wo wir bleiben. Mensch Toni, du denkst an den kalten Krieg und den ganzen Nachkriegsschlamassel und dabei geht die ganze Wirtschaft den Berg runter, nur weil unsere Bundeskanzlerin das Wort Globalisierung noch nicht einmal buchstabieren kann. Damals der Gerd, der hatte den absoluten Durchblick und hat uns die Kohle geschickt, damit wir noch zwei Jahre weiter arbeiten konnten.“
Heinz war eine Last, zumal in der Mittagspause, wenn ganz normale Leute wie ich, nicht die gesamte Globalisierung der Weltwirtschaft analysieren wollten, sondern in ein geschmackloses Zigeunerschnitzel beißen und zum krönenden Abschluss sich noch eine Zigarette zwischen die Lippen zu schieben gedachten.
„Weiterwurschteln Heinz, die Kohle war für uns damit wir weiter wurschteln konnten, die zwei Jahre, bis uns dann die Holländer geschluckt haben.“
Wir waren dann, noch bevor uns die Augen aufgingen, plötzlich ein holländisches Bauunternehmen. Das lag nicht daran, dass ohnehin auf unseren Baustellen, der größte Anteil an Arbeitern aus den Niederlanden und ganz Europa stammte, sondern weil wir uns am Ausbau des Amsterdamer Flughafens beteiligten und das Konkurrenzunternehmen direkt nach unserem Zuschlag unser Unternehmen geschluckt hatte.
„Du glaubst doch nicht etwa, dass die Holländer den Deal verhindern können, ne wollen, verhindern wollen, Toni? Wenn die Möpse stimmen, schlagen die zu und schon sind wir ein taiwanisches Unternehmen, Toni und was dann?“
„Taiwanesisches Unternehmen, Heinz, nicht taiwanisch! Ist doch egal, Hauptsache der Fraß in der Kantine wird endlich genießbar.“
Ich hatte mir das Schnitzel mit Rösti und einen Salat genommen und schaute auf Heinz, der sich das gleiche geben ließ. Heinz tat fast immer das Gleiche wie ich, wenn wir zusammen in der Schlange am Buffet standen.
„Möchtest du für die Chinesen schuften, die es sich auf ihrer Insel gut gehen lassen und die Kohle zählen, die sie aus uns heraus pressen ? Wir schuften hier im Akkord und diese Globalisierer lachen sich in die Bewusstlosigkeit. Ente süßsauer? Dass ich nicht lache! Ich glaube, uns wird dieser ganze chinesische Schweinekram noch ganz ordentlich sauer aufstoßen!“
Trotz seines Versprechens hatte Heinz nach diesen Sätzen laut aufgelacht
„Heinz, Schweinekram in Kruste, süß sauer, auch nicht zu verachten mit `ner kleinen Flasche Chinesischen Bieres, ganz bestimmt besser als dieser Fraß hier.“
Ich erinnerte mich an eine Taiwanreise, damals als es uns auf unserer Galeere noch gut ging und wir noch vorwärts ruderten und die Taktzahl zu stimmen schien und nicht dauernd jemand versuchte, die Fuhre zum Kentern zu bringen um dann die Trümmer zur Havariefundsache zu erklären und sich die Taschen voll zu stopfen.
Ich hatte damals sehr schnell erkennen müssen, dass für Chinesen das Mittagsmahl eine Art Heilige Handlung bedeutete und sie nur ungern von dieser heiligen Handlungen ließen, um zum Beispiel mit uns „Langnasen“ über Geschäfte zu sprechen.
„Verdammt noch mal Toni, ich rede hier nicht von dem Chinafraß, ich mache mir Sorgen um unsere Zukunft und du denkst nur an deine süß saueren Ungeheuerlichkeiten und wenn du mich fragst, ich denke bei dem ganzen Zeugs immer nur an panierte Ratten, oder Hunde und Katzen.“
Heinz fand unter jedem Stein einen Mistkäfer und ich glaubte immer, bevor ich einen Stein umdrehte, diesmal würde eine Muschel mit Perle zum Vorschein kommen.
„Heinz, ich denke, wir müssen uns mit der Tatsache abfinden, dass, wenn unsere Galeere weiter auf den Weltmehren segeln soll, uns das nur noch mit internationaler Besatzung gelingen kann. Es ist doch egal wer sein Kapital in unsere Ausrüstung investiert. Hauptsache wir bleiben im Rennen und gehen nicht den Bach runter, oder einer zieht den Stöpsel aus der Badewanne. Das genau wäre unser Untergang und nicht die Tatsache, dass uns die Taiwanesen schlucken.“
Wir hatten uns langsam bis zur Kasse vorgearbeitet und schauten schon nach freien Plätzen an den Tischen. Ich hatte mir vorgenommen, mich an einen Tisch in der Raucherecke zu setzen und hoffte dadurch weiteren Weisheiten Heinz`s zu entgehen, weil dieser der Fraktion der militanten Nichtraucher angehörte.
„Haben sie schon gehört Dr. Busch, dass wir von den Amis aufgekauft werden sollen, ich habe das gerade aufgeschnappt, als unser Herr Direktor Sommer und Professor Albrecht hier vorhin bezahlt hatten!“
Eliza wie ich sie heimlich nannte, obwohl sie Elisabeth mit richtigem Namen hieß, schaute mich mit ihren strahlenden blauen Augen an. Ich liebte Eliza schon eine ganze Weile, traute mich nur nicht, es ihr einzugestehen, ich Depp. Unsere Beziehung schien, so jedenfalls dachte ich, nur auf Distanz zu funktionieren.
Eliza saß an der Kasse und die Zahl ihrer Verehrer, schien genau der Anzahl unserer männlichen Angestellten zu entsprechen, mal grob geschätzt.
Kollege Heinz, der mir wieder sein Tablett ins Kreuz gerammt hatte, stieß einen spitzen Schrei aus, der einem Kastraten in einer taiwanesischen Tanzoper alle Ehre gemacht hätte.
„Hast du das gehört, Toni? Weißt du, was das bedeutet, Toni? Amerikaner in unserer Bude?“
Ich schaute Eliza verträumt an und musste trotzdem unwillkürlich an einen dicken, fetten Burgerkloß denken, der sich mit blutunterlaufenen Augen, zwei Messer wetzend, in unsere Richtung aufzumachen schien um uns, Heinz und mich, zu verspeisen.
Eliza sah einfach zum Anbeißen aus.
„Ich weiß was das bedeutet, wenn’s stimmt Heinz, bestimmt nichts Gutes.
Wahrscheinlich… Mist !“
Diese verdammten Chinesen hatten Recht!
Wer schon den ganzen Tag rudern muss, obwohl er gar nicht weiss wohin, der sollte doch wenigstens in Ruhe sein Mittagsmahl verdrücken können. Ohne Störung.
Ich muss doch endlich mal meine Hemmungen abwerfen und Eliza einfach anrufen, hatte ich doch ihre Telefonnummer ganz oben auf meiner Korkpinnwand angeheftet um sie immer im Auge zu behalten. Sie hatte sie mir schon vor Zeiten gegeben und ich hatte einfach immer Hemmungen sie anzurufen.
„Elisabeth, können Sie mir sagen, was im Kopf dieses Mannes vorgeht? Der sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht, der Herr Doktor, obwohl alles klar und ersichtlich ist. Der Mann bleibt ein unverbesserlicher Optimist.“
„Das, Herr Herwig, möchte ich schon lange wissen, glauben Sie mir, allerdings werden wir es beide nicht erfahren, fürchte ich.“
Eliza schien zu seufzen .
Eliza war sehr apart. Am Ende unserer heutigen Rudertour musste ich mal meine Hemmungen über Bord werfen und sie um ein Date bitten, aber jetzt musste de Nachmittag hindurch noch mal richtig gerudert werden.
Igitigitt! Burger statt Ente? Igigigitt!
© A.S 2006
Liebe Worttümmler, um kreative Kritik wird gebeten!
„Die Hungrigen zu den Trögen, die Anderen rudern weiter!“
Der Chef war heute wieder gut drauf. Wahrscheinlich hatte die Zahlenkonferenz vor `ner halben Stunde im „Allerheiligsten“ sein angekratztes Selbstbewusstsein aufgemöbelt und er wollte uns seiner jetzt guten Laune teilhaftig werden lassen.
Es war eigentlich wie immer auf unserer Galeere. Einer schlug auf einer dicken Trommel den Takt und der ganze Rest an unterbezahlten Sklaven stemmte sich in die Riemen.
Das worauf es ankommt in unserer zivilisierten Gesellschaft, war halt das Vorwärtskommen. Nicht das Vorwärtskommen des Einzelnen, sondern das des geruderten Kahnes. Das heißt, so sollte es sein. Aber in Wirklichkeit…?
Jetzt war aber erstmal Pause und ich erhob mich von meiner Bank und ging mit meinen Mitruderern in Richtung Kantine, um den Nachmittagsfrust mit vollem Bauch nachher gebührend begrüßen zu können.
Morgens, kurz nach Dienstbeginn, war Herr Weber, unser „Trommler“ noch ganz aufgeregt von Schreibtisch zu Schreibtisch geeilt und hatte uns versichert, dass dieser Monat gar nicht so schlecht aussieht in Bezug auf die „Zahlen“, wie er noch zu Beginn befürchtet hatte .
Mittwochs wurde immer „Inventur“ gemacht und das hieß nichts anderes, als das andere Trommler mit dem Unseren sich in Klausur begeben, um das von uns gelieferte Zahlenmaterial zu zerpflücken und uns, die Ruderer, anschließend in den Boden zu stampfen.
„Was glaubst du Toni, werden wir vom Chinesen übernommen?“
Heinz hatte sich beeilt, um hinter mich an die Buffettheke zu gelangen und sicherlich vor, mich mit seinen Vermutungen die gesamte Mittagspause über zu quälen.
Heinz gehörte nun mal zu den liebenswerten Zeitgenossen, die zwar alles wussten, aber meist dieses Wissen in die völlig falschen Zusammenhänge brachten.
„Welcher Chinese soll unseren Betrieb übernehmen? Wenn es der an der großen Kreuzung auf der rechten Seite ist, dann habe ich nichts dagegen, die Ente süß sauer dort ist ganz ausgezeichnet und der Koch würde eine große Bereicherung in unserer Nullachtfuffzehnkantine bedeuten!“
Heinz war eine Last in der Pause, in meiner Pause. Heinz war guter Kumpel und Last in einer Person, eine Kombination die es in dieser Form allerdings nicht ganz so oft zu geben scheint.
Heinz war jemand, der an allem und jedem etwas auszusetzen hatte.
Es war damals vor sechs Jahren. Unsere Firma hatte jede Menge Geld im saudiarabischen Wüstensand verbuddelt und anscheinend vergessen, wo man es eventuell wieder finden könnte.
Unser zu der Zeit größtes Bauunternehmen der Republik, hatte sich so ziemlich an allen Projekten beteiligt und alle Ausschreibungen gewonnen. Allerdings blieb nach Abschluss der Aktivitäten im Ausland ein dickes Defizit in der „Kriegskasse“ übrig.
Unsere Geschäftsführung hatte immer versucht, die Konkurrenz auszustechen und dabei scheinbar vergessen, dass Geschäfte zuallererst Gewinne bedeuten müssen. Gewinne die sich in der Bilanz auf der Habenseite verbuchen lassen.
Wir kleinen Ruderknechte legten los, sobald der Startschuss ertönte und versuchten anhand der „Lastenhefte“, das heißt nach den Ausschreibungsunterlagen, eine möglichst wasserdichte Kalkulation zu erstellen und dann kamen die Trommler aus der Geschäftsleitung und versuchten den Taktschlag zu erhöhen, um unsere Kosten zu drücken und machten damit die schon knappen Kalkulationen in Bezug auf Reibach noch unübersichtlicher.
„Toni ich habe gehört, dass ein taiwanesisches Baukonglomerat hier in Europa Wackelkandidaten aufkaufen will und schon ein paar Schlitzaugen auf unsere Bude geworfen haben soll.“
„Taiwan, der amerikanische Flugzeugträger in der Chinesischen See, schöne Insel, gutes Essen und vor allem jede Menge freundlicher, kleiner Chinesen.“
Taiwan hatte schon bei meinem ersten Besuch vor Jahren, großen Eindruck auf mich gemacht.
Als Bauingenieur in Saudi Arabien, war ich damals mit der Anwerbung von Arbeitern auf den Philipinen und in Korea betraut worden.
Später kam noch das Nationalchinesische Taiwan als Sklavenlieferant dazu.
„Flugzeugträger ? Die Schlitzaugen wollen uns die Tröge Leerfressen und wir können sehen wo wir bleiben. Mensch Toni, du denkst an den kalten Krieg und den ganzen Nachkriegsschlamassel und dabei geht die ganze Wirtschaft den Berg runter, nur weil unsere Bundeskanzlerin das Wort Globalisierung noch nicht einmal buchstabieren kann. Damals der Gerd, der hatte den absoluten Durchblick und hat uns die Kohle geschickt, damit wir noch zwei Jahre weiter arbeiten konnten.“
Heinz war eine Last, zumal in der Mittagspause, wenn ganz normale Leute wie ich, nicht die gesamte Globalisierung der Weltwirtschaft analysieren wollten, sondern in ein geschmackloses Zigeunerschnitzel beißen und zum krönenden Abschluss sich noch eine Zigarette zwischen die Lippen zu schieben gedachten.
„Weiterwurschteln Heinz, die Kohle war für uns damit wir weiter wurschteln konnten, die zwei Jahre, bis uns dann die Holländer geschluckt haben.“
Wir waren dann, noch bevor uns die Augen aufgingen, plötzlich ein holländisches Bauunternehmen. Das lag nicht daran, dass ohnehin auf unseren Baustellen, der größte Anteil an Arbeitern aus den Niederlanden und ganz Europa stammte, sondern weil wir uns am Ausbau des Amsterdamer Flughafens beteiligten und das Konkurrenzunternehmen direkt nach unserem Zuschlag unser Unternehmen geschluckt hatte.
„Du glaubst doch nicht etwa, dass die Holländer den Deal verhindern können, ne wollen, verhindern wollen, Toni? Wenn die Möpse stimmen, schlagen die zu und schon sind wir ein taiwanisches Unternehmen, Toni und was dann?“
„Taiwanesisches Unternehmen, Heinz, nicht taiwanisch! Ist doch egal, Hauptsache der Fraß in der Kantine wird endlich genießbar.“
Ich hatte mir das Schnitzel mit Rösti und einen Salat genommen und schaute auf Heinz, der sich das gleiche geben ließ. Heinz tat fast immer das Gleiche wie ich, wenn wir zusammen in der Schlange am Buffet standen.
„Möchtest du für die Chinesen schuften, die es sich auf ihrer Insel gut gehen lassen und die Kohle zählen, die sie aus uns heraus pressen ? Wir schuften hier im Akkord und diese Globalisierer lachen sich in die Bewusstlosigkeit. Ente süßsauer? Dass ich nicht lache! Ich glaube, uns wird dieser ganze chinesische Schweinekram noch ganz ordentlich sauer aufstoßen!“
Trotz seines Versprechens hatte Heinz nach diesen Sätzen laut aufgelacht
„Heinz, Schweinekram in Kruste, süß sauer, auch nicht zu verachten mit `ner kleinen Flasche Chinesischen Bieres, ganz bestimmt besser als dieser Fraß hier.“
Ich erinnerte mich an eine Taiwanreise, damals als es uns auf unserer Galeere noch gut ging und wir noch vorwärts ruderten und die Taktzahl zu stimmen schien und nicht dauernd jemand versuchte, die Fuhre zum Kentern zu bringen um dann die Trümmer zur Havariefundsache zu erklären und sich die Taschen voll zu stopfen.
Ich hatte damals sehr schnell erkennen müssen, dass für Chinesen das Mittagsmahl eine Art Heilige Handlung bedeutete und sie nur ungern von dieser heiligen Handlungen ließen, um zum Beispiel mit uns „Langnasen“ über Geschäfte zu sprechen.
„Verdammt noch mal Toni, ich rede hier nicht von dem Chinafraß, ich mache mir Sorgen um unsere Zukunft und du denkst nur an deine süß saueren Ungeheuerlichkeiten und wenn du mich fragst, ich denke bei dem ganzen Zeugs immer nur an panierte Ratten, oder Hunde und Katzen.“
Heinz fand unter jedem Stein einen Mistkäfer und ich glaubte immer, bevor ich einen Stein umdrehte, diesmal würde eine Muschel mit Perle zum Vorschein kommen.
„Heinz, ich denke, wir müssen uns mit der Tatsache abfinden, dass, wenn unsere Galeere weiter auf den Weltmehren segeln soll, uns das nur noch mit internationaler Besatzung gelingen kann. Es ist doch egal wer sein Kapital in unsere Ausrüstung investiert. Hauptsache wir bleiben im Rennen und gehen nicht den Bach runter, oder einer zieht den Stöpsel aus der Badewanne. Das genau wäre unser Untergang und nicht die Tatsache, dass uns die Taiwanesen schlucken.“
Wir hatten uns langsam bis zur Kasse vorgearbeitet und schauten schon nach freien Plätzen an den Tischen. Ich hatte mir vorgenommen, mich an einen Tisch in der Raucherecke zu setzen und hoffte dadurch weiteren Weisheiten Heinz`s zu entgehen, weil dieser der Fraktion der militanten Nichtraucher angehörte.
„Haben sie schon gehört Dr. Busch, dass wir von den Amis aufgekauft werden sollen, ich habe das gerade aufgeschnappt, als unser Herr Direktor Sommer und Professor Albrecht hier vorhin bezahlt hatten!“
Eliza wie ich sie heimlich nannte, obwohl sie Elisabeth mit richtigem Namen hieß, schaute mich mit ihren strahlenden blauen Augen an. Ich liebte Eliza schon eine ganze Weile, traute mich nur nicht, es ihr einzugestehen, ich Depp. Unsere Beziehung schien, so jedenfalls dachte ich, nur auf Distanz zu funktionieren.
Eliza saß an der Kasse und die Zahl ihrer Verehrer, schien genau der Anzahl unserer männlichen Angestellten zu entsprechen, mal grob geschätzt.
Kollege Heinz, der mir wieder sein Tablett ins Kreuz gerammt hatte, stieß einen spitzen Schrei aus, der einem Kastraten in einer taiwanesischen Tanzoper alle Ehre gemacht hätte.
„Hast du das gehört, Toni? Weißt du, was das bedeutet, Toni? Amerikaner in unserer Bude?“
Ich schaute Eliza verträumt an und musste trotzdem unwillkürlich an einen dicken, fetten Burgerkloß denken, der sich mit blutunterlaufenen Augen, zwei Messer wetzend, in unsere Richtung aufzumachen schien um uns, Heinz und mich, zu verspeisen.
Eliza sah einfach zum Anbeißen aus.
„Ich weiß was das bedeutet, wenn’s stimmt Heinz, bestimmt nichts Gutes.
Wahrscheinlich… Mist !“
Diese verdammten Chinesen hatten Recht!
Wer schon den ganzen Tag rudern muss, obwohl er gar nicht weiss wohin, der sollte doch wenigstens in Ruhe sein Mittagsmahl verdrücken können. Ohne Störung.
Ich muss doch endlich mal meine Hemmungen abwerfen und Eliza einfach anrufen, hatte ich doch ihre Telefonnummer ganz oben auf meiner Korkpinnwand angeheftet um sie immer im Auge zu behalten. Sie hatte sie mir schon vor Zeiten gegeben und ich hatte einfach immer Hemmungen sie anzurufen.
„Elisabeth, können Sie mir sagen, was im Kopf dieses Mannes vorgeht? Der sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht, der Herr Doktor, obwohl alles klar und ersichtlich ist. Der Mann bleibt ein unverbesserlicher Optimist.“
„Das, Herr Herwig, möchte ich schon lange wissen, glauben Sie mir, allerdings werden wir es beide nicht erfahren, fürchte ich.“
Eliza schien zu seufzen .
Eliza war sehr apart. Am Ende unserer heutigen Rudertour musste ich mal meine Hemmungen über Bord werfen und sie um ein Date bitten, aber jetzt musste de Nachmittag hindurch noch mal richtig gerudert werden.
Igitigitt! Burger statt Ente? Igigigitt!
© A.S 2006
Liebe Worttümmler, um kreative Kritik wird gebeten!
#2
von Habibi (gelöscht)
Wahrscheinlich...Mist!
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 13.07.2008 17:33von Habibi (gelöscht)
Lieber Simulant, noch schnell von mir, bevor ich mich zu einer Lesung aufmache, mein erster Eindruck. Du erzählst sehr weitschweifig und irgendwann für den Leser ermüdend, von den Hochs und Tiefs einer Baufirma, die vielleicht von den Chinesen aufgekauft werden soll. Das sind ca. 4/5 von deiner Geschichte. Zum Schluss aber geht es um ein Rendevous mit der Kassiererin, die der Prot sich bisher noch nicht getraut hatte anzurufen. Für mich ist diese Wandlung nicht ganz nachvollziehbar und macht den Eindruck, dass sie angehängt wurde, um der Geschichte einen Schluss zu verpassen. Überzeugt mich leider nicht! Überleg, was du erzählen willst und tue es konsequent und spannend.
Gruß von Habibi
Gruß von Habibi
#3
von Simulant (gelöscht)
Wahrscheinlich...Mist!
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 13.07.2008 19:03von Simulant (gelöscht)
Genau! Hochs und Tiefs einer Baufirma interessieren nicht wirklich! Jedenfalls dann, wenn ein absoluter Schlaffi in einer Geschichte die Hauptrolle spielen soll:
Ich hätte anstatt zu schreiben, besser Kegeln gehen sollen! Dann hätte ich möglicherweise einen wirklichen Erfolg gehabt, so aber?
Danke, liebe habibi, für Deine Mühe mit meinen Texten. Als Autor kann man nur aus seinen Fehlern lernen!
Ich hätte anstatt zu schreiben, besser Kegeln gehen sollen! Dann hätte ich möglicherweise einen wirklichen Erfolg gehabt, so aber?
Danke, liebe habibi, für Deine Mühe mit meinen Texten. Als Autor kann man nur aus seinen Fehlern lernen!
#4
von Habibi (gelöscht)
Wahrscheinlich...Mist!
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 13.07.2008 22:11von Habibi (gelöscht)
Lieber Simulant, du musst doch jetzt das Kind nicht gleich mit dem Bade ausschütten. Wenn ich nicht der Meinung wäre, du kannst schreiben und hast etwas zu erzählen (was nicht immer der Fall ist - ich meine, dass beides zutrifft), würde ich mir nicht die Mühe machen, überhaupt etwas zu deinen Texten zu sagen. Nur heute Abend, nach 2 Stunden Lesung kann ich ohnehin nichts mehr beisteuern, außer dir und den anderen eine Gute Nacht zu wünschen.
Gruß von Habibi
Gruß von Habibi
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